Montag, 25. April 2011
Neues von den Eulenkindern
Themen: Vermischtes
Die drei kleinen Uhus, deren Mutter ihr Nest ausgerechnet auf dem Dach eines Einkaufszentrums in Helsinki gebaut hat, sind mal wieder in den Schlagzeilen. Inzwischen sind sie schon längst alt und groß (und abenteuerlustig) genug, um mit ganz anderen Sachen als nur mit Niedlich-Aussehen Aufsehen zu erregen.

(Obacht: Die beiden Links da unten führen zu finnischsprachigen Artikeln bei Helsingin Sanomat. Laßt euch davon nicht abschrecken, sondern geht trotzdem hin und klickt auf das Foto ganz oben im jeweiligen Artikel. Dann öffnet sich eine kurze Slideshow mit Uhu-Fotos zum Artikel (JavaScript benötigt). Zum jeweils nächsten Bild kommt ihr mit dem Pfeil, der am rechten Bildrand erscheint, wenn man mit der Maus ein bißchen auf dem Bild herumfährt.)

Abenteuer Nummer eins: Gestern nachmittag mußte eins der Kleinen bei Flugübungen eine Notlandung auf einer Straße einlegen. Eine Wachfrau aus dem Einkaufszentrum, auf dessen Dach die Uhu-Familie wohnt, hielt geistesgegenwärtig den Verkehr an und trug den Vogel, der das alles mit großer Gelassenheit über sich ergehen ließ, in Sicherheit. (Foto 1: Der Vogel macht vor dem Flug ein paar Lockerungsübungen für die Flugmuskulatur. Foto 2: Geglückte Landung auf der Straße. Geschickterweise ist er auf einem Zebrastreifen gelandet. Foto 3: Die Wachfrau nimmt den Vogel auf den Arm, um ihn wieder heimzubringen. Da kann man gut sehen, wie groß die „Kleinen“ inzwischen schon sind!)

Abenteuer Nummer zwei: Heute vormittag ist eins der drei ein richtig ordentliches Stück weit geflogen, nämlich ganze zwei Querstraßen vom Nest weg. Nicht schlecht! Für das Kleine war das allerdings eine so große Leistung, daß es danach erst einmal ganz erschöpft sitzenblieb und sich ohne Widerstand von der Freiwilligen Feuerwehr in eine geräumige Kiste stecken und heimfahren ließ. (Foto 1: Die Tür ist am Feiertag zwar zu, aber durch die Ritze kommt warme Luft nach draußen, die der Vogel anscheinend genießt. Foto 2: Die Feuerwehr ist angerückt und hat eine improvisierte Eulen-Transportkiste mitgebracht. Der Mann im dunklen Anzug ist übrigens nicht etwa ein Feuerwehrmann in Zivil, sondern der Pförtner.)

Es wird erwartet, daß es nur noch wenige Tage dauert, bis die Kleinen endgültig von zu Hause ausziehen.

YouTube hat natürlich auch ein paar Filme! Zuerst einmal möchte ich diesen hier empfehlen; der zeigt den Ausflug eines der jungen Uhus am 20. April, der mit einigen kleinen Test-Hopsern auf dem Dach begann und dann, nachdem der Kleine sich anscheinend einmal in der Entfernung verschätzt hatte, steil nach unten ging und auf einer Leuchtreklame im Erdgeschoß endete. Schließlich rückte dann die Uhurettungsbrigade, äh, ich meine natürlich: die Helsinkier Feuerwehr an und fing das Tier ein. (Für Leute mit langsamer Netzanbindung: Vorsicht, die Filmdatei ist knapp über 200 MB groß, aber meiner Meinung lohnt sich das Warten echt.)

Und dann habe ich noch drei kürzere Filme gefunden (eins, zwei, drei), in denen man den drei Kleinen bei vogelkükentypischen Sachen zugucken kann; Hals-Recken, Flügel-Strecken, Füße-Heben und Gefieder-Kratzen. Dabei lassen sie sich vom Straßenlärm einige Stockwerke tiefer nicht im geringsten stören. Echte Stadtbewohner halt...

