Sonntag, 8. August 2010
Positive und negative Gedanken
Themen: Neuro-Psycho
Aus aktuellem Anlaß:

Eine Freundin sagte mir neulich, daß sie es klasse findet, wie ich es trotz allem immer wieder schaffe, die schönen Sachen in meinem Leben zu sehen bzw. zu finden. Also obwohl ich ja eigentlich klinisch depressiv bin und außerdem eine generalisierte Angststörung habe... das ist die Krankheit, bei der man ganz mühelos in der Lage ist, vor wirklich allem Angst zu haben, sogar vor dem eigenen Schatten...

Also habe ich beschlossen, darüber mal ein paar Worte zu schreiben. Und zwar einerseits für die anderen Leute in meinem Bekanntenkreis, die womöglich dasselbe denken, es mir aber noch nicht gesagt haben, und andererseits für alle, die hier womöglich sonst noch mitlesen und sich wundern, wie jemand einerseits behaupten kann, klinisch depressiv zu sein, und andererseits über solche banalen Sachen wie zufällig in der Firmenküche gefundene Krabbenchips oder Umhängetaschen mit Igelmotiv in Freudentaumel ausbrechen kann.

Hmm, wo soll ich anfangen...?

Erstens habe ich ja nicht nur meine Depression und meine Angstneurose, sondern auch noch ein paar andere Sachen, die mir paradoxerweise helfen, damit umzugehen.

Mein ADHS macht mich leicht ablenkbar; das heißt, manchmal verfalle ich allein deswegen nicht in tiefe Depressionen, weil z. B. eine Fliege vorbeifliegt und mich ablenkt, und dann kommen interessante Geräusche aus der Nachbarwohnung und lenken mich ab, und dann muß ich aufs Klo, und dabei bemerke ich, daß die Seife im Bad fast alle ist, und gehe rüber in die Küche, wo ich meinen Einkaufszettel aufbewahre, und in der Küche merke ich dann, daß ich auf dem langen Weg aus dem Bad (über 5 m zu Fuß!) vergessen habe, was ich eigentlich in der Küche wollte, und beschließe, mir stattdessen ein Glas Milch einzuschenken und ein wenig Geschirr zu spülen, usw. usf., und mit all dem habe ich dann mit etwas Glück soviel Zeit verplempert, daß es der beginnenden Depression langweilig wurde und sie sich verflüchtigt hat. Mit noch etwas mehr Glück schaffe ich es sogar, das Glas Milch nicht auf dem Küchentisch zu vergessen...

Und mein Asperger (OK, ohne offizielle Diagnose müßte ich eigentlich sagen: meine autistischen Züge) hindert mich daran, bestimmte Sachen, über die sich andere Leute grämen können, überhaupt wahrzunehmen – beispielsweise kann ich andere Leute und ihre Motivationen extrem schwer einschätzen, was mir zwar oft genug mein Leben schwerer macht, als es sein könnte, aber andererseits gehen solche Informationen wie „Kollege X und Kollege Y haben sich anscheinend verkracht und bemühen sich jetzt angestrengt, das niemanden merken zu lassen“ (und die für die meisten „normalen“ Leute darauf folgenden Überlegungen, was zwischen denen wohl vorgefallen sein mag, und Anstrengungen, sich seinerseits nicht anmerken zu lassen, daß man die dicke Luft zwischen den beiden bemerkt hat) an mir meist völlig vorbei.

(Ja, das meine ich alles ernst. Ablenkbarkeit und Nicht-Mitbekommen relevanter sozialer Informationen machen einem zwar, wie gesagt, das Leben nicht unbedingt immer leichter, aber andererseits können sie manchmal erstaunlich nützlich sein. Man bekommt zwar immer wieder irgend etwas auf die eine oder andere Weise Wichtiges nicht mit, aber andererseits bekommt man auch immer wieder irgend etwas nicht mit, worüber man sich sonst unnötig aufgeregt oder Sorgen gemacht hätte.)

Zweitens habe ich meine diversen Syndrome ja auch schon etwas länger (die Diagnosen kamen so nach und nach um das Jahr 2000 herum, waren aber eigentlich nur offizielle Bestätigungen von Sachen, die ich teils schon jahrelang, teils sogar schon mein ganzes Leben lang – oder zumindest solange ich zurückdenken kann – gehabt hatte) und hatte daher mehr als genug Zeit, um zu lernen, damit umzugehen. Beispielsweise habe ich irgendwann gemerkt, daß eine Depression nicht unbedingt bedeutet, daß man immer nur traurig in der Gegend herumsitzt. Nein, das Ganze hat auch positive Aspekte – man muß sie nur wahrnehmen.

