Dienstag, 24. Mai 2011
Pro Senectute
Themen: Neuro-Psycho
... wie man in der Schweiz sagen würde. ;-)

Vor zwei Wochen habe ich mich, einer plötzlichen Eingebung folgend, in die Freiwilligendatenbank der hiesigen Diakonie eingetragen. Letzte Woche hatte ich ein Treffen mit einem der Mitarbeiter, und gestern habe ich den alten Herrn kennengelernt, den ich, äh, diakonieren soll.

Ich glaube, das lief ganz gut. :-) Eigentlich sollten wir einander nur vorgestellt werden und uns ein bißchen gegenseitig beschnuppern, um zu sehen, ob wir miteinander klarkommen.

Aber am Ende blieb ich dann den ganzen Nachmittag dort und wir redeten und tranken Kaffee und sahen fern und (als es endlich aufhörte zu regnen) gingen ein bißchen spazieren.

Am Donnerstag wollen wir uns wieder treffen und hoffen, daß schönes Wetter ist. Er geht nämlich sehr gern spazieren (er wohnt gar nicht weit weg von mir, und in unserer Gegend kann man ja wirklich schön spazierengehen!), möchte dabei aber nicht immer alleine sein.

Für ihn ist es gesund, wenn ab und zu mal jemand „ohne Grund“ vorbeikommt – also nicht der Liefermensch von „Essen auf Rädern“ oder der Physiotherapeut, sondern jemand zum Gesellschaftleisten. Und für mich ist es gesund, wenn ich ab und zu mal einen Grund habe, rauszugehen und mich mit jemandem zu treffen, der (nach über 80 Lebensjahren) zudem noch einiges Interessante zu sagen hat. :-)

Ich glaube, das ist so etwas Ähnliches wie das, was der Biologe „Symbiose“ nennt.

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Sonntag, 1. Mai 2011
Allein ist nicht dasselbe wie einsam
Themen: Neuro-Psycho
Zu diesem Thema muß ich mir noch mehr Gedanken machen. Das hier ist jetzt nur so mehr oder weniger ins Blaue gedacht.

Auslöser war eine Diskussion auf Twitter, die wiederum von einem Rundfunkbeitrag über Autismus ausgelöst wurde, in dem es zwar vordergründig darum ging, für mehr Verständnis für Autisten in der „normalen“ Welt zu sorgen, wo sie dann aber wirklich kaum ein Klischee ausgelassen haben.

Beim ersten Anhören fand ich den Beitrag gar nicht so schlimm. Anscheinend besitzt mein Gehirn einen Filter, in dem die ganzen üblen Klischees und Pauschalisierungen hängen bleiben, wenn mich nicht gerade jemand direkt darauf hinweist. ;-)

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Lustig: Auf schwedisch werden die Grenzen zwischen den Wörtern und Konzepten ganz anders gezogen als im Deutschen. Ensam hat viele Bedeutungen, unter anderem „einsam“ und auch „allein“, aber in bestimmten Kontexten kann es sogar „der/die/das einzige“ oder „ausschließlich“ bedeuten. Wenn ich sage, daß ich „ensam“ wohne, wird das zuallererst einmal als „ich habe keine Mitbewohner“ verstanden. Wenn ich ausdrücken will, daß ich mich einsam fühle, muß ich mich ein bißchen anstrengen und beispielsweise einen Ausdruck wie övergiven („verlassen“) benutzen.

Gleich auf der ersten Seite ihres Buches „Vem ska trösta knyttet?“ verwendet Tove Jansson innerhalb von nur zwei Zeilen das Wort ensam in gleich drei verschiedenen Bedeutungen: Der Protagonist der Geschichte wohnt (erstens) ohne Mitbewohner in einem (zweitens) abgelegenen Haus und fühlt sich abends immer (drittens) ganz einsam.

Im Finnischen gibt es das schöne Wort orpo, das als Substantiv „Waise“ bedeutet und als Adjektiv „einsam und verlassen“. Also im Sinne des Sich-so-Fühlens, nicht des Der-Einzige-im-Zimmer-Seins.

Hach, Fremdsprachen sind etwas Schönes. :-)

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Wenn ich mich einsam fühle, und das kommt manchmal vor, dann fühle ich mich vom Rest der Welt abgeschnitten. Manchmal habe ich dann das Gefühl, die Welt gäbe es gar nicht, oder es gäbe sie zwar, aber sie hätte mit mir nichts zu tun. Manchmal fühlt es sich eher so an, als ob in der Welt nichts und niemand wäre, was/wer irgendwie mit mir zu tun hätte, daß ich also buchstäblich „einsam und verlassen“ wäre.

Naja, „orpo“ eben.

Aber das ist ein Depressionssymptom. In den meisten Situationen, wo ich ganz allein bin, fühle ich mich ziemlich wohl und gar nicht einsam.

Leider verstehen das viele Leute nicht. Was mich wirklich erschreckt hat: Bei einem Fachvortrag fragte mich eine Psychologin (!) im Publikum ganz ungläubig, ob ich das ernst gemeint hatte, als ich gesagt hatte, daß meine beste Freundin in Österreich wohnt (also in Pi mal Daumen 1000 km Entfernung), und wie das denn sein könne, daß jemand, der so weit weg wohnt, meine „beste Freundin“ sein könnte.

Ähm. Hat diese Frau denn noch nie von Telefon und Internet gehört? Muß ich wirklich jemandem ständig physisch auf der Pelle sitzen, um ihm zu zeigen, daß ich auch weiterhin mit ihm befreundet sein will?

An vielen Tagen besteht für mich das ganze Ausmaß an Kontakt mit der Außenwelt darin, daß ich
  • aus dem Fenster gucke und draußen Leute sehe und
  • ab und zu Geräusche im Treppenhaus höre, wenn ein Nachbar weggeht oder heimkommt, und
  • wenn ich die Ohren spitze, das leise Gemurmel des Radios in der Nachbarwohnung wahrnehme (falls die Nachbarin zu Hause ist) und
  • im Internet z. B. Zeitung lese (die ja vermutlich von irgendwem geschrieben wurde)
... und so richtig eng wird dieser Kontakt, wenn mir jemand beispielsweise eine Mail schickt oder ich (neuerdings) irgendwelche Tweets nicht einfach nur ziellos in die Welt hinausschicke, sondern auf einen Tweet von jemandem antworte oder jemand auf einen Tweet von mir antwortet.

Und ich fühle mich nicht einsam. Ich fühle mich ungestört.

Daß es andere Leute gibt, zu denen ich bei Bedarf womöglich sogar Kontakt aufnehmen kann, merke ich ja daran, daß ab und zu aus dem Treppenhaus Schritte oder Gesprächsfetzen in meine Wohnung dringen. Und am nachbarlichen Radio-Gemurmel. Und an den Leuten vorm Fenster.

Fast direkt unterhalb meines Küchenfensters ist ein Spielplatz. Für manche anderen Leute wäre das ein Grund gewesen, nicht in diese Wohnung einzuziehen... Ich find’s aber toll, wenn ich im Sommer das Fenster auf habe und höre, wie draußen die Kinder spielen. Manchmal wird das sogar ziemlich laut, weil sie sich ja nicht unbedingt an die Grenzen des Spielplatzgeländes halten, sondern auch mal auf die Wiese direkt unterm Fenster laufen und dort weiterspielen. (Hier ist das Betreten des Rasens nämlich nicht verboten, und das ist auch gut so.)

An vielen Tagen wird mein Bedarf an zwischenmenschlichem Kontakt durch Kinderlachen oder Radiogemurmel vollständig gedeckt.

