Freitag, 3. September 2010
Der freundliche Paketdienst
Themen: Usability
Seit gestern habe ich ein neues Telefon. Das Ding unterscheidet sich von dem alten durch einige nützliche Features. Unter anderem hat es einen eingebauten Lautsprecher, so daß ich, wenn ich mit jemandem telefoniere und gleichzeitig etwas im Internet recherchiere (kommt ja mal vor – „ich weiß die Antwort auf deine Frage leider nicht, aber mal gucken, was Google/Wikipedia/mein Lieblings-Blogger dazu meint“), mir den Hörer jetzt nicht mehr zwischen Ohr und Schulter klemmen muß.

Große Freude.

Allerdings ist es so ein DECT-Telefon mit Basisstation und Mobileinheit. Das bedeutet, daß es zwei Stecker braucht: einen fürs Telefonnetz und einen fürs Stromnetz. Und in der Gebrauchsanleitung steht auch groß und deutlich, daß das Gerät bei einem Stromausfall nicht funktioniert.

(Eigentlich hatte ich ja das alte Telefon an meine Telefongesellschaft zurückgeben wollen, aber ich glaube, ich behalte es lieber und investiere dann halt weiterhin die doch recht geringe Gebühr, die die Telefongesellschaft als Miete für das Gerät verlangt. Denn das alte Gerät ist ein „normales“, braucht also nur ans Telefonnetz angeschlossen zu werden und funktioniert daher auch bei Stromausfall. Nicht daß es bei uns besonders viele Stromausfälle gäbe, aber man kann ja nie wissen. Wenn das mal passiert, dann garantiert zu einem Zeitpunkt, wo gerade das Akku im Mobiltelefon fast leer ist.)

Als Frau vom Fach lese ich ja bei Neuanschaffungen immer gerne die Gebrauchsanleitungen. Als Sprachwissenschaftlerin tue ich das natürlich um so lieber, wenn diese mehrsprachig sind. Bei diesem Gerät konnte ich mich über eine dreisprachige Gebrauchsanleitung freuen: finnisch, schwedisch, dänisch.

Im schwedischsprachigen Teil findet sich unter anderem diese deutliche Instruktion, wie man das Telefonkabel anzuschließen hat:

[Bild: Wie man ein Telefonkabel richtig ans Telefon anschließt.]

Hehe. :-)

(Dasselbe Bild findet sich auch in den beiden anderen Teilen, aber auf finnisch und auf dänisch ist es, wie soll ich sagen, weniger goldig.)

Außerdem stehen da noch so geniale Sachen wie „Während des Telefonats abwechselnd sprechen.“ drin.

Aber eigentlich wollte ich ja vom Paketdienst erzählen.

Ich mußte schon oft bei Bestellungen eine Telefonnummer „für die Kontaktaufnahme bei der Lieferung“ angeben. Bis jetzt wußte ich allerdings nicht so recht, wozu das gut sein sollte. Denn niemand hat diese Nummer je benutzt.

Gut, manche Versandhäuser halten einen ja per SMS darüber auf dem laufenden, was gerade mit der Bestellung passiert. Bestellung entgegengenommen, Bestellung bearbeitet, Bestellung hat unser Lager verlassen. Aber von den Zustellern kam immer nur Schweigen und dann plötzlich ein Paket.

Bis vorgestern. Da kam eine SMS vom Paketdienst: „Ihre Bestellung Nr. soundso vom Versandhaus Soundso wird von uns morgen zugestellt, und zwar voraussichtlich in der Zeit zwischen 15 Uhr 51 und 17 Uhr 51.“ (Was benutzen die denn für eine krumme Zeitrechnung? Aber egal.) „Bitte setzen Sie sich mit uns unter der folgenden Telefonnummer in Verbindung, falls Ihnen diese Uhrzeit nicht paßt, damit wir eine andere vereinbaren können.“

Und gestern gegen halb fünf kam dann ein Anruf direkt aus dem Lieferwagen: „Ich bin in etwa 10 Minuten bei Ihnen, sind Sie zu Hause? Sonst fahre ich eine etwas andere Strecke und komme später vorbei.“

Ich war zu Hause. Und zehn Minuten später hatte ich dann mein Paket. :-D

Den Rest des Nachmittags durfte ich mich mit dem Zusammenbau elektronischer Einzelteile (gut: Basisstation, Mobilteil, zwei Kabel, so furchtbar kompliziert war’s nicht) und, wie gesagt, einer dreisprachigen Gebrauchsanleitung amüsieren.