Anscheinend gibt es zwei Grundtypen von Depression bzw. depressiver Episode: einen, bei dem man kaum oder gar keine Gefühlsregungen hat, und einen, bei dem man in tiefer Traurigkeit versinkt – also eine extreme, leider aber extrem negative, Gefühlsregung. Ich habe irgendwann gemerkt, daß die tiefe Traurigkeit nicht etwa bedeutet, daß ich „ein trauriger Mensch“ wäre oder so; nein, ich kann tiefe Traurigkeit empfinden, weil ich grundsätzlich tiefe Gefühlsregungen empfinden kann. Tiefe Freude kann ich nämlich auch empfinden. Und ich habe mir angewöhnt, auf die ganz bewußt zu achten, damit ich mich in den depressiven Phasen daran erinnern kann, daß es neben dieser blöden Dunkelheit auch noch Licht und eine Menge tolle Farben gibt. („Tiefe Freude“, seltsamer Ausdruck, ich weiß. Aber auf die Schnelle fällt mir nichts Besseres ein, oder zumindest nichts, was neben „tiefe Traurigkeit“ gut klingen würde.)

Die Variante, bei der man überhaupt keine oder nur ganz winzige Gefühlsregungen hat, ist ebenfalls unangenehm, wenn auch natürlich auf eine völlig andere Weise als so eine tiefe Traurigkeit. Der Vorteil bei so einer Abwesenheit von Gefühlsregungen ist: Man empfindet dabei auch keine starken negativen Gefühle. (Für mich als Angstneurotikerin heißt das vor allem: wenn ich depressiv bin, rege ich mich wenigstens über so gut wie nichts auf.)

Und drittens kenne ich einige nette Leute, die mich immer wieder aufmuntern. Einige von denen lesen hier sogar mit. :-)

Das Lustige ist, daß ich oft von jemandem aufgemuntert werde, der noch gar nicht weiß, daß ich das gerade zu diesem Zeitpunkt brauche. Daß also beispielsweise eine Mail von jemandem eintrifft, den ich mag, und zwar zufällig gerade zu einem Zeitpunkt, an dem es mir schlecht geht, aber bevor ich Gelegenheit hatte, das irgend jemandem (oder gar dem Absender der Mail) zu erzählen. Oder daß ich mit einer schwarzen Gewitterwolke über dem Kopf das Haus verlasse, beispielsweise um den Müll wegzubringen, und dabei zufällig der einen Nachbarin über den Weg laufe, die mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit zuquatscht (ich muß die Frau irgendwann mal fragen, ob sie wirklich sicher ist, daß sie Finnin ist, denn die sind ja normalerweise eher schweigsam), und die mich daraufhin so intensiv zuquatscht, daß die Gewitterwolke die Flucht ergreift.

Ich habe eine Freundin, mit der ich öfters per SMS kommuniziere. Manchmal schickt sie mir eine ganz kurze SMS, die womöglich nur aus einem Smilie besteht – beispielsweise zum Abschluß einer Konversation oder als Nachtrag, um mir mitzuteilen: die Sache, von der ich dir erzählt habe, ist gut gelaufen. Diese Mini-SMSe hebe ich mir nach Möglichkeit auf, damit ich sie bei Bedarf (also wenn ich irgendwie schlecht drauf bin) noch einmal ansehen und mich dann hoffentlich besser fühlen kann.

Viertens habe ich dank jahrelanger Therapie meine Depression und meine Ängste recht gut im Griff. Antidepressiva habe ich in meinem ganzen Leben erst dreimal genommen:
  • Das erste Mal, als die Depression gerade diagnostiziert worden war und mein damaliger Hausarzt mit mir ausprobierte, ob ich auf Medikamente anspreche und, falls ja, auf welche. (Wie sich herausstellte, gehöre ich zu den Leuten, bei denen Antidepressiva der üblichen Typen so gut wie gar keine Wirkung zeigen. Und bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, mir Johanniskraut zu empfehlen: habe ich schon ausprobiert und nach mehreren absolut ergebnislosen Monaten wieder abgesetzt.)
  • Das zweite Mal, als ich vor fast zwei Jahren eine sogenannte komplexe Trauerreaktion hatte, die mit wirklich ekligen Symptomen einherging, gegen die ich dann einen Monat lang ein eklig teures Medikament mit ekligen Nebenwirkungen nehmen mußte. (Wenn ich diese Symptome irgendwann noch einmal bekomme, werde ich lieber eine intensive Psychotherapie machen und dafür auf die Medikamente dankend verzichten. Die Psychotherapie würde zwar noch ekliger teurer, aber da ich ohne die Medikamente auch keine ekligen Nebenwirkungen hätte, würde sich das wirklich lohnen.)
  • Das dritte Mal war eigentlich zeitlich vor dem zweiten Mal. Und zwar hatte ich Schlafstörungen und bekam ein mildes Beruhigungsmittel verschrieben, das „offiziell“ eigentlich ein Antidepressivum ist, das als Nebenwirkung Schläfrigkeit hat. Wenn man es in einer deutlich geringeren Dosis und immer abends vor dem Schlafengehen nimmt, verwandelt es sich sozusagen magisch in ein Beruhigungsmittel, das einem beim Einschlafen hilft (aber kein Schlafmittel im eigentlichen Sinne). Das Zeug hatte auf meine Depression nicht die geringsten Auswirkungen (natürlich nicht, bei der Dosierung), auf meinen Schlaf dafür um so deutlichere. Und zwar erfreuliche.
Und Anxiolytika? Naja, das ist so eine Sache... Ich habe ja eine generalisierte Angststörung, das heißt, ich habe eigentlich jeden Tag vor irgend etwas Angst und müßte deshalb, wenn ich das mit Medikamenten behandeln wollte, ein Medikament finden, das man über längere Zeit hinweg täglich nehmen kann. Dummerweise fällt damit die eine Wirkstoffgruppe, auf die ich nachgewiesenermaßen gut anspreche, weg. Das Zeugs sollte man nämlich auf keinen Fall länger als ein paar Wochen lang einnehmen, jedenfalls nicht täglich. (Mein Arzt hat es mir dennoch verschrieben, aber ausdrücklich nicht zum täglichen Gebrauch, sondern für Notfälle. Bei mir sieht das dann so aus, daß ich in einem normalen Monat ungefähr eine Tablette verbrauche (Stichwort PMS) und in einem schlimmen Monat eine Phase habe, in der ich an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen je eine Tablette nehme – oder an einem einzigen Tag mehrere –, dafür danach dann aber wieder wochenlang gar keine brauche. Das hat die erfreuliche Nebenwirkung, daß ich größenordnungsmäßig eine Packung pro Jahr verbrauche.)