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Daß es auf Mittsommer zugeht, merke ich im Sommer immer daran, daß es draußen auf einmal so still ist. Klar; die Kinder sind alle mit ihren Eltern ein oder zwei Wochen aufs Land gefahren.

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Mein Großonkel, ein notorischer Eigenbrötler, zitierte immer Wilhelm Busch: „Wer einsam ist, der hat es gut / weil keiner da, der ihm was tut.“

Schopenhauer drückt es ohne Reim so aus: „Ganz er selbst sein darf jeder nur, solange er allein ist. Wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit; denn nur wenn man allein ist, ist man frei!“

Von Schopenhauer gibt es auch noch ein etwas drastischeres Zitat zum Thema: „Was nun andererseits die Menschen gesellig macht ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit, und in dieser sich selbst, zu ertragen.“

Mir tun diese Leute leid, die es nicht schaffen, auch nur wenige Minuten allein mit sich selbst zu verbringen. :-(

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In irgendeinem Psychologiebuch habe ich mal gelesen, daß introvertierte Menschen (huiiii, da schreibt jemand über mich!) in ihrem Kopf ständig einen „inneren Monolog“ am Laufen haben und extrovertierte Menschen haben entweder keinen solchen Monolog im Gehirn oder sie nehmen ihn nicht wahr; ganz genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern.

Ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie es wohl ist mit solcher Stille im Kopf. Das wäre für mich schrecklich und hätte ziemlich viel mit Einsamkeit zu tun.

Andererseits würde es natürlich erklären, warum es Extrovertierten so schwer fällt, selbst für kurze Zeit „mit sich selbst allein“ zu sein... die haben dann ja im Gegensatz zu uns Introvertierten nicht einmal sich selbst zur Gesellschaft! Die Ärmsten. :-(

In meinem Kopf ist dieser „innere Monolog“ oft eher ein angeregtes Gespräch als ein Monolog im engeren Sinne. Das ist nicht leicht zu beschreiben... Es gab mal eine britische Zeichentrickserie namens Captain Star, wo eine der Hauptfiguren nach einem Unfall mit irgendwas Radioaktivem mutiert war und seitdem neun Köpfe und sechs Arme hat. Diese neun Köpfe unterhalten sich oft untereinander und lassen sich dabei nicht im geringsten von der Tatsache stören, daß sie ja eigentlich zur selben Person gehören und nur recht selten unterschiedlicher Meinung sind.

So ähnlich hört sich das in meinem Kopf an. Wie kann man da einsam werden? :-)

(Fortsetzung folgt... eventuell.)

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Dienstag, 19. April 2011
Ein kleiner Blick in mein Hirn
Themen: Neuro-Psycho
Iiiiih, lauter graues Glibberzeug. ;-)

Ein Bekannter von mir, der mit einer Medizintechnikerin verheiratet ist, hat tatsächlich ein paar computertomographische Bilder seines Hirns im Büro hängen – „für die Zweifler“, sagt er.

Aber keine Sorge, von mir kommen jetzt keine gruseligen Bilder aus der Anatomie, sondern wie üblich ein längerer Wortschwall. Ich mache mich jetzt sozusagen ein wenig nackig. Angeblich ist das ja der Sinn eines Blogs, oder das behaupten zumindest einige Leute... Nun ja. Ich will lieber nicht wissen, was diese Leute in ihren Blogs schreiben...

Jedenfalls war ich letzte Woche wieder mal bei meinem Psychiater, aber diesmal für eine Weile zum letzten Mal. (Schade eigentlich. In seiner Praxis fühle ich mich sehr wohl; wenn der Mann nicht so furchtbar teuer wäre, würde ich mir öfters eine Ausrede ausdenken, um da nochmal hinzugehen. Er hat nämlich unglaublich viele Bücher herumstehen, und weil er recht, äh, eklektische Interessen hat – ich habe ihn im Verdacht, nicht nur ADHS-Spezialist zu sein, sondern selber auch ADHS zu haben –, stehen da Wörterbücher, Politikerbiographien, Krimis sowie theologische, medizinische und psychologische Fachliteratur ganz friedlich nebeneinander. Einige Bücher haben wir sogar gemeinsam. Aber ich schweife ab.)

Zurück zum Thema: Ich bin jetzt bis Ende des Jahres krankgeschrieben und der Arzt hat für mich eine Kur in einer Tagesklinik in Helsinki beantragt – das heißt, da geht man morgens hin, wird irgendwie behandelt und kriegt auch ein Mittagessen, und abends geht man wieder heim, und das halt über längere Zeit hinweg (je nach Fall mehrere Wochen oder auch länger) regelmäßig, bis zu fünfmal pro Woche. Ziel der Behandlung: Volle Wiederherstellung meiner Arbeitsfähigkeit vor Jahresablauf.

Drückt mir die Daumen, daß die Krankenkasse das genehmigt. Sollte sie ja eigentlich tun, wenn sie rechnen kann: Wenn ich auf unbestimmte Zeit weiter krankgeschrieben bleibe, heißt das, daß ich der finnischen Staatskasse auf unbestimmte Zeit auf der Tasche liege. Wenn ich behandelt werde und danach wieder arbeiten gehe, muß die finnische Staatskasse zwar zuerst etwas mehr in mich investieren, als wenn ich nur zu Hause herumsitze, aber danach zahle ich ziemlich bald wieder Einkommenssteuer, und zwar (wenn sie sich mal meine Steuererklärungen der letzten 10 Jahre angucken) nicht zu knapp. Also bitte, lieber Sozialstaat: Jetzt etwas in Julia investieren und sich auf die zusätzlichen Steuereinnahmen freuen. <augenaufschlag>

Aus diesem Anlaß hat der Arzt über mich ein psychologisches Gutachten angefertigt, das meinen jetzigen Zustand, aber auch meinen früheren (Normal-) Zustand beschreibt. Er kennt mich ja schließlich schon seit Jahren und hat mich im Lauf der Zeit auch schon öfters als Nicht-Depressive (bzw. nicht akut Depressive) erlebt.

