Sonntag, 6. Februar 2011
Rezept: Runeberg-Schnittchen
Themen: Kochen, Finnland
Gestern wurde hier in Finnland der Runeberg-Tag begangen. Johan Ludvig Runeberg ist der finnische Nationaldichter. Von ihm stammt unter anderem der Text der finnischen Nationalhymne.

Am und um den Runeberg-Tag herum gibt es in Bäckereien und Cafés eine besondere Art von Törtchen zu kaufen, die sogenannten Runeberg-Törtchen. Auf dem nach Runeberg benannten Ausflugsschiff werden diese Törtchen das ganze Jahr über serviert.

[Foto: Runeberg-Törtchen vom Bäcker]

Hübsch, nicht wahr? Leider braucht man für solche zylinderförmigen Törtchen spezielle zylinderförmige Backformen. Wenn man sie zu Hause backen will, kann man beispielsweise ein Muffinblech benutzen. Dann werden sie aber natürlich muffinförmig. ;-)

Mir flattert ja ungefähr einmal im Monat so eine kostenlose Zeitschrift ins Haus, die eigentlich als Werbung für eine Einzelhandelskette gedacht ist. Ich glaube, ich habe schon mal erwähnt, daß das zumindest in meinem Falle nach hinten losgeht, da der Supermarkt, der von meiner Wohnung aus am leichtesten zu erreichen ist und wo ich daher den größten Teil meiner Einkäufe erledige, zu einer ganz anderen Kette gehört. ;-)

Tja, dumm gelaufen.

Aber diese Zeitschrift ist gar nicht so übel (sie ist einer der beiden Gründe, warum ich trotz der werktäglichen Flut von Pizzadienst-Werbeflyern kein „Bitte keine Werbung“-Schild am Briefkasten habe; der andere ist der IKEA-Katalog). Unter anderem stehen meist ganz gute Rezepte drin; diesmal auch ein jahreszeitlich passender Kuchen, nämlich ein Runeberg-Kuchen. Also für all die Leute, die (wie ich) keine Spezial-Runeberg-Backzylinder haben und sich mit Runeberg-Muffins irgendwie blöd vorkommen.

Eigentlich ist das Rezept für einen Runeberg-Kastenkuchen. Ich war aber abenteuerlustig und habe statt der Kastenform eine große flache Backform benutzt, die (wie ich nach einigem Googeln zu meinem Erstaunen feststellte) keinen besonderen Namen zu haben scheint. Jedenfalls ist das Ding etwa 23 auf 33 cm groß. Stellt euch vor, man würde eine Kastenform auf das Doppelte verbreitern und gleichzeitig auf die halbe Höhe reduzieren. Ursprünglich habe ich mir das Ding mal für Brownies gekauft.

Da diese namenlose rechteckige Form von Grundfläche und Volumen her ungefähr einer Springform entspricht, könnte man auch eine Springform verwenden und einen runden Runeberg-Kuchen backen.

Wie dem auch sei; hier ist das Rezept.

Zutaten:
  • für den Teig:
    • 150 g Butter oder Margarine
    • 1 ½ dl (ca. 150 g) Zucker
    • 2 Eier
    • 3 dl (ca. 220 g) Mehl
    • 2 TL Backpulver
    • 2 TL Vanillinzucker
    • 1 EL dunkles Kakaopulver
    • 1 dl Himbeermarmelade
    • 1 dl Pfefferkuchenkrümel
    • Öl und Semmelbrösel für die Backform
  • zum Tränken des Kuchens:
    • ½ dl Wasser
    • ½ dl Rum
    • 2 EL Zucker
  • für den Guß:
    • 1 EL Himbeermarmelade
    • 2 TL Wasser
    • 1 dl (ca. 100 g) Puderzucker
1 dl Himbeermarmelade entspricht so Pi mal Daumen ungefähr 6 gehäuften Eßlöffeln. Insgesamt habe ich für diesen Kuchen knapp 400 g Himbeermarmelade verbraucht; bzw. ich hatte vorher ein frisches 400-Gramm-Glas Himbeermarmelade und das ist jetzt fast leer. Nur damit ihr eine ungefähre Vorstellung davon habt, wieviel Himbeermarmelade „1 dl plus 1 EL“ sind.