Glücklicherweise hat sich herausgestellt, daß die Stimulantien, die man als Mensch mit ADHS so zu sich nimmt, auch gegen Angst wirken. Oder zumindest gegen meine. (Ich habe schon seit längerer Zeit die Vermutung, daß meine Angstneurose eigentlich nur etwas ist, was sich mein hyperaktives und zur Langeweile neigendes ADHSler-Hirn sozusagen „gebastelt“ hat, um der Langeweile vorzubeugen. Diese Vermutung wird von der Beobachtung gestützt, daß meine Ängste deutlich abnahmen, sobald ich mit einer halbwegs zielgerichteten ADHS-Therapie – Methylphenidat plus explizit auf ADHS ausgerichtete Psychotherapie – anfing, während sie sich von der vorangegangenen eher auf typische Angstneurosen mit komorbider Depression (oder umgekehrt) ausgerichteten Therapie nicht im geringsten beeindruckt gezeigt hatten. Inzwischen langt als Stimulans an weniger stressigen Tagen, z. B. am Wochenende, auch eine große Tasse Grüntee zum Frühstück.)

Und sobald meine Therapeutin merkte, daß ich auf Antidepressiva eher nicht so sehr anspreche und die Depression auch keinerlei Anstalten machte, von selber wieder zu verschwinden, hat sie die Therapie dahingehend ausgerichtet, daß ich lernen sollte, mit der Depression zu leben. So habe ich über die Jahre einiges Nützliche gelernt. Unter anderem das Finden und Wahrnehmen von positiven Sachen. :-)

(Und ich habe gelernt, zu akzeptieren, daß ich anscheinend eine eher traurige Grundhaltung habe. Na und? Dann bin ich halt Bernd das Brot und nicht Chili das Schaf...)

Fünftens gehörte zu dieser Therapie (wie schon angedeutet) unter anderem, daß ich aufpaßte, was mir Freude macht – und was mir womöglich soviel Freude macht, daß ich mich damit sozusagen an meinen eigenen Haaren (wie Münchhausen aus dem Sumpf) aus einer beginnenden Depression hinausziehen kann. Und daß ich darauf achtete, von diesen Sachen immer wenigstens ein paar bei der Hand zu haben. (Das ist der „Werkzeugkasten“, den ich neulich erwähnt habe!)

Also habe ich zu Hause eine ganze Sammlung von CDs und DVDs mit Musik und Filmen, die mich irgendwie erfreuen. Und ich habe in der Küche einige Nahrungsmittel, die sich auf meine Stimmung irgendwie positiv auswirken. (Mal ganz davon abgesehen, daß ich darauf achte, immer genügend Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Ein Bekannter eines Bekannten hat seine Depression dadurch überwunden, daß er sich angewöhnt hat, jeden Tag mindestens vier Liter Wasser zu trinken. Bei mir funktioniert das leider nicht, aber ich kann immerhin meine Stimmung drastisch verbessern, indem ich mich einfach immer hinreichend stark hydriere.) Und ich habe eine Menge Bücher, die mich in verschiedenen negativen Stimmungslagen irgendwie aufheitern oder sonstwie erfreuen. Und da, wo ich wohne, gibt es eine Menge schöne Spazierwege. Undsoweiter.