Dem Gutachten zufolge ist mein jetziger Zustand in etwa so [meine Kommentare in eckigen Klammern]:
  • Die Depression hat nachgelassen, ist aber immer noch mittelschwer. [Für mich fühlt sich das in etwa so an: Im Herbst war die Welt FIES und GEFÄHRLICH. Jetzt ist sie nicht mehr ganz so fies, aber doch immer noch ein bißchen, und auch noch ziemlich gefährlich und irgendwie bedrohlich. Immerhin nicht mehr in Großbuchstaben.]
  • Ich habe Probleme damit, Sachen anzufangen. [So ein blöder unhandlicher Ausdruck. Im Finnischen ist das ein einziges Wort, und noch dazu ein relativ kurzes: aloitekyky, die Fähigkeit, Sachen anzufangen.] Selbst wenn es scheinbar kleine und einfache Sachen sind, z. B. Müll rausbringen. [Das ist ganz typisch bei Depressiven. Natürlich ist das ein Teufelskreis: Ich habe heute schon wieder nicht den Müll rausgebracht; meine Güte, nicht mal dazu bin ich in der Lage; ich bin ja soooo dumm und soooo faul und soooo unfähig; und das füttert dann die Depression und man schafft noch weniger. Und fühlt sich daher noch doofer. Und wird noch depressiver. Undsoweiter.]
  • Ich habe Probleme damit, meine Tage (oder grundsätzlich Zeitabläufe) zu strukturieren – habe ich als ADHSlerin ja sowieso, aber durch die Depression wurde das bißchen Struktur, das vorhanden war, stark beschädigt. Aber inzwischen schaffe ich es, eine eigene Struktur aufzubauen, und zwar mit der Hilfe diverser elektronischer Gadgets und Applets usw., die mich zu bestimmten Uhrzeiten oder in bestimmten Abständen [„ah, wieder eine Stunde rum“] anpiepsen.
  • Ich hatte in den letzten Monaten keine Panikattacken mehr, aber die Angst ist immer noch ständig sozusagen als Hintergrundrauschen vorhanden. Ich bin aber soweit „beieinander“, daß ich die frühen Anzeichen einer kommenden Panikattacke schon aus einer gewissen Entfernung sehe und dann Gegenmaßnahmen treffen kann.
  • Mein Schlafrhythmus ist auf dem Weg zurück zur Normalität. Ich habe zwar fast jede Nacht sehr lebendige und sehr seltsame Träume, aber keine Alpträume. [Ich habe ja grundsätzlich extrem selten mal einen Alptraum, aber im Moment sind meine Träume teilweise wirklich extrem seltsam.]
  • Ich kann mich immer noch nicht besonders gut konzentrieren und u. a. nicht viel auf einmal lesen, selbst wenn es sich um einfache und/oder bereits bekannte Texte handelt. [Das ist normalerweise eigentlich eine der Methoden, mit denen ich mich in Krisenzeiten beruhige: irgendein Buch, das ich schon x-mal gelesen habe und stellenweise fast auswendig kann, zum x+1-ten Mal lesen.]
  • Ich bin anhedonisch, das heißt, meine Emotionen bewegen sich in einem sehr engen Rahmen. [Das hat den Vorteil, daß ich trotz Depression nicht dauernd am Weinen bin, aber den Nachteil, daß ich auch keine große Freude auf die Reihe kriege, selbst wenn mir etwas wirklich Schönes passiert.]
  • Ich habe keine Selbstmordgedanken. [Und das ist auch gut so.]
  • Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das ich vor einigen Monaten noch ständig hatte, hat nachgelassen, aber von Zeit zu Zeit kommen mir Annihilationsängste. [Das heißt, daß ich das Gefühl habe, nicht mehr lange zu leben; nicht aus einem bestimmten Grund, ich denke also nicht beispielsweise, ich würde verhungern oder ich hätte eine gräßliche Krankheit; ich habe einfach nur den überwältigenden Eindruck, ich würde in ein paar Monaten nicht mehr existieren. Mich in Nichts auflösen oder so. Oder die Zukunft würde einfach nicht existieren. Sehr unangenehm, sowas.]
  • Außerdem habe ich zur Zeit Intrusionen, also sich mir ungebeten aufdrängende Gedanken, die durch teils sehr schwache Sinnesreize ausgelöst werden, z. B. durch ein Wort oder einen Geruch. Da kommen mir dann sehr plötzliche und sehr lebendige Erinnerungen an Deutschland, v. a. an meine Kindheit. [Das ist nicht unbedingt immer unangenehm, kann aber ganz schön verwirrend sein. Vor allem, wenn ich den auslösenden Reiz identifizieren kann und mich dann frage, warum Apfelgeruch mich ausgerechnet an Weihnachten erinnert. Und warum es in meiner Küche nach Apfel riecht, obwohl ich doch Äpfel eher selten esse.]
  • Und dann bin ich noch zerstreut.
  • Meine Stimmung ist stark von äußeren Einflüssen abhängig. [Also wenn ich gut oder schlecht gelaunt bin, kommt das meistens nicht aus mir selber heraus, sondern daher, daß ich gerade etwas Angenehmes oder Unangenehmes gesehen habe oder mir gerade etwas Angenehmes oder Unangenehmes passiert ist. Immerhin bin ich in der Lage, mir schlechte Laune auch selber zu machen, aber das ist ja eigentlich nichts, worauf man stolz sein sollte. Ich will endlich mal wieder auch gute Laune selber machen können!]
  • Ich will wieder arbeiten, aber ich kann mich an den meisten Tagen nicht einmal dazu aufraffen, mir Straßenkleidung anzuziehen.
  • Ich habe manchmal absurde Gedanken über (eingebildete) Katastrophen, die mich ereilen werden: „ich krieg nie wieder Arbeit, ich werd verhungern“. [In Bev Aisbetts schönem Büchlein „Living with IT. A Survivor’s Guide to Panic Attacks“ ist eine Zeichnung, auf der eine Frau durch eine scheinbar logische Gedankenkette von „ich bin zu spät dran mit diesem Bericht“ zu „und wenn dann der Atomkrieg anfängt, bin ich ganz allein“ kommt. So ungefähr funktioniert das. Und nein, das ist auch nicht angenehm.]
Aber mein Normalzustand sieht seiner Meinung so aus:
  • gut orientiert
  • sachlich
  • lebhaft
  • von Natur aus optimistisch [öh... wer, ich?]
  • intelligent
  • Perfektionistin
  • schnelle Auffassungsgabe
  • überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit
(Wozu ich noch anmerken will, daß Perfektionismus und hohe Leistungsfähigkeit eine blöde Kombination ist, weil man dann wegen dieses blöden Perfektionismus die eigene Leistungsfähigkeit ständig kleinzureden versucht.)

Er ist außerdem der Meinung, meine Berufslaufbahn sei „tadellos“, was wohl amtsdeutsch (bzw. amtsfinnisch) ist für „hat noch nie eine Arbeitsstelle durch eigenes Verschulden verloren“ oder etwas in dieser Art. <rätsel>

Und dann schreibt er noch, daß mein Über-Ich sadistische Züge aufweist. Hmm, das war mir ja neu, und ich weiß auch nicht, wie das zustandegekommen ist (die Autoritätspersonen in meiner Kindheit waren alle eher lieb), aber es würde schon einiges erklären. :-P

Heute fühle ich mich übrigens eher hypomanisch. Ob das an der Kombination aus Antidepressivum, Grüntee, Chili (in meinem Frühstücks-Thunfisch) und diesem verflixten Frühlingswetter liegt? Das sollten die auf den Beipackzettel schreiben: Vorsicht, bei schönem Sonnenwetter ist der Patient auf hypomanische Symptome zu überwachen. Vor allem, wenn die Vögel zwitschern.

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Mittwoch, 16. März 2011
Früüüüüühling...
Themen: Neuro-Psycho
Die Tage werden immer länger. Das bringt meine innere Uhr total durcheinander – die Sonne geht jetzt ja zu einer Zeit unter, zu der es noch vor einem Monat schon finsterste Nacht war.

Allerdings haben wir immer noch ziemlich viel Schnee. Aber ein paar mutige Vögel zwitschern schon, und wie ich ja heute morgen schon erwähnt habe: manche haben sogar schon ausgebrütet!

Und ich bin irgendwie energiegeladen, aber auf eher unangenehme Weise. Nämlich ziemlich nervös. :-P Und kriege trotz der Energie fast nichts auf die Reihe.

Naja, außer Bloggen halt.

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Dienstag, 16. November 2010
Krisensitzungen
Themen: Neuro-Psycho
Gestern hat mich mal wieder die Depression gepackt.

Diesmal brachte ich endlich die Kraft auf, bei der städtischen Psycho-Krisen-Hotline anzurufen.

Da hatte ich dann ein nettes etwa halbstündiges Gespräch mit einer... äh... ich glaube, die Frau ist Sozialarbeiterin. Jedenfalls nicht Psychologin. Sozial-irgendwas. Ist aber auch egal.

Auf jeden Fall habe ich jetzt am Donnerstagmorgen einen Termin dort für ein persönliches Gespräch. Bis dahin habe ich als „Hausaufgabe“, genauer aufzuschreiben, was mir im Moment die größten Probleme bereitet bzw. was mein Leben gerade am stärksten beeinflußt.