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Sonntag, 24. April 2011
Rezept: Osterkuchen
Themen: Kochen, Finnland

[Bild: Käsekuchen in der Form]

Ein ziemlich einfaches Rezept; im Prinzip ein ganz normaler Käsekuchen, allerdings mit einigen etwas ungewöhnlichen Zutaten. Der „Käse“, der vor dem Backen auf den Teig geschüttet wird, ist nämlich im Prinzip eine rohe, also noch nicht abgehangene, Pasha; also ein süßer Osterquark, wie man ihn vor allem in orthodoxen Gemeinden, aber (zumindest in Finnland) auch als Nicht-Orthodoxer (ja, womöglich sogar als Nicht-Christ) zu Ostern ißt.

Der Boden besteht aus ganz normalem Mürbeteig. Für die Füllung habe ich zwar ein Rezept, aber natürlich sind dieselben Abwandlungen wie bei einer „richtigen“ Pasha möglich. Beispielsweise kann man als „Fruchteinlage“ nur Rosinen nehmen (wie im Rezept) oder nur Zitronat (wie ich es getan habe) oder eine entsprechende Menge kleingehackte gemischte kandierte Früchte oder eine Mischung aus Rosinen und Zitronat (oder Rosinen und kandierten Früchten) oder... Und statt der gehackten Mandeln kann man auch gemahlene Mandeln nehmen und statt der Crème fraîche Schmand. (Im letzteren Fall muß man sich dann aber damit abfinden, daß der ohnehin schon kalorienreiche Kuchen noch kalorienreicher wird.)

Genau wie eine Pasha kann man auch diesen Pasha-Kuchen dekorieren, wenn man will; beispielsweise mit geschälten Mandeln oder mit kandierten Kirschen. Bei Irina gibt’s ein wunderschönes Foto einer traditionellen russischen Pasha (links oben auf der Seite); auf dieser Pasha ist ein orthodoxes Kreuz zu sehen (aus halbierten grünen Cocktailkirschen) und die russischen Buchstaben „Х“ und „В“ (für „Христосъ Воскресе“, „Christus ist auferstanden“; aus halbierten roten Cocktailkirschen).

Mein Pasha-Kuchen sieht natürlich ein klein wenig prosaischer aus... aber lecker ist er!

Nun aber endlich zum Rezept. Stört euch nicht an den vielen „Deziliter dies und Deziliter das“; die Finnen mögen Hohlmaße. Hierzulande kauft man sogar auf dem Wochenmarkt das Obst nicht nach Gewicht, sondern nach Rauminhalt (z. B. 1 l Erdbeeren)...

Zutaten:
  • für den Boden:
    • 100 g Butter
    • ½ dl Zucker
    • 1 Ei
    • 2 dl Mehl
    • 1 TL Backpulver
  • für die Quarkfüllung:
    • abgeriebene Schale einer Zitrone
    • 3 EL Zitronensaft (laut Rezept ist das der Saft einer halben Zitrone, aber das nehme ich ihnen nicht so ganz ab)
    • 1 dl Rosinen
    • 3 Eier
    • 1 dl Zucker
    • 500 g Quark
    • 150 g Crème fraîche
    • 3 EL Maisstärke
    • 2 TL Vanillinzucker
    • ½ dl gehackte Mandeln
Außerdem braucht man eine Springform (Durchmesser ca. 24 cm) oder ähnliche Backform, z. B. eine Backschale.

(Die Finnen backen im Sommer gerne flache Obstkuchen in einer aus Jenaer Glas oder aus glasiertem Steingut gefertigten Backschale. Da fungiert die Backform dann gleich auch als dekorative Servierplatte. Hmm, vielleicht sollte ich mir so ein Ding auch mal zulegen.)

Zuerst wird logischerweise der Boden zubereitet. Dazu rührt man Butter und Zucker schaumig, rührt dann das Ei dazu und schließlich auch noch das Mehl und das Backpulver. In der gut eingefetteten Backform wird der Teig mit den Fingern auf dem Boden flach- und die Wände etwas hinaufgedrückt. Sollte der Teig dazu zu weich sein, stellt man einfach die Form samt Teig eine Weile in den Kühlschrank, damit der Teig fester wird, und versucht’s danach noch einmal.

Dann kommt die Füllung dran: Eier und Zucker schaumig rühren, Quark und Crème fraîche dazugeben, alles gut vermischen. Dann die restlichen Zutaten hinzugeben und wieder gut vermischen. In die Form füllen.

(Wenn man will, kann man die Rosinen noch kleinhacken, bevor man sie in die Quarkmischung rührt.)