So bin ich also nicht darauf angewiesen, daß mir das Leben bzw. das Universum irgend etwas vorlegt, was mich irgendwie erfreut, sondern ich kann mir selber eine Freude bereiten, wenn ich mal eine brauche. Gut, manchmal ist die negative Stimmung soweit fortgeschritten, daß ich nicht mehr selber darauf komme, sondern einen Schubser brauche; z. B. einen Anruf von einem Freund, der mir dann sagt: koch dir doch eine Tasse Tee oder hör schöne Musik oder geh spazieren oder... Und natürlich passiert das in den seltensten Fällen, daß zufällig genau zum richtigen Zeitpunkt jemand anruft, der mir so einen guten Rat geben kann. Aber über die Jahre hat es sich ergeben, daß ich in meiner Wohnung erstens lauter kleine Hinweise auf solche Sachen herumliegen habe, die mich erfreuen könnten (da schweift mein depressiver Blick ziellos in der Gegend herum und bleibt z. B. an einem DVD-Box-Set hängen, bis mein Gehirn merkt, daß ich die Dinger ja eigentlich auch mal wieder angucken könnte), und zweitens diejenigen Sachen, die ich auch im normalen (also nicht-depressiven) Alltag brauche, immer griffbereit habe – zum Beispiel eine große Flasche Wasser oder Saft. Wie gesagt, wenn ich mich immer gut mit Flüssigkeit versorge, ist das schon mal ein solides Fundament für eine halbwegs gute Stimmung.

Sechstens: Ich weiß ganz genau, wer ich bin. Die meisten Menschen wissen das von sich nicht. Aber die meisten Menschen waren auch noch nie gezwungen, sich selbst ganz genau anzuschauen und dabei auch in die tiefen Abgründe in ihrem Innern zu sehen, weil die meisten Menschen halt weder Depression noch Angstneurose haben. Aber diese detaillierte Selbst-Kenntnis hilft mir sehr dabei, mit mir selbst und der Welt und dem Leben an sich klarzukommen. Ich habe beim Mich-Selbst-Erforschen ja auch nicht nur dunkle Abgründe gefunden, sondern auch (sozusagen) vergrabene Schätze. Und so kann man paradoxerweise sagen: Meine Depression hat mich zum Glücklicher-Werden gezwungen. Natürlich bin ich nicht ständig glücklich, aber das sind Nicht-Depressive ja auch nicht. (Es sei denn, sie haben eine unipolare Manie!)

Manchmal fühle ich mich ein bißchen wie Sara, die eine der beiden Orakel-Schwestern in American Dragon; das ist diejenige, die immer nur schlimme Sachen voraussieht und dennoch immer blendend gelaunt ist. Ihre Schwester Kara sieht immer nur gute Sachen voraus und ist immer schlecht gelaunt. Die beiden erklären das so: Kara ist immer griesgrämig, weil ihr Alltag im Vergleich zu all den tollen Sachen in ihren Visionen doch arg unbefriedigend ist. Sara dagegen vergleicht ihren Alltag (der mit dem von Kara mehr oder weniger identisch ist) mit den gräßlichen Sachen in ihren Visionen, und der Vergleich fällt natürlich sehr positiv aus, und deshalb ist sie immer fröhlich.

Siebtens: Vorbilder. Meine Mutter war ein großer Fan von Paul Gerhardt, von dem eine ganze Menge auch heute noch gesungene Lieder (vor allem Kirchenlieder) stammen; unter anderem „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“. Das muß man sich mal vorstellen: Der Mann lebte in einer postapokalyptischen Landschaft (Europa während und kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem ja ganze Dörfer ausgelöscht wurden) und schrieb Gedichte über die Schönheit von Tulpen... Solche und ähnliche Gedanken haben mir schon durch so manche depressive Phase geholfen und mich auch angeregt, selber mal zu versuchen, in meiner „postapokalyptischen Landschaft“ meine eigenen „schönen Tulpen“ zu finden.

(Wenn wir schon mal bei christlicher Dichtung sind, kann ich auch noch meine Bibel herauskramen: Wenn die Autorenzuordnung bei den Psalmen akkurat ist, dann kann ich mich außer an den Liedern und Gedichten von Paul Gerhardt auch daran trösten, daß der offenbar tief depressive Mensch, der den 69. Psalm geschrieben hat (die ersten paar Verse enthalten eine blumige, aber sehr treffende Beschreibung einiger typischer Depressionssymptome), derselbe war, der auch den 23. Psalm („Der Herr ist mein Hirte“) geschrieben hat.)

Und last but not least: Ich bin Meisterin im Verdrängen. ;-) Das schiebe ich wieder auf das gute alte ADHS... Wenn man hinreichend schnell von hinreichend vielen Sachen abgelenkt wird, fällt das, woran man ursprünglich dachte, irgendwann aus dem Arbeitsspeicher hinaus. Das ist oft natürlich (gelinde gesagt) nicht so furchtbar wünschenswert; aber wenn das, woran man ursprünglich dachte, hinreichend nervig (oder furchterregend oder deprimierend) ist, kann es echt praktisch sein...

Aber das habe ich ja schon oben unter „Erstens“ erwähnt. Soviel zum Thema Ablenkbarkeit... m(

Nachtrag: Das kryptische Knoddelzeichen am Ende des letzten Absatzes ist ein Smilie, das sich frustriert mit der Hand auf die Stirn haut.

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Sonntag, 18. Juli 2010
:-(((
Themen: Neuro-Psycho
Eigentlich sollte ich jetzt die Farbgebung dieses Blogs gleich schon wieder ändern, und zwar in Richtung schwarz und schummrig. Naja, was man nicht so alles „sollte“.

Ich habe heute am späten Nachmittag erfahren, daß mein Stiefvater (der hier im Blog ab und zu unter dem Namen „K.“ auftauchte) gestern abend gestorben ist.