Als Schreibhilfe bekam ich den folgenden Ansatz: „Wenn mir eine gute Fee drei Wünsche gewähren würde, dann...“

Das ist natürlich gut, um mit dem Aufschreiben in Gang zu kommen, aber bei jemandem wie mir stellen sich da ein paar Probleme:
  • Die ersten beiden Punkte kriegen automatisch die Form „Ich wünsche mir X, und zwar gemäß den Spezifikationen in Anhang A“. Und Anhang A ist dann mehrere Seiten lang und seeeehr technisch und besteht fast nur aus Skizzen und Tabellen.
  • Beim dritten Punkt kommt mir dann mein Hintergrundwissen über Feenmärchen in den Weg. (Zu irgendwas müssen die ganzen Folkloristikscheine, die ich damals an der Uni gemacht habe und die nicht das Geringste mit meinem Haupt- oder Nebenfach zu tun hatten, ja gut sein.) Speziell: das Wissen, daß der dritte Wunsch immer derjenige ist, mit dem die ersten beiden (wegen unerwünschter Nebenwirkungen) wieder rückgängig gemacht werden. >;-)
Mit anderen Worten: Ich komme und komme einfach nur auf zwei Wünsche. Naja gut, immerhin ist einer davon ein ziemlich großer. Aber für den dritten fallen mir bis jetzt nur so Allgemeinplätze wie „Frieden auf Erden“ oder „Abschaffung aller sozialen Ungerechtigkeiten“ ein. Oder so blödsinnige Sachen, die mir eigentlich mit keinem meiner Probleme helfen würden und die ich sowieso nicht so dringend brauche und die ich mir (zumindest teilweise) auch ohne die Hilfe einer guten Fee besorgen könnte – solche Sachen wie „ein neues Fahrrad“ oder „alle fünf Staffeln von ‚Daria‘ auf DVD“.

Naja, vielleicht fällt mir ja noch was Ordentliches ein... Oder sollte ich mich lieber freuen, daß sich meine derzeitigen Probleme auf zwei Punkte reduzieren lassen?

Außerdem habe ich morgen einen Termin bei meinem Psychiater.

Der sitzt jetzt in einer neuen Praxis, die ganz woanders ist als die alte. Am Telefon hat er mir lang und breit erklärt, wie man da hinkommt. Mit der Bahn, mit dem Bus, mit dem Auto... Hörte sich ziemlich kompliziert an. Laut Stadtplan liegt das Haus allerdings fast direkt am Bahnhof, also glaube ich, ich mache es mir einfach und nehme den Vorortzug.

Außerdem ist da in der Nähe angeblich ein Park, also werde ich, falls das Wetter brauchbar ist, den Fotoapparat mitnehmen...

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Dienstag, 26. Oktober 2010
Depressions-Gedanken (Vollversion)
Themen: Neuro-Psycho
Gleich zu Anfang möchte ich sagen: Das hier aufzuschreiben, war alles andere als einfach (und hat mehrere Stunden gedauert). Denn um etwas aufzuschreiben bzw. auszuformulieren, muß man daran denken, und wenn ich gerade mal nicht depressiv bin (bzw. nicht mehr ganz so depressiv wie gestern), möchte ich an bestimmte Sachen natürlich lieber nicht denken.

Nun gut. Bringen wir’s hinter uns.

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Das für andere am deutlichsten wahrnehmbare Symptom ist wohl, zumindest in der Theorie, daß ich während so einer depressiven Episode so ziemlich jederzeit und aus dem geringsten Anlaß (oder auch ganz ohne Anlaß) in Tränen ausbrechen kann und dann auch ziemlich lange (länger als nur ein paar Minuten) ununterbrochen weine. Allerdings wohne ich alleine und gehe, wenn ich mich so schlecht fühle, auch erst dann wieder raus, wenn ich mich soweit besser fühle, daß ich einigermaßen sicher bin, in absehbarer Zeit nicht mehr scheinbar grundlos loszuweinen; deshalb habe ich „in der Theorie“ geschrieben. In der Praxis sieht’s halt doch niemand.

<seufz>

Aber ich wollte ja eigentlich nicht schreiben, wie eine Depression aussieht, sondern wie sie sich anfühlt.

Also: Wenn ich so am Weinen bin, bin ich in den seltensten Fällen über etwas Bestimmtes traurig (oder enttäuscht, oder wütend, oder was weiß ich), sondern fühle mich „einfach nur“ ganz allgemein unglaublich hoffnungslos. Das ist für mich auch das hauptsächliche Symptom der Depression; diese fürchterliche, grenzenlose Hoffnungslosigkeit.

Ich merke gerade, daß das ziemlich schwierig zu beschreiben ist. Nicht so sehr, weil ich ungern daran denke (was natürlich auch stimmt), sondern vor allem, weil mir einfach keine Worte einfallen, die stark genug wären.

Eine Metapher, die mir immer wieder in Texten anderer begegnet, ist: meine Seele ertrinkt (in verschiedenen Formulierungen, die aber alle in etwa darauf hinauslaufen). Das drückt es ziemlich gut aus.

Die älteste derartige Beschreibung, die mir bis jetzt in die Hände gefallen ist, steht in der Bibel. Und zwar sind das die ersten paar Verse von Psalm 69.

Modernere Beispiele gibt es allerdings auch. Spontan fällt mir das Lied „Private Hurricane“ von Josh Woodward ein. (Das ist übrigens einer dieser netten Musiker, deren Lieder man ganz legal online anhören bzw. von seiner Homepage oder aus Tauschbörsen herunterladen darf.)

Erinnert sich noch jemand an „Die Flut“ von Joachim Witt und Michael Heppner? War vor einigen Jahren sogar mal in der Hitparade... Da ist auch eine ganz gute Beschreibung dieser Stimmung drin; zwar ohne die Ertrinkende-Seele-Metapher, aber dafür mit ein paar anderen guten. (Also ich meine jetzt nicht das Video; da wird eine ganz andere Geschichte erzählt; ich meine nur den Text des Liedes.)

Hmm, seltsam; gerade fällt mir auf, daß mir zu diesem Thema nur Lyrik einfällt und gar keine Prosa. Aber macht ja nix.

Ach nein, Moment mal: Eine Filmszene fällt mir noch ein (hmm, zählt das jetzt als Prosa?). Und zwar aus „The Hours“. Da geht es in einem der drei Handlungsstränge um eine Frau, die tief depressiv ist und Selbstmordgedanken hegt (OK, eigentlich geht es in allen drei Handlungssträngen um Leute mit Depressionen). An einer Stelle wird das dadurch verdeutlicht, daß das Zimmer, in dem sie gerade auf dem Bett liegt und ins Leere starrt, buchstäblich im Wasser versinkt. (Irgendwo habe ich gelesen, daß sie das Set mit diesem Zimmer auf einer absenkbaren Bühne gebaut und für diese Szene samt Schauspielerin drin in einen darunterliegenden Wassertank abgesenkt haben, bis das Wasser über ihr zusammenschlug. Der Effekt ist ziemlich beeindruckend.)

Naja gut, soviel also zum Thema ertrinkende Seelen.

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Ein weiteres wichtiges Symptom ist, daß ich zu den einfachsten Dingen nicht mehr in der Lage bin. Das kann man sich gar nicht richtig vorstellen, bis man es mal selber erlebt hat.

Gestern saß ich zeitweise frierend und bibbernd im Schlafanzug auf dem Sofa und kriegte es einfach nicht auf die Reihe, mich in eine Decke zu hüllen. Und zwar in die Decke, die direkt neben mir lag. Ich hätte nicht einmal aufstehen müssen (Aufstehen und Anziehen – oder auch nur Aufstehen und Hausschuheanziehen – wäre viel zu anstrengend gewesen); ich hätte nur die Hand auszustrecken brauchen. Aber selbst das war zuviel.