Der Kuchen wird bei 175 Grad auf der untersten Ebene des Backofens etwa 45 Minuten lang gebacken. Behauptet zumindest das Rezept; bei mir sah er erst nach etwa einer Stunde „reif“ aus.

Aber wie dem auch sei; hinterher muß er jedenfalls in der Form abkühlen, bevor man auch nur daran denken darf, ihn herauszunehmen oder gar zu servieren.

Das Rezept schlägt vor, diesen Kuchen nicht einfach nur so, sondern zusammen mit frischem Obst zu servieren.

(Quelle: Pirkka 4/2011)

Weil ich ich bin, habe ich den Kuchen natürlich nicht ganz nach Rezept gebacken. Beispielsweise habe ich wesentlich mehr Mandeln benutzt (es bringt ja nichts, wenn ich bis zum nächsten Backtag eine Tüte mit einem Restchen Mandeln herumliegen habe, denn wer weiß schon, wann das sein wird) und statt der Rosinen Zitronat genommen, weil ich in meine Pasha auch immer Zitronat (und keine Rosinen) tue.

Aber das hat dem Kuchen nicht geschadet. Ein ganzes Viertel habe ich schon verputzt!

[Bild: Stück Käsekuchen auf Teller]

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Frohe Ostern!
Themen: Vermischtes

[Bild: Osterglocken]

... wünsche ich allen, die hier mitlesen, und auch allen, die ganz zufällig hereingeschneit kommen.

Das Foto ist gestern bei uns vorm Haus entstanden. Sehen die Osterglocken nicht hübsch aus mit ihren grünen Blättern im grünen Gras vor der grünen Hauswand? :-)

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Freitag, 22. April 2011
Julia zwitschert weiter...
Themen: Internet
Twitter ist ja eine spannende Sache. So eine Art Kreuzung aus Online-Chat (worum ich ja eigentlich normalerweise einen großen Bogen mache) und Telegramm-Blogging.

Ich habe jetzt über 30 Follower und kann mir nicht so recht erklären, wieso. Einige davon kenne ich ja persönlich (oder zumindest übers Internet) und weiß, daß die mir folgen, weil sie wissen, daß wir ähnliche Interessen haben, oder weil sie einfach nur ab und zu erfahren wollen, was ich gerade so treibe („Schwere Entscheidung heute morgen: Erdbeer- oder Aprikosenmarmelade?“, „Hab gerade neue Schuhe gekauft und die drücken total“). Und von einer Frau weiß ich, daß sie mir folgt, weil ich öfters mal etwas Deutschsprachiges tweete und sie das nützlich findet, weil sie nämlich zufällig Deutsch lernt.

Aber warum solche Leute (bzw. Accounts) wie „Events in Wien“ oder „Professionelle Navigationssoftware“ mir folgen, das begreife ich nun wirklich nicht.

Ich selber folge knapp über 100 Accounts und kriege so eine Menge interessante Sachen heraus. Beispielsweise kann ich meine montägliche Bloglesesitzung jetzt vermutlich etwas verkürzen, weil ich über neue Einträge in einigen interessanten Blogs jetzt per Twitter informiert werde. Und ich kriege Nachrichten aus verschiedenen Gebieten, die mich interessieren. Und natürlich erfahre ich auch, was Bekannte von mir in aller Welt gerade so machen. Und ich bin auf so einer „Witz des Tages“-Liste. Und dann gibt’s da noch eine Frau, die regelmäßig Mutmacher-Bibelsprüche in die Welt schickt. Undsoweiter.

Am Mittwoch habe ich mit einer Frau in den Niederlanden Osterrezepte ausgetauscht.

Und jetzt sitze ich an Whohub, einer Networking-Site für Leute, die „irgendwas mit kreativ“ arbeiten, und lege mir ein Profil an. (<umguck> Sind da etwa Skeptiker da draußen? <schmoll> Techwriting ist kreativ! Softwareentwicklung auch! <fußstampf>)

Ich komme mir vor wie die klapprige alte Dame in dem Werbespot eines finnischen Providers, die ihren (erwachsenen) Kindern erzählt: Heute morgen war ich im Louvre, danach noch in der Eremitage und bei Madame Tussaud, und heute abend gehe ich mich auf dem Mond umgucken. Die Kinder gucken sich betreten an und denken ganz deutlich: oje, sie ist ja noch dementer, als wir dachten; sind aber zu höflich, das auszusprechen. Als die Besucher dann gegangen sind, kommt die Pflegerin und sagt: So, Frau XYZ, wollen Sie jetzt gleich zu Abend essen oder vorher noch ein bißchen ins Internet? Und dann sitzen sie zusammen vor dem Rechner und suchen auf der NASA-Website über Informationen zum Thema Mond.

