Freitag, 24. Dezember 2010
Winterzauber
Themen: Vermischtes, Neuro-Psycho, Finnland
sileas, 16:14h
Jetzt habe ich ziemlich genau einen Monat lang nichts gebloggt...
Zuerst die neuesten Nachrichten von der Depressionsfront:
Ich bin immer noch depressiv, aber nicht mehr so sehr wie noch vor einigen Wochen. Das Antidepressivum wirkt ganz gut. Leider habe ich auch ein paar Nebenwirkungen: Mit dem leichten bitter-metallischen Geschmack im Mund kann ich leben, solange ich daran denke, Essen und Getränke mit schwachem Eigengeschmack (ähem... Milch beispielsweise) zu vermeiden, weil ich die im Moment nämlich nicht schmecken kann. Der „flache Affekt“ ist schon unangenehmer, dieser Ausdruck bedeutet nämlich, daß ich zwar nicht mehr ständig am Weinen oder sonstwie Trübsalblasen bin, aber leider kann ich mich auch über nichts richtig freuen, und ich kann nicht einmal „gewollt“ traurig sein, wenn ich beispielsweise einen traurigen Film angucke.
Aaaaaber ich werd’s überstehen. Immerhin bin ich schon etwas weniger antriebslos (und, wie gesagt, weniger depressiv) als vorher. Ab und zu schaffe ich es auch, über einen Witz zu lachen.
Schlafen kann ich auch wieder. Beziehungsweise: Geschlafen habe ich ja vorher auch schon, aber ich bin immer mit einer Panikattacke aufgewacht. Jetzt hat mir mein lieber Arzt ein Beruhigungsmittel verschrieben, und damit schlafe ich nicht nur gut, sondern wache auch ohne Panikattacke auf. In den letzten fünf Wochen (also seit ich das Zeug nehme) hatte ich, glaube ich, insgesamt eine einzige Panikattacke; die war erstens relativ schwach und zweitens an einem Nachmittag, hat also meinen Schlaf-Wach-Rhythmus oder die Qualität meines Schlafs nicht beeinflußt. <freu>
Jetzt bin ich noch bis Mitte Januar krankgeschrieben. Danach sehen wir weiter.. . .
Und nun wird’s, äh, jahreszeitlich. :-)
Dieses Bild habe ich gestern auf dem Weg zum Einkaufen geknipst. Da komme ich ja immer durch einen Park, und dort ist es im Moment wunderschön mit dem ganzen Schnee. Aktuell haben wir einen knappen halben Meter, und der ist auf den Wegen schön festgetreten und auf den Straßen schön festgefahren.
Ja, ihr habt richtig gelesen; nur stark befahrene Straßen sind um diese Jahreszeit einigermaßen schneefrei. Auf weniger stark befahrenen Straßen, z. B. bei uns im Wohngebiet, liegt eine mehr oder minder geschlossene Schneedecke, wie man hier schön sehen kann:
Also das Weißere links ist der Bürgersteig und das Bräunlichere rechts ist die Straße. :-)
Bei Zuständen, wie sie in Finnland im Winter üblich sind, würden deutsche Radfahrer wohl auf die Barrikaden gehen...
(Rechts im Hintergrund lugt übrigens unser Haus durch die Bäume.)
Finnische Radfahrer lassen sich von dermaßen zugeschneiten Radwegen nicht sonderlich stark beeindrucken. Beim Spazierengehen begegnen einem ab und zu Radfahrer (natürlich aber weniger oft als im Sommer), und auch unser Briefträger ist immer noch mit dem Fahrrad unterwegs. Allerdings begegnen einem zur Zeit draußen auch Skilangläufer – ja, auf dem Bürgersteig.
Die Temperaturen können sich sehen lassen. Gestern gegen halb zwölf habe ich mal das Thermometer vor meinem Küchenfenster fotografiert. Ich hoffe, man kann’s gut erkennen. (Der Drachenbaum, dessen Blätter unten ins Bild ragen, freut sich jetzt bestimmt, daß er im Warmen stehen darf!)
Heute nacht ging’s kurz bis auf minus 25 runter. Am Sonntag soll es milder werden; nur minus 6 Grad.
Bei diesem Wetter muß ich immer aufpassen, wenn ich Deutsch rede. Die Finnen reden nämlich nicht von „plus soundsoviel Grad“ oder „minus soundsoviel Grad“, sondern sie sagen, es sei „soundsoviel Grad warm“ oder „soundsoviel Grad kalt“. Aber wenn ich Bekannten in Deutschland erzähle, es werde am Sonntag laut Wetterbericht „6 Grad kalt“, denken die sich womöglich, ich meine so etwas Ähnliches wie „plus 6 Grad und ich friere immer noch“... ;-)
Solche Temperaturen sind aber nicht so schlimm, wie es vielleicht klingen mag. Im Gegenteil; ich finde es erfrischend, schön eingemummelt (mit dem langen Mantel und dem Wollkopftuch sehe ich sicher aus wie eine türkische Oma) draußen spazierenzugehen, wenn ich erst einmal die Energie aufgebracht habe, mich anzuziehen und einzumummeln... Der Schnee ist da, wo er nicht festgetreten ist, schön pulvrig und trocken. Aus dem Schneeballschlacht-und-Schneemann-Alter bin ich ja schon länger heraus, sonst würde ich mich darüber sicher ärgern...
Gut, daß die Temperaturen jetzt noch eine Weile nicht bis zum Gefrierpunkt raufgehen werden. So kriegen wir wenigstens kein Glatteis. Auf festgetretenem Schnee kann ich mit meinen Winterstiefeln mit den dicken Profilsohlen fast genauso forsch ausschreiten wie auf schneefreiem Boden. Auf Glatteis hingegen... naja, äh, nicht so sehr. :-S
Und finnische Häuser sind ja gut isoliert. Dennoch ist im Moment mein bester Freund die Thermoskanne, die ich vor einigen Jahren zu Weihnachten bekommen habe; ich koche mir pro Tag mehrere Liter Tee (morgens Grüntee, nachmittags Früchtetee), und in der Kanne bleibt das Zeug schön warm, egal, wie langsam ich es trinke. :-)
Die Lichtverhältnisse draußen sind interessant. Wir haben hier um diese Jahreszeit ungefähr sechs Stunden Tageslicht, daher herrscht fast den ganzen „Tag“ (= während der Zeit, in der die Sonne über den Horizont lugt) so etwas Ähnliches wie Abendstimmung.
Das da oben war um zwei Uhr nachmittags!
Den ganzen Schnee auf den Bäumen finde ich ja immer wieder äußerst malerisch – bzw. dem Medium entsprechend: fotogen. Vor allem, wenn die Sonne so draufscheint.
Ich erinnere mich auch noch gut daran, wie ich während meines ersten Winters in Finnland endlich darauf kam, warum finnische Häuser so bunt (meist rot) angestrichen sind: damit man sie im Schnee auch wiederfindet... ;-)
Zuerst die neuesten Nachrichten von der Depressionsfront:
Ich bin immer noch depressiv, aber nicht mehr so sehr wie noch vor einigen Wochen. Das Antidepressivum wirkt ganz gut. Leider habe ich auch ein paar Nebenwirkungen: Mit dem leichten bitter-metallischen Geschmack im Mund kann ich leben, solange ich daran denke, Essen und Getränke mit schwachem Eigengeschmack (ähem... Milch beispielsweise) zu vermeiden, weil ich die im Moment nämlich nicht schmecken kann. Der „flache Affekt“ ist schon unangenehmer, dieser Ausdruck bedeutet nämlich, daß ich zwar nicht mehr ständig am Weinen oder sonstwie Trübsalblasen bin, aber leider kann ich mich auch über nichts richtig freuen, und ich kann nicht einmal „gewollt“ traurig sein, wenn ich beispielsweise einen traurigen Film angucke.
Aaaaaber ich werd’s überstehen. Immerhin bin ich schon etwas weniger antriebslos (und, wie gesagt, weniger depressiv) als vorher. Ab und zu schaffe ich es auch, über einen Witz zu lachen.
Schlafen kann ich auch wieder. Beziehungsweise: Geschlafen habe ich ja vorher auch schon, aber ich bin immer mit einer Panikattacke aufgewacht. Jetzt hat mir mein lieber Arzt ein Beruhigungsmittel verschrieben, und damit schlafe ich nicht nur gut, sondern wache auch ohne Panikattacke auf. In den letzten fünf Wochen (also seit ich das Zeug nehme) hatte ich, glaube ich, insgesamt eine einzige Panikattacke; die war erstens relativ schwach und zweitens an einem Nachmittag, hat also meinen Schlaf-Wach-Rhythmus oder die Qualität meines Schlafs nicht beeinflußt. <freu>
Jetzt bin ich noch bis Mitte Januar krankgeschrieben. Danach sehen wir weiter.
Ja, ihr habt richtig gelesen; nur stark befahrene Straßen sind um diese Jahreszeit einigermaßen schneefrei. Auf weniger stark befahrenen Straßen, z. B. bei uns im Wohngebiet, liegt eine mehr oder minder geschlossene Schneedecke, wie man hier schön sehen kann:
Bei Zuständen, wie sie in Finnland im Winter üblich sind, würden deutsche Radfahrer wohl auf die Barrikaden gehen...
Finnische Radfahrer lassen sich von dermaßen zugeschneiten Radwegen nicht sonderlich stark beeindrucken. Beim Spazierengehen begegnen einem ab und zu Radfahrer (natürlich aber weniger oft als im Sommer), und auch unser Briefträger ist immer noch mit dem Fahrrad unterwegs. Allerdings begegnen einem zur Zeit draußen auch Skilangläufer – ja, auf dem Bürgersteig.
Die Temperaturen können sich sehen lassen. Gestern gegen halb zwölf habe ich mal das Thermometer vor meinem Küchenfenster fotografiert. Ich hoffe, man kann’s gut erkennen. (Der Drachenbaum, dessen Blätter unten ins Bild ragen, freut sich jetzt bestimmt, daß er im Warmen stehen darf!)
Bei diesem Wetter muß ich immer aufpassen, wenn ich Deutsch rede. Die Finnen reden nämlich nicht von „plus soundsoviel Grad“ oder „minus soundsoviel Grad“, sondern sie sagen, es sei „soundsoviel Grad warm“ oder „soundsoviel Grad kalt“. Aber wenn ich Bekannten in Deutschland erzähle, es werde am Sonntag laut Wetterbericht „6 Grad kalt“, denken die sich womöglich, ich meine so etwas Ähnliches wie „plus 6 Grad und ich friere immer noch“... ;-)
Solche Temperaturen sind aber nicht so schlimm, wie es vielleicht klingen mag. Im Gegenteil; ich finde es erfrischend, schön eingemummelt (mit dem langen Mantel und dem Wollkopftuch sehe ich sicher aus wie eine türkische Oma) draußen spazierenzugehen, wenn ich erst einmal die Energie aufgebracht habe, mich anzuziehen und einzumummeln... Der Schnee ist da, wo er nicht festgetreten ist, schön pulvrig und trocken. Aus dem Schneeballschlacht-und-Schneemann-Alter bin ich ja schon länger heraus, sonst würde ich mich darüber sicher ärgern...
Gut, daß die Temperaturen jetzt noch eine Weile nicht bis zum Gefrierpunkt raufgehen werden. So kriegen wir wenigstens kein Glatteis. Auf festgetretenem Schnee kann ich mit meinen Winterstiefeln mit den dicken Profilsohlen fast genauso forsch ausschreiten wie auf schneefreiem Boden. Auf Glatteis hingegen... naja, äh, nicht so sehr. :-S
Und finnische Häuser sind ja gut isoliert. Dennoch ist im Moment mein bester Freund die Thermoskanne, die ich vor einigen Jahren zu Weihnachten bekommen habe; ich koche mir pro Tag mehrere Liter Tee (morgens Grüntee, nachmittags Früchtetee), und in der Kanne bleibt das Zeug schön warm, egal, wie langsam ich es trinke. :-)
Die Lichtverhältnisse draußen sind interessant. Wir haben hier um diese Jahreszeit ungefähr sechs Stunden Tageslicht, daher herrscht fast den ganzen „Tag“ (= während der Zeit, in der die Sonne über den Horizont lugt) so etwas Ähnliches wie Abendstimmung.
Den ganzen Schnee auf den Bäumen finde ich ja immer wieder äußerst malerisch – bzw. dem Medium entsprechend: fotogen. Vor allem, wenn die Sonne so draufscheint.