Genau wie die Sache mit dem Trinken. Ich weiß aus Erfahrung, daß es mir meist etwas besser geht, wenn ich für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorge; oder daß ich damit zumindest das Schlimmste verhindern kann. Die Flasche mit dem Saft stand ebenfalls in Griffweite; aber neeeeein... :-P

In diesem Zustand schafft mein Körper wirklich nur noch Sachen, die automatisch passieren (Atmung, Herzschlag). Und Sachen, bei denen sich irgendein Körperteil so laut und deutlich meldet, daß ich etwas tun muß. Beispielsweise schaffe ich es, auf die Toilette zu gehen, wenn ich ganz dringend muß. Solche Sachen.

In einem von einer Leidensgenossin verfaßten Text habe ich gelesen, daß sie sich in diesem Zustand fühlt, als seien ihre Arme und Beine aus Blei. Ich komme nicht einmal soweit; bleierne Schwere würde ich ja erst wahrnehmen, wenn ich tatsächlich versuche, mich zu bewegen, aber in diesem Zustand ist allein schon der Gedanke an eine Bewegung viel zu anstrengend. Also weiß ich gar nicht, ob sich meine Arme und Beine dann auch so bleischwer anfühlen oder wie sonst. (Außer, wie gesagt, wenn ich ganz dringend auf die Toilette muß. Dann habe ich allerdings, wie soll ich sagen, andere Sorgen und komme gar nicht dazu, das Gewicht meiner Gliedmaßen irgendwie zu erforschen.)

Von außen betrachtet wirke ich in diesem Zustand wahrscheinlich zumindest zeitweise fast schon katatonisch.

Äh, gut, daß ich allein wohne. So erschrecke ich dann wenigstens niemanden. <fiesgrins>

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Ganz typisch ist auch, daß man während solcher depressiven Phasen (nicht nur während einer depressiven Episode, sondern meist auch einige Zeit davor und danach) Sachen, die einem sonst eigentlich Spaß machen, nicht mehr tun kann, weil sie einfach zu anstrengend und/oder nervig sind. Und schon gar keinen Spaß machen. Die Lieblingsmusik nervt nur noch; der Lieblingsfilm ist auf einmal gar nicht mehr witzig/spannend/was auch immer er eigentlich sein sollte; das Lieblingshobby ist viiiiiel zu anstrengend.

(Gerade fällt mir auf, daß ich seit Wochen nicht mehr gehandarbeitet habe...)

Gestern sind gleich zwei Postcrossing-Karten auf einmal gekommen. Normalerweise finde ich das immer klasse und registriere jede Karte gleich und lade ein Bild hoch, wenn der Absender das noch nicht getan hat; aber diese beiden Karten liegen seit gestern bei mir herum und ich habe einfach nicht die Energie, sie zu registrieren. Oder gar Bilder zu machen. Und das, obwohl auf der einen Karte sogar eine Schnecke drauf ist. Bei sowas mache ich sonst immer einen kleinen Freudentanz...

Ganz normale Alltagshandlungen sind dann natürlich auch unmöglich. Geschirr spülen? Blumen gießen? Mail lesen? Vergeßt es. :-P

Wie gut, daß sich zumindest manche Sachen automatisieren lassen. Beispielsweise habe ich für all die Rechnungen, die mehr oder weniger regelmäßig fällig werden (Miete, Telefonrechnung, Versicherungen...) schon längst Überweisungsaufträge eingerichtet. So werden die dann wenigstens rechtzeitig bezahlt, auch wenn ich zufällig gerade in einer tiefen Depression stecken sollte...

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Kommunikation ist in diesem Zustand auch schwer bis unmöglich. Erstens halte ich dann Kontakt zu anderen Menschen nur sehr eingeschränkt aus (lies: nur ziemlich kurz und auch nur zu ganz wenigen Leuten, die ich sehr lieb habe und denen ich sehr vertraue); dabei ist es übrigens völlig egal, ob dieser Kontakt persönlich stattfindet oder telefonisch oder per Mail oder per SMS oder per Chat oder... Das ist dann eigentlich alles ziemlich gleichermaßen anstrengend.

Diese schon erwähnte Fast-schon-Katatonie, in die ich in den allerschlimmsten Phasen verfalle, macht vor allem die persönliche Kommunikation auch nicht unbedingt einfacher.

Und zweitens fällt es mir extrem schwer, über diesen Zustand zu reden. Vor allem, wenn ich gerade mitten drinstecke; aber auch sonst. Horrorvorstellung: Der/die/das andere könnte nach konkreten Beispielen fragen, wenn ich z. B. sage, daß ich so depressiv bin, daß ich im Moment nichts auf die Reihe kriege. Und dann könnte der/die/das womöglich versuchen, mir zu helfen und mich dazu zu bringen, diese Sachen (wie gesagt: das können so banale Sachen wie Blumengießen sein) doch noch zu tun. Und das kann ich dann nicht mal als theoretische Vorstellung ertragen. :-(

Und außerdem gehört zur Kommunikation ja auch so etwas wie Informationsaufnahme; selbst wenn es um Informationen der Art (und „Schwierigkeit“) von „der/die Soundso hat gerade ‚hallo Julia‘ gesagt“ geht. Und das ist noch viel schwieriger und anstrengender als beispielsweise Blumengießen, und wenn es mir aber sowieso schon so mies geht, daß ich das nicht hinkriege, wie soll ich dann mit Kommunikation umgehen können?

Und manchmal kommen dann auch so Gedanken wie: ich kann jetzt mit dem/der nicht kommunizieren, denn dann käme früher oder später das Gespräch auf meine Depression, und das kann ich dem/der doch jetzt nicht zumuten. Und gleich danach: ich kann jetzt mit niemandem kommunizieren, denn das kann ich niemandem zumuten.

Und das, obwohl ich mindestens eine Freundin habe, die ich eigentlich mit allen möglichen Notfällen so ziemlich jederzeit nerven darf. Ich sollte es also eigentlich besser wissen...

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Was ganz verrückt ist: Einerseits funktioniert mein Denken nicht mehr so klar wie sonst (alles wird sozusagen durch den Depri-Filter wahrgenommen und ist – egal, was es ist – dunkel oder böse oder auf eine andere Weise negativ. (Zu diesem Thema habe ich irgendwo noch einen Cartoon herumliegen; da sitzt eine Frau mit total verschrecktem Gesichtsausdruck in ihrem Wohnzimmer und alle Möbel, Topfpflanzen, Vorhänge usw. haben Gesichter und gucken sie ganz böse an. Ja, ganz genau so fühlt sich das an.)

Andererseits kann ich auf einer gewissen Ebene doch noch irgendwie klar denken. So habe ich gestern unter anderem ganz genau mitgekriegt, wie die Depression mich einerseits daran hindert, gewisse nützliche Sachen zu tun (Kopfschmerztablette nehmen (ja, Kopfschmerzen hatte ich gestern auch), Tryptophantablette nehmen, viel Saft trinken); aber auch daran, gewisse eher kontraproduktive Sachen zu tun (z. B. Alkohol trinken). Und zwar beides mit derselben „Begründung“: hat ja eh keinen Sinn.