Twittern ist übrigens ein bißchen wie Haikuschreiben. Man muß eine sinnvolle Information in ein festes Regelgerüst quetschen; einmal in höchstens 140 Zeichen, einmal in 5+7+5 Silben. Auch eine Art Gehirnjogging...

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Donnerstag, 21. April 2011
Gründonnerstagssuppe
Themen: Kochen
Am Gründonnerstag soll man ja der Tradition zufolge etwas Grünes essen. Das paßt einerseits gut zur Jahreszeit (die ersten eßbaren grünen Sachen sind ja im Garten vielleicht schon reif) und andererseits gut ins Kirchenjahr (wenn man aus dem Grünzeug etwas rein Vegetarisches zubereitet, geht das als Fastenzeitessen durch).

Mangels eigenem Garten mußte ich heute noch schnell zum Supermarkt, nachdem mir klargeworden war, daß ich nur zwei Sachen im Haus hatte, die erstens grün und zweitens eßbar waren: grüne Weingummis und grüner Apfellikör. Beides eignet sich nicht sonderlich gut als Grundlage einer vernünftigen Mahlzeit...

Nach einigem Herumstöbern in der Gemüseabteilung beschloß ich, mein „grünes Abendessen“ um einen Bund Frühlingszwiebeln herum zu planen.

Und das kam schließlich dabei heraus:

[Bild: Frühlingszwiebel-Pilz-Suppe]

Zutaten:
  • 100 g Frühlingszwiebeln, kleingeschnippelt
  • 1 kleine Dose Champignons, in Scheiben
  • 1 Tasse Reis, gekocht
  • 1 Brühwürfel nach Wahl
  • ca. 1 l Wasser
  • Gewürze nach Geschmack
... und das war’s dann auch schon. Ich habe außer dem Brühwürfel gar keine weitere Würzung gebraucht und löffle jetzt ein recht mildes, aber sehr leckeres Süppchen.

Und von dem Süppchen ist noch soviel im Topf, daß ich auch morgen und (je nachdem, wie hungrig ich morgen sein werde) vielleicht auch noch übermorgen daran zu essen haben werde.

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Dienstag, 19. April 2011
Ein kleiner Blick in mein Hirn
Themen: Neuro-Psycho
Iiiiih, lauter graues Glibberzeug. ;-)

Ein Bekannter von mir, der mit einer Medizintechnikerin verheiratet ist, hat tatsächlich ein paar computertomographische Bilder seines Hirns im Büro hängen – „für die Zweifler“, sagt er.

Aber keine Sorge, von mir kommen jetzt keine gruseligen Bilder aus der Anatomie, sondern wie üblich ein längerer Wortschwall. Ich mache mich jetzt sozusagen ein wenig nackig. Angeblich ist das ja der Sinn eines Blogs, oder das behaupten zumindest einige Leute... Nun ja. Ich will lieber nicht wissen, was diese Leute in ihren Blogs schreiben...

Jedenfalls war ich letzte Woche wieder mal bei meinem Psychiater, aber diesmal für eine Weile zum letzten Mal. (Schade eigentlich. In seiner Praxis fühle ich mich sehr wohl; wenn der Mann nicht so furchtbar teuer wäre, würde ich mir öfters eine Ausrede ausdenken, um da nochmal hinzugehen. Er hat nämlich unglaublich viele Bücher herumstehen, und weil er recht, äh, eklektische Interessen hat – ich habe ihn im Verdacht, nicht nur ADHS-Spezialist zu sein, sondern selber auch ADHS zu haben –, stehen da Wörterbücher, Politikerbiographien, Krimis sowie theologische, medizinische und psychologische Fachliteratur ganz friedlich nebeneinander. Einige Bücher haben wir sogar gemeinsam. Aber ich schweife ab.)

