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Samstag, 2. Oktober 2010
Übersetzungsfragen
Themen: Schreiben, Sprachen
sileas, 15:19h
Neulich habe ich eine Kurzgeschichte gelesen, die irgendwie... naja... französisch war.
Sie befand sich in einem englischsprachigen Sammelband mit lauter Geschichten von Leuten mit mehr oder weniger englischsprachig (britisch oder amerikanisch) klingenden Namen. Nur der Verfasser dieser einen Geschichte hieß irgendwie belgisch oder so. Und das Ganze spielte in Brüssel.
Leider ging aus dem Buch nicht hervor, ob er die Geschichte auf englisch geschrieben hatte oder ob er sie auf französisch geschrieben hatte und sie dann von jemand anderem ins Englische übersetzt worden war. Auf jeden Fall war der Schreibstil so, daß man ganz deutlich merkte: Diese Geschichte wurde von jemandem geschrieben, der auf französisch denkt.
(Natürlich mußte ich sofort darüber nachdenken, ob man meinem Schreibstil vielleicht anmerkt, daß ich Deutsch-Muttersprachlerin bin. Ganz auf deutsch denke ich ja nicht, sondern eher so halb deutsch, halb englisch. Aber ich glaube, man merkt mir bzw. meinen Texten doch meine Muttersprache an, egal, in welcher Sprache ich schreibe; ich habe nämlich die „Semikolon-Krankheit“. Ich schreibe, wenn ich nicht arg aufpasse, lauter entsetzlich lange Sätze mit vielen, vielen Strichpunkten drin. Das ist ganz typisch deutsch. Wobei ich allerdings nicht sicher bin, ob meine Leser, wenn ich etwas auf englisch schreibe, angesichts der vielen Strichpunkte tatsächlich „Deutsch-Muttersprachlerin“ denken oder (weil ich mich auf englisch ansonsten eigentlich ausdrücke wie eine Englisch-Muttersprachlerin) nicht vielleicht eher „hoffnungslos intellektuell“...)
Was an dieser Kurzgeschichte noch interessant war und worauf ich hier jetzt eigentlich hinauswill, waren die Stellen, die auch im englischen Text französischsprachig waren. An einer Stelle wurde der Inhalt eines Bücherregals beschrieben. Zuerst kamen ein paar Bücher, die im Original französisch sind (ich sag jetzt mal: De la terre à la lune von Jules Verne), und man dachte sich: ach ja, die Geschichte spielt irgendwie in Belgien oder so, da liest man sowas natürlich im Original. Aber dann kamen ein paar Bücher, die im Original nicht französisch sind (ich sag jetzt mal: Le crime de l’Orient-Express von Agatha Christie), und ich dachte: Moment, was?
Ach ja, stimmt: das ist natürlich wegen des Lokalkolorit. ;-)
Eine Bekannte von mir, die Übersetzungswissenschaft studiert hat, erzählte mir mal, wie sie in einem Seminar gemeinsam Auszüge aus einem finnischen Roman ins Deutsche übersetzt haben. Eins der Probleme, die dabei auftraten und dann natürlich eifrig diskutiert wurden, war: Was macht man mit Eigennamen wie z. B. Straßennamen oder eben Buchtiteln? Soll man die ganz übersetzen (Kruunukatu → „Kronenstraße“) oder teilweise (Kruunukatu → „Kruunu-Straße“, oweia...) oder lieber gar nicht (so daß der finnischsprachige Protagonist in seiner finnischen Heimatstadt auch in der deutschen Übersetzung noch in der Kruunukatu wohnt)?
Ich weiß nicht mehr, wie sie sich damals entschieden haben, aber in dieser Kurzgeschichte jedenfalls fand ich es gut, daß da alle Buchtitel auf französisch standen. Eine der Regeln beim Schreiben ist ja „show, don’t tell“, und mit solchen kleinen Tricks kann man den Leser ständig daran erinnern, daß die Geschichte in einer französischsprachigen Weltgegend spielt, ohne dauernd direkt sagen zu müssen „... und dieses Gespräch fand übrigens auf französisch statt“ oder „wir befinden uns immer noch in Belgien“.
Allerdings kann man sowas wohl mit französischen Sprachfetzen in einem englischsprachigen Text wohl eher machen als mit finnischen Sprachfetzen in einem deutschen Text... ich meine: wer kann in Deutschland schon Finnisch?
Sie befand sich in einem englischsprachigen Sammelband mit lauter Geschichten von Leuten mit mehr oder weniger englischsprachig (britisch oder amerikanisch) klingenden Namen. Nur der Verfasser dieser einen Geschichte hieß irgendwie belgisch oder so. Und das Ganze spielte in Brüssel.
Leider ging aus dem Buch nicht hervor, ob er die Geschichte auf englisch geschrieben hatte oder ob er sie auf französisch geschrieben hatte und sie dann von jemand anderem ins Englische übersetzt worden war. Auf jeden Fall war der Schreibstil so, daß man ganz deutlich merkte: Diese Geschichte wurde von jemandem geschrieben, der auf französisch denkt.
(Natürlich mußte ich sofort darüber nachdenken, ob man meinem Schreibstil vielleicht anmerkt, daß ich Deutsch-Muttersprachlerin bin. Ganz auf deutsch denke ich ja nicht, sondern eher so halb deutsch, halb englisch. Aber ich glaube, man merkt mir bzw. meinen Texten doch meine Muttersprache an, egal, in welcher Sprache ich schreibe; ich habe nämlich die „Semikolon-Krankheit“. Ich schreibe, wenn ich nicht arg aufpasse, lauter entsetzlich lange Sätze mit vielen, vielen Strichpunkten drin. Das ist ganz typisch deutsch. Wobei ich allerdings nicht sicher bin, ob meine Leser, wenn ich etwas auf englisch schreibe, angesichts der vielen Strichpunkte tatsächlich „Deutsch-Muttersprachlerin“ denken oder (weil ich mich auf englisch ansonsten eigentlich ausdrücke wie eine Englisch-Muttersprachlerin) nicht vielleicht eher „hoffnungslos intellektuell“...)
Was an dieser Kurzgeschichte noch interessant war und worauf ich hier jetzt eigentlich hinauswill, waren die Stellen, die auch im englischen Text französischsprachig waren. An einer Stelle wurde der Inhalt eines Bücherregals beschrieben. Zuerst kamen ein paar Bücher, die im Original französisch sind (ich sag jetzt mal: De la terre à la lune von Jules Verne), und man dachte sich: ach ja, die Geschichte spielt irgendwie in Belgien oder so, da liest man sowas natürlich im Original. Aber dann kamen ein paar Bücher, die im Original nicht französisch sind (ich sag jetzt mal: Le crime de l’Orient-Express von Agatha Christie), und ich dachte: Moment, was?
Ach ja, stimmt: das ist natürlich wegen des Lokalkolorit. ;-)
Eine Bekannte von mir, die Übersetzungswissenschaft studiert hat, erzählte mir mal, wie sie in einem Seminar gemeinsam Auszüge aus einem finnischen Roman ins Deutsche übersetzt haben. Eins der Probleme, die dabei auftraten und dann natürlich eifrig diskutiert wurden, war: Was macht man mit Eigennamen wie z. B. Straßennamen oder eben Buchtiteln? Soll man die ganz übersetzen (Kruunukatu → „Kronenstraße“) oder teilweise (Kruunukatu → „Kruunu-Straße“, oweia...) oder lieber gar nicht (so daß der finnischsprachige Protagonist in seiner finnischen Heimatstadt auch in der deutschen Übersetzung noch in der Kruunukatu wohnt)?
Ich weiß nicht mehr, wie sie sich damals entschieden haben, aber in dieser Kurzgeschichte jedenfalls fand ich es gut, daß da alle Buchtitel auf französisch standen. Eine der Regeln beim Schreiben ist ja „show, don’t tell“, und mit solchen kleinen Tricks kann man den Leser ständig daran erinnern, daß die Geschichte in einer französischsprachigen Weltgegend spielt, ohne dauernd direkt sagen zu müssen „... und dieses Gespräch fand übrigens auf französisch statt“ oder „wir befinden uns immer noch in Belgien“.
Allerdings kann man sowas wohl mit französischen Sprachfetzen in einem englischsprachigen Text wohl eher machen als mit finnischen Sprachfetzen in einem deutschen Text... ich meine: wer kann in Deutschland schon Finnisch?
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Heute, beim Einkaufen...
Themen: Finnland
sileas, 14:54h
... beziehungsweise eigentlich auf dem Weg zum Supermarkt und wieder zurück...
Ich wunderte mich, daß fast alle Leute, die mir unterwegs begegneten, wattierte Jacken trugen. Viele trugen auch Mützen, einige sogar Handschuhe.
Ich dagegen hatte einen knöchellangen Rock an und am Oberkörper ein T-Shirt (ohne Unterhemd!) und darüber eine kurzärmelige Cordbluse als Jackenersatz. Und auf dem Kopf eine Baskenmütze, aber die trage ich eigentlich nicht zum Gehirn-Warmhalten, sondern vor allem, damit meine Haare nicht auf dumme Gedanken kommen. (Ich habe extrem feine Haare und sehe, wenn ich draußen keine Kopfbedeckung trage, selbst bei Windstille spätestens nach 10 Minuten aus wie Urban Priol.)