Pfefferkuchen sind, anderslautenden Gerüchten zum Trotz, nicht dasselbe wie Lebkuchen. Allerdings kann man für diesen Kuchen, wenn man keine skandinavischen Pfefferkuchen bei der Hand hat, bestimmt auch Lebkuchenkrümel nehmen – also statt der (sowieso schon trockenen) Pfefferkuchen eine entsprechende Menge Lebkuchen trocknen lassen und dann im Mixer zerkleinern. Pfefferkuchen sind nicht, wie der typische Lebkuchen, kuchenartig, sondern eher plätzchenartig. Die Würzung ist ganz ähnlich, aber der Teig ist, wie gesagt, plätzchenteigartig fest und wird auch nicht auf Oblaten gelöffelt oder in einer Form oder auf dem Blech gebacken, sondern ausgerollt und dann in hübschen Formen ausgestochen. Ein Rezept (auf englisch) gibt’s beispielsweise hier (unter dem Namen „gingersnaps“).

Noch eine Anmerkung: Der Guß ist für einen Runeberg-Kastenkuchen berechnet. Wenn ihr den Kuchen stattdessen in so einer großen flachen Form backt wie ich, oder in einer Springform, solltet ihr die doppelte Menge Guß zubereiten.

Jetzt aber zur eigentlichen Zubereitung. :-)

Den Ofen auf 175 Grad vorheizen.

Zucker und Butter schaumig rühren, dann nacheinander die Eier und die Marmelade hinzugeben. Mehl, Backpulver, Vanillinzucker und Kakaopulver gründlich miteinander vermischen, dann ebenfalls zum Teig hinzugeben. Zum Schluß die Pfefferkuchenkrümel untermischen.

Die Backform einfetten und dann mit Semmelbröseln ausschwenken. (Ja, im Ernst. Der Sinn der Sache ist, daß der Kuchen nach dem Backen außen mit Semmelbröseln bedeckt ist.) Den Teig in die Form füllen und glattstreichen. In den Ofen stellen.

Wenn man eine Kastenform benutzt, muß der Kuchen ungefähr 45 Minuten lang im Ofen bleiben. Wenn man eine Springform oder eine große rechteckige Form verwendet, wird der Kuchen nur ungefähr halb so hoch (und dafür doppelt so breit) und muß daher nur ungefähr 20 Minuten lang im Ofen bleiben. In beiden Fällen ist der Kuchen fertig, wenn an einem hineingesteckten Zahnstocher kein Teig klebenbleibt.

Den Kuchen nach dem Backen etwas abkühlen lassen, dann mit einer Gabel Löcher in die Kruste stechen, damit der Kuchen sich gleichmäßig vollsaugen kann. Wasser, Rum und Zucker in einem kleinen Topf erwärmen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Die Mischung mit einem Löffel gleichmäßig über den Kuchen gießen.

Den Kuchen abdecken und mindestens einige Stunden, am besten aber über Nacht ruhen lassen.

Den Kuchen vorsichtig aus der Form lösen und auf eine feste Unterlage legen. Himbeermarmelade, Wasser und Puderzucker zu einem festen Guß vermischen. (Bei Bedarf kann man etwas mehr oder etwas weniger Wasser verwenden, damit der Guß nicht zu dünnflüssig, aber auch nicht zu steif wird.) Gleichmäßig auf dem Kuchen verteilen und erstarren lassen.

(Quelle: Pirkka 1–2/2011)

In dem Heft kam dann am Ende ein wunderschöner Kuchen heraus:

[Foto: Runeberg-Kuchen aus der Zeitschrift "Pirkka"]

(Quelle: Pirkka 1–2/2011)

Meine Schnitten sind natürlich nicht ganz so hübsch. Das liegt bestimmt daran, daß ich keine frischen Pfefferminzblätter im Haus hatte. ;-)

[Foto: selbstgebackene Runeberg-Schnitten]

Aber lecker sind sie trotzdem.

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