(Zum Thema „kontraproduktive Sachen“: Es gibt sogar Leute, die schwere Depressionen mit Selbstmordgedanken haben und sich genau aus dem „Grund“, der mich gestern an allem Möglichen gehindert hat, eben gerade nicht umbringen: hätte ja eh keinen Sinn, also versuch’ ich’s gar nicht erst. Das sind die Leute, bei denen die Gefahr besteht, daß sie, wenn sie sich in Behandlung begeben und die Behandlung (Psychotherapie, Medikamente, was weiß ich) dann irgendwann anschlägt und sie sich etwas besser zu fühlen beginnen, sich dann umbringen. Weil nämlich dummerweise das „Ist ja alles doch sinnlos“-Denken geheilt wurde, bevor die Selbstmordgedanken ganz verschwunden sind. In anderen, ähnlich gelagerten Fällen hat der Betreffende statt dieser totalen Hoffnungslosigkeit eine totale Energielosigkeit und bringt sich nur deshalb nicht um, weil das viiiiiel zu anstrengend wäre; wenn dann die Behandlung anzuschlagen beginnt und dabei dummerweise die totale Energielosigkeit vor den Selbstmordgedanken geheilt wird, ist das natürlich auch... äh... extrem ungesund.)

Äh... wie gut, daß ich nicht suizidgefährdet bin. :-}

Aber auch ohne Selbstmordgedanken ist es ziemlich eklig, wenn man so als Trauerkloß herumsitzt und noch in der Lage ist, seine eigene Depression zu analysieren, nicht aber, etwas dagegen zu tun...

(Ach ja, von wegen Alkohol: Ich habe schon vor vielen, vielen (ich glaube, fast 15) Jahren gemerkt, daß auch kleine Mengen Alkohol, also z. B. schon ein einziges Glas Wein, bei mir eine Panikattacke oder eine depressive Episode auslösen können, wenn ich mich in einem gewissen wackligen Zustand befinde. Zum Glück bin ich meist so geistesgegenwärtig, daß ich solche Zustände rechtzeitig als solche erkenne und dann darauf achte, daß ich nichts trinke... naja, ich trinke ja auch im „Normalzustand“ schon sehr wenig Alkohol (zwei Gläser Wein oder Cidre innerhalb derselben Woche ist für mich schon ungewöhnlich viel)... aber manchmal ist es halt wichtig, daß ich nicht etwa deshalb nichts trinke, weil ich diese Woche halt zufällig keine Lust auf Wein/Cidre/wasauchimmer habe, sondern weil ich es heute nicht vertragen würde. Das Erkennen dieser Stimmungslagen, in denen ich nichts vertrage, läuft bei mir inzwischen ganz automatisch. Gut; so komme ich in solchen depressiven Zuständen gar nicht erst auf die Idee, daß Alkohol oder sonstige Rauschmittel da womöglich helfen könnten... <aufatm>)

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Noch etwas Verrücktes, was man sich wohl auch schlecht vorstellen kann, wenn man’s noch nie erlebt hat: Ich bin dann einerseits fürchterlich müde, aber andererseits deshalb noch lange nicht in der Lage, zu schlafen oder auch nur zu ruhen. Beispiel gestern: Ich hatte ja erwähnt, daß ich eine ziemlich kurze Nacht gehabt hatte (und daß ich in den Nächten davor auch recht wenig Schlaf bekommen hatte). Also sollte man eigentlich annehmen können, daß ich früh ins Bett gehe oder womöglich sogar ein Mittagsschläfchen halte oder so. Nicht wahr?

Fehlanzeige. Ich saß bis gegen zehn Uhr abends als Trauerkloß (dem schon seit dem Morgen fast die Augen zufielen vor Müdigkeit) auf dem Sofa und schaffte es erst dann, ins Bett zu gehen.

Und dann lag ich noch ziemlich lange wach. Nicht, wie man sich das so vorstellt; also von Sorgen oder Ängsten geplagt; sondern halt einfach nur wach. (Gut, es hätte schlimmer sein können. Ich hätte wach und von Sorgen und Ängsten geplagt sein können. Aber todmüde zu sein und dennoch schlaflos herumzuliegen, ist auch nicht so furchtbar angenehm.)

Immerhin bin ich dann irgendwann doch noch eingeschlafen und heute morgen zwar wieder sehr früh aufgewacht (zwanzig nach vier!) und dann nicht mehr eingeschlafen, aber wenigstens hatte ich heute dann soviel Ruhe in mir, daß ich noch ein paar Stündchen liegenbleiben konnte.

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Und dann gibt es noch die Sache mit den Gedanken. Weiter oben habe ich ja geschrieben, daß ich in diesem tief depressiven Zustand auf einer gewissen Ebene immer noch ziemlich klar denken kann. Und zwar auf der Metaebene; also auf der Ebene, auf der ich mir sozusagen selbst beim Denken zugucke.

Auf der Ebene, auf der die „eigentlichen“ Gedanken ablaufen, klappt’s dann aber nicht mehr so gut.

Manchmal (gestern zeitweise auch) habe ich in diesem Zustand Denkstörungen. Konkret: umständliches Denken (die Unfähigkeit, beim Denken Wichtiges von Nebensächlichem zu trennen, was meist zur Folge hat, daß ich mich an total belanglosen Details festbeiße und nicht über die Sache nachdenken kann, über die ich eigentlich nachdenken wollte); Gedankenarmut (die Gedanken kreisen um sehr wenige Themen; oft ist es dann auch so, daß ich nur in einfachen Konstruktionen denke, also beispielsweise keine Nebensätze „schaffe“) bis hin zur Perseveration (Wiederholen desselben Gedankens, immer und immer wieder, verbunden mit der Unfähigkeit, etwas anderes zu denken, und wenn ich’s noch so sehr versuche); Gedankenabreißen (die plötzliche und grundlose Unterbrechung eines Gedankens und zumindest vorübergehende Unfähigkeit, ihn zu Ende zu denken).

Das ist natürlich auch alles ziemlich unangenehm. Für mich persönlich sind Perseveration und Gedankenabreißen am schlimmsten; zum Glück kriege ich sowas nur, wenn es mir wirklich ganz schlimm geht. Leider war’s gestern mal wieder soweit. :-(

In ganz seltenen Fällen kriege ich Klangassoziationen; das heißt, daß meine Gedanken auf einmal nicht mehr „logisch“ und „sinnvoll“ weiterlaufen, sondern so, daß sich ein Wort aufs andere reimt oder stabreimt, völlig unabhängig vom Sinngehalt (und meistens auch ziemlich weit entfernt von etwas, was man noch irgendwie als „Sinngehalt“ oder „Zusammenhang“ bezeichnen könnte). Im Gegensatz zu den anderen Denkstörungen ist das aber nicht unbedingt unangenehm, jedenfalls nicht in jedem Fall. Allerdings kann es ziemlich nervig sein.

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Als letztes fällt mir noch das Gefühl des völligen „Abgetrenntseins“ vom Rest der Welt ein. Als Science-fiction-Fan habe ich dafür eine schöne Metapher: Seefra.

In der Fernsehserie Andromeda geht es während der ganzen fünften Staffel um ein Sonnensystem namens Seefra, das vom Rest des Universums völlig abgetrennt ist. Da kreisen sozusagen in ihrem eigenen kleinen Universum neun Planeten um einen Doppelstern und das war’s dann. (Fast) keiner kommt rein, keiner kommt raus, weil in diesem Sonnensystem der Eintritt in den Hyperraum (jaja, gut, ich weiß; im Andromeda-Universum heißt das „Slipstream“) nicht funktioniert. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, herrscht auf allen neun Planeten ein ziemlich unangenehmes Klima (ständige Dürre), und die Einheimischen sind größtenteils eher unfreundlich und/oder neurotisch bis psychotisch, und zu allem Überfluß geht auch noch eine der beiden Sonnen ab und zu aus. Äh, ja. An und aus. Eine Sonne. Hört sich komisch an, aber im Kontext der Serie ergibt das tatsächlich einen Sinn.