Er lag schon seit einem Monat im Krankenhaus, aber nicht auf der Intensivstation, und eigentlich hatten wir den Eindruck, daß er da auch irgendwann lebend wieder rauskäme. Zwar in so (relativ) schlechtem Zustand, daß er aus seiner Wohnung aus- und in ein Altenheim einziehen hätte müssen, aber das war keine so große Überraschung, denn er wäre genau heute in zwei Wochen 81 Jahre alt geworden. (Beziehungsweise gestern in zwei Wochen. Ist ja inzwischen schon kurz nach Mitternacht.)

Sch***e. Jetzt stehe ich wieder unter Beruhigungsmitteln. Zum Glück hatte ich zuuuufällig (;-) welche daheim herumliegen – ab und zu ist so eine Angstneurose, gegen die man solche Sachen verschrieben bekommen kann, ja auch mal zu etwas nütze.

Von dem Zeug kann man zwar als Nebenwirkung depressive Symptome kriegen (und die kriege ich davon meist auch), aber damit kann ich leben. Schluchzend in der Ecke sitzen – damit kann ich umgehen. (Vor allem im Moment, wo ich eigentlich keine Termine habe und auch keine Mitbewohner, die ab und zu mal etwas gemeinsam unternehmen wollen und/oder sich Sorgen machen, wenn ich nur noch am Weinen bin.) Die Alternative wären Panikattacken zu mehr oder weniger zufälligen Zeiten und in mehr oder weniger zufälligen Situationen. Und das brauche ich jetzt wirklich nicht. :-P

So, jetzt verlinke ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Lied auf Jamendo, und zwar „Von Anfang an“ von Soul in Sadness.

  Professioneller gemafreier Musikkatalog

Das Lied höre ich mir immer an, wenn ich um jemanden trauere.

Leute, die kein Flash benutzen (können/wollen/... – ich fühle mich ja auch etwas schäbig, weil ausgerechnet ich, die Usability-Evangelistin, hier so etwas Fieses wie Flash einbinde), können sich das Lied so anhören:
  1. Auf die Seite der CD bei Jamendo gehen: Soul in Sadness: „ZwischenWelt“.
  2. Das Lied „Von Anfang an“ in der Liste finden – Nummer 14, ganz am Ende.
  3. Auf das „Abspielen“-Symbol klicken (dieses orangefarbene Dreieck neben dem Liedtitel).
Oder gerne auch die ganze Platte anhören, die anderen Lieder sind auch nicht schlecht. :-)

...

Jetzt bin ich wieder in dieser ekligen Stimmung, wo ich praktisch ausschließlich in Zitaten kommunizieren kann. Also z. B. aus „Von Anfang an“. Oder ich zitiere (bzw. verteile Links zu) XKCD, genauer: zu den Cartoons „dPain over dt“ (da geht’s zwar um Liebeskummer, aber egal) und „Dark Flow“.

Dann hätte ich noch ein paar noch obskurere Sachen anzubieten, z. B. von Dichtern, die außer mir vermutlich eh niemand kennt, aber das lasse ich jetzt lieber. ;-)

Aber Menschen aus dem deutschsprachigen Raum werden vermutlich verstehen, was ich meine, wenn ich erwähne, daß ich mich im Moment fühle (und vermutlich noch eine Weile fühlen werde) wie das Schaf auf diesen „Ohne dich ist alles doof“-Tassen. Die Dinger, wo das betrübt dreinblickende Cartoon-Schaf von einer Cartoon-Landschaft umgeben ist, wo an wirklich jedem Objekt ein entsprechendes Schild dranhängt: „Baum: doof“, „Wiese: doof“, „Schmetterling: doof“, „Himmel: doof“, „Wolken: doof“, usw.

...

An dieser Stelle möchte ich mich mal wieder ganz herzlich bei meiner lieben Freundin G. in Wien bedanken, die ich zu (fast) jeder Tages- oder Nachtzeit telefonisch mit Notfällen belästigen darf. (Sie mich aber auch; sie ist der einzige Mensch, der mich zu meiner üblichen Schlafenszeit anrufen darf.)

Für die kommt jetzt noch eins meiner obskuren Zitate, und zwar eins aus einem anderen Lied von Soul in Sadness, nämlich „Zwischen Hier und Leben“ (ist ebenfalls auf der oben verlinkten CD drauf):

Ich hab’ uns getötet, es war alles meine Schuld / Legte mich zu Boden ohne Ohren für den Lärm / Du warst über uns, gabst mir deine Hände, ich wollte nie mehr fliegen / Fiel von meinen Füßen runter in den Staub, willig zu verfaulen ohne jeden guten Grund / Du hast mich gehalten und geweint, und das ist alles, was zählt

Also, wichtig ist hier vor allem die letzte Zeile.

