Dienstag, 26. Oktober 2010
Depressions-Gedanken (Vollversion)
Themen: Neuro-Psycho
Gleich zu Anfang möchte ich sagen: Das hier aufzuschreiben, war alles andere als einfach (und hat mehrere Stunden gedauert). Denn um etwas aufzuschreiben bzw. auszuformulieren, muß man daran denken, und wenn ich gerade mal nicht depressiv bin (bzw. nicht mehr ganz so depressiv wie gestern), möchte ich an bestimmte Sachen natürlich lieber nicht denken.

Nun gut. Bringen wir’s hinter uns.

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Das für andere am deutlichsten wahrnehmbare Symptom ist wohl, zumindest in der Theorie, daß ich während so einer depressiven Episode so ziemlich jederzeit und aus dem geringsten Anlaß (oder auch ganz ohne Anlaß) in Tränen ausbrechen kann und dann auch ziemlich lange (länger als nur ein paar Minuten) ununterbrochen weine. Allerdings wohne ich alleine und gehe, wenn ich mich so schlecht fühle, auch erst dann wieder raus, wenn ich mich soweit besser fühle, daß ich einigermaßen sicher bin, in absehbarer Zeit nicht mehr scheinbar grundlos loszuweinen; deshalb habe ich „in der Theorie“ geschrieben. In der Praxis sieht’s halt doch niemand.

<seufz>

Aber ich wollte ja eigentlich nicht schreiben, wie eine Depression aussieht, sondern wie sie sich anfühlt.

Also: Wenn ich so am Weinen bin, bin ich in den seltensten Fällen über etwas Bestimmtes traurig (oder enttäuscht, oder wütend, oder was weiß ich), sondern fühle mich „einfach nur“ ganz allgemein unglaublich hoffnungslos. Das ist für mich auch das hauptsächliche Symptom der Depression; diese fürchterliche, grenzenlose Hoffnungslosigkeit.

Ich merke gerade, daß das ziemlich schwierig zu beschreiben ist. Nicht so sehr, weil ich ungern daran denke (was natürlich auch stimmt), sondern vor allem, weil mir einfach keine Worte einfallen, die stark genug wären.

Eine Metapher, die mir immer wieder in Texten anderer begegnet, ist: meine Seele ertrinkt (in verschiedenen Formulierungen, die aber alle in etwa darauf hinauslaufen). Das drückt es ziemlich gut aus.

Die älteste derartige Beschreibung, die mir bis jetzt in die Hände gefallen ist, steht in der Bibel. Und zwar sind das die ersten paar Verse von Psalm 69.

Modernere Beispiele gibt es allerdings auch. Spontan fällt mir das Lied „Private Hurricane“ von Josh Woodward ein. (Das ist übrigens einer dieser netten Musiker, deren Lieder man ganz legal online anhören bzw. von seiner Homepage oder aus Tauschbörsen herunterladen darf.)

Erinnert sich noch jemand an „Die Flut“ von Joachim Witt und Michael Heppner? War vor einigen Jahren sogar mal in der Hitparade... Da ist auch eine ganz gute Beschreibung dieser Stimmung drin; zwar ohne die Ertrinkende-Seele-Metapher, aber dafür mit ein paar anderen guten. (Also ich meine jetzt nicht das Video; da wird eine ganz andere Geschichte erzählt; ich meine nur den Text des Liedes.)

Hmm, seltsam; gerade fällt mir auf, daß mir zu diesem Thema nur Lyrik einfällt und gar keine Prosa. Aber macht ja nix.

Ach nein, Moment mal: Eine Filmszene fällt mir noch ein (hmm, zählt das jetzt als Prosa?). Und zwar aus „The Hours“. Da geht es in einem der drei Handlungsstränge um eine Frau, die tief depressiv ist und Selbstmordgedanken hegt (OK, eigentlich geht es in allen drei Handlungssträngen um Leute mit Depressionen). An einer Stelle wird das dadurch verdeutlicht, daß das Zimmer, in dem sie gerade auf dem Bett liegt und ins Leere starrt, buchstäblich im Wasser versinkt. (Irgendwo habe ich gelesen, daß sie das Set mit diesem Zimmer auf einer absenkbaren Bühne gebaut und für diese Szene samt Schauspielerin drin in einen darunterliegenden Wassertank abgesenkt haben, bis das Wasser über ihr zusammenschlug. Der Effekt ist ziemlich beeindruckend.)