Über die gute Kommunikation mit dem Paketdienst freue ich mich immer noch. Das war das erste Mal, daß ich ein Paket von diesem bestimmten Dienst bekommen habe: Matkahuolto, eine Firma, die eigentlich Reisebusse betreibt. Vor einigen Jahren (ich kann mich noch gut an die Werbekampagne erinnern) erweiterten sie ihr Leistungsangebot dahingehend, daß sie nun nicht mehr nur Passagiere, sondern auch Fracht befördern. Allerdings hatte ich mit ihnen bislang nur als Reisende, nicht als Absenderin oder Empfängerin von Fracht zu tun gehabt. Als Reisende war ich immer recht zufrieden (die Busse sind sauber und bequem und pünktlich, die Fahrkarten sind erschwinglich). Als Empfängerin von Fracht bin ich es jetzt auch. Zugegeben, nach einem einzigen Vorgang sollte man noch keine Empfehlung aussprechen, aber hey: 100 % Erfolgsrate. ;-)

Nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß die Konkurrenz von DHL gleich ihre erste Lieferung an mich recht ordentlich in den Sand setzte. (DHL liefert anscheinend nur zwischen 11 und 13 Uhr aus, was etwas ungeschickt ist angesichts der Tatsache, daß viele Leute zu dieser Zeit nicht zu Hause sind. Und dann findet man, wenn man von der Arbeit, vom Einkaufen, vom Arzt, von seinen Behördengängen oder was-auch-immer zurückkommt, einen Zettel im Briefkasten: „Wir waren hier, Sie nicht. Morgen versuchen wir’s um dieselbe Zeit nochmal, obwohl wir jetzt ja wissen, daß die für Sie vielleicht nicht so günstig ist. Oder rufen Sie uns an und vereinbaren Sie etwas anderes.“ Naiv, wie ich war, rief ich an und vereinbarte, daß die Lieferung nicht an meine Privatadresse, sondern ins Büro gehen sollte. Und was passierte? Nichts kam ins Büro, stattdessen fand ich beim Heimkommen wieder so einen Zettel: „Wir waren hier, Sie nicht.“ Nach einigem weiteren Hin und Her fuhr ich entnervt raus zum Flughafen, wo sich die DHL-Zentrale befindet, und holte das Päckchen selber ab. Seitdem lasse ich mir nach Möglichkeit nichts mehr von DHL liefern oder kalkuliere gleich mit ein, daß ich in absehbarer Zeit wieder zum Flughafen rausjappeln muß – ist ja nur eine gute Stunde im Bus hin und dann nochmal eine gute Stunde zurück – und bloß, weil ich zwischen 11 und 13 Uhr nicht unbedingt immer zu Hause bin, vor allem, wenn ich nicht genau weiß, ob das Päckchen heute oder morgen oder vielleicht übermorgen kommt. (Und falls jetzt jemand etwas von Sendungsverfolgung im Internet sagen will: Die ist auch nicht so toll, wie man sich das vorstellt. Neulich habe ich ein Einschreiben nach Deutschland geschickt, das zufällig von DHL transportiert wurde, und im Internet konnte ich minutengenau verfolgen, was mit dem Ding passierte. Bis sie es ins Flugzeug luden. Die letzte Information, die ich bekam, war: Sendung hat das Land verlassen. „Sendung wird voraussichtlich morgen ausgeliefert“? Nein, natürlich nicht, das wäre ja hilfreich gewesen. Daß das Ding unbeschadet sein Ziel erreichte, erfuhr ich schließlich telefonisch vom Empfänger.) Das Verrückte an der ganzen Sache ist ja, daß meine Mutter mir dieses erste Päckchen seinerzeit mit DHL geschickt hatte, weil man ihr in Deutschland in der Post gesagt hatte, diese Versendemethode sei die schnellste. Wie sich zeigte (komische Uhrzeit, Fehllieferung, Flughafen, siehe oben), hätte ich das Ding wesentlich schneller bekommen, wenn sie es mit der normalen „Schneckenpost“ geschickt hätte...)

(Uff, das waren jetzt viele geschachtelte Klammern. Da kommt man sich vor wie beim LISP-Programmieren. Aber ich schweife ab.)

A propos Schneckenpost: Mit der finnischen Post habe ich auch eher positive Erfahrungen gemacht. Ich bin allerdings nicht sicher, ob das wirklich nur daran liegt, daß die so gut sind, oder nicht vielleicht auch (und womöglich vor allem) daran, daß ich in meiner ganzen Zeit in Finnland immer in der Nähe einer Postfiliale wohnte und deshalb problemlos, wenn von denen so ein „Wir waren hier, Sie nicht.“-Zettel im Briefkasten lag, bei der nächsten Gelegenheit schnell rüberlaufen und das Paket abholen konnte... so stellen sich gewisse Zustellungsprobleme (<hüstel> Uhrzeit... Flughafen...) gar nicht erst.

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