Donnerstag, 9. September 2010
Die Spellchecker von der Post
Themen: Finnland, Sprachen
Neulich bekam ich eine Postkarte aus den USA, deren Absenderin in meine Adresse einige gar lustige Schreibfehler eingebaut hatte. Tja, wenn man in Finnland wohnt und auch noch in einer Straße mit einem ziemlich langen Namen, muß man mit sowas rechnen...

Die finnische Post rechnet anscheinend auch mit sowas. Jedenfalls kam die Karte problemlos an. Die gar lustigen Schreibfehler waren nicht einmal in einer anderen Handschrift oder gar per Aufkleber korrigiert worden.

Dazu fiel mir mal wieder der Extremfall ein, der mir vor (oje) bald 15 Jahren passiert ist, als ich noch in einer Straße namens „Akanapolku“ wohnte. (Akana = Spreu, polku = Weg oder Pfad. In dem Viertel hießen alle Straßen irgendwie agrarisch.) Der Absender hatte daraus „Skana polkv“ gemacht, was – wenn man über rudimentäre Schwedischkenntnisse verfügt – womöglich sogar so etwas Ähnliches wie einen Sinn ergeben könnte. Bei diesem bestimmten Absender rechne ich allerdings erstens nicht mit Schwedischkenntnissen, nicht einmal mit rudimentären, und habe auch meine Zweifel, daß der damals schon wußte, daß man hierzulande auch Schwedisch spricht...

(Mit rudimentären Schwedischkenntnissen könnte man „Skana“ irgendwie mit Skåne in Verbindung bringen und „polkv“ als Abkürzung von „polkvägen“, „Polk-Straße“, interpretieren. Skånische Polk-Straße oder sowas in der Art. Was auch immer ein „Polk“ sein mag. He, ich habe gesagt: mit rudimentären Schwedischkenntnissen. Ich habe nie behauptet, daß es mit mehr als nur rudimentären Schwedischkenntnissen immer noch sinnvoll aussieht.)

Dennoch kam der Brief unbeschadet und sogar ziemlich zügig an.

Die hiesigen Postboten haben wohl mit gar lustigen Schreibfehlern ausländischer Absender eine Menge Erfahrung...

Der Name der Straße, in der ich jetzt wohne, ist übrigens ungefähr doppelt so lang wie „Akanapolku“ und auch ein bißchen komplizierter. Zumindest wenn man kein Finnisch kann. Wenn man Finnisch kann, steht man immer noch vor dem Problem, daß in unserem Viertel einige Straßen ähnliche Namen haben und es mir beispielsweise schon ein paarmal passiert ist, daß der Pizzadienst anrief: „Hallo, ich stehe hier in der Dingsda-Straße und finde die Hausnummer X aber nicht!“ – „Ja, das liegt daran, daß ich im Dingsda-Weg Nummer X wohne, das ist direkt um die Ecke...“ Zu allem Überfluß gibt es (um dieselbe Metapher weiterzubenutzen) direkt um die Ecke auch noch eine Dingsbums-Straße, eine Dings-Straße, einen Dingens-Weg und einen Dingenskirchen-Weg.

Letztes Jahr in Göteborg begegnete mir eine interessante Variante dieses Problems: „Wir sind jetzt in der Gänsestraße, welches Haus ist noch schnell deins?“ – „Äh, nicht Gänsestraße – Akka-Straße. Mein Haus ist das, wo ich auf dem Balkon stehe und winke.“ (Akka ist der Name einer der Gänse bei „Nils Holgersson“. Und ganz in der Nähe der Akka-Straße in Göteborg gibt es tatsächlich eine Gänsestraße.)

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Mittwoch, 8. September 2010
Fontgasmus
Themen: Typographie
Nein, ich verspreche: Trotz des etwas gewagten Titels ist dieser Eintrag vollkommen jugendfrei. Ich wollte nur irgendwie zum Ausdruck bringen, daß aus meiner Wohnung in den letzten beiden Tagen bisweilen Geräusche drangen, die andere Leute meist beim Sex machen (bei sehr gutem Sex), während es bei mir nicht so sehr an meinem tollen Liebesleben lag (Liebesleben? Ich? <umguck>), sondern daran, daß ich mich mit Fonts und Typographie befaßte. Mit schönen Fonts und eleganter Typographie.

Und zwar habe ich mal wieder an der Homepage gebastelt. Nicht hier – ich rede von der „richtige“ Homepage, der mit meinem vollständigen Namen drauf, wo man meinen Lebenslauf runterladen kann und so.

Letzte Woche hatte ich mich schon einen Nachmittag lang damit amüsiert, ein hübsches Banner zu basteln (der Name „Julia“ in allen Größen, Formen, Farben – und Schriften; als Sprachwissenschaftlerin stellt man da ja gewisse Ansprüche an sich selbst, hat aber auch eine Menge Inspiration, um die zu befriedigen).

Am Wochenende habe ich dann dank Fefes Podcastseite (bzw. dank des Blicks, den ich in das dortige Stylesheet warf) gelernt, wie man seinen Lieblingsfont per Stylesheet in eine Webpage einbaut, ohne sich darauf verlassen zu müssen, daß der Leser ebenfalls genau diesen Font auf seinem eigenen Rechner hat. (Das war der Punkt, der mich bis jetzt immer davon abgehalten hatte, meinen Lesern per Stylesheet irgendwelche Fonts „aufzuzwingen“; meine Lieblingsfonts hat so gut wie niemand. Aber jetzt weiß ich ja, wie man sowas hinkriegt, ohne daß der Leser diesen bestimmten Font zufällig selber auch hat.)

Aber das habe ich ja neulich schon mal erwähnt.

Und dann habe ich die letzten beiden Tage damit verbracht, in Fonts zu stöbern. Wenn man wie ich auf seinem Linux-System alles installiert hat, was es bei Debian gibt und was irgendwie nach Font aussieht, kann das dauern... Aber am Ende traf ich dann die folgende Wahl:
  • Als Brotschrift habe ich jetzt „Goudy Bookletter 1911“, einen Klon der Kennerley von F. W. Goudy. Der ist ja immer noch mein absolut liebster Lieblings-Designer. Aber ich habe diese Schrift nicht nur deshalb gewählt, weil ich auf dem Standpunkt stehe, daß man, wenn man die Wahl zwischen einer Goudy und einer anderen Schrift hat, mit der Goudy meist richtig fährt; sondern auch, weil ich – wie Fefe in seinem Blog auch über sich selbst schreibt – total auf Schriften mit Mediävalziffern stehe. Mediävalziffern ROCKEN.
  • Als Kursive zur Brotschrift verwende ich Anaktoria, eine der Schriften für Altphilologen und Altorientalisten von George Douros. Das ist nötig, weil die sogenannte „Kursive“, die bei Goudy Bookletter 1911 dabei ist, gar keine Kursive ist, sondern anscheinend die kursivierte Version der Grundschrift. Igittibäh. FWG hat sich gerade im Grabe herumgedreht. – Anaktoria sieht ganz anders aus als Bookletter bzw. Kennerley (oder eine Kursive davon), aber irgendwie paßt sie durch ihren ganz eigenen Stil sehr gut zu ihr – vermutlich unter anderem deshalb, weil sie wie viele Goudy-Schriften lange Oberlängen und verhältnismäßig kurze Unterlängen hat. Unter den handelsüblichen Kursiven fällt Anaktoria unter anderem dadurch auf, daß sie nur die Kleinbuchstaben kursiv setzt; die Großbuchstaben bleiben aufrecht. Als Fan historischer Typographie meine ich: so soll es sein.
  • Für die Sachen, die mit einer nichtproportionalen Schrift gesetzt werden müssen, verwende ich FreeMono, eine der Schriften aus dem GNU-Freefont-Projekt, weil die so richtig schön nach Schreibmaschinenschrift aussieht. Also genau das Richtige für Sachen wie Kommandozeileneingabebeispiele, ASCII-Kunst und dergleichen. :-)
  • Leider deckt die Bookletter nicht den ganzen Unicode-Raum (bzw. den Lateinschrift-Teil des Unicode-Raumes) ab; nicht einmal den relativ kleinen Ausschnitt, den ich daraus brauche. (Da sind außer den „normalen“ Buchstaben auch noch sämtliche Buchstaben mit mehr oder weniger verrückten Akzenten und Diakritika drin sowie das phonetische Alphabet.) Also verwende ich für so exotischen Knoddelkram wie phonetische Umschriften die Liberation Serif von Steve Matteson. Die fügt sich einerseits relativ harmonisch in eine mit Goudy Bookletter 1911 gesetzte Zeile ein und sticht andererseits doch ein wenig hervor und sagt dem Leser dann beispielsweise: huch, jetzt kommt etwas Phonetisches, paß mal auf. ;-)
Und dann habe ich noch ein bißchen mit CSS gespielt und mir endlich mal eine vernünftige Textbreite und so definiert.

Und dann hat mich der Hafer gestochen und ich bin den gesamten Text durchgegangen und habe viele (aber nicht alle) „und“ durch „&“ ersetzt. Weil Goudy in seinen Schriften ja immer so schöne kaufmännische Und-Zeichen hat. Das in der Bookletter ist richtig schön verschnörkelt, das verwendet man gern...

Hach, jetzt ist die Seite richtig hübsch anzusehen. :-)

Und ich bin stolz auf meine Typographie- und (neugewonnenen bzw. neuerweiterten) CSS-Kenntnisse.

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Dienstag, 7. September 2010
Schöne Wörter (2)
Themen: Schöne Wörter, Finnisch
Neulich habe ich eine Doppel-Steckdose gekauft. Also so ein Ding, das man in eine Steckdose einsteckt und wo man am anderen Ende dann zwei Stecker einstecken kann, ohne daß da aber eine Verlängerungsschnur dazwischen wäre.

(Das war nötig, damit ich an die eine Steckdose am Nachttischchen sowohl die Leselampe als auch das neue Telefon anschließen konnte, ohne irgendwo irgendwelche Kabel verlegen zu müssen.)

Die Verpackung war, wie so vieles hierzulande, schön ordentlich pan-skandinavisch beschriftet: finnisch, schwedisch, dänisch/norwegisch (nicht immer unbedingt in dieser Reihenfolge). (Je kürzer ein Text ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß man ihn so formulieren kann, daß sich die dänische Version nicht von der norwegischen unterscheidet. Bei etwas längeren Texten kann es vorkommen, daß sich diese beiden Versionen zwar voneinander unterscheiden, aber nicht so stark, daß man alles doppelt schreiben wollte; stattdessen pappt man vorne das Labelchen „N/DK“ dran und schreibt nur die Wörter doppelt, die sich tatsächlich unterscheiden. Das sieht dann