Naja gut, soviel also zum Thema ertrinkende Seelen.

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Ein weiteres wichtiges Symptom ist, daß ich zu den einfachsten Dingen nicht mehr in der Lage bin. Das kann man sich gar nicht richtig vorstellen, bis man es mal selber erlebt hat.

Gestern saß ich zeitweise frierend und bibbernd im Schlafanzug auf dem Sofa und kriegte es einfach nicht auf die Reihe, mich in eine Decke zu hüllen. Und zwar in die Decke, die direkt neben mir lag. Ich hätte nicht einmal aufstehen müssen (Aufstehen und Anziehen – oder auch nur Aufstehen und Hausschuheanziehen – wäre viel zu anstrengend gewesen); ich hätte nur die Hand auszustrecken brauchen. Aber selbst das war zuviel.

Genau wie die Sache mit dem Trinken. Ich weiß aus Erfahrung, daß es mir meist etwas besser geht, wenn ich für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorge; oder daß ich damit zumindest das Schlimmste verhindern kann. Die Flasche mit dem Saft stand ebenfalls in Griffweite; aber neeeeein... :-P

In diesem Zustand schafft mein Körper wirklich nur noch Sachen, die automatisch passieren (Atmung, Herzschlag). Und Sachen, bei denen sich irgendein Körperteil so laut und deutlich meldet, daß ich etwas tun muß. Beispielsweise schaffe ich es, auf die Toilette zu gehen, wenn ich ganz dringend muß. Solche Sachen.

In einem von einer Leidensgenossin verfaßten Text habe ich gelesen, daß sie sich in diesem Zustand fühlt, als seien ihre Arme und Beine aus Blei. Ich komme nicht einmal soweit; bleierne Schwere würde ich ja erst wahrnehmen, wenn ich tatsächlich versuche, mich zu bewegen, aber in diesem Zustand ist allein schon der Gedanke an eine Bewegung viel zu anstrengend. Also weiß ich gar nicht, ob sich meine Arme und Beine dann auch so bleischwer anfühlen oder wie sonst. (Außer, wie gesagt, wenn ich ganz dringend auf die Toilette muß. Dann habe ich allerdings, wie soll ich sagen, andere Sorgen und komme gar nicht dazu, das Gewicht meiner Gliedmaßen irgendwie zu erforschen.)

Von außen betrachtet wirke ich in diesem Zustand wahrscheinlich zumindest zeitweise fast schon katatonisch.

Äh, gut, daß ich allein wohne. So erschrecke ich dann wenigstens niemanden. <fiesgrins>

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Ganz typisch ist auch, daß man während solcher depressiven Phasen (nicht nur während einer depressiven Episode, sondern meist auch einige Zeit davor und danach) Sachen, die einem sonst eigentlich Spaß machen, nicht mehr tun kann, weil sie einfach zu anstrengend und/oder nervig sind. Und schon gar keinen Spaß machen. Die Lieblingsmusik nervt nur noch; der Lieblingsfilm ist auf einmal gar nicht mehr witzig/spannend/was auch immer er eigentlich sein sollte; das Lieblingshobby ist viiiiiel zu anstrengend.

(Gerade fällt mir auf, daß ich seit Wochen nicht mehr gehandarbeitet habe...)

Gestern sind gleich zwei Postcrossing-Karten auf einmal gekommen. Normalerweise finde ich das immer klasse und registriere jede Karte gleich und lade ein Bild hoch, wenn der Absender das noch nicht getan hat; aber diese beiden Karten liegen seit gestern bei mir herum und ich habe einfach nicht die Energie, sie zu registrieren. Oder gar Bilder zu machen. Und das, obwohl auf der einen Karte sogar eine Schnecke drauf ist. Bei sowas mache ich sonst immer einen kleinen Freudentanz...