Will sagen: Danke für das lange Tröst-Telefonat heute abend/nacht! Bist lieb. :-) Beziehungsweise: Eigentlich waren es zwei Telefonate, weil wir zwischendurch unterbrochen haben, weil sie noch vor Einbruch der Dunkelheit den Rasen mähen mußte und ich in dieser Zeit einen Spaziergang machte, der mich immerhin ein bißchen beruhigte. Oder ganz genau genommen waren es ungefähr 50 Telefonate, denn sie hat Probleme mit ihrem Provider und die Verbindung brach alle paar Minuten ab. <grummel> Aber das ist ein Thema für einen anderen Eintrag... und immerhin ist in den kurzen Gesprächspausen so nach und nach dieser Blogeintrag entstanden.

Jetzt spreche ich erst einmal ein stilles Dankgebet für den Erfinder der Beruhigungstablette und gehe endlich schlafen, ungefähr vier Stunden nach meiner normalen Schlafensgehenszeit. War halt ein anstrengender Abend.

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Sonntag, 30. Mai 2010
ADD-DDDD...
Themen: Neuro-Psycho
Das DSM („Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“) wird gerade überarbeitet. Unter anderem ist im Gespräch, den bereits in der aktuellen Ausgabe (DSM-IV-TR, die vierte Ausgabe mit „text revision“) aufgeführten Symptomen von ADHS vier neue hinzuzufügen.

Und die habe ich alle. Beziehungsweise: eigentlich nur drei, aber das liegt daran, daß ich mir das vierte mühevoll abgewöhnt habe. Als Jugendliche hatte ich noch alle vier...

Da die vier vorgeschlagenen neuen Symptome sich alle auf den Teilbereich der Impulsivität beziehen, könnte man also sagen, daß ich seit meiner Diagnose (vor ungefähr 10 Jahren) impulsiver geworden bin. Aber in Wirklichkeit wird jetzt (bzw. in Zukunft, falls dieser Vorschlag tatsächlich in der neuen Ausgabe umgesetzt wird) meine schon die ganze Zeit vorhanden gewesene Impulsivität einfach nur genauer gemessen.

Aber irgendwie fühlt man sich beim Lesen schon ein bißchen wichtig. „He, Moment mal, die schreiben da ja über mich!“ ;-)

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Samstag, 15. Mai 2010
Ich bin berühmt!
Themen: Neuro-Psycho
Naja, wenigstens ein bißchen. Und auch nicht unter meinem richtigen Namen. Aber immerhin.

Im letzten Herbst hat mich eine Sozionomiestudentin ausführlich für ihre Abschlußarbeit interviewt. Die ist jetzt fertig (bzw. sie beide – sie = die Arbeit ist fertiggeschrieben und sie = die Studentin ist fertig mit dem Studium) und gestern habe ich die Arbeit zu sehen bekommen. So richtig schön in Kunstleder gebunden, wie man es hierzulande mit Abschlußarbeiten zu machen pflegt.

Juhu, jemand hat ein Buch über mich geschrieben! :-)

Das Ding hört auf den schönen Namen „Man kan aldrig ha för många band“ („Bänder hat man nie zu viele“), Untertitel: „Fallstudie über den Alltag einer Frau mit ADHS“. Ist allerdings nicht im Buchhandel erhältlich und sowieso nur in einer seeeehr kleinen Auflage erschienen.

(Da fällt mir ein, ich muß unbedingt noch mehr Fotos von meinen Bändern machen und online stellen... und mal wieder ein bißchen weben... in der letzten Zeit habe ich ja vor allem genestelt und ge-makramee-t. Kurzes Update: Ich habe jetzt mehrere neue Lesezeichen (Makramee), einen Schlüsselanhänger (Scoubidou, also im Prinzip Makramee aus Plastik) und einige Schnüre (genestelt), die Sachen zusammenhalten, die bittebitte nicht auseinanderfallen sollen. Und die nächste bänderverzierte Mütze ist auch schon in Arbeit.)

Aber jetzt habe ich erst einmal etwas Neues zu lesen. :-)

Von dieser Frau bekomme ich jetzt im Frühjahr/Sommer noch ein kostenloses Coaching. Sie macht gerade eine Fortbildung in neuro-psychologischem Coaching (oder so ähnlich), und als ich davon erfahren habe (und davon, daß dazu ein Praxisteil gehört), habe ich mich spontan als „Opfer“ angeboten.

Ich bin mal gespannt, wie das wird... Auf jeden Fall kriege ich so (wie gesagt) ein kostenloses Coaching und sie findet es total spannend, nach der ganzen Theorie weitere Einblicke in das wirkliche Leben eines ADHSlers zu bekommen. (Und da ich mich mit diesem und verwandten Themen schon seit vielen Jahren auseinandersetze und außerdem unheimlich gern lese, bekommt sie durch mich auch noch Einblicke in das wirkliche Leben anderer Menschen mit Diagnosen, die man hierzulande „Buchstabenkrankheiten“ nennt – ADHS, AS, SID und was es da sonst noch so gibt. Gestern haben wir ziemlich viel über Asperger geredet, deshalb hat sie von mir jetzt erst einmal einen ganzen Stapel von Büchern von Temple Grandin empfohlen bekommen. Und ich muß unbedingt noch herausfinden, ob Buntschatten und Fledermäuse in irgendeiner Sprache erhältlich ist, die sie lesen kann (sie kann leider kein Deutsch)...)

