Dienstag, 14. Juni 2011
Weinherstellung für Anarchisten (und solche, die es werden wollen)
Themen: Kochen
Heute bin ich endlich mal dazu gekommen, im Einkaufszentrum den Fachhändler für Heimbrauereibedarf aufzusuchen.

Dort mußte ich leider feststellen, daß dieses Geschäft für mich eher uninteressant ist. Das Sortiment ist nämlich vor allem für die Leute gedacht, die zu Hause (mehr oder weniger) solches Bier und solchen Wein herstellen wollen, wie man sie auch in fertigen Flaschen kaufen kann.

Ich dagegen nehme einfach irgendwelches Obst und schütte Zucker drauf und setze den Gärungsprozeß in Gang und bin dann gespannt darauf, was wohl diesmal herauskommt. Wenn das Ergebnis ein „normaler“ Gewürztraminer oder ein „normales“ Schwarzbier wäre, wäre ich eher enttäuscht!

Außerdem lege ich auch einen gewissen Wert darauf, Zutaten zu verwenden, die man nicht unbedingt beim Fachhändler suchen muß, sondern im Notfall einfach irgendwo besorgen kann. Ich verwende also weiterhin die ganz normale Backhefe und experimentiere daneben mit verschiedenen Zuckersorten – und natürlich auch Obstsorten. Und wie weit der Gärungsprozeß fortgeschritten ist, lasse ich mir auch in Zukunft von Rosinen anzeigen.

Allerdings werde ich mir wohl doch irgendwann in diesem Fachgeschäft so ein Alkohol- und Zuckergehalt-Meßgerät kaufen. Nur für den Fall, daß ich auch mal wissen will, wie betrunken man von diesem oder jenem Gärungsprodukt werden kann. ;-)

Am Wochenende habe ich Rhabarber gekauft. Die Hefe scheint ihn zu mögen; auf jeden Fall lief die Gärung wie verrückt und ich traute mich gar nicht, die Flasche im Keller aufzubewahren, und legte sie der Sicherheit halber in den Kühlschrank, wo es noch ein bißchen kühler ist und sich die Gärung zumindest theoretisch etwas verlangsamen sollte. Dennoch gab es heute morgen, als ich versuchte, gaaaaanz vorsichtig die überschüssige Kohlensäure abzulassen, eine kleine Explosion... Wie gut, daß ich die „gefährlichen“ Teile des Brauens sowieso immer im Bad durchführe! Das läßt sich wenigstens leicht reinigen. Aber ich hätte nie gedacht, daß es mal soweit kommen würde, daß ich mir Rhabarber aus den Haaren spülen müßte. :-O

Aber wenigstens schmeckten erste Proben des Rhabarbermosts vielversprechend. Auch wenn das Zeug recht übel riecht. Heute atmet es (bei geöffneter Flasche) ein wenig und danach kommt es wieder in den Kühlschrank und darf dort weiterreifen. (Meine Malzbierexperimente verliefen dagegen bis jetzt eher unbefriedigend. Ein Getränk, das wie flüssiges Roggenbrot schmeckt, bekomme ich ohne weiteres hin, aber irgendwie metabolisiert mir diese blöde Hefe immer den Malzgeschmack weg. Motz, mecker. Aber zurück zum Thema...)

Tja, und dann bin ich ein bißchen durchgedreht und zum Supermarkt gelaufen – bei der Gelegenheit kam ich auch beim Braubedarfs-Geschäft vorbei – und habe ein Pfund Tomaten gekauft. Die fermentieren jetzt in ihrem Bottich fröhlich vor sich hin.

Für alle, die mich jetzt tatsächlich für durchgedreht halten: Rein technisch sind Tomaten Obst und kein Gemüse, auch wenn sie normalerweise als Gemüse behandelt werden. Eine Freundin meiner Mutter kocht ab und zu sehr leckere Tomatenmarmelade, und ich habe auch schon mal einen Tomatenkuchen gebacken. Tja, und jetzt also Tomatenwein.

Ich bin gespannt, wie der wird. :-)