Ganz normale Alltagshandlungen sind dann natürlich auch unmöglich. Geschirr spülen? Blumen gießen? Mail lesen? Vergeßt es. :-P

Wie gut, daß sich zumindest manche Sachen automatisieren lassen. Beispielsweise habe ich für all die Rechnungen, die mehr oder weniger regelmäßig fällig werden (Miete, Telefonrechnung, Versicherungen...) schon längst Überweisungsaufträge eingerichtet. So werden die dann wenigstens rechtzeitig bezahlt, auch wenn ich zufällig gerade in einer tiefen Depression stecken sollte...

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Kommunikation ist in diesem Zustand auch schwer bis unmöglich. Erstens halte ich dann Kontakt zu anderen Menschen nur sehr eingeschränkt aus (lies: nur ziemlich kurz und auch nur zu ganz wenigen Leuten, die ich sehr lieb habe und denen ich sehr vertraue); dabei ist es übrigens völlig egal, ob dieser Kontakt persönlich stattfindet oder telefonisch oder per Mail oder per SMS oder per Chat oder... Das ist dann eigentlich alles ziemlich gleichermaßen anstrengend.

Diese schon erwähnte Fast-schon-Katatonie, in die ich in den allerschlimmsten Phasen verfalle, macht vor allem die persönliche Kommunikation auch nicht unbedingt einfacher.

Und zweitens fällt es mir extrem schwer, über diesen Zustand zu reden. Vor allem, wenn ich gerade mitten drinstecke; aber auch sonst. Horrorvorstellung: Der/die/das andere könnte nach konkreten Beispielen fragen, wenn ich z. B. sage, daß ich so depressiv bin, daß ich im Moment nichts auf die Reihe kriege. Und dann könnte der/die/das womöglich versuchen, mir zu helfen und mich dazu zu bringen, diese Sachen (wie gesagt: das können so banale Sachen wie Blumengießen sein) doch noch zu tun. Und das kann ich dann nicht mal als theoretische Vorstellung ertragen. :-(

Und außerdem gehört zur Kommunikation ja auch so etwas wie Informationsaufnahme; selbst wenn es um Informationen der Art (und „Schwierigkeit“) von „der/die Soundso hat gerade ‚hallo Julia‘ gesagt“ geht. Und das ist noch viel schwieriger und anstrengender als beispielsweise Blumengießen, und wenn es mir aber sowieso schon so mies geht, daß ich das nicht hinkriege, wie soll ich dann mit Kommunikation umgehen können?

Und manchmal kommen dann auch so Gedanken wie: ich kann jetzt mit dem/der nicht kommunizieren, denn dann käme früher oder später das Gespräch auf meine Depression, und das kann ich dem/der doch jetzt nicht zumuten. Und gleich danach: ich kann jetzt mit niemandem kommunizieren, denn das kann ich niemandem zumuten.

Und das, obwohl ich mindestens eine Freundin habe, die ich eigentlich mit allen möglichen Notfällen so ziemlich jederzeit nerven darf. Ich sollte es also eigentlich besser wissen...

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Was ganz verrückt ist: Einerseits funktioniert mein Denken nicht mehr so klar wie sonst (alles wird sozusagen durch den Depri-Filter wahrgenommen und ist – egal, was es ist – dunkel oder böse oder auf eine andere Weise negativ. (Zu diesem Thema habe ich irgendwo noch einen Cartoon herumliegen; da sitzt eine Frau mit total verschrecktem Gesichtsausdruck in ihrem Wohnzimmer und alle Möbel, Topfpflanzen, Vorhänge usw. haben Gesichter und gucken sie ganz böse an. Ja, ganz genau so fühlt sich das an.)

Andererseits kann ich auf einer gewissen Ebene doch noch irgendwie klar denken. So habe ich gestern unter anderem ganz genau mitgekriegt, wie die Depression mich einerseits daran hindert, gewisse nützliche Sachen zu tun (Kopfschmerztablette nehmen (ja, Kopfschmerzen hatte ich gestern auch), Tryptophantablette nehmen, viel Saft trinken); aber auch daran, gewisse eher kontraproduktive Sachen zu tun (z. B. Alkohol trinken). Und zwar beides mit derselben „Begründung“: hat ja eh keinen Sinn.