Nachtrag: Nicht alles, was man als Akronym abkürzen kann, ist automatisch eine „Buchstabenkrankheit“. Diese Bezeichnung wird nach meiner Erfahrung nur für psychiatrische oder neurologische Diagnosen benutzt, die man typischerweise (aber nicht unbedingt in jedem Fall) im Kindesalter bekommt. Eben solche Sachen wie ADHS. Die Betroffenen sind „Buchstabenkinder“ – deshalb bezeichne ich mich manchmal als „Buchstabenerwachsene“.

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Donnerstag, 25. Juni 2009
Schweigen im Walde
Themen: Neuro-Psycho
Ich habe jetzt schon ziemlich lange nichts geschrieben, weil ich einfach keine Energie hatte; ich schlage mich gerade mit einer akuten Phase meiner Depression herum. Irgendwann werde ich darüber hoffentlich schreiben können. Im Moment ist es leider so, daß ich schon beim Versuch in Tränen ausbreche, also lasse ich’s lieber.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei ein paar lieben Menschen in meinem Umfeld bedanken: G. und D. (Ihr wißt, wer Ihr seid), die zwar ganz weit weg wohnen, mir aber telefonisch und per E-Mail zur Seite stehen; und M., von dem ich mir zwar ziemlich sicher bin, daß er dieses Blog nicht liest, den ich aber unbedingt erwähnen will, weil er mir vor ein paar Tagen eine Karte mit einer süßen Cartoon-Schnecke drauf geschickt hat und meine Stimmung damit immerhin von „wir werden alle steeeeeeerben!“ zu „naja, vielleicht geht die Welt ja erst morgen unter...“ angehoben hat.

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Samstag, 27. Dezember 2008
Burnout
Themen: Neuro-Psycho
Als der Arzt mich krankschreiben wollte, habe ich zuerst protestiert. So krank fühlte ich mich ja gar nicht. Jedenfalls nicht krank genug, um gleich für (fast) einen ganzen Monat krankgeschrieben zu sein.

Er hat sich dann aber durchgesetzt.

Langsam wird mir auch selber klar, daß ich kurz vorm Burnout stand... Vor vielen Jahren ist einer Freundin von einer Freundin von mir mal das Folgende passiert: Sie war sowohl im Beruf als auch im Privatleben wahnsinnig gestreßt, bekam das aber (vor lauter Streß, nehme ich an) gar nicht selber mit. Glücklicherweise fiel es aber irgendwann einem Kollegen auf, daß sie schon seit einiger Zeit morgens 20 Minuten früher ins Büro kam als sonst. Darauf angesprochen, erklärte sie, daß sie gemerkt hatte, daß sie morgens die ersten 20 Minuten im Büro weinend auf dem Klo verbracht hatte, und die „logische“ Konsequenz, die sie daraus gezogen hatte, war, diese 20 Wein-Minuten einfach fest einzuplanen, damit ihre Arbeit nicht darunter litte. Woraufhin der Kollege sie schnurstracks zum nächstgelegenen Arzt schleifte, der besagten Burnout diagnostizierte.

So schlimm war’s bei mir zum Glück nicht.

Allerdings habe ich in der letzten Woche mehrere Ladungen Wäsche gewaschen. Das klingt zwar zuerst einmal nicht nach etwas Besonderem... bis mir klar wurde, daß ich seit über einem Jahr schon meine Wäsche im Handwaschbecken bzw. in der Badewanne erledigt hatte, weil mich die übliche Prozedur:
  1. Waschküche reservieren
  2. reservierten Termin nicht vergessen
  3. reservierten Termin einhalten
  4. getrocknete Wäsche aus dem Trockenkeller holen
ganz einfach überfordert hatte.

(Für Nicht-Skandinavier: In Mehrfamilienhäsern befinden sich hierzulande üblicherweise im Keller diverse Funktionsräume, unter anderem eine Waschküche und ein Trockenkeller (mit Gebläse). Natürlich kann man auch in der eigenen Wohnung eine Waschmaschine haben, aber in meiner Einzimmerwohnung ist für sowas echt kein Platz. – Die Waschmaschinen kann man einzeln vorbuchen, und den Termin sollte man auch einhalten, denn sonst kann irgendein dahergelaufener Nachbar die Gunst der Stunde (und die leerstehenden Waschmaschinen) nutzen; und für den Trockenkeller gibt es Regeln, wie lange man seine Sachen dort hängen lassen darf (je nach Tageszeit mehr oder weniger Stunden, und nur wenn man nach 17 Uhr wäscht, darf man seine Wäsche über Nacht hängen lassen).)