Genauso fühle ich mich während so einer depressiven Episode. Völlig abgetrennt vom Rest der Welt, ohne Hoffnung, da jemals wieder irgendwie reinzukommen (oder darauf, daß womöglich irgendjemand den Weg zu mir findet). Und ausgedörrt (buchstäblich und metaphorisch) und ab und zu geht die Sonne aus.

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Depressions-Gedanken (Einleitung)
Themen: Neuro-Psycho
Heute geht es mir zwar schon spürbar besser als gestern, aber depressiv bin ich immer noch.

Allerdings nicht mehr so sehr wie gestern. <aufatm> Gestern bin ich nach dem Verfassen dieses länglichen Blogeintrags in eine tiefe Depression verfallen, die bis zum Abend dauerte...

Jetzt habe ich mich entschieden, mal aufzuschreiben, wie sich so eine „depressive Episode“ (so heißt das auf medizinisch) eigentlich so anfühlt. Beziehungsweise: wie sie sich für mich anfühlt, denn eigentlich sind die Symptome bei jedem Patienten ein wenig anders. :-}

Hätte ich eigentlich schon längst mal tun sollen. Wenn man so etwas mal aufgeschrieben hat, kann man später drauf verlinken, wenn man mal wieder gefragt wird... Ab und zu fragt ja tatsächlich mal jemand, und meist bin ich dann völlig unvorbereitet und mir fällt nichts ein. Schon gar keine konkreten Beispiele oder Situationen.

Aber im Moment habe ich ja immer noch eine mittelgroße Depression auf der Seele liegen (so stark, daß ich deutliche Symptome habe, aber doch nicht so stark, daß ich sie nicht in Worte fassen könnte) und außerdem den gestrigen Tag (der insgesamt ziemlich eklig war) noch gut im Kopf.

Weil das Thema für, äh, sagen wir mal: zartbesaitete Leser wahrscheinlich etwas heftig ist, geht es auf einer neuen Seite weiter. Bitte klicken.

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Sonntag, 17. Oktober 2010
Angstfaktoren
Themen: Neuro-Psycho
Gestern hatte ich zum ersten Mal seit längerer Zeit mal wieder eine relativ massive Panikattacke. :-P

Ausgelöst wurde das Ganze dadurch, daß bei mir mehrere Anrufe von einem Anschluß mit unterdrückter Rufnummer eingingen.

An so etwas gehe ich ja grundsätzlich nicht ran.

Ich habe ein paar schlechte Erfahrungen gemacht. Fragt nicht.

Außerdem: Wenn ich nicht weiß, wer anruft, kann ich mich nicht darauf einstellen. Also z. B. wie ich mit dem reden soll (Ist es ein Bekannter? ein Freund? jemand, mit dem ich in einer wie immer gearteten Geschäftsbeziehung stehe?), was unser letzter Kontakt war (Ruft der an, um sich mit mir zu verabreden? Will der wahrscheinlich einfach nur plaudern? Hat der mir neulich einen Brief oder ein Päckchen geschickt und will jetzt wissen, ob es angekommen ist oder wie mir der Inhalt gefallen hat? Schulde ich ihm Geld – oder er mir? Habe ich mit dem vor kurzem telefoniert und das jetzt wird vermutlich eine Wiederaufnahme des damaligen Gesprächsfadens?) usw. usf. Bei bestimmten Anrufern (<hüstel> Chef... Vermieter...) gibt es für mich immer so eine Schrecksekunde, wenn ich merke, wer da anruft, und es ist natürlich besser, wenn diese Schrecksekunde zwischen dem ersten Klingeln des Telefons und dem Abheben des Hörers durch mich verstreicht, als wenn sie erst beginnt, wenn der Anrufer sich meldet... Unangenehmer Gedanke: „Hallo, hier ist <Chef/Vermieter>!“ – „Röchel... krächz... äh, guten Tag!“ ;-(

Also möchte ich zuallererst einmal diese Bitte an alle richten, die hier mitlesen und mich persönlich kennen und auch meine Telefonnummer (oder zumindest eine meiner Telefonnummern) haben: Bitte, bitte, bitte schaltet die Rufnummernübertragung an! (Die könnte im Handbuch eures Telefons unter dem Namen „Rufnummernübertragung“ oder „Caller ID“ oder „CLIR“ oder sowas in der Art auftauchen.) Sonst dürft ihr euch nicht wundern, wenn ich eure Anrufe beharrlich ignoriere. Das heißt nicht, daß ich euch böse bin oder euch aus einem anderen Grund aus dem Weg gehe; ich gehe halt einfach aus Prinzip nicht ans Telefon, wenn ein anonymer Anruf eingeht.

(Jedenfalls nicht mehr, seit vor einigen Jahren meine Tante gestorben ist, die meines Wissens zumindest damals der einzige Mensch in meinem Bekanntenkreis war, dessen Uralt-Telefonanschluß rein technisch gar nicht in der Lage war, die Rufnummer zu übertragen. Das Telefon klingelt an einem Samstagvormittag und als Anrufer wird „Nummer unterdrückt“ angezeigt? Klarer Fall. „Guten Morgen, Tante E., wie geht es dir?“)

Außerdem habe ich auf dem einen Online-Profil von mir, wo meine Telefonnummer sichtbar ist, dazugeschrieben, daß ich Anrufe nur entgegennehme, wenn die Rufnummer des Anrufers angezeigt wird. Sicher ist sicher.

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Eine Freundin von mir hat seit einigen Monaten Probleme mit ihrem Telefonanschluß. (Das könnte jetzt auch in die Rubrik „Was mich nervt“ gehören... „Was mich nervt: G.s unfähiger Provider“ oder so.) Diese Probleme zeigen sich unter anderem darin, daß sie, wenn sie jemanden anruft, manchmal gar kein Tonsignal („tuut... tuut... tuut... Telefon klingelt...“) bekommt und daher nicht weiß, ob die Verbindung nun hergestellt wurde oder nicht. Manchmal passiert es auch, daß sie erstens kein Tonsignal bekommt, obwohl die Verbindung tatsächlich hergestellt wurde, und zweitens ihre Rufnummer nicht übertragen wird. Wenn ich innerhalb weniger Minuten mehrere Anrufe von „Nummer unbekannt“ bekomme, schicke ich ihr immer eine SMS: „Sag mal, versuchst du gerade, mich anzurufen?“ Und meistens ist die Antwort dann „ja“.

Das gestern war sie aber definitiv nicht. Erstens lagen zwischen den Anrufen mehrere Stunden und zweitens antwortete sie auf meine per SMS gestellte Frage „Sag mal, hast du vorhin versucht, mich anzurufen?“ mit einem „Nein.“ (Was wiederum in die Rubrik „Lektionen des Lebens“ paßt: Nicht alle komischen Sachen, die mein Telefon anstellt, können G.s blödem Provider in die Schuhe geschoben werden. Wieder was gelernt.)

Mein hyperaktives und ängstliches Gehirn versucht jetzt natürlich zu erraten, wer das gewesen sein könnte. Und malt sich dabei die gräßlichsten Katastrophenszenarien aus. Was, wenn es der X ist? (Aber ruft der mich nicht immer auf dem Festnetzanschluß an?) Was, wenn es die Y ist? (Aber die überträgt doch sonst immer ihre Rufnummer und ist meines Wissens sowieso nicht so technisch begabt, daß sie wüßte, wie sie an ihrem Telefon die Rufnummernübertragung ausschalten könnte, und außerdem kann ich mir keinen Grund vorstellen, warum sie ausgerechnet mich absichtlich anonym anrufen wollen könnte.) Oder der Z? Der hat meines Wissens einen so alten Anschluß, daß der womöglich gar keine Rufnummer übertragen kann... (Aber seit wann hat der meine Handynummer?)