(Zum Thema „kontraproduktive Sachen“: Es gibt sogar Leute, die schwere Depressionen mit Selbstmordgedanken haben und sich genau aus dem „Grund“, der mich gestern an allem Möglichen gehindert hat, eben gerade nicht umbringen: hätte ja eh keinen Sinn, also versuch’ ich’s gar nicht erst. Das sind die Leute, bei denen die Gefahr besteht, daß sie, wenn sie sich in Behandlung begeben und die Behandlung (Psychotherapie, Medikamente, was weiß ich) dann irgendwann anschlägt und sie sich etwas besser zu fühlen beginnen, sich dann umbringen. Weil nämlich dummerweise das „Ist ja alles doch sinnlos“-Denken geheilt wurde, bevor die Selbstmordgedanken ganz verschwunden sind. In anderen, ähnlich gelagerten Fällen hat der Betreffende statt dieser totalen Hoffnungslosigkeit eine totale Energielosigkeit und bringt sich nur deshalb nicht um, weil das viiiiiel zu anstrengend wäre; wenn dann die Behandlung anzuschlagen beginnt und dabei dummerweise die totale Energielosigkeit vor den Selbstmordgedanken geheilt wird, ist das natürlich auch... äh... extrem ungesund.)

Äh... wie gut, daß ich nicht suizidgefährdet bin. :-}

Aber auch ohne Selbstmordgedanken ist es ziemlich eklig, wenn man so als Trauerkloß herumsitzt und noch in der Lage ist, seine eigene Depression zu analysieren, nicht aber, etwas dagegen zu tun...

(Ach ja, von wegen Alkohol: Ich habe schon vor vielen, vielen (ich glaube, fast 15) Jahren gemerkt, daß auch kleine Mengen Alkohol, also z. B. schon ein einziges Glas Wein, bei mir eine Panikattacke oder eine depressive Episode auslösen können, wenn ich mich in einem gewissen wackligen Zustand befinde. Zum Glück bin ich meist so geistesgegenwärtig, daß ich solche Zustände rechtzeitig als solche erkenne und dann darauf achte, daß ich nichts trinke... naja, ich trinke ja auch im „Normalzustand“ schon sehr wenig Alkohol (zwei Gläser Wein oder Cidre innerhalb derselben Woche ist für mich schon ungewöhnlich viel)... aber manchmal ist es halt wichtig, daß ich nicht etwa deshalb nichts trinke, weil ich diese Woche halt zufällig keine Lust auf Wein/Cidre/wasauchimmer habe, sondern weil ich es heute nicht vertragen würde. Das Erkennen dieser Stimmungslagen, in denen ich nichts vertrage, läuft bei mir inzwischen ganz automatisch. Gut; so komme ich in solchen depressiven Zuständen gar nicht erst auf die Idee, daß Alkohol oder sonstige Rauschmittel da womöglich helfen könnten... <aufatm>)

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Noch etwas Verrücktes, was man sich wohl auch schlecht vorstellen kann, wenn man’s noch nie erlebt hat: Ich bin dann einerseits fürchterlich müde, aber andererseits deshalb noch lange nicht in der Lage, zu schlafen oder auch nur zu ruhen. Beispiel gestern: Ich hatte ja erwähnt, daß ich eine ziemlich kurze Nacht gehabt hatte (und daß ich in den Nächten davor auch recht wenig Schlaf bekommen hatte). Also sollte man eigentlich annehmen können, daß ich früh ins Bett gehe oder womöglich sogar ein Mittagsschläfchen halte oder so. Nicht wahr?

Fehlanzeige. Ich saß bis gegen zehn Uhr abends als Trauerkloß (dem schon seit dem Morgen fast die Augen zufielen vor Müdigkeit) auf dem Sofa und schaffte es erst dann, ins Bett zu gehen.

Und dann lag ich noch ziemlich lange wach. Nicht, wie man sich das so vorstellt; also von Sorgen oder Ängsten geplagt; sondern halt einfach nur wach. (Gut, es hätte schlimmer sein können. Ich hätte wach und von Sorgen und Ängsten geplagt sein können. Aber todmüde zu sein und dennoch schlaflos herumzuliegen, ist auch nicht so furchtbar angenehm.)

