Freitag, 22. April 2011
Julia zwitschert weiter...
Themen: Internet
Twitter ist ja eine spannende Sache. So eine Art Kreuzung aus Online-Chat (worum ich ja eigentlich normalerweise einen großen Bogen mache) und Telegramm-Blogging.

Ich habe jetzt über 30 Follower und kann mir nicht so recht erklären, wieso. Einige davon kenne ich ja persönlich (oder zumindest übers Internet) und weiß, daß die mir folgen, weil sie wissen, daß wir ähnliche Interessen haben, oder weil sie einfach nur ab und zu erfahren wollen, was ich gerade so treibe („Schwere Entscheidung heute morgen: Erdbeer- oder Aprikosenmarmelade?“, „Hab gerade neue Schuhe gekauft und die drücken total“). Und von einer Frau weiß ich, daß sie mir folgt, weil ich öfters mal etwas Deutschsprachiges tweete und sie das nützlich findet, weil sie nämlich zufällig Deutsch lernt.

Aber warum solche Leute (bzw. Accounts) wie „Events in Wien“ oder „Professionelle Navigationssoftware“ mir folgen, das begreife ich nun wirklich nicht.

Ich selber folge knapp über 100 Accounts und kriege so eine Menge interessante Sachen heraus. Beispielsweise kann ich meine montägliche Bloglesesitzung jetzt vermutlich etwas verkürzen, weil ich über neue Einträge in einigen interessanten Blogs jetzt per Twitter informiert werde. Und ich kriege Nachrichten aus verschiedenen Gebieten, die mich interessieren. Und natürlich erfahre ich auch, was Bekannte von mir in aller Welt gerade so machen. Und ich bin auf so einer „Witz des Tages“-Liste. Und dann gibt’s da noch eine Frau, die regelmäßig Mutmacher-Bibelsprüche in die Welt schickt. Undsoweiter.

Am Mittwoch habe ich mit einer Frau in den Niederlanden Osterrezepte ausgetauscht.

Und jetzt sitze ich an Whohub, einer Networking-Site für Leute, die „irgendwas mit kreativ“ arbeiten, und lege mir ein Profil an. (<umguck> Sind da etwa Skeptiker da draußen? <schmoll> Techwriting ist kreativ! Softwareentwicklung auch! <fußstampf>)

Ich komme mir vor wie die klapprige alte Dame in dem Werbespot eines finnischen Providers, die ihren (erwachsenen) Kindern erzählt: Heute morgen war ich im Louvre, danach noch in der Eremitage und bei Madame Tussaud, und heute abend gehe ich mich auf dem Mond umgucken. Die Kinder gucken sich betreten an und denken ganz deutlich: oje, sie ist ja noch dementer, als wir dachten; sind aber zu höflich, das auszusprechen. Als die Besucher dann gegangen sind, kommt die Pflegerin und sagt: So, Frau XYZ, wollen Sie jetzt gleich zu Abend essen oder vorher noch ein bißchen ins Internet? Und dann sitzen sie zusammen vor dem Rechner und suchen auf der NASA-Website über Informationen zum Thema Mond.

Twittern ist übrigens ein bißchen wie Haikuschreiben. Man muß eine sinnvolle Information in ein festes Regelgerüst quetschen; einmal in höchstens 140 Zeichen, einmal in 5+7+5 Silben. Auch eine Art Gehirnjogging...