Und dazu dann jedesmal ein Szenario, was alles an gräßlichen Dingen passiert sein könnte, daß der X oder die Y oder der Z mich jetzt anruft.

An Werktagen würde ich solche geheimnisvollen Anrufe ja als Werbeanrufe interpretieren. (Ja, das Unterdrücken der Rufnummer ist Werbeleuten auch in Finnland verboten, aber das heißt ja noch nicht, daß die sich alle daran halten.) Aber am Wochenende...?

Jetzt habe ich sicherheitshalber schon ein paar Bekannte angemailt: Warst du das? Bitte schalt die Rufnummernübertragung an.

Oder wenn es der M. war? Der liegt gerade im Krankenhaus und hat unter anderem Probleme mit seinen Handgelenken, so daß er (obwohl er von netten Bekannten ein Notebook gebracht bekam) nicht so viele oder so lange Mails schreiben kann, wie er gerne möchte. Haben Krankenhäuser eher moderne oder eher vorsintflutliche Telefonanlagen? Versucht vielleicht M. die ganze Zeit mich anzurufen, weil er mir ja nicht mailen kann? Und ich vereitle das, indem ich beharrlich seine Anrufe nicht entgegennehme? Und jetzt liegt er im Krankenhaus und stirbt nicht etwa an einer schrecklichen Krankheit, sondern an Langeweile? Bloß weil ich keine anonymen Anrufe annehmen will? Ich bin ja so ein schlechter Mensch...

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Argl. Ich hasse diese Kombination von Angst- und Zwangsneurose; die Angstneurose denkt sich irgendwelche Horrorszenarien aus und die Zwangsneurose beißt sich begeistert darin fest.

Zum Glück habe ich ja ein Medikament ganz speziell gegen akute Angstzustände, und das habe ich dann genommen. Das Zeug braucht zwar bis zu einer Stunde, um zu wirken, aber wenigstens wirkt es irgendwann dann auch... Der Nachteil ist, daß ich dann meist neben der erwünschten Wirkung auch eine der Nebenwirkungen bekomme, nämlich Depression. Aber ich sage mir dann immer: Depression ist gut, denn wenn ich depressiv bin, gerate ich nicht in Panik. Und das war ja eigentlich der Sinn der Sache.

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Meine Freundin mit dem problematischen Provider hat übrigens mehrere Mobiltelefone, von denen eins einzig und allein zum Anrufen und nicht zum Angerufen-Werden bestimmt ist. Neulich habe ich versehentlich eine SMS an diese Nummer statt an ihre „normale“ Nummer geschickt und ihr damit, ohne es zu wollen, einen riesigen Schrecken eingejagt. Sie hat es mir danach zwar erklärt, was das in ihr ausgelöst hat, aber so richtig verstanden habe ich es erst jetzt, wo ich (hyperaktives und ängstliches Gehirn, siehe oben) selber mit einer für mich extrem unangenehmen Art der Kontaktaufnahme zu kämpfen habe. Sie meinte damals, ein Anruf oder eine SMS, die bei ihr auf diesem Telefon eingeht, ist so ähnlich, wie wenn sich jemand ungebeten in ihre Wohnung drängt. Jetzt weiß ich, was sie damit meinte. :-P

Scheiß-Neurosen. :-(

Vorhin hat der/die/das es schon wieder versucht. So ein Mist. Welcher @#!& ruft einen am Sonntagmorgen mit unterdrückter Rufnummer an!?

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Montag, 6. September 2010
Spaß mit ADHS
Themen: Neuro-Psycho
Am Samstag hatte ich so einen ADHS-Moment, bzw. eigentlich mehrere, die sich über den Nachmittag verteilten.

Am Morgen hatte ich eingekauft und aus irgendeinem Grund beim Heimkommen die Einkaufstasche zwar ausgepackt, aber einige Kleinigkeiten dringelassen. Die Einkaufstasche stand außerdem etwas blöd in der Gegend herum.

Ich hob sie hoch, um sie wegzuräumen, und dachte: die ist aber schwerer, als eine leere Einkaufstasche sein sollte. Mal reingucken. Heeeee, da ist ja eine Tüte Bonbons drin! <freu>

Durch die Freude über die Bonbons vergaß ich zwei wichtige Sachen: erstens die Tüte irgendwo hinzutun, wo sich Bonbons etwas sinnvoller aufhalten können als in einer Einkaufstasche (beispielsweise an einem Ort, wo ich sie sehen und irgendwann bei Bedarf vielleicht auch mal essen kann), und zweitens die Einkaufstasche wegzuräumen.

Ein paar Stunden später sah ich wieder die Einkaufstasche herumstehen und dachte: die sollte ich wegräumen. Oha, sie ist schwerer als erwartet. Mal reingucken. Heeeee, da ist ja eine Tüte Bonbons drin! <freu>

Man kann sich jetzt vielleicht schon denken, wie es weiterging. Über die Freude an den Bonbons vergaß ich wieder, Bonbons und/oder Tasche wegzuräumen. Mit dem Ergebnis, daß ich am Abend wieder auf die Tasche stieß und dachte: die sollte ich wegräumen. Oha, sie ist schwerer als erwartet... siehe oben.

Dann fiel mir ein, daß mir dasselbe an diesem Nachmittag schon zweimal passiert war, und mußte erst einmal lachen. Und dann rief zufällig eine Freundin an, die ebenfalls ADHS hat und die sich über meine „Heeeee, da sind ja Bonbons drin!“-Geschichte sehr amüsierte.

Irgendwo habe ich noch eine (scherzhafte) Liste herumliegen, die „50 Reasons Why ADHD Makes Life Better“ oder so ähnlich heißt. Da stehen solche Sachen drin wie (die Nummern habe ich frei erfunden, da ich die Liste im Moment nicht finden kann)
3. Constantly and pleasantly surprised by discovering clothes you had forgotten you had.
oder
17. Constantly and pleasantly surprised by discovering money you had forgotten you had.
oder
41. Constantly and pleasantly surprised by discovering spouses you had forgotten you had.
Irgendwie trifft das doch den Nagel auf den Kopf. Man sieht also: Schusseligkeit kann auch ihre guten Seiten haben... ;-)

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Dienstag, 24. August 2010
Goldigkeitstherapie
Themen: Neuro-Psycho
Ich glaube, mein Unterbewußtsein hat mir irgendwann vor nicht allzu langer Zeit goldige Sachen verschrieben. Womöglich als Antidepressivum. Oder was weiß ich. <kopfkratz>

Die Igeltasche neulich kann ich ja noch damit erklären, daß ich nun mal ein großer Fan des Igels bin.

Und das Meerschweinchen, das ich seit einigen Wochen als Desktop-Hintergrund habe, kommt natürlich daher, daß ich Meerschweinchen sehr mag. Ich hatte ja früher selber welche.

Aber daß ich jetzt auch noch als Firefox-Persona – das ist so etwas Ähnliches wie eine Skin – ausgerechnet eine mit Foxkeh habe (und zwar diese hier), das kann ich mir wirklich nicht mehr anders erklären als damit, daß irgendein Teil meines Gehirns anscheinend krampfhaft versucht, mir Niedlichkeit aufzudrängen...

(Aber isser nicht süüüüß, dieser kleine Fuchs? Sogar noch etwas süßer als Shippō aus der Manga-Serie „Inu-Yasha“...)

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