Immerhin bin ich dann irgendwann doch noch eingeschlafen und heute morgen zwar wieder sehr früh aufgewacht (zwanzig nach vier!) und dann nicht mehr eingeschlafen, aber wenigstens hatte ich heute dann soviel Ruhe in mir, daß ich noch ein paar Stündchen liegenbleiben konnte.

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Und dann gibt es noch die Sache mit den Gedanken. Weiter oben habe ich ja geschrieben, daß ich in diesem tief depressiven Zustand auf einer gewissen Ebene immer noch ziemlich klar denken kann. Und zwar auf der Metaebene; also auf der Ebene, auf der ich mir sozusagen selbst beim Denken zugucke.

Auf der Ebene, auf der die „eigentlichen“ Gedanken ablaufen, klappt’s dann aber nicht mehr so gut.

Manchmal (gestern zeitweise auch) habe ich in diesem Zustand Denkstörungen. Konkret: umständliches Denken (die Unfähigkeit, beim Denken Wichtiges von Nebensächlichem zu trennen, was meist zur Folge hat, daß ich mich an total belanglosen Details festbeiße und nicht über die Sache nachdenken kann, über die ich eigentlich nachdenken wollte); Gedankenarmut (die Gedanken kreisen um sehr wenige Themen; oft ist es dann auch so, daß ich nur in einfachen Konstruktionen denke, also beispielsweise keine Nebensätze „schaffe“) bis hin zur Perseveration (Wiederholen desselben Gedankens, immer und immer wieder, verbunden mit der Unfähigkeit, etwas anderes zu denken, und wenn ich’s noch so sehr versuche); Gedankenabreißen (die plötzliche und grundlose Unterbrechung eines Gedankens und zumindest vorübergehende Unfähigkeit, ihn zu Ende zu denken).

Das ist natürlich auch alles ziemlich unangenehm. Für mich persönlich sind Perseveration und Gedankenabreißen am schlimmsten; zum Glück kriege ich sowas nur, wenn es mir wirklich ganz schlimm geht. Leider war’s gestern mal wieder soweit. :-(

In ganz seltenen Fällen kriege ich Klangassoziationen; das heißt, daß meine Gedanken auf einmal nicht mehr „logisch“ und „sinnvoll“ weiterlaufen, sondern so, daß sich ein Wort aufs andere reimt oder stabreimt, völlig unabhängig vom Sinngehalt (und meistens auch ziemlich weit entfernt von etwas, was man noch irgendwie als „Sinngehalt“ oder „Zusammenhang“ bezeichnen könnte). Im Gegensatz zu den anderen Denkstörungen ist das aber nicht unbedingt unangenehm, jedenfalls nicht in jedem Fall. Allerdings kann es ziemlich nervig sein.

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Als letztes fällt mir noch das Gefühl des völligen „Abgetrenntseins“ vom Rest der Welt ein. Als Science-fiction-Fan habe ich dafür eine schöne Metapher: Seefra.

In der Fernsehserie Andromeda geht es während der ganzen fünften Staffel um ein Sonnensystem namens Seefra, das vom Rest des Universums völlig abgetrennt ist. Da kreisen sozusagen in ihrem eigenen kleinen Universum neun Planeten um einen Doppelstern und das war’s dann. (Fast) keiner kommt rein, keiner kommt raus, weil in diesem Sonnensystem der Eintritt in den Hyperraum (jaja, gut, ich weiß; im Andromeda-Universum heißt das „Slipstream“) nicht funktioniert. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, herrscht auf allen neun Planeten ein ziemlich unangenehmes Klima (ständige Dürre), und die Einheimischen sind größtenteils eher unfreundlich und/oder neurotisch bis psychotisch, und zu allem Überfluß geht auch noch eine der beiden Sonnen ab und zu aus. Äh, ja. An und aus. Eine Sonne. Hört sich komisch an, aber im Kontext der Serie ergibt das tatsächlich einen Sinn.

Genauso fühle ich mich während so einer depressiven Episode. Völlig abgetrennt vom Rest der Welt, ohne Hoffnung, da jemals wieder irgendwie reinzukommen (oder darauf, daß womöglich irgendjemand den Weg zu mir findet). Und ausgedörrt (buchstäblich und metaphorisch) und ab und zu geht die Sonne aus.