Und genau an dieser Stelle setzte der Streß ein. Ich mußte
  1. mir einen noch freien Termin aussuchen, der in meinen Zeitplan paßte (also: früh genug, um die Wäsche noch am Abend trockenzukriegen, denn zum Wäscheabholen morgens vor der Arbeit habe ich echt keine Lust; andererseits aber auch spät genug, um von der Arbeit nicht direkt zur Waschküche hetzen zu müssen);
  2. den so reservierten Termin nicht vergessen, sondern in meinen Tagesplaner eintragen (lacht nicht, genau an dieser Stelle stellt mir mein ADHS gerne ein Bein, und es ist kaum zu glauben, wieviel man in der kurzen Zeit, die man braucht, um vom Keller zum zweiten Stock zu kommen, vergessen kann);
  3. zeitig gewisse Vorbereitungen treffen (habe ich noch genügend Waschpulver? habe ich genügend passendes Kleingeld für die münzbetriebenen Waschmaschinen? welche Kleidungsstücke will ich überhaupt waschen?);
  4. meine zum Trocknen aufgehängte Wäsche (aus den Augen, aus dem Sinn, nicht wahr?) ab und zu zu überprüfen und sie, sobald sie trocken ist, wegräumen.
Hiiiiiiiilfe!

Sieht ganz so aus, als ob es in mir schon lange gebrodelt hätte und der Tod meiner Mutter „nur“ der sprichwörtliche Tropfen war, der das Faß zum Überlaufen brachte.

Aber jetzt kriege ich (hoffentlich) endlich die richtigen Medikamente in der richtigen Kombination und Dosierung. Und ich fühle mich schon etwas besser...

ObLinguistik: Auf finnisch heiß Burnout „uupumus“. Das ist eins meiner Lieblingswörter – nicht, weil Burnout so ein schönes Konzept ist (ist es nämlich nicht), sondern weil das Wort irgendwie schon durch seinen Klang („uuuuuuuff...“) auch auf seine Bedeutung hinweist. Ein anderes derartiges Wort ist „flunssa“, das finnische Wort für einen grippalen Infekt. Da kann man so richtig die verstopfte Nase und die erhöhte Körpertemperatur raushören...

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Montag, 22. Dezember 2008
Impulskäufe
Themen: Neuro-Psycho
In den letzten Tagen war ich mal wieder die typische ADHS-Frau beim Einkauf:

Ich ging in eine Buchhandlung, um nach Büchern über schwedische Dialekte zu suchen. Was ich am Ende kaufte: „Einführung in die koptische Sprache“.

Außerdem klapperte ich einige Geschäfte auf der Suche nach Speicherelementen Kisten und Kübeln ab. Was ich am Ende kaufte: „Shrek“ und „Shrek 2“ auf DVD.

Die Informationen, die ich über schwedischen Dialekte brauchte, habe ich inzwischen im Internet gefunden. Kisten und Kübel muß ich noch suchen...

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Dienstag, 9. Dezember 2008
Krankgeschrieben
Themen: Neuro-Psycho
Gestern war ich beim Arzt (den Termin hatte ich mir, wie im Urlaubstagebuch erwähnt, schon von Deutschland aus per Internet besorgt), und der hat mich erst einmal für den Rest des Monats krankgeschrieben.

Die finnischen Ärzte haben anscheinend seit meiner letzten Krankschreibung ihren Geheimcode geändert. Damals schrieben sie ihre Diagnose noch auf lateinisch (was aus meinem Beinahe-Nervenzusammenbruch anno 2003 eine „reactio acuta e stressu“ machte – hach, da fühlt man sich gleich ein wenig bedeutender – und einer Bekannten, die unter Schwindelgefühl litt, eine „sensatio vertiginis et capitis volventis“ bescherte. Ich sag's ja: non scholae sed vitae). Inzwischen sind sie auf ICD-Kürzel umgestiegen. Das heißt unter anderem, daß ich erst ins Internet muß, um herauszubekommen, was da bei mir eigentlich diagnostiziert wurde. (Zum Glück habe ich das große Latinum damals nicht mit dem ausdrücklichen Ziel gemacht, finnische Krankschreibungen dechiffrieren zu können, sonst würde ich mich jetzt ganz schön ärgern.)

Außerdem hat er mir ein paar Sachen verschrieben, die mir hoffentlich helfen werden – unter anderem darf ich jetzt von den Beruhigungstabletten, die ich bisher nur „ab und zu, bei Bedarf“ nehmen sollte, bis zu drei pro Tag nehmen.

Dann gab's noch ein Rezept für ein Medikament, das mir bis dahin gar kein Begriff gewesen war. Als er es mir genauer erklärte, packte mich erst einmal das kalte Grausen („was, so krank kann ich doch gar nicht sein!?!?“). Aber als ich den Wirkstoff dann zu Hause in meinem guten alten Pharmaziebuch nachschlug, beruhigte ich mich wieder: aha, ein Wirkstoff, der (unter anderem) mit so ziemlich allen bekannten Arten von Serotonin-Rezeptoren interagiert – das klingt genau richtig. Und über die antihistaminische „Neben“wirkung werde ich mich ganz bestimmt nicht beschweren, auch wenn um diese Jahreszeit eher nicht so viele Pollen durch die Luft schwirren. (Und überhaupt: den Wirkstoff hat er mir ja verschrieben, damit ich aufhöre mit so Sachen wie „was!?!? <andiedeckespring> So krank kann man doch gar nicht sein...“ <aufreg> <kopflosrumrenn> <kreisch> <panik> usw. usw.)

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