Samstag, 27. Dezember 2008
Wenn Computerlinguisten sich langweilen...
Themen: Computer, Sprachen
... fangen sie an, ihren Technik-Spielzeugen exotische Namen zu geben.

Meine sämtlichen Speichermedien tragen jetzt Nāhuatl-Namen. Na gut, der Rechner selber (und damit auch das /root-Verzeichnis seiner Festplatte) hieß schon vorher „xoctli“ (was auf nāhuatl soviel wie „Gefäß“ oder auch „Schneckenhaus“ heißt), weil ich seit meinem ersten Linux-Rechner (namens „xena“) Namen bevorzuge, die mit „X“ anfangen.

Jetzt tragen auch meine externen Festplatten und meine diversen Sticks mexikanische Namen: der kleinste meiner Sticks heißt „chiquitzin“, der Lütte, sozusagen; meine älteste Festplatte heißt „ilamatzin“, die alte Dame; die Festplatte in dem schicken glatten schwarzen Gehäuse heißt wegen dieses Gehäuses „xipetztic“; und so weiter.

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Burnout
Themen: Neuro-Psycho
Als der Arzt mich krankschreiben wollte, habe ich zuerst protestiert. So krank fühlte ich mich ja gar nicht. Jedenfalls nicht krank genug, um gleich für (fast) einen ganzen Monat krankgeschrieben zu sein.

Er hat sich dann aber durchgesetzt.

Langsam wird mir auch selber klar, daß ich kurz vorm Burnout stand... Vor vielen Jahren ist einer Freundin von einer Freundin von mir mal das Folgende passiert: Sie war sowohl im Beruf als auch im Privatleben wahnsinnig gestreßt, bekam das aber (vor lauter Streß, nehme ich an) gar nicht selber mit. Glücklicherweise fiel es aber irgendwann einem Kollegen auf, daß sie schon seit einiger Zeit morgens 20 Minuten früher ins Büro kam als sonst. Darauf angesprochen, erklärte sie, daß sie gemerkt hatte, daß sie morgens die ersten 20 Minuten im Büro weinend auf dem Klo verbracht hatte, und die „logische“ Konsequenz, die sie daraus gezogen hatte, war, diese 20 Wein-Minuten einfach fest einzuplanen, damit ihre Arbeit nicht darunter litte. Woraufhin der Kollege sie schnurstracks zum nächstgelegenen Arzt schleifte, der besagten Burnout diagnostizierte.

So schlimm war’s bei mir zum Glück nicht.

Allerdings habe ich in der letzten Woche mehrere Ladungen Wäsche gewaschen. Das klingt zwar zuerst einmal nicht nach etwas Besonderem... bis mir klar wurde, daß ich seit über einem Jahr schon meine Wäsche im Handwaschbecken bzw. in der Badewanne erledigt hatte, weil mich die übliche Prozedur:
  1. Waschküche reservieren
  2. reservierten Termin nicht vergessen
  3. reservierten Termin einhalten
  4. getrocknete Wäsche aus dem Trockenkeller holen
ganz einfach überfordert hatte.

(Für Nicht-Skandinavier: In Mehrfamilienhäsern befinden sich hierzulande üblicherweise im Keller diverse Funktionsräume, unter anderem eine Waschküche und ein Trockenkeller (mit Gebläse). Natürlich kann man auch in der eigenen Wohnung eine Waschmaschine haben, aber in meiner Einzimmerwohnung ist für sowas echt kein Platz. – Die Waschmaschinen kann man einzeln vorbuchen, und den Termin sollte man auch einhalten, denn sonst kann irgendein dahergelaufener Nachbar die Gunst der Stunde (und die leerstehenden Waschmaschinen) nutzen; und für den Trockenkeller gibt es Regeln, wie lange man seine Sachen dort hängen lassen darf (je nach Tageszeit mehr oder weniger Stunden, und nur wenn man nach 17 Uhr wäscht, darf man seine Wäsche über Nacht hängen lassen).)

Und genau an dieser Stelle setzte der Streß ein. Ich mußte
  1. mir einen noch freien Termin aussuchen, der in meinen Zeitplan paßte (also: früh genug, um die Wäsche noch am Abend trockenzukriegen, denn zum Wäscheabholen morgens vor der Arbeit habe ich echt keine Lust; andererseits aber auch spät genug, um von der Arbeit nicht direkt zur Waschküche hetzen zu müssen);
  2. den so reservierten Termin nicht vergessen, sondern in meinen Tagesplaner eintragen (lacht nicht, genau an dieser Stelle stellt mir mein ADHS gerne ein Bein, und es ist kaum zu glauben, wieviel man in der kurzen Zeit, die man braucht, um vom Keller zum zweiten Stock zu kommen, vergessen kann);
  3. zeitig gewisse Vorbereitungen treffen (habe ich noch genügend Waschpulver? habe ich genügend passendes Kleingeld für die münzbetriebenen Waschmaschinen? welche Kleidungsstücke will ich überhaupt waschen?);
  4. meine zum Trocknen aufgehängte Wäsche (aus den Augen, aus dem Sinn, nicht wahr?) ab und zu zu überprüfen und sie, sobald sie trocken ist, wegräumen.
Hiiiiiiiilfe!

Sieht ganz so aus, als ob es in mir schon lange gebrodelt hätte und der Tod meiner Mutter „nur“ der sprichwörtliche Tropfen war, der das Faß zum Überlaufen brachte.

Aber jetzt kriege ich (hoffentlich) endlich die richtigen Medikamente in der richtigen Kombination und Dosierung. Und ich fühle mich schon etwas besser...

ObLinguistik: Auf finnisch heiß Burnout „uupumus“. Das ist eins meiner Lieblingswörter – nicht, weil Burnout so ein schönes Konzept ist (ist es nämlich nicht), sondern weil das Wort irgendwie schon durch seinen Klang („uuuuuuuff...“) auch auf seine Bedeutung hinweist. Ein anderes derartiges Wort ist „flunssa“, das finnische Wort für einen grippalen Infekt. Da kann man so richtig die verstopfte Nase und die erhöhte Körpertemperatur raushören...

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Lektionen des Lebens (3)
Themen: Lektionen des Lebens
... diesmal mit einem gewissen Igitt-Faktor. :-P

An gewissen Tagen sollte man (frau) immer Ersatz-Tampons dabeihaben.

Und auf keinen Fall eine helle Hose tragen.

(Ich sagte ja schon: igitt.)

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Digitale Globalisierung
Themen: Vermischtes
Meine erste Region-1-DVD. Und mein (offiziell Region-2, inoffiziell region-free einstellbarer) DVD-Spieler kann sie tatsächlich abspielen. Der Verkäufer hat damals also nicht zuviel versprochen... :-)

Hmmmmmm, „Big Bang Theory“. Es ist doch immer wieder angenehm, anderen Leuten dabei zuzusehen, wie sie sich noch geekiger benehmen als ich. :-D (Obwohl – wenn ich’s recht bedenke, bin ich nicht so furchtbar viel „normaler“ als diese vier Jungs... Vor allem bei Sheldon habe ich manchmal den Eindruck, die Drehbuchautoren hätten mich heimlich beobachtet und das dann zu einem Drehbuch verarbeitet.)

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Linguistische Paranoia...?
Themen: Sprachen
Daß es im Finnischen von Lehn- und Fremdwörtern nur so wimmelt, war mir ja schon bekannt, bevor ich anfing, Finnisch zu lernen. (Jeder Indogermanist und Altgermanist kennt mindestens zwei finnische Wörter: „kuningas“ und „rengas“, in denen alte Formen der deutschen Wörter „König“ und „Ring“ sozusagen eingefroren sind. Diese beiden sind natürlich nicht die einzigen, aber anscheinend die bekanntesten, denn von den anderen offensichtlichen Kandidaten – „taivas“, „sairas“, „kaunis“, „rauta“, „äiti“, „vuokra“ usw. usf. – hat mir bis jetzt noch kein Vertreter der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft etwas erzählt. Die mußte ich alle selber finden. <grummel> <enttäuschttu>)

Im Finnischen gibt es etliche mehr oder weniger klar identifizierbare Lehnwortschichten: zuerst eine ganz uralte, die auf Kontakte zwischen Ur-Finnougrisch- und Ur-Indogermanisch-Sprechern hinweist (dazu gehören unter anderem die Wörter nimi „Name“ und tuoda „bringen“); dann eine indoiranische (zu der unter anderem die Wörter sata „hundert“, porsas „Schwein“ und sama „der/die/dasselbe“ gehören); irgendwann kommt dann eine gemeingermanische, aus der die meisten der ganz oben genannten Wörter stammen; später kommen dann noch ein paar andere germanische (Gotisch, Schwedisch) und eine baltisch-slawische. Und wenn man weiß, worauf man achten muß, kann man sie auch recht gut erkennen (und nervt dann seine Umwelt z. B. beim Einkaufen mit der plötzlichen und lautstarken Erkenntnis: „Kaura ist doch ganz offensichtlich dasselbe Wort wie Hafer! Ja, ich glaube, ich kaufe mir eine Packung Hafer–, äh, ich meine natürlich Kauraflocken!“).

Dabei hat das Finnische ein paar Überraschungen parat; Wörter wie „Mutter“ oder „und“ oder „er/sie“ werden normalerweise ja eher nicht von einer Sprache in die andere entlehnt, aber das Finnische hat die ersten beiden (äiti bzw. ja) aus dem Gotischen und das dritte (hän) aus dem Schwedischen oder einer anderen nordgermanischen Sprache übernommen.

Manchmal stoße ich aber auf Wörter, die mich dazu bringen, mal wieder Mark Rosenfelders Text über die Wahrscheinlichkeit von zufälligen Wortähnlichkeiten herauszukramen.

Beispielsweise stellte ich durch puren Zufall bei einem Blick in ein lateinisches Wörterbuch (ich weiß nicht mehr, was ich damals konkret suchte, aber offenbar fing’s mit dem Buchstaben C an) fest, daß das finnische Wort für einen Alkoholkater, „krapula“, erstens anscheinend aus dem Lateinischen stammt (wo man es crapula schreibt) und zweitens anscheinend aus der Studentensprache ins Allgemein-Finnische eingedrungen ist. (Bei lateinischstämmigen Wörtern liegt dieser Schluß ja nahe, vor allem, wenn es um so typische studentische Aktivitäten wie alkoholhaltige Feten geht.)

Nun gut, studententypische Aktivitäten, lateinische Bezeichnungen dafür, das mag ja noch sein. Sowas kenne ich ja auch noch von meinem Vater (der war korporiert).

Aber dann liefen mir innerhalb weniger Tage noch zwei solche Wörter über den Weg:
  • „ansa“ heißt auf finnisch „Falle“ und auf lateinisch „Schlinge“. Leider stand im Lateinwörterbuch nicht dabei, ob es sich um eine Fangschlinge oder irgendeine andere Art von Schlinge (Schlaufe, Schleife, Handgriff, Verknotung oder was auch immer) handelt.
  • „aisti“ heißt auf finnisch „Sinn“ oder „Sinneswahrnehmung“ und sieht der vorderen Hälfte des griechischen Wortes „αισθάνομαι“, das soviel wie „fühlen“ oder „wahrnehmen“ bedeutet, verdächtig ähnlich.
Hmm... <grübel> <Rosenfelder rauskram>

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