Montag, 14. März 2011
... und noch ein Schwank aus meiner Jugend...
Themen: Vermischtes
Zwei weitere Sachen, die ich heute in diversen Blogs gefunden habe: Karneles anläßlich der aktuellen Krise in Japan hochgekommene Erinnerungen an Tschernobyl und dieser kurze Bericht bei Not Always Right, in dem es im Prinzip darum geht, daß die heutige Jugend sich unter solchen Sachen wie „Eiserner Vorhang“ gar nichts mehr vorstellen kann.

Tja.

Ich kam mir schon neulich bei meinem Leipzig-1989-Bericht vor wie „Opa erzählt wieder vom Krieg“...

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Von wegen Tschernobyl: Ich hatte ja das Glück, im äußersten Westen Deutschlands aufzuwachsen. Da machte man sich anno 1986 nicht ganz so große Sorgen um verstrahlte Lebensmittel wie in manch anderer Gegend. Das Saarland ist ja schön weit weg von der Ukraine; also im Gegensatz beispielsweise zu Hessen oder Thüringen, meine ich jetzt. Aber als ich dann 1994 nach Finnland kam, was ja deutlich weiter östlich liegt, stellte ich fest, daß da solche Sachen wie verstrahlte Pilze (bzw. konkret: ob man diesen Herbst vielleicht endlich guten Gewissens im Wald Pilze sammeln kann) auch nach acht Jahren immer noch ein Thema waren.

Im Saarland haben wir da etwas anders gelagerte Probleme. Das französische Kernkraftwerk Cattenom steht nämlich an einer Stelle, von der der Wind im Falle eines Falles die ganzen bösen radioaktiven Teilchen zu uns rüberweht... Wenn man so ein Ding praktisch vor der Haustür stehen hat, sind irgendwelche Störfälle in der fernen (damals noch) Sowjetunion nicht so furchtbar wichtig.

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Über den amerikanischen Teenie, der sich unter „Kommunismus“ so gar nichts vorstellen konnte, mußte ich aber doch ziemlich lachen.

Vor fast genau einem Jahr, einem Monat und einer Woche stand ich als Deutschlehrerin vor einer Gruppe Russinnen, die alle deutlich jünger waren als mein Russischwörterbuch und dennoch schon im soundsovielten Semester studierten. Da habe ich mir auch überlegen müssen, ob ich ihnen nur erzähle, daß ich vor laaaaanger Zeit schon mal in Moskau gewesen war, oder ob ich außerdem noch erwähnen sollte, daß das damals aber noch die Hauptstadt der Sowjetunion war und daß eine Busfahrkarte (wenn ich mich recht entsinne) 5 Kopeken kostete. Meine Güte, die jungen Dinger waren alle nach Glasnost und Perestrojka geboren und schon alt genug, um zur Uni zu gehen...

Ich kam mir vor wie meine eigene Großmutter.

Die Mädels hörten mir höflich zu, als ich erzählte, daß ich 1985 angefangen hatte, Russisch zu lernen, und daß ich 1988 in den Ferien nach Moskau gefahren war. So einen ähnlichen Gesichtsausdruck muß ich gehabt haben, wenn meine Mutter mir (Jahrgang 1971) von ihrer Griechenlandreise anno 1962 erzählte oder von der Farah-Diba-Frisur, die sie irgendwann in den 60er Jahren hatte. „Fara-was-a?“ fragt vermutlich die heutige Jugend, und das habe ich meine Mutter damals auch gefragt.

Daß ich seit jener Moskau-Reise hinreichend Zeit gehabt hatte, den größten Teil meiner Russischkenntnisse wieder zu vergessen, das glaubten sie mir problemlos.

Immerhin habe ich es dann doch noch geschafft, „meinen“ Russinnen neben so nützlichen Dingen wie der Syntax des deutschen Nebensatzes und einigen unregelmäßigen Verbformen auch noch ein bißchen deutsch-russische Geschichte beizubringen. Ich teilte Fotokopien des deutschsprachigen Wikipedia-Artikels über Mathias Rust aus und danach Fotokopien des entsprechenden russischsprachigen Artikels, der um einiges länger ist, und dann ließ ich sie mir auf deutsch die ganzen Sachen erzählen, die in dem russischen, aber nicht in dem deutschen Artikel standen. Das schien ihnen Spaß zu machen.

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Gut, eine Geschichte über einen Mann, der mit seinem Kleinflugzeug von irgendwo im Ausland aus nach Moskau fliegt und auf einer Brücke im Stadtzentrum landet, ist selbst dann ziemlich spannend, wenn man den Kalten Krieg nur aus den Erzählungen seiner Eltern und Großeltern kennt...

Genau wie es jetzt für mich spannend ist, „Opa erzählt vom Krieg“ mal wörtlich zu nehmen und ein bißchen darüber zu recherchieren, was einer meiner Großväter im 1. Weltkrieg gemacht hat. Er war Jahrgang 1900 und daher gerade alt genug, um einige Monate vor Kriegsende noch eingezogen zu werden. Ich weiß nur, daß er etwas mit Ballons zu tun hatte; nicht aber, ob das nun Sperrballons oder Spähballons waren und ob er im Ballontrain arbeitete oder selber „in die Luft ging“. Wir Enkel haben uns als Kinder immer darüber amüsiert, daß unser Opa im Krieg „mit Ballons gespielt hat“; später fing ich dann (aus völlig anderen Gründen, aber das würde jetzt zu weit führen) an, mich für Ballonfahrt zu interessieren, und jetzt, wo ich auch einige Berichte von Soldaten gelesen habe, die seinerzeit zu solchen Ballon-Einheiten gehörten (oder die als Flieger dafür zuständig waren, feindliche Spähballons abzuschießen oder Ballonsperren zu durchbrechen), entwickle ich auf einmal einen völlig neuen Respekt für meinen Großvater... selbst wenn er „nur“ einer von den „Bodensoldaten“ gewesen sein sollte, die Sperrballons aufpumpten oder so.

Ich hatte ja vor Jahren schon mal selber Gelegenheit, in einem (Gas-) Ballon herumzufahren (Einschub: ja, „fahren“. „Fliegen“ sagt man von Flugkörpern, die schwerer sind als Luft, und was leichter ist als Luft, das „fährt“) – äh, wo war ich? Ach ja. Vor Jahren... blabla... Ballon herumzufahren, und habe damals auch die ganzen Vorbereitungen (angefangen mit dem Abladen von Ballon und Korb und dem geduldigen Aufblasen des Ballons) und Nachbereitungen (die Dinger müssen am Ende ja wieder ordentlich zusammengelegt und verladen werden) mitbekommen. Schon beeindruckend, sowas; auch zu Friedenszeiten, wenn man da oben wirklich ganz allein ist mit dem Wind (und den Mitreisenden) und einem vom Boden her nichts Schlimmeres droht als ein paar Kühe, die einen nach der Landung doof anglotzen...

<seufz> Mein Opa hat im ersten Weltkrieg was mit Ballons gemacht! Und sein Neffe war in den 1930er Jahren Fluglehrer (ähm – Kleinflugzeuge, nicht Ballons). Und ich? Ich, äh... Ich sitze hier mit meinem drahtlosen Modem und lasse die Bits und Bytes durch die Luft fliegen. Ja, genau.

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Und jetzt frage ich mich natürlich, was die nächste oder übernächste Generation wohl dazu sagen wird. „Ein drahtloses Modem? War das nicht fürchterlich langsam? Wieso habt ihr denn eure Daten nicht einfach telepathisch über einen Brain-Port übertragen?“

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Die Naschkrankheit
Themen: Vermischtes
Montag ist immer mein Blog-und-Online-Comic-Lesetag. Da finde ich immer so dies und das und jenes...

In der letzten Zeit scheint bei einigen Leuten die Naschkrankheit ausgebrochen zu sein:
  • Sarah Burrini ist anscheinend in der Lage, beim Anblick einer Schachtel Nougatschokolade alles um sich herum zu vergessen. Daß sie an keinem Nutellaglas vorbeikommt, ohne es leerzulöffeln, wissen wir ja schon aus früheren Comics, aber so einen extremen Naschanfall (bzw. Nasch-und-alles-um-sich-herum-Vergeß-Anfall) hatte sie meines Wissens noch nie. Ihr Freund tut mir leid; der hatte ihr ja eigentlich außer der Schokolade noch ein paar andere Sachen vorbereitet...
  • Midori hat schon vor anderthalb Wochen von einem Naschanfall berichtet. Für den gab’s allerdings auch eine gute Entschuldigung. ;-)
  • Und Robin hat beschlossen, jetzt erst einmal eine Auszeit vom Naschen zu nehmen (Vorsicht, schwedischsprachiger Text). Er meint, er wäre einfach zu dick. Hmm, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, fand ich ihn eigentlich eher dünner als mich selbst. Aber das ist erstens schon eine ganze Weile her, und zweitens kann es auch einfach daran liegen, daß er deutlich größer ist als ich (und daß, wie er selbst erwähnt, sein Bart das Doppelkinn ganz gut kaschiert). Jetzt hat er jedenfalls den Süßigkeiten für die nächsten 40 Tage abgeschworen.
Ach ja, ist schon wieder Fastenzeit... Seit ich in einem Land wohne, wo Fastnacht nicht gefeiert wird, kriege ich das gar nicht mehr mit...

Gut, jetzt weiß ich wenigstens, was „naschen“ auf schwedisch heißt. ;-) Was „fasten“ heißt, wußte ich schon vorher.

Daß das alles kein sonderlich neues Thema ist, weiß ich erstens aus eigener Erfahrung und zweitens habe ich dazu aus dem Archiv des finnischen Geek-Comics Sosiaalisesti rajoittuneet (frei übersetzt in etwa „Mit eingeschränktem Sozialleben“) die beiden folgenden Comics aus dem Winter 2005/2006 ausgegraben: erstens, zweitens.

Da es diesen Comic leider nur auf finnisch gibt, hier ein paar Erklärungen zu diesen beiden Strips:
  1. Inkku (die rothaarige Frau) ist sozusagen politische Aktivistin im Ganztagsjob und protestiert und demonstriert ständig gegen irgendwas oder ab und zu auch mal für irgendwas; in diesem Strip agitiert sie gegen die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge und für eine gesündere Lebensweise. Letzteres unter anderem dadurch, daß sie an die beiden Geeks Obst verteilt, damit die jetzt gleich mit einer gesünderen Lebensweise anfangen können. Aber leider klappt das nicht so gut, da die Geeks sich zwar mit aller möglichen Technik gut auskennen, aber sonst mit nicht so vielem: Auf dem letzten Bild wird die arme Inkku mit den Fragen „Was ist das denn?“ und „Und was mache ich jetzt damit?“ konfrontiert. (Die beiden Geeks heißen übrigens C (der dünne mit Bart und Brille) und Plus (der, äh, nicht ganz so dünne mit der Bart-Simpson-Frisur). Zusammen sind sie also „C plus Plus“ beziehungsweise C++. Was, das findet ihr nicht witzig? Dann seid ihr keine Geeks, oder zumindest keine Computergeeks.)
  2. Im zweiten Comic diskutieren IP (die Schwarzhaarige) und Vilma (die Blondine), wie man es schaffen kann, über Weihnachten trotz der ganzen jahreszeittypischen Leckereien nicht zuzunehmen. Ganz einfach, meint Vilma; man braucht nur in den Spiegel zu gucken. Ich habe allerdings den Verdacht, daß das nicht so gut klappt, wenn man nur einen gewöhnlichen Spiegel hat und nicht den tollen „Spezialspiegel“, den Vilma auf dem letzten Bild benutzt...
Wie gut, daß ich gerade erst gegessen habe, sonst würde ich jetzt vermutlich nach all der Rederei über Süßigkeiten einen Naschanfall kriegen...

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