Zurück zum Thema: Ich bin jetzt bis Ende des Jahres krankgeschrieben und der Arzt hat für mich eine Kur in einer Tagesklinik in Helsinki beantragt – das heißt, da geht man morgens hin, wird irgendwie behandelt und kriegt auch ein Mittagessen, und abends geht man wieder heim, und das halt über längere Zeit hinweg (je nach Fall mehrere Wochen oder auch länger) regelmäßig, bis zu fünfmal pro Woche. Ziel der Behandlung: Volle Wiederherstellung meiner Arbeitsfähigkeit vor Jahresablauf.

Drückt mir die Daumen, daß die Krankenkasse das genehmigt. Sollte sie ja eigentlich tun, wenn sie rechnen kann: Wenn ich auf unbestimmte Zeit weiter krankgeschrieben bleibe, heißt das, daß ich der finnischen Staatskasse auf unbestimmte Zeit auf der Tasche liege. Wenn ich behandelt werde und danach wieder arbeiten gehe, muß die finnische Staatskasse zwar zuerst etwas mehr in mich investieren, als wenn ich nur zu Hause herumsitze, aber danach zahle ich ziemlich bald wieder Einkommenssteuer, und zwar (wenn sie sich mal meine Steuererklärungen der letzten 10 Jahre angucken) nicht zu knapp. Also bitte, lieber Sozialstaat: Jetzt etwas in Julia investieren und sich auf die zusätzlichen Steuereinnahmen freuen. <augenaufschlag>

Aus diesem Anlaß hat der Arzt über mich ein psychologisches Gutachten angefertigt, das meinen jetzigen Zustand, aber auch meinen früheren (Normal-) Zustand beschreibt. Er kennt mich ja schließlich schon seit Jahren und hat mich im Lauf der Zeit auch schon öfters als Nicht-Depressive (bzw. nicht akut Depressive) erlebt.

Dem Gutachten zufolge ist mein jetziger Zustand in etwa so [meine Kommentare in eckigen Klammern]:
  • Die Depression hat nachgelassen, ist aber immer noch mittelschwer. [Für mich fühlt sich das in etwa so an: Im Herbst war die Welt FIES und GEFÄHRLICH. Jetzt ist sie nicht mehr ganz so fies, aber doch immer noch ein bißchen, und auch noch ziemlich gefährlich und irgendwie bedrohlich. Immerhin nicht mehr in Großbuchstaben.]
  • Ich habe Probleme damit, Sachen anzufangen. [So ein blöder unhandlicher Ausdruck. Im Finnischen ist das ein einziges Wort, und noch dazu ein relativ kurzes: aloitekyky, die Fähigkeit, Sachen anzufangen.] Selbst wenn es scheinbar kleine und einfache Sachen sind, z. B. Müll rausbringen. [Das ist ganz typisch bei Depressiven. Natürlich ist das ein Teufelskreis: Ich habe heute schon wieder nicht den Müll rausgebracht; meine Güte, nicht mal dazu bin ich in der Lage; ich bin ja soooo dumm und soooo faul und soooo unfähig; und das füttert dann die Depression und man schafft noch weniger. Und fühlt sich daher noch doofer. Und wird noch depressiver. Undsoweiter.]
  • Ich habe Probleme damit, meine Tage (oder grundsätzlich Zeitabläufe) zu strukturieren – habe ich als ADHSlerin ja sowieso, aber durch die Depression wurde das bißchen Struktur, das vorhanden war, stark beschädigt. Aber inzwischen schaffe ich es, eine eigene Struktur aufzubauen, und zwar mit der Hilfe diverser elektronischer Gadgets und Applets usw., die mich zu bestimmten Uhrzeiten oder in bestimmten Abständen [„ah, wieder eine Stunde rum“] anpiepsen.
  • Ich hatte in den letzten Monaten keine Panikattacken mehr, aber die Angst ist immer noch ständig sozusagen als Hintergrundrauschen vorhanden. Ich bin aber soweit „beieinander“, daß ich die frühen Anzeichen einer kommenden Panikattacke schon aus einer gewissen Entfernung sehe und dann Gegenmaßnahmen treffen kann.
  • Mein Schlafrhythmus ist auf dem Weg zurück zur Normalität. Ich habe zwar fast jede Nacht sehr lebendige und sehr seltsame Träume, aber keine Alpträume. [Ich habe ja grundsätzlich extrem selten mal einen Alptraum, aber im Moment sind meine Träume teilweise wirklich extrem seltsam.]
  • Ich kann mich immer noch nicht besonders gut konzentrieren und u. a. nicht viel auf einmal lesen, selbst wenn es sich um einfache und/oder bereits bekannte Texte handelt. [Das ist normalerweise eigentlich eine der Methoden, mit denen ich mich in Krisenzeiten beruhige: irgendein Buch, das ich schon x-mal gelesen habe und stellenweise fast auswendig kann, zum x+1-ten Mal lesen.]
  • Ich bin anhedonisch, das heißt, meine Emotionen bewegen sich in einem sehr engen Rahmen. [Das hat den Vorteil, daß ich trotz Depression nicht dauernd am Weinen bin, aber den Nachteil, daß ich auch keine große Freude auf die Reihe kriege, selbst wenn mir etwas wirklich Schönes passiert.]
  • Ich habe keine Selbstmordgedanken. [Und das ist auch gut so.]
  • Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das ich vor einigen Monaten noch ständig hatte, hat nachgelassen, aber von Zeit zu Zeit kommen mir Annihilationsängste. [Das heißt, daß ich das Gefühl habe, nicht mehr lange zu leben; nicht aus einem bestimmten Grund, ich denke also nicht beispielsweise, ich würde verhungern oder ich hätte eine gräßliche Krankheit; ich habe einfach nur den überwältigenden Eindruck, ich würde in ein paar Monaten nicht mehr existieren. Mich in Nichts auflösen oder so. Oder die Zukunft würde einfach nicht existieren. Sehr unangenehm, sowas.]
  • Außerdem habe ich zur Zeit Intrusionen, also sich mir ungebeten aufdrängende Gedanken, die durch teils sehr schwache Sinnesreize ausgelöst werden, z. B. durch ein Wort oder einen Geruch. Da kommen mir dann sehr plötzliche und sehr lebendige Erinnerungen an Deutschland, v. a. an meine Kindheit. [Das ist nicht unbedingt immer unangenehm, kann aber ganz schön verwirrend sein. Vor allem, wenn ich den auslösenden Reiz identifizieren kann und mich dann frage, warum Apfelgeruch mich ausgerechnet an Weihnachten erinnert. Und warum es in meiner Küche nach Apfel riecht, obwohl ich doch Äpfel eher selten esse.]
  • Und dann bin ich noch zerstreut.
  • Meine Stimmung ist stark von äußeren Einflüssen abhängig. [Also wenn ich gut oder schlecht gelaunt bin, kommt das meistens nicht aus mir selber heraus, sondern daher, daß ich gerade etwas Angenehmes oder Unangenehmes gesehen habe oder mir gerade etwas Angenehmes oder Unangenehmes passiert ist. Immerhin bin ich in der Lage, mir schlechte Laune auch selber zu machen, aber das ist ja eigentlich nichts, worauf man stolz sein sollte. Ich will endlich mal wieder auch gute Laune selber machen können!]
  • Ich will wieder arbeiten, aber ich kann mich an den meisten Tagen nicht einmal dazu aufraffen, mir Straßenkleidung anzuziehen.
  • Ich habe manchmal absurde Gedanken über (eingebildete) Katastrophen, die mich ereilen werden: „ich krieg nie wieder Arbeit, ich werd verhungern“. [In Bev Aisbetts schönem Büchlein „Living with IT. A Survivor’s Guide to Panic Attacks“ ist eine Zeichnung, auf der eine Frau durch eine scheinbar logische Gedankenkette von „ich bin zu spät dran mit diesem Bericht“ zu „und wenn dann der Atomkrieg anfängt, bin ich ganz allein“ kommt. So ungefähr funktioniert das. Und nein, das ist auch nicht angenehm.]
Aber mein Normalzustand sieht seiner Meinung so aus:
  • gut orientiert
  • sachlich
  • lebhaft
  • von Natur aus optimistisch [öh... wer, ich?]
  • intelligent
  • Perfektionistin
  • schnelle Auffassungsgabe
  • überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit
(Wozu ich noch anmerken will, daß Perfektionismus und hohe Leistungsfähigkeit eine blöde Kombination ist, weil man dann wegen dieses blöden Perfektionismus die eigene Leistungsfähigkeit ständig kleinzureden versucht.)

Er ist außerdem der Meinung, meine Berufslaufbahn sei „tadellos“, was wohl amtsdeutsch (bzw. amtsfinnisch) ist für „hat noch nie eine Arbeitsstelle durch eigenes Verschulden verloren“ oder etwas in dieser Art. <rätsel>

Und dann schreibt er noch, daß mein Über-Ich sadistische Züge aufweist. Hmm, das war mir ja neu, und ich weiß auch nicht, wie das zustandegekommen ist (die Autoritätspersonen in meiner Kindheit waren alle eher lieb), aber es würde schon einiges erklären. :-P

Heute fühle ich mich übrigens eher hypomanisch. Ob das an der Kombination aus Antidepressivum, Grüntee, Chili (in meinem Frühstücks-Thunfisch) und diesem verflixten Frühlingswetter liegt? Das sollten die auf den Beipackzettel schreiben: Vorsicht, bei schönem Sonnenwetter ist der Patient auf hypomanische Symptome zu überwachen. Vor allem, wenn die Vögel zwitschern.

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Sonntag, 17. April 2011
Frühlingswetter
Themen: Politik, Finnland
So, jetzt ist der Frühling definitiv da. Woran ich das merke? Am Heuschnupfen. Ach ja, und an Sonnenschein und Vogelgezwitscher und den ganzen Blümchen ums Haus herum...

[Bild: Schneeglöckchen]

[Bild: violette Krokusse]

... und daran, daß ich gestern den ganzen Tag lang (bei ausgeschalteter Heizung!) das Fenster auf hatte und die hereinströmende kühle Luft als angenehm empfand. Bis es dann so gegen 21 Uhr doch ein bißchen zu kühl wurde.

Bei mir in der Wohnung blüht es auch. Allerdings nicht „in echt“. Gestern beim Einkaufen machte ich den Fehler, über den Markt zu gehen, und da war ein Stand mit wunderschönen Stofftaschen. Ich konnte nicht widerstehen, und jetzt ist meine Stofftaschensammlung um eine angewachsen. Mit Blumen drauf.

[Bild: Stofftasche mit Blumenmuster]

Der Verkäufer hat zusammen mit seiner Frau ein ganz gutes Geschäftsmodell; sie kaufen hübsche Stoffe von Marimekko, sie näht daraus Taschen, Etuis usw. und er verkauft diese auf dem Markt. Da diese Stoffe bzw. Muster hierzulande sehr beliebt sind, läuft das Geschäft ziemlich gut.

Ach ja, und die Tasche sieht von der anderen Seite natürlich etwas anders aus:

[Bild: Stofftasche mit Blumenmuster]

Auf den Bildern hängt sie zusammen mit ein paar anderen Stofftaschen an meiner Wohnzimmertür. Rechts unten ist übrigens eine Tüte mit einem Teil meiner Garnsammlung zu sehen.

Aber zurück zum Frühlingswetter. :-)

Dieses Foto habe ich Mitte Dezember gemacht, und zwar um die Mittagszeit. Beachtet die abendliche Beleuchtung...

[Bild: Winter am Fluß]

Und so sah es an derselben Stelle vor einer knappen Woche aus:

[Bild: Vorfrühling am Fluß]

Und, wie gesagt, die Vögelein zwitschern.

[Bild: schwimmendes Stockentenpaar]

Äh, oder machen halt irgendwelche anderen Vogelgeräusche. Quaken beispielsweise. :-}

Ja, wir haben immer noch Schnee, auch wenn der Wetterdienst im Moment die Schneehöhe für Vantaa als „0 cm“ angibt. Aber der allergrößte Teil des Bodens ist schneefrei. Was natürlich auch bedeutet, daß jetzt der ganze Dreck zum Vorschein kommt, der sich zwischen den Schneeschichten angesammelt hat. Unseren Hausmeister habe ich in den letzten zwei Wochen eigentlich fast nur mit einem Besen in der Hand gesehen. Allerdings hatte er zwischendurch anscheinend auch Zeit, die Blumenkübel aus dem Keller zu holen...

[Bild: Blumenkübel im fast schon schneefreien Garten]

... und in ein paar Kübeln fängt’s sogar schon an zu blühen!

[Bild: Narzisse, fast schon blühend]

[Bild: Schwertlilie, fast schon blühend]

Außerdem ist heute zufällig Wahltag (es wird ein neues Parlament gewählt), deshalb wurden überall Flaggen gehißt. Auch bei uns im Hof.

[Bild: finnische Flagge am Fahnenmast bei uns im Hof]

Uff, endlich hört das auf mit dem Politik-Spam, der in den letzten Wochen meinen Briefkasten heimgesucht hat.

Gestern haben sich die Parteien noch mal richtig ins Zeug gelegt. Auf dem Markt und im Einkaufszentrum reihte sich ein Stand an den nächsten (ich glaube, es hatte mehr Wahlkampfstände als „normale“ Marktstände), und überall gab’s Werbeartikel, natürlich auch die obligatorischen Luftballons.

Auf dem Weg zum Markt begegnete mir diese Mutter, die anscheinend vorhat, ihr Kind politisch neutral zu erziehen, und ihm deshalb, wie soll ich sagen, ein ausgeglichenes Portfolio an Parteienwerbung an den Kinderwagen gehängt hat:

[Bild: Kinderwagen mit bunten Wahlkampf-Werbeballons]

Dieses Kind hat also je einen Ballon von dem hiesigen Pendant zur Linkspartei (die hierzulande, für Deutsche etwas verwirrend, in CDU-Orange daherkommt), der Zentrumspartei (grün, genau wie die hiesigen Grünen, aber in einer etwas anderen Schattierung), äh, und die anderen beiden Ballons kann ich nicht identifizieren. Der blaue Ballon könnte von einer der nationalistischen Parteien stammen, die geben sich gerne finnisch-patriotisch in blau-weiß. Oder von den Liberalen, die benutzen auch viel Blau. <grübel> Aber bei dem weißen Ballon muß ich endgültig passen...

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Freitag, 15. April 2011
Julia-Gezwitscher
Themen: Vermischtes
Aufmerksame Leser haben es schon bemerkt: Seit neuestem habe ich auch einen Twitter-Account.

Wer mir folgen will: Ich heiße „juliainfinland“, wie man oben rechts auf der Seite im Twitter-Widget sehen kann. (Falls da kein Twitter-Widget zu sehen ist, liegt das womöglich daran, daß ihr kein JavaScript benutzt.)

Ich werde voraussichtlich vor allem auf englisch twittern, allerdings wahrscheinlich in einem Stil, den man auch mit (sagen wir mal) nicht so rühmlichen Sprachkenntnissen verstehen kann. Mit einem 140-Zeichen-Limit lassen sich ja eigentlich keine besonders komplizierten Sätze basteln.

Ich weiß noch nicht, wie eifrig ich tatsächlich twittern werde und ob ich ab und zu auch mal etwas retweeten oder auf anderer Leute Tweets antworten werde. Aber mal sehen. Beim Blog wußte ich am Anfang ja auch noch nicht, was ich damit so machen würde, und dennoch ist (behaupte ich mal ganz selbstbewußt) etwas Vorzeigbares daraus geworden...

Mein Twitter-Avatar und meine Tweets unterliegen natürlich derselben Lizenz wie alle anderen meiner öffentlichen Inhalte auch, nämlich der im FAQ beschriebenen Creative-Commons-Lizenz.

Den Avatar habe ich mit MeMaker erstellt und dann noch etwas im GIMP nachbearbeitet. Sieht mir sogar nicht ganz unähnlich, das Ding... :-)

Nachtrag: So, jetzt ist der Account schon drei Stunden alt, und ich habe schon zwei Tweets in die Welt geschickt (OK, der erste war ein Test-Tweet) und zwei Sachen geretweetet und den ersten Follower habe ich auch schon – einen meiner Geek-Freunde, der zufällig online war und mich sofort entdeckt hat. :-D

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Aus (Eulen-) Kindern werden Leute
Themen: Vermischtes
Die Uhu-Küken im Stadtzentrum von Helsinki werden immer größer. Sie sehen schon gar nicht mehr kindlich aus! Naja gut, ein bißchen schon, so flauschig wie sie sind – beziehungsweise: Als Walter-Moers-Fan sollte ich statt „flauschig“ gerade für Vögel eigentlich das Wort „plumös“ verwenden... ;-)

Aber ihre grauen „Kinderkleider“ haben sie immerhin schon abgelegt und sind jetzt hellbraun. Und ihre Körperform und -haltung wirkt auch schon deutlich erwachsener.

Hufvudstadsbladet hat mal wieder ein schönes Foto, auf dem die drei Kleinen neugierig das Dach erkunden, auf dem sie geschlüpft sind.

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