Als ich wieder heimkam, fiel mein Blick beim Einkäufe-Wegräumen zufällig auf das Thermometer vorm Küchenfenster. Vier Grad...! Ach, deshalb waren die anderen alle so dick angezogen...
Ich persönlich hatte es draußen ja eher angenehm kühl gefunden.
Ich hoffe, das sind nicht die ersten Vorboten der Wechseljahre. Dafür fühle ich mich noch ein bißchen zu jung. ;-)
Im Moment ist das Wetter hier übrigens sehr schön herbstlich. Als ich heute morgen in Richtung Supermarkt losgezogen bin, hatten wir leichten Nebel; der hat sich inzwischen aufgelöst, und jetzt hat’s herrlichen Sonnenschein. Laut Wetterdienst ging die Temperatur heute nacht allerdings bis auf den Gefrierpunkt runter.
Und die Bäume sind schön bunt. Ich muß wohl bald mal wieder mit der Kamera losziehen...
Ich wunderte mich, daß fast alle Leute, die mir unterwegs begegneten, wattierte Jacken trugen. Viele trugen auch Mützen, einige sogar Handschuhe.
Ich dagegen hatte einen knöchellangen Rock an und am Oberkörper ein T-Shirt (ohne Unterhemd!) und darüber eine kurzärmelige Cordbluse als Jackenersatz. Und auf dem Kopf eine Baskenmütze, aber die trage ich eigentlich nicht zum Gehirn-Warmhalten, sondern vor allem, damit meine Haare nicht auf dumme Gedanken kommen. (Ich habe extrem feine Haare und sehe, wenn ich draußen keine Kopfbedeckung trage, selbst bei Windstille spätestens nach 10 Minuten aus wie Urban Priol.)
Als ich wieder heimkam, fiel mein Blick beim Einkäufe-Wegräumen zufällig auf das Thermometer vorm Küchenfenster. Vier Grad...! Ach, deshalb waren die anderen alle so dick angezogen...
Ich persönlich hatte es draußen ja eher angenehm kühl gefunden.
Ich hoffe, das sind nicht die ersten Vorboten der Wechseljahre. Dafür fühle ich mich noch ein bißchen zu jung. ;-)
Im Moment ist das Wetter hier übrigens sehr schön herbstlich. Als ich heute morgen in Richtung Supermarkt losgezogen bin, hatten wir leichten Nebel; der hat sich inzwischen aufgelöst, und jetzt hat’s herrlichen Sonnenschein. Laut Wetterdienst ging die Temperatur heute nacht allerdings bis auf den Gefrierpunkt runter.
Und die Bäume sind schön bunt. Ich muß wohl bald mal wieder mit der Kamera losziehen...
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Mittwoch, 29. September 2010
Technikalitäten des nichttechnischen Schreibens
Themen: Schreiben
sileas, 16:53h
Oder so ähnlich. ;-)
Gleich noch etwas zum Thema Schreiben und Details:
Ich versuche jetzt ja ganz ernsthaft, Kurzgeschichten zu schreiben.
Die gute Nachricht: Ich habe Handlungen für sechs Geschichten (bzw. sechs ziemlich komplette und detaillierte Handlungsbögen richtig mit Anfang und Ende und so) sowie Ansätze für weitere mindestens vier Geschichten. (Genauer: Ich habe vier Anfänge und ein paar Szenen für „irgendwo nach diesen Anfängen“. Enden fallen mir irgendwie nicht so leicht.)
Die schlechte Nachricht: Ich habe noch kein einziges Wort geschrieben. Oder genauer: nur ein einziges. Ich komme mir vor wie Spongebob in der Folge, wo er einen Aufsatz über Ampeln schreiben soll und drei Tage lang verzweifelt ein Blatt Papier mit dem einzigen Wort The drauf anstarrt und einfach nicht weiterkommt. ;-)
Nur daß „mein“ eines Wort zufällig nicht „The“ ist. Und auch nicht „der“, „die“ oder „das“.
<seufz> Bei technischen Texten (bislang habe ich ja ausschließlich sowas geschrieben) kann man sich im allergrößten Notfall immerhin noch damit behelfen, daß man den Anfang („Ein <Thema des Textes> ist ein <Definition>, mit dem man...“ usw. usf.) von irgendwo anders abkupfert (<hüstel> Wikipedia) und dann zu seinen Bedürfnissen passend umformuliert („Das <Thema des Textes> von Siemens ist ein Gerät, das <Definition>“ usw. usf.). Copyright-Probleme treten bei sowas typischerweise eher nicht auf, da diese Texte nach den üblichen x Korrekturlesungsrunden dem, was da am Anfang stand, sowieso nicht mehr sonderlich ähnlich sehen... ;-)
Aber bei „richtiger“ Literatur, also Belletristik? Ich kann doch nicht den Anfang einer anderen Geschichte nehmen und dann irgendwie auf eigene Faust weiterschreiben... Gut, das wäre eine gute Schreibübung, aber eine, bei der ich vermutlich alles Mögliche lernen werde, außer wie das mit dem Anfänge-Aufschreiben funktioniert. (Das Nervige daran ist: Die Anfänge habe ich ja! Sogar ziemlich komplett ausformuliert! Allerdings halt nur im Kopf... Keine Ahnung, warum das mit dem „Gehirndump auf Papier“ bzw. in den Texteditor noch nicht geklappt hat...)
Dafür habe ich jetzt immerhin mehr Hintergrundmaterial. Die Hintergründe meiner Hauptfiguren sind jetzt noch etwas vollständiger geworden und ich habe auch entsprechende Informationen über einige Nebenfiguren (etwas weniger ausführlich natürlich). Und ich habe „Kochbücher gelesen“, wie es Erich Kästner im (glaube ich) Vorwort zu „Emil und die Detektive“ nannte; nämlich Informationen zu Themen, die in den Geschichten irgendwie wichtig sind und die ich nicht aus eigener Erfahrung kenne. (Beispiel: Jemand schreibt eine Geschichte, die in der Schweiz spielt. Er selber war noch nie in der Schweiz und hat auch keine Gelegenheit, bald mal hinzukommen. Also liest er zuerst ein paar Reiseführer und danach alle mögliche andere Literatur über die Schweiz. Und natürlich besorgt er sich Stadtpläne für die Schweizer Stadt, in der sein Protagonist wohnt. Undsoweiter.)
Bei der Gelegenheit habe ich gemerkt, daß das Fiction-Schreiben mit dem Nonfiction-Schreiben in dieser Hinsicht ziemlich viel gemeinsam hat. Nicht nur, daß auch Sachtexte (wie eigentlich überhaupt alle Texte) einen Anfang und ein Ende und dazwischen irgendeine möglichst sinnvolle Abfolge von Informationen brauchen; auch für Belletristik muß man gewisse (sagen wir mal) technische Skizzen und solche Sachen machen.
Wenn ich als technische Redakteurin ein (sagen wir mal) Auto beschreiben soll, brauche ich ja unter anderem Fotos und Zeichnungen dieses Autos und seiner Bestandteile, sowohl als Quellmaterial (damit ich weiß, daß Einzelteil X links oberhalb von Einzelteil Y ist, und das im Text entsprechend erwähnen kann) als auch als Illustrationen für meinen Text.
Wenn ich als (hoffentlich irgendwann mal) Autorin einer Geschichte Protagonisten habe, die sich irgendwann irgendwo aufhalten (wie Protagonisten es so zu tun pflegen), brauche ich davon Skizzen. Also damit es nicht passiert, daß mein Protagonist in einer Szene morgens in der Küche steht, die von den Strahlen der Morgensonne beleuchtet wird, und zwei Szenen später steht er abends in derselben Küche und da scheint jetzt die Abendsonne rein. (Es sei denn, die Küche hat Fenster sowohl nach Osten als auch nach Westen!)
Oder daß er von seiner Wohnung zu seinem Arbeitsplatz in einer Szene 10 Minuten braucht und in einer späteren Szene eine halbe Stunde, ohne daß ich dazu erwähne, warum es auf einmal so lange dauert (Straßensperre, Stau, was weiß ich – oder er ist inzwischen umgezogen oder arbeitet jetzt woanders).
Aufmerksame Leser merken sowas nämlich durchaus und fühlen sich dann vergackeiert.
Das heißt: Jetzt bin ich am Wohnungen- und Büros-Skizzieren. Und fühle mich irgendwie so als technische Redakteurin... ;-). . .
Interessant an der ganzen Sache ist auch, daß mir meine Protagonisten und die Ansätze für die Geschichten ja eines Tages mehr oder weniger komplett und völlig unerwartet sozusagen ins Gehirn gefallen sind. Das heißt, wenn ich jetzt an Charakterisierungen und Hintergrundbeschreibungen arbeite, kommt es mir eher so vor, als würde ich mir diese Leute nicht ausdenken, sondern sie eher kennenlernen.
Verrücktes Gefühl... ;-). . .
Außerdem habe ich in den letzten Tagen übrigens wieder einmal fleißig für meine Homepage geschrieben. Unter anderem 4500 Wörter über Linux (hatte eigentlich viel weniger werden sollen). Aber sowas geht leicht von der Hand; das sind immerhin Sachen, über die ich sowieso ständig rede – wenn man mich läßt...
Gleich noch etwas zum Thema Schreiben und Details:
Ich versuche jetzt ja ganz ernsthaft, Kurzgeschichten zu schreiben.
Die gute Nachricht: Ich habe Handlungen für sechs Geschichten (bzw. sechs ziemlich komplette und detaillierte Handlungsbögen richtig mit Anfang und Ende und so) sowie Ansätze für weitere mindestens vier Geschichten. (Genauer: Ich habe vier Anfänge und ein paar Szenen für „irgendwo nach diesen Anfängen“. Enden fallen mir irgendwie nicht so leicht.)
Die schlechte Nachricht: Ich habe noch kein einziges Wort geschrieben. Oder genauer: nur ein einziges. Ich komme mir vor wie Spongebob in der Folge, wo er einen Aufsatz über Ampeln schreiben soll und drei Tage lang verzweifelt ein Blatt Papier mit dem einzigen Wort The drauf anstarrt und einfach nicht weiterkommt. ;-)
Nur daß „mein“ eines Wort zufällig nicht „The“ ist. Und auch nicht „der“, „die“ oder „das“.
<seufz> Bei technischen Texten (bislang habe ich ja ausschließlich sowas geschrieben) kann man sich im allergrößten Notfall immerhin noch damit behelfen, daß man den Anfang („Ein <Thema des Textes> ist ein <Definition>, mit dem man...“ usw. usf.) von irgendwo anders abkupfert (<hüstel> Wikipedia) und dann zu seinen Bedürfnissen passend umformuliert („Das <Thema des Textes> von Siemens ist ein Gerät, das <Definition>“ usw. usf.). Copyright-Probleme treten bei sowas typischerweise eher nicht auf, da diese Texte nach den üblichen x Korrekturlesungsrunden dem, was da am Anfang stand, sowieso nicht mehr sonderlich ähnlich sehen... ;-)
Aber bei „richtiger“ Literatur, also Belletristik? Ich kann doch nicht den Anfang einer anderen Geschichte nehmen und dann irgendwie auf eigene Faust weiterschreiben... Gut, das wäre eine gute Schreibübung, aber eine, bei der ich vermutlich alles Mögliche lernen werde, außer wie das mit dem Anfänge-Aufschreiben funktioniert. (Das Nervige daran ist: Die Anfänge habe ich ja! Sogar ziemlich komplett ausformuliert! Allerdings halt nur im Kopf... Keine Ahnung, warum das mit dem „Gehirndump auf Papier“ bzw. in den Texteditor noch nicht geklappt hat...)
Dafür habe ich jetzt immerhin mehr Hintergrundmaterial. Die Hintergründe meiner Hauptfiguren sind jetzt noch etwas vollständiger geworden und ich habe auch entsprechende Informationen über einige Nebenfiguren (etwas weniger ausführlich natürlich). Und ich habe „Kochbücher gelesen“, wie es Erich Kästner im (glaube ich) Vorwort zu „Emil und die Detektive“ nannte; nämlich Informationen zu Themen, die in den Geschichten irgendwie wichtig sind und die ich nicht aus eigener Erfahrung kenne. (Beispiel: Jemand schreibt eine Geschichte, die in der Schweiz spielt. Er selber war noch nie in der Schweiz und hat auch keine Gelegenheit, bald mal hinzukommen. Also liest er zuerst ein paar Reiseführer und danach alle mögliche andere Literatur über die Schweiz. Und natürlich besorgt er sich Stadtpläne für die Schweizer Stadt, in der sein Protagonist wohnt. Undsoweiter.)
Bei der Gelegenheit habe ich gemerkt, daß das Fiction-Schreiben mit dem Nonfiction-Schreiben in dieser Hinsicht ziemlich viel gemeinsam hat. Nicht nur, daß auch Sachtexte (wie eigentlich überhaupt alle Texte) einen Anfang und ein Ende und dazwischen irgendeine möglichst sinnvolle Abfolge von Informationen brauchen; auch für Belletristik muß man gewisse (sagen wir mal) technische Skizzen und solche Sachen machen.
Wenn ich als technische Redakteurin ein (sagen wir mal) Auto beschreiben soll, brauche ich ja unter anderem Fotos und Zeichnungen dieses Autos und seiner Bestandteile, sowohl als Quellmaterial (damit ich weiß, daß Einzelteil X links oberhalb von Einzelteil Y ist, und das im Text entsprechend erwähnen kann) als auch als Illustrationen für meinen Text.
Wenn ich als (hoffentlich irgendwann mal) Autorin einer Geschichte Protagonisten habe, die sich irgendwann irgendwo aufhalten (wie Protagonisten es so zu tun pflegen), brauche ich davon Skizzen. Also damit es nicht passiert, daß mein Protagonist in einer Szene morgens in der Küche steht, die von den Strahlen der Morgensonne beleuchtet wird, und zwei Szenen später steht er abends in derselben Küche und da scheint jetzt die Abendsonne rein. (Es sei denn, die Küche hat Fenster sowohl nach Osten als auch nach Westen!)
Oder daß er von seiner Wohnung zu seinem Arbeitsplatz in einer Szene 10 Minuten braucht und in einer späteren Szene eine halbe Stunde, ohne daß ich dazu erwähne, warum es auf einmal so lange dauert (Straßensperre, Stau, was weiß ich – oder er ist inzwischen umgezogen oder arbeitet jetzt woanders).
Aufmerksame Leser merken sowas nämlich durchaus und fühlen sich dann vergackeiert.
Das heißt: Jetzt bin ich am Wohnungen- und Büros-Skizzieren. Und fühle mich irgendwie so als technische Redakteurin... ;-)
Verrücktes Gefühl... ;-)
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Was mich nervt (7)
Themen: Was mich nervt, Sicherheit
sileas, 15:41h
Oha, zwei Was-mich-nervt-Einträge hintereinander, mit einer Woche Abstand. Anscheinend fühle ich mich im Moment genervt. ;-)
Was mich diesmal nervt: Wenn sich Leute in Geschichten leichtsinnig verhalten und das nicht einmal mitbekommen und diese Leichtsinnigkeit (bzw. ihre möglichen Folgen) nicht der Spannungssteigerung dient (es also nicht z. B. darum geht, daß jemand sich betrunken ans Steuer setzt und mit überhöhter Geschwindigkeit fährt und der Leser oder Zuschauer dann darum bangen soll, ob er es bis nach Hause schafft oder unterwegs verunfallt).
Und ganz speziell sowas:
Wir kennen ja alle diese Szenen aus romantischen Filmen und Geschichten, wo ein Paar überall Kerzen hinstellt, wegen der romantischen Stimmung und so, und dann anfängt, sich miteinander zu beschäftigen, und darüber die Kerzen vergißt. Womöglich noch in einem anderen Raum vergißt (also beispielsweise: im Wohnzimmer Kerzen-Romantik macht und dann für den Rest des Abends ins Schlafzimmer geht, ohne die Kerzen auszumachen).
Natürlich brennt da fast nie was an, weil, wenn die beiden ins Schlafzimmer gehen, üblicherweise auch das Drehbuch (bzw. grundsätzlich der Autor und damit meist auch der Leser bzw. Zuschauer) die Kerzen vergißt. ;-(
(Außer in dieser einen Szene in einer Folge in der ersten Staffel von „Desperate Housewives“, wo wegen sowas ein Haus abbrennt. Disclaimer: Ich gucke mir solche Serien nicht freiwillig an. Ein Kumpel von mir ist totaler Fan dieser Serie; ich weiß nicht, warum. Ich jedenfalls nicht. Ich habe nach der ersten Staffel aufgehört zu gucken, denn angefangen habe ich überhaupt nur, weil ich Steven Culp so schnuckelig finde, und der spielt in dieser Serie jemanden, der am Ende der ersten Staffel stirbt (<schnief>). Und danach wurde es für mich halt uninteressant... Aber zurück zum Thema.)
Jetzt ist aber mein Glaube in die Menschheit (bzw. deren schreibenden Teil) wiederhergestellt. Heute morgen habe ich nämlich eine Geschichte gelesen, in der ein Paar sich so einen romantischen Kerzenabend machte, aber mit dem folgenden kleinen Unterschied zu allen anderen fiktiven Paaren, die Kerzen anzünden: Und zwar haben die beiden Windlichte aufgestellt und sonstige Kerzen in Gläser gestellt, also Windlichte improvisiert.
Ach ja, und den Raum mit den ganzen brennenden Kerzen verlassen haben sie auch nicht.
In der Geschichte war die eine Hälfte des Paares nämlich bei der Feuerwehr und kannte sich daher mit sowas aus.
Wenn sich Schriftsteller über solche Details Gedanken machen, nervt mich das ganz ausdrücklich nicht. :-)
Was mich diesmal nervt: Wenn sich Leute in Geschichten leichtsinnig verhalten und das nicht einmal mitbekommen und diese Leichtsinnigkeit (bzw. ihre möglichen Folgen) nicht der Spannungssteigerung dient (es also nicht z. B. darum geht, daß jemand sich betrunken ans Steuer setzt und mit überhöhter Geschwindigkeit fährt und der Leser oder Zuschauer dann darum bangen soll, ob er es bis nach Hause schafft oder unterwegs verunfallt).
Und ganz speziell sowas:
Wir kennen ja alle diese Szenen aus romantischen Filmen und Geschichten, wo ein Paar überall Kerzen hinstellt, wegen der romantischen Stimmung und so, und dann anfängt, sich miteinander zu beschäftigen, und darüber die Kerzen vergißt. Womöglich noch in einem anderen Raum vergißt (also beispielsweise: im Wohnzimmer Kerzen-Romantik macht und dann für den Rest des Abends ins Schlafzimmer geht, ohne die Kerzen auszumachen).
Natürlich brennt da fast nie was an, weil, wenn die beiden ins Schlafzimmer gehen, üblicherweise auch das Drehbuch (bzw. grundsätzlich der Autor und damit meist auch der Leser bzw. Zuschauer) die Kerzen vergißt. ;-(
(Außer in dieser einen Szene in einer Folge in der ersten Staffel von „Desperate Housewives“, wo wegen sowas ein Haus abbrennt. Disclaimer: Ich gucke mir solche Serien nicht freiwillig an. Ein Kumpel von mir ist totaler Fan dieser Serie; ich weiß nicht, warum. Ich jedenfalls nicht. Ich habe nach der ersten Staffel aufgehört zu gucken, denn angefangen habe ich überhaupt nur, weil ich Steven Culp so schnuckelig finde, und der spielt in dieser Serie jemanden, der am Ende der ersten Staffel stirbt (<schnief>). Und danach wurde es für mich halt uninteressant... Aber zurück zum Thema.)
Jetzt ist aber mein Glaube in die Menschheit (bzw. deren schreibenden Teil) wiederhergestellt. Heute morgen habe ich nämlich eine Geschichte gelesen, in der ein Paar sich so einen romantischen Kerzenabend machte, aber mit dem folgenden kleinen Unterschied zu allen anderen fiktiven Paaren, die Kerzen anzünden: Und zwar haben die beiden Windlichte aufgestellt und sonstige Kerzen in Gläser gestellt, also Windlichte improvisiert.
Ach ja, und den Raum mit den ganzen brennenden Kerzen verlassen haben sie auch nicht.
In der Geschichte war die eine Hälfte des Paares nämlich bei der Feuerwehr und kannte sich daher mit sowas aus.
Wenn sich Schriftsteller über solche Details Gedanken machen, nervt mich das ganz ausdrücklich nicht. :-)
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Donnerstag, 23. September 2010
Was mich nervt (6)
Themen: Was mich nervt, Kochen
sileas, 19:30h
Wenn ich mir ein Ei aufschlage, um es mir z. B. als Spiegelei zu braten, geht mit ungefähr fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit der Dotter kaputt.
Wenn ich mir ein Ei aufschlage und es nicht auf den Zustand des Dotters ankommt, weil ich mir das Ei beispielsweise in die Suppe rühren oder es zum Glasieren irgendwelchen Backwerks verwenden will, geht der Dotter so gut wie nie kaputt.
<grummel>
Wenn ich mir ein Ei aufschlage und es nicht auf den Zustand des Dotters ankommt, weil ich mir das Ei beispielsweise in die Suppe rühren oder es zum Glasieren irgendwelchen Backwerks verwenden will, geht der Dotter so gut wie nie kaputt.
<grummel>
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Morgenstund ist ungesund
Themen: Schreiben
sileas, 19:17h
Mein Tag-und-Nacht-Rhythmus kommt im Moment ganz schön durcheinander.
Vorgestern abend ging ich zur gewohnten Zeit ins Bett und war gerade am Einschlafen, da packte mich eine Inspiration und wollte einfach keine Ruhe geben, bis ich nachgab und mich wieder an den Rechner setzte.
Beziehungsweise mir den Rechner ins Bett holte. Die Entscheidung, einen Laptop und ein drahtloses USB-Modem zu kaufen, war eine gute. (Obwohl das mit dem Laptop ja vor allem darauf zurückzuführen ist, daß ich meinen ersten eigenen Rechner kurz vor dem Umzug nach Finnland kaufte und zu den Kriterien, nach denen ich den Rechner aussuchte, Größe und Gewicht und allgemeine Mobilität gehörten... die Koffer waren sowieso schon schwer genug, da mußte ich nicht noch künstlich nachhelfen... und damals dachte ich ja noch, daß ich nur ein Jahr hierbliebe, deshalb kam ich gar nicht erst auf die Idee, mit dem Rechnerkauf womöglich bis nach dem Umzug zu warten. – Und das Modem ist ein drahtloses, weil ich hier schon genügend Kabel herumliegen habe und mir nicht noch eine weitere Stolperfalle in die Wohnung holen wollte. Aber beides zusammen ist zum Schreiben und Recherchieren nachts im Bett durchaus gut geeignet.)
Und dann habe ich (in den Klauen der Inspiration, siehe oben) bis nach zwei Uhr geschrieben und recherchiert und weitergeschrieben. Dann fielen mir die Augen zu, und ich hatte über all dem natürlich vergessen, daß mein Wecker am nächsten Morgen wie gewohnt um sechs Uhr loskrakeelen würde. (Im Interesse eines halbwegs stabilen Tag-und-Nacht-Rhythmus stelle ich mir meinen Wecker jeden Tag für sechs Uhr morgens, selbst am Wochenende. Allerdings stehe ich nicht jeden Tag auch um sechs Uhr morgens auf. Ich will halt nur, daß mein Unterbewußtsein eine feste Uhrzeit mit „Aufwachen“ assoziiert – in der Hoffnung, daß sich daraus auch eine feste Uhrzeit für „Einschlafen“ ergibt. Wenn ich nämlich mal Schlafprobleme habe, dann sind das Einschlafprobleme. Wenn ich erst einmal am Schlafen bin, dann schlafe ich... also bis der Wecker losgeht...)
Tja, und dann ging nach nicht einmal vier Stunden der Wecker los. Und dann war ich wach und konnte nicht wieder einschlafen.
Irgendwann am frühen Nachmittag ließen die Kopfschmerzen endlich nach... Gemeinheit, wenn man Katersymptome hat, ohne sich vorher betrunken zu haben. ;-) Ich kann nur sagen: ich <Herzchen> mein Ketoprofen.
Und am Abend (also gestern) passierte natürlich fast dasselbe noch einmal. Bloß daß die Inspiration mich packte, als ich gerade am Schlafengehen war; das ist etwas angenehmer, als wenn man am Einschlafen ist und auf einmal hochschreckt, weil einem eine interessante Idee gekommen ist, die ganz von sich aus und ohne einen zu fragen weitere Ideen generiert, die ihrerseits zu Fragen führen, die man unbedingt sofort googeln muß, oder müßte, wenn das Bett nicht so schön warm und weich wäre... und die Ideen müßte man eigentlich aufschreiben, denn es könnte ja sein, daß man sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnert...
Diesmal fielen mir schon um kurz nach eins die Augen zu.
Immerhin habe ich jetzt Hintergründe und Charakterisierungen für meine beiden Hauptfiguren (ja, es sieht so aus, als ob das Unmögliche tatsächlich wahr wird: Julia schreibt Nicht-Sachtexte) relativ komplett ausformuliert. Jedenfalls für geeignete Werte von „komplett“. Da muß ich schon noch dran arbeiten. Und außerdem muß man bitte großzügig übersehen, daß wegen der fortgeschrittenen Stunde im Text zwischendurch immer wieder so Sachen wie „Oh Mist, jetzt habe ich Ctrl-S gedrückt und mich gewundert, daß nichts passiert. Im Vim. Ich. Ctrl-S. Mistmistmist. Wie spät ist es eigentlich?“ auftauchen.
Aber wenigstens habe ich heute keine Kopfschmerzen. :-)
Vorgestern abend ging ich zur gewohnten Zeit ins Bett und war gerade am Einschlafen, da packte mich eine Inspiration und wollte einfach keine Ruhe geben, bis ich nachgab und mich wieder an den Rechner setzte.
Beziehungsweise mir den Rechner ins Bett holte. Die Entscheidung, einen Laptop und ein drahtloses USB-Modem zu kaufen, war eine gute. (Obwohl das mit dem Laptop ja vor allem darauf zurückzuführen ist, daß ich meinen ersten eigenen Rechner kurz vor dem Umzug nach Finnland kaufte und zu den Kriterien, nach denen ich den Rechner aussuchte, Größe und Gewicht und allgemeine Mobilität gehörten... die Koffer waren sowieso schon schwer genug, da mußte ich nicht noch künstlich nachhelfen... und damals dachte ich ja noch, daß ich nur ein Jahr hierbliebe, deshalb kam ich gar nicht erst auf die Idee, mit dem Rechnerkauf womöglich bis nach dem Umzug zu warten. – Und das Modem ist ein drahtloses, weil ich hier schon genügend Kabel herumliegen habe und mir nicht noch eine weitere Stolperfalle in die Wohnung holen wollte. Aber beides zusammen ist zum Schreiben und Recherchieren nachts im Bett durchaus gut geeignet.)
Und dann habe ich (in den Klauen der Inspiration, siehe oben) bis nach zwei Uhr geschrieben und recherchiert und weitergeschrieben. Dann fielen mir die Augen zu, und ich hatte über all dem natürlich vergessen, daß mein Wecker am nächsten Morgen wie gewohnt um sechs Uhr loskrakeelen würde. (Im Interesse eines halbwegs stabilen Tag-und-Nacht-Rhythmus stelle ich mir meinen Wecker jeden Tag für sechs Uhr morgens, selbst am Wochenende. Allerdings stehe ich nicht jeden Tag auch um sechs Uhr morgens auf. Ich will halt nur, daß mein Unterbewußtsein eine feste Uhrzeit mit „Aufwachen“ assoziiert – in der Hoffnung, daß sich daraus auch eine feste Uhrzeit für „Einschlafen“ ergibt. Wenn ich nämlich mal Schlafprobleme habe, dann sind das Einschlafprobleme. Wenn ich erst einmal am Schlafen bin, dann schlafe ich... also bis der Wecker losgeht...)
Tja, und dann ging nach nicht einmal vier Stunden der Wecker los. Und dann war ich wach und konnte nicht wieder einschlafen.
Irgendwann am frühen Nachmittag ließen die Kopfschmerzen endlich nach... Gemeinheit, wenn man Katersymptome hat, ohne sich vorher betrunken zu haben. ;-) Ich kann nur sagen: ich <Herzchen> mein Ketoprofen.
Und am Abend (also gestern) passierte natürlich fast dasselbe noch einmal. Bloß daß die Inspiration mich packte, als ich gerade am Schlafengehen war; das ist etwas angenehmer, als wenn man am Einschlafen ist und auf einmal hochschreckt, weil einem eine interessante Idee gekommen ist, die ganz von sich aus und ohne einen zu fragen weitere Ideen generiert, die ihrerseits zu Fragen führen, die man unbedingt sofort googeln muß, oder müßte, wenn das Bett nicht so schön warm und weich wäre... und die Ideen müßte man eigentlich aufschreiben, denn es könnte ja sein, daß man sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnert...
Diesmal fielen mir schon um kurz nach eins die Augen zu.
Immerhin habe ich jetzt Hintergründe und Charakterisierungen für meine beiden Hauptfiguren (ja, es sieht so aus, als ob das Unmögliche tatsächlich wahr wird: Julia schreibt Nicht-Sachtexte) relativ komplett ausformuliert. Jedenfalls für geeignete Werte von „komplett“. Da muß ich schon noch dran arbeiten. Und außerdem muß man bitte großzügig übersehen, daß wegen der fortgeschrittenen Stunde im Text zwischendurch immer wieder so Sachen wie „Oh Mist, jetzt habe ich Ctrl-S gedrückt und mich gewundert, daß nichts passiert. Im Vim. Ich. Ctrl-S. Mistmistmist. Wie spät ist es eigentlich?“ auftauchen.
Aber wenigstens habe ich heute keine Kopfschmerzen. :-)
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Mittwoch, 22. September 2010
Linguistisch kreuzkontaminiert
Themen: Postcrossing, Sprachen
sileas, 17:28h
Eben habe ich meine allerzweite Postcrossing-Karte auf russisch geschrieben. Das ging jetzt schon etwas schneller als beim ersten Mal. :-)
Dabei ist mir klargeworden, daß ich, wenn ich in einer Fremdsprache mit dem Satzbau irgendwie nicht mehr weiterkomme, automatisch versuche, da etwas mit Verbaladjektiven (Partizipien) und -substantiven zu machen. Ob das in der betreffenden Sprache nun sinnvoll ist oder nicht. (Im Russischen ist es nicht sinnvoll, jedenfalls nicht in dem Satz, den ich zu schreiben versuchte. Partizipien haben die Russen zwar reichlich, aber zum Thema Verbalsubstantive – was ich eigentlich gebraucht bzw. gewollt hätte – schwieg sich meine Grammatik beharrlich aus.)
<seufz> Das kommt davon, wenn man soviel Finnisch redet... Im Finnischen hat jedes Verb nämlich nicht nur einen einzigen Infinitiv, sondern vier (Verbalsubstantive), und außerdem noch fünf Partizipien (Verbaladjektive). Nehmen wir als Beispiel mal kirjoittaa „schreiben“:
Ich glaube, ich sollte froh sein, daß es nicht auch noch wie im Lateinischen einen Infinitiv der Vergangenheit oder der Zukunft oder einen Infinitiv Passiv gibt... wer weiß, was für seltsame Sachen ich dann in anderen Sprachen versuchen würde...
Dabei ist mir klargeworden, daß ich, wenn ich in einer Fremdsprache mit dem Satzbau irgendwie nicht mehr weiterkomme, automatisch versuche, da etwas mit Verbaladjektiven (Partizipien) und -substantiven zu machen. Ob das in der betreffenden Sprache nun sinnvoll ist oder nicht. (Im Russischen ist es nicht sinnvoll, jedenfalls nicht in dem Satz, den ich zu schreiben versuchte. Partizipien haben die Russen zwar reichlich, aber zum Thema Verbalsubstantive – was ich eigentlich gebraucht bzw. gewollt hätte – schwieg sich meine Grammatik beharrlich aus.)
<seufz> Das kommt davon, wenn man soviel Finnisch redet... Im Finnischen hat jedes Verb nämlich nicht nur einen einzigen Infinitiv, sondern vier (Verbalsubstantive), und außerdem noch fünf Partizipien (Verbaladjektive). Nehmen wir als Beispiel mal kirjoittaa „schreiben“:
- Infinitiv 1: kirjoittaa „schreiben“ (z. B. haluan kirjoittaa „ich will schreiben“)
- Infinitiv 2: kirjoittae- „beim Schreiben“, „nach dem Schreiben“, „durch das Schreiben“ usw., je nach Flexionsendung (z. B. kirjoittaessani „während ich schreibe/schrieb“)
- Infinitiv 3: kirjoittama- „beim Schreiben“, „durch das Schreiben“ usw., je nach Flexionsendung (z. B. olin kirjoittamassa „ich war am Schreiben“)
- Infinitiv 4: kirjoittaminen „das Schreiben“ (z. B. kirjoittaminen on helppoa „Schreiben ist einfach“, vihaan kirjoittamista „ich hasse es, zu schreiben“)
- Partizip Präsens Aktiv: kirjoittava „schreibend“ (z. B. kirjoittava koululainen „der schreibende Schüler“)
- Partizip Präsens Passiv: kirjoitettava, eigentlich „geschrieben werdend“, meist aber „zu schreibend“ (z. B. kirjoitettava teksti „der zu schreibende Text“)
- Partizip Perfekt Aktiv: kirjoittanut „geschrieben habend“ (z. B. olen kirjoittanut romaanin „ich habe einen Roman geschrieben“)
- Partizip Perfekt Passiv: kirjoitettu „geschrieben“ (z. B. se on kirjoitettu „es steht geschrieben“, kirjoitettu sana „das geschriebene Wort“)
- Agenspartizip: kirjoittama „(von jemandem) geschrieben“ (z. B. minun kirjoittama teksti „der von mir geschriebene Text“)
Ich glaube, ich sollte froh sein, daß es nicht auch noch wie im Lateinischen einen Infinitiv der Vergangenheit oder der Zukunft oder einen Infinitiv Passiv gibt... wer weiß, was für seltsame Sachen ich dann in anderen Sprachen versuchen würde...
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Montag, 20. September 2010
Der innere Lektor
Themen: Sprachen, Schreiben, Bücher
sileas, 22:10h
In der letzten Zeit habe ich mal wieder etwas mehr Belletristik gelesen. Genauer: Kurzgeschichten. Denn vor einigen Wochen traf mich eine Inspiration (ziemlich massiv, ich stand ein paar Tage lang fast unter Schock, weil mir sowas normalerweise eigentlich eher nicht passiert) und jetzt werde ich womöglich selber ein paar schreiben. Oder es zumindest versuchen.
Das Verrückte an der Sache war: Mir fielen komplette Handlungen ein, teilweise echt prima strukturiert (das fiel mir auf, als ich mich von dem Schock erholt hatte und alles im Kopf noch einmal schön langsam und rational durchging) und in weiten Teilen auch schon mit komplett ausformuliertem Text. Oder zumindest ein erster Entwurf mit vollständigen und grammatischen und inhaltlich sinnvollen und aufeinander aufbauenden Sätzen.
Und Figuren mit ziemlich komplettem Hintergrund usw. usf.
So etwas ist mir echt noch nie passiert.
Vor allem nicht KOMPLETT AUF ENGLISCH. Ja, ich lag eines Morgens im Bett und sinnierte so vor mich hin und auf einmal liefen in meinem Kopf erstaunlich gut ausformulierte und strukturierte englischsprachige Texte ab, richtig mit Anfang und Ende und Spannungsbogen und Handlung und so.
Und bereits markierten Stellen, an denen der Text kursiv gesetzt sein sollte oder wo ein neuer Absatz oder ein neuer Abschnitt beginnen sollte. Und so weiter.
<kopfschüttel>
Da ich seit dem Abitur nichts Literarisches mehr produziert habe (falls man das, was man im Deutsch- und Fremdsprachunterricht so als Hausaufgabe bekommt, überhaupt „literarisch“ nennen darf), sondern ausschließlich Sachtexte unterschiedlichster Art, bin ich jetzt am Recherchieren, wie so eine Kurzgeschichte überhaupt funktioniert.
Die gute Nachricht: Das Hauptkriterium scheint die Länge zu sein und die ist ziemlich flexibel. Eine Geschichte mit mehr als 10 000 Wörtern kann immer noch als Kurzgeschichte durchgehen. ;-)
Noch eine gute Nachricht: Kurzgeschichten haben keine Exposition. Prima, denn Exposition war noch nie meine Stärke.
Aber dann noch eine schlechte Nachricht: Diese sogenannten Schriftsteller können größtenteils nicht schreiben. <gruselwusel> Das heißt, schreiben im Sinne von „eine sinnvolle und gut strukturierte Geschichte mit richtiger Handlung und Spannungsbogen und interessanten Figuren, die sich im Laufe der Geschichte womöglich sogar irgendwie entwickeln, produzieren“ können sie. Aber schreiben im Sinne von „Rechtschreibung und Zeichensetzung beherrschen, eine vernünftige Absatzstruktur schaffen und (in einigen besonders tragischen Fällen) eine gute Wortwahl ohne zu offensichtliche Wiederholungen, Stilbrüche o. ä. treffen“ können einige von ihnen nicht.
Und ich rede hier nicht von solchen Sachen wie Fanfiction im Internet, sondern von Leuten, deren Werke in richtigen echten gedruckten Büchern als Kurzgeschichtensammlungen veröffentlicht wurden.
Wie gesagt: <gruselwusel>
Jetzt weiß ich wieder, warum ich seit Jahren nur Sachtexte und dazwischen nur so hochwertige Sachen wie Pratchett oder Gaiman oder Moers oder Lem oder MacLeod gelesen habe... (Gut, die beiden letzteren verwirren ihre Leser gerne mit allen möglichen stilistischen Tricks, aber die tun das wenigstens mit Absicht und nicht, weil sie sich mit der Zeichensetzung nicht so gut auskennen.)
In extremen Fällen konnte ich mich gar nicht auf die Geschichte (oder, was ich ja eigentlich lernen wollte: ihre Struktur) konzentrieren, sondern sah nur die Problemstellen: hier fehlt ein Komma; da drüben sollte kein Anführungszeichen stehen; dieser Apostroph ist falschherum gesetzt (!); in diesem Absatz sind zu viele Wortwiederholungen, hat der Typ denn keinen Thesaurus; „Rhythmus“ schreibt man anders; und ich glaube, an einer Stelle hatte sogar jemand „liegen“ als schwaches Verb benutzt. Argl. Was lernen die Kinder heutzutage eigentlich in der Schule?
So etwas kann einem die Lesefreude ganz schön verderben. Irgendwann fangen die Gedanken dann endgültig an, sich von der Handlung zu entfernen, und man denkt stattdessen darüber nach, ob es in dieser historischen Kurzgeschichte wirklich angebracht ist, vom Valentinstag zu sprechen, der doch vor ein paar hundert Jahren noch gar nicht allgemein gefeiert wurde, oder jedenfalls nicht mit denselben romantischen Konnotationen wie heutzutage; was aber vermutlich sowieso nebensächlich ist, denn viel wichtiger ist, warum (ebenfalls vor ein paar hundert Jahren irgendwo auf dem Lande in Mitteleuropa) die Männer alle deutsche Namen haben, die Frauen aber englische.
<grübel>
Zum Glück stehen in den Büchern, die ich mir zu Recherchezwecken besorgt habe, auch Geschichten von Leuten, die etwas besser schreiben können und bei denen ich nur ab und zu über einen Kommafehler oder etwas in der Art stoße und ansonsten die Geschichte genießen (und dann analysieren) kann. <aufatm>
Aber alles in allem hat mein „innerer Lektor“ in den letzten zwei Wochen einiges an Arbeit geleistet, was eigentlich der Lektor des Verlags, der das jeweilige Buch herausgebracht hat, hätte leisten sollen.
(Hmm, vielleicht sollte ich denen mal eine Bewerbung schicken...? Allerdings sitzen die... äh... irgendwo im Ausland, wohin ich mich im Moment eigentlich nicht unbedingt bewerben will. Aber falls ich da mal hin will, kenne ich jetzt immerhin mindestens ein Verlagshaus, das mich ganz offensichtlich gebrauchen kann. <fiesgrins>). . .
Passieren solche Sachen eigentlich nur mir? Eine Bekannte von mir, die Übersetzerin ist, hat solche Probleme nicht. Behauptet sie zumindest. Sie kann ganz normal Texte lesen, die von einer „ihrer“ Sprachen in die andere übersetzt worden sind, und stolpert nicht ständig über solche textuellen Faux-pas. Ich dagegen bin offiziell nicht einmal Übersetzerin, und bei mir ist das so schlimm, daß ich grundsätzlich Texte, deren Originalsprache ich auch nur halbwegs beherrsche, im Original lese, weil mir einfach schon zu oft die Lektüre durch peinliche Fehlübersetzungen verleidet wurde.
Das Glanzstück meiner Sammlung ist ein Roman, bei dem man den Eindruck hat, das englischsprachige Original wäre anscheinend mit Babelfish ins Deutsche übersetzt worden. Weite Teile des Textes würden absolut grammatisches und stilistisch nicht allzu schlechtes Englisch ergeben, wenn man sie einfach Wort für Wort rückübersetzen würde...
Schade, denn eigentlich war das Buch ganz spannend.
Der Höhepunkt war die Stelle, an der jemand das Verb must als „müssen“ übersetzte und dabei leider übersah, daß da noch ein not danebenstand. Wer sich nicht mehr an die Feinheiten der englischen Grammatik erinnert, dem sei gesagt: Nicht verneintes must ist tatsächlich „müssen“ (I must leave now = ich muß jetzt weg). Verneintes must hingegen entspricht dem deutschen „dürfen“ (I must not forget this = ich darf das nicht vergessen). Man könnte also sagen, daß im Englischen das not nicht zum must gehört, sondern zum anderen Verb: „I must not forget this“ drückt also nicht aus, daß ich etwas (nämlich das Vergessen) nicht tun muß, sondern daß es sich bei der Sache, die ich tun muß, um das Nicht-Vergessen handelt. Oder so ähnlich.
Auf jeden Fall ist das etwas, was ein Englisch-zu-Deutsch-Übersetzer aus dem Effeff beherrschen sollte. In dem Buch war es besonders auffällig, weil die verneinte must-Konstruktion an der allerspannendsten Stelle auftrat: Die Heldin schwebte in Lebensgefahr und jemand anderes kam in Panik angerannt und schrie: „No, she must not die, she must not die!“ (oder etwas in der Art; ich kenne ja leider nur die deutscheVerhunzung Übersetzung). Auf deutsch rief er leider: „Nein, sie muß nicht sterben, sie muß nicht sterben!“ Was irgendwie viel eher nach „sie hat keinerlei Verpflichtung dazu“ klingt als nach „nein, das kann nicht sein, das darf einfach nicht sein“... ;-)
. . .
Jetzt hatte ich nach vielen Jahren mal wieder einen Anlaß, mit dem Babelfish zu spielen, und habe kurzerhand eine Seite von meiner Homepage übersetzen lassen. Da waren viele problematische Ausdrücke drin... Ich hatte ja erwartet, daß Übersetzungssoftware mit einigen meiner verschlungenen Satzkonstruktionen oder auch mit dem Fachvokabular haben könnte, aber daß „disabled person“ (Behinderte/r) als „untaugliche Person“ „übersetzt“ wird, das hat mich doch überrascht. Und bei „it’s raining a little“ (es regnet ein wenig) kam „es ist das Regnen wenig“ heraus.
<seufz> Ich geb’s auf... nie wieder maschinelle Übersetzung.
Mit der komischen Zeichensetzung gewisser Schriftsteller muß ich dagegen wohl leben.... . .
Und nein, D., ich rede hier nicht von dir. Ich rede ganz ausdrücklich nicht von Leuten, die schnell mal eine E-Mail schicken und sich nicht die Zeit für mehrere Runden Korrekturlesung nehmen und alles tausendmal umformulieren und umstrukturieren, bevor sie sie abschicken. (Muß man ja gerade bei kürzeren privaten E-Mails auch nicht immer.) Nein, ich rede von Leuten, die einen Text schreiben, der anscheinend voller Tippfehler steckt, und den dann nicht mal von einem anderen Menschen durchlesen lassen, bevor sie ihn zur Post bringen und an einen derjenigen depperten Verlage schicken, die der Meinung sind, das Lektorat wäre eine von den Abteilungen, die „sowieso nichts tun“ und die man ruhig wegkürzen kann. Von sowas rede ich. Und von Leuten, die meinen, ein Übersetzerstudium wäre so überflüssig wie ein Kropf und man könnte doch genausogut Babelfish und Konsorten verwenden, also jetzt im 21. Jahrhundert, wo wir alles mit Computern machen können und so.
(Ich hab mal Informatik studiert! Zugegebenermaßen nicht besonders lang, jedenfalls nicht als Hauptfach; aber immerhin weiß ich, warum wir alles Mögliche eben gerade nicht mit Computern machen können! – Aber bevor sich das hier jetzt noch negativ auf meinen Blutdruck auswirkt, koche ich mir lieber ein leckeres Nudelsüppchen zum Abendessen und gucke mir vor dem Schlafengehen noch irgendeinen Sitcom an... Wenigstens befinden sich in meiner Kurzgeschichten-zu-Forschungszwecken-Sammlung auch ein Band Gaiman und ein Band Asimov, das sind dann doch gewisse Lichtblicke.)
Das Verrückte an der Sache war: Mir fielen komplette Handlungen ein, teilweise echt prima strukturiert (das fiel mir auf, als ich mich von dem Schock erholt hatte und alles im Kopf noch einmal schön langsam und rational durchging) und in weiten Teilen auch schon mit komplett ausformuliertem Text. Oder zumindest ein erster Entwurf mit vollständigen und grammatischen und inhaltlich sinnvollen und aufeinander aufbauenden Sätzen.
Und Figuren mit ziemlich komplettem Hintergrund usw. usf.
So etwas ist mir echt noch nie passiert.
Vor allem nicht KOMPLETT AUF ENGLISCH. Ja, ich lag eines Morgens im Bett und sinnierte so vor mich hin und auf einmal liefen in meinem Kopf erstaunlich gut ausformulierte und strukturierte englischsprachige Texte ab, richtig mit Anfang und Ende und Spannungsbogen und Handlung und so.
Und bereits markierten Stellen, an denen der Text kursiv gesetzt sein sollte oder wo ein neuer Absatz oder ein neuer Abschnitt beginnen sollte. Und so weiter.
<kopfschüttel>
Da ich seit dem Abitur nichts Literarisches mehr produziert habe (falls man das, was man im Deutsch- und Fremdsprachunterricht so als Hausaufgabe bekommt, überhaupt „literarisch“ nennen darf), sondern ausschließlich Sachtexte unterschiedlichster Art, bin ich jetzt am Recherchieren, wie so eine Kurzgeschichte überhaupt funktioniert.
Die gute Nachricht: Das Hauptkriterium scheint die Länge zu sein und die ist ziemlich flexibel. Eine Geschichte mit mehr als 10 000 Wörtern kann immer noch als Kurzgeschichte durchgehen. ;-)
Noch eine gute Nachricht: Kurzgeschichten haben keine Exposition. Prima, denn Exposition war noch nie meine Stärke.
Aber dann noch eine schlechte Nachricht: Diese sogenannten Schriftsteller können größtenteils nicht schreiben. <gruselwusel> Das heißt, schreiben im Sinne von „eine sinnvolle und gut strukturierte Geschichte mit richtiger Handlung und Spannungsbogen und interessanten Figuren, die sich im Laufe der Geschichte womöglich sogar irgendwie entwickeln, produzieren“ können sie. Aber schreiben im Sinne von „Rechtschreibung und Zeichensetzung beherrschen, eine vernünftige Absatzstruktur schaffen und (in einigen besonders tragischen Fällen) eine gute Wortwahl ohne zu offensichtliche Wiederholungen, Stilbrüche o. ä. treffen“ können einige von ihnen nicht.
Und ich rede hier nicht von solchen Sachen wie Fanfiction im Internet, sondern von Leuten, deren Werke in richtigen echten gedruckten Büchern als Kurzgeschichtensammlungen veröffentlicht wurden.
Wie gesagt: <gruselwusel>
Jetzt weiß ich wieder, warum ich seit Jahren nur Sachtexte und dazwischen nur so hochwertige Sachen wie Pratchett oder Gaiman oder Moers oder Lem oder MacLeod gelesen habe... (Gut, die beiden letzteren verwirren ihre Leser gerne mit allen möglichen stilistischen Tricks, aber die tun das wenigstens mit Absicht und nicht, weil sie sich mit der Zeichensetzung nicht so gut auskennen.)
In extremen Fällen konnte ich mich gar nicht auf die Geschichte (oder, was ich ja eigentlich lernen wollte: ihre Struktur) konzentrieren, sondern sah nur die Problemstellen: hier fehlt ein Komma; da drüben sollte kein Anführungszeichen stehen; dieser Apostroph ist falschherum gesetzt (!); in diesem Absatz sind zu viele Wortwiederholungen, hat der Typ denn keinen Thesaurus; „Rhythmus“ schreibt man anders; und ich glaube, an einer Stelle hatte sogar jemand „liegen“ als schwaches Verb benutzt. Argl. Was lernen die Kinder heutzutage eigentlich in der Schule?
So etwas kann einem die Lesefreude ganz schön verderben. Irgendwann fangen die Gedanken dann endgültig an, sich von der Handlung zu entfernen, und man denkt stattdessen darüber nach, ob es in dieser historischen Kurzgeschichte wirklich angebracht ist, vom Valentinstag zu sprechen, der doch vor ein paar hundert Jahren noch gar nicht allgemein gefeiert wurde, oder jedenfalls nicht mit denselben romantischen Konnotationen wie heutzutage; was aber vermutlich sowieso nebensächlich ist, denn viel wichtiger ist, warum (ebenfalls vor ein paar hundert Jahren irgendwo auf dem Lande in Mitteleuropa) die Männer alle deutsche Namen haben, die Frauen aber englische.
<grübel>
Zum Glück stehen in den Büchern, die ich mir zu Recherchezwecken besorgt habe, auch Geschichten von Leuten, die etwas besser schreiben können und bei denen ich nur ab und zu über einen Kommafehler oder etwas in der Art stoße und ansonsten die Geschichte genießen (und dann analysieren) kann. <aufatm>
Aber alles in allem hat mein „innerer Lektor“ in den letzten zwei Wochen einiges an Arbeit geleistet, was eigentlich der Lektor des Verlags, der das jeweilige Buch herausgebracht hat, hätte leisten sollen.
(Hmm, vielleicht sollte ich denen mal eine Bewerbung schicken...? Allerdings sitzen die... äh... irgendwo im Ausland, wohin ich mich im Moment eigentlich nicht unbedingt bewerben will. Aber falls ich da mal hin will, kenne ich jetzt immerhin mindestens ein Verlagshaus, das mich ganz offensichtlich gebrauchen kann. <fiesgrins>)
Das Glanzstück meiner Sammlung ist ein Roman, bei dem man den Eindruck hat, das englischsprachige Original wäre anscheinend mit Babelfish ins Deutsche übersetzt worden. Weite Teile des Textes würden absolut grammatisches und stilistisch nicht allzu schlechtes Englisch ergeben, wenn man sie einfach Wort für Wort rückübersetzen würde...
Schade, denn eigentlich war das Buch ganz spannend.
Der Höhepunkt war die Stelle, an der jemand das Verb must als „müssen“ übersetzte und dabei leider übersah, daß da noch ein not danebenstand. Wer sich nicht mehr an die Feinheiten der englischen Grammatik erinnert, dem sei gesagt: Nicht verneintes must ist tatsächlich „müssen“ (I must leave now = ich muß jetzt weg). Verneintes must hingegen entspricht dem deutschen „dürfen“ (I must not forget this = ich darf das nicht vergessen). Man könnte also sagen, daß im Englischen das not nicht zum must gehört, sondern zum anderen Verb: „I must not forget this“ drückt also nicht aus, daß ich etwas (nämlich das Vergessen) nicht tun muß, sondern daß es sich bei der Sache, die ich tun muß, um das Nicht-Vergessen handelt. Oder so ähnlich.
Auf jeden Fall ist das etwas, was ein Englisch-zu-Deutsch-Übersetzer aus dem Effeff beherrschen sollte. In dem Buch war es besonders auffällig, weil die verneinte must-Konstruktion an der allerspannendsten Stelle auftrat: Die Heldin schwebte in Lebensgefahr und jemand anderes kam in Panik angerannt und schrie: „No, she must not die, she must not die!“ (oder etwas in der Art; ich kenne ja leider nur die deutsche
<seufz> Ich geb’s auf... nie wieder maschinelle Übersetzung.
Mit der komischen Zeichensetzung gewisser Schriftsteller muß ich dagegen wohl leben...
(Ich hab mal Informatik studiert! Zugegebenermaßen nicht besonders lang, jedenfalls nicht als Hauptfach; aber immerhin weiß ich, warum wir alles Mögliche eben gerade nicht mit Computern machen können! – Aber bevor sich das hier jetzt noch negativ auf meinen Blutdruck auswirkt, koche ich mir lieber ein leckeres Nudelsüppchen zum Abendessen und gucke mir vor dem Schlafengehen noch irgendeinen Sitcom an... Wenigstens befinden sich in meiner Kurzgeschichten-zu-Forschungszwecken-Sammlung auch ein Band Gaiman und ein Band Asimov, das sind dann doch gewisse Lichtblicke.)
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Neues Lesezeichen
Themen: Handarbeit
sileas, 20:33h
Ich habe ja eine Weile nichts geschrieben; das lag vor allem daran, daß ich andere Sachen zu schreiben hatte. Unter anderem habe ich massiv an meiner Homepage gebastelt.
Außerdem habe ich etwas handgearbeitet, und das gehört wiederum hierher und nicht auf die Homepage. :-)
Also:
Diese Woche ist endlich mal wieder ein Lesezeichen fertiggeworden, das schon monatelang in halbfertigem Zustand bei mir herumlag (und in der Zwischenzeit auch schon als Lesezeichen benutzt worden war, trotz der langen, noch unverarbeiteten Schnurenden am einen Ende).
Den geknüpften Teil hatte ich schon vor einigen Monaten fertiggestellt. So sieht das Ganze von vorne aus...
... und so von hinten.
Als Garn habe ich mal wieder welches aus so einem vielfarbigen Knäuel genommen, und man kann auf den Bildern auch ganz gut die Stelle erkennen, wo in einem der Stränge der Übergang von Rot nach Violett liegt. Als ich oben anfing zu knüpfen, hatte ich vier violette und vier rote Stränge; als ich unten ankam, waren es sechs violette und zwei rote.
Was mir wochenlang Kopfzerbrechen bereitete, war der würdige Abschluß an beiden Enden.
Dann kam ich endlich darauf, am oberen Ende, wo die Garnreste kürzer waren, einfach je zwei Stränge ein bißchen zu verknoten:
Die wesentlich längeren Garnreste am unteren Ende waren da schon schwieriger. Mit soooo langen Schnurenden kann man ja theoretisch eine Menge anfangen, aber wenn man eine Menge Optionen hat, fällt die Wahl schwer... Schließlich entschied ich mich, erst einmal zu flechten, und zwar je vier benachbarte Stränge, so daß ich rechts und links am Band je eine geflochtene Schnur hatte.
Dann dachte ich, ich wäre fertig, und verknotete die Schnüre unten. Und dann merkte ich, daß eigentlich immer noch eine ganze Menge Schnur unten heraushing, und beschloß, die zu verdrehen.
Jetzt sieht das Ganze so aus:
Und hier sieht man das ganze Lesezeichen.
Insgesamt ist es ziemlich lang geworden; über einen halben Meter. Wenn man es einfach so in ein normales Buch legt, steht oben und unten eine Menge über, aber das muß ja nicht sein; man kann es ja für größere Bücher verwenden. Beispielsweise Sachen im A4-Format.
Oder auch für Bücher von so fiesen Autoren, die ihre Fußnoten nicht schön brav und leserfreundlich unten auf die Seite stellen, zu der sie gehören, sondern am Ende des Kapitels oder gar des ganzen Buches sammeln, so daß man ständig hin- und herspringen muß. Für so etwas habe ich mir vor Jahren auch schon mal ein einen knappen Meter langes Lesezeichen gewebt...
Außerdem habe ich etwas handgearbeitet, und das gehört wiederum hierher und nicht auf die Homepage. :-)
Also:
Diese Woche ist endlich mal wieder ein Lesezeichen fertiggeworden, das schon monatelang in halbfertigem Zustand bei mir herumlag (und in der Zwischenzeit auch schon als Lesezeichen benutzt worden war, trotz der langen, noch unverarbeiteten Schnurenden am einen Ende).
Den geknüpften Teil hatte ich schon vor einigen Monaten fertiggestellt. So sieht das Ganze von vorne aus...
Was mir wochenlang Kopfzerbrechen bereitete, war der würdige Abschluß an beiden Enden.
Dann kam ich endlich darauf, am oberen Ende, wo die Garnreste kürzer waren, einfach je zwei Stränge ein bißchen zu verknoten:
Dann dachte ich, ich wäre fertig, und verknotete die Schnüre unten. Und dann merkte ich, daß eigentlich immer noch eine ganze Menge Schnur unten heraushing, und beschloß, die zu verdrehen.
Jetzt sieht das Ganze so aus:
Oder auch für Bücher von so fiesen Autoren, die ihre Fußnoten nicht schön brav und leserfreundlich unten auf die Seite stellen, zu der sie gehören, sondern am Ende des Kapitels oder gar des ganzen Buches sammeln, so daß man ständig hin- und herspringen muß. Für so etwas habe ich mir vor Jahren auch schon mal ein einen knappen Meter langes Lesezeichen gewebt...
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Samstag, 11. September 2010
Lektionen des Lebens (8)
Themen: Lektionen des Lebens, Haushalt
sileas, 13:59h
Diesmal: Wenn auf der Verpackung der Tiefkühlpizza draufsteht „Im Kühlschrank 3 Tage haltbar“, dann meinen die auch wirklich drei Tage. Nicht vier oder fünf oder sechs oder sieben.
Da ich keinen Tiefkühlschrank besitze und daher alles, was irgendwie Kühlung braucht, entweder im Kühlschrank oder im Keller aufbewahre (je nachdem), sollte ich solche Hinweise ernstnehmen.
Ich glaube, ich sollte mir angewöhnen, immer nur eine Tiefkühlpizza auf einmal zu kaufen. Die kriege ich dann wenigstens mit einiger Wahrscheinlichkeit aufgegessen, bevor sie ungenießbar wird. Das sollte doch zu machen sein – der Supermarkt ist doch bloß einen halben Kilometer von meiner Wohnung entfernt... da ist es doch nicht so schwer, bei Bedarf schnell hinzulaufen und eine Pizza nachzukaufen... und Mengenrabatt bekommt man auf die Dinger auch nicht, also brauche ich wirklich nicht so viele auf einmal zu kaufen... <seufz>
(Seltsamerweise hält sich das Fruchtsaftkonzentrat, das angeblich keine Konservierungsstoffe enthält und wo auf der Flasche ebenfalls etwas von wegen „geöffnet mehrere Tage haltbar“ draufsteht, wochenlang.)
Da ich keinen Tiefkühlschrank besitze und daher alles, was irgendwie Kühlung braucht, entweder im Kühlschrank oder im Keller aufbewahre (je nachdem), sollte ich solche Hinweise ernstnehmen.
Ich glaube, ich sollte mir angewöhnen, immer nur eine Tiefkühlpizza auf einmal zu kaufen. Die kriege ich dann wenigstens mit einiger Wahrscheinlichkeit aufgegessen, bevor sie ungenießbar wird. Das sollte doch zu machen sein – der Supermarkt ist doch bloß einen halben Kilometer von meiner Wohnung entfernt... da ist es doch nicht so schwer, bei Bedarf schnell hinzulaufen und eine Pizza nachzukaufen... und Mengenrabatt bekommt man auf die Dinger auch nicht, also brauche ich wirklich nicht so viele auf einmal zu kaufen... <seufz>
(Seltsamerweise hält sich das Fruchtsaftkonzentrat, das angeblich keine Konservierungsstoffe enthält und wo auf der Flasche ebenfalls etwas von wegen „geöffnet mehrere Tage haltbar“ draufsteht, wochenlang.)
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Freitag, 10. September 2010
Juhu, ich kann Russisch!
Themen: Postcrossing, Sprachen
sileas, 16:22h
Neulich habe ich ja eine Postkarte auf russisch geschrieben. Und mir Sorgen gemacht, ob meine vagen Erinnerungen an mein Schulrussisch ausreichten, um mehr als nur „Hallo, ich bin die Julia und ich-dummes-Ausländer-nix-sprechen-Russisch“ auszudrücken.
Bei Postcrossing gibt es eine Funktion, mit der man, wenn man eine erhaltene Karte registriert, gleich einen Kommentar an den Absender schicken kann.
Und was schrieb mir die Russin eben? Sie habe sich über die schöne Karte gefreut und es sei schön gewesen, von (Zitat) einer Korrespondentin mit so guten Russischkenntnissen überrascht zu werden (Zitat Ende).
Jetzt schwebe ich auf Wolken. :-)
(Und überlege, ob ich meine Russischkenntnisse in meinem offiziellen Lebenslauf vielleicht doch wieder von „basic“ auf „intermediate“ upgraden sollte...)
Naja gut, ich habe für den relativ kurzen Text auf der Postkarte – ich bin Julia, ich komme aus Deutschland und wohne in Finnland, ich habe irgendwann vor Ewigkeiten mal Russisch gelernt und leider viel vergessen, hier ist gerade Herbst, und dann noch eine Übersetzung des (finnischen) Spruches auf der Karte – ja auch lange genug gebraucht...
Schön zu wissen, daß ich mir meinen halben Sonntagnachmittag nicht vergebens mit dem Wörterbuch und der Grammatik um die Ohren geschlagen habe. Und daß meine kyrillische Handschrift tatsächlich nicht nur für mich lesbar ist.
Bei Postcrossing gibt es eine Funktion, mit der man, wenn man eine erhaltene Karte registriert, gleich einen Kommentar an den Absender schicken kann.
Und was schrieb mir die Russin eben? Sie habe sich über die schöne Karte gefreut und es sei schön gewesen, von (Zitat) einer Korrespondentin mit so guten Russischkenntnissen überrascht zu werden (Zitat Ende).
Jetzt schwebe ich auf Wolken. :-)
(Und überlege, ob ich meine Russischkenntnisse in meinem offiziellen Lebenslauf vielleicht doch wieder von „basic“ auf „intermediate“ upgraden sollte...)
Naja gut, ich habe für den relativ kurzen Text auf der Postkarte – ich bin Julia, ich komme aus Deutschland und wohne in Finnland, ich habe irgendwann vor Ewigkeiten mal Russisch gelernt und leider viel vergessen, hier ist gerade Herbst, und dann noch eine Übersetzung des (finnischen) Spruches auf der Karte – ja auch lange genug gebraucht...
Schön zu wissen, daß ich mir meinen halben Sonntagnachmittag nicht vergebens mit dem Wörterbuch und der Grammatik um die Ohren geschlagen habe. Und daß meine kyrillische Handschrift tatsächlich nicht nur für mich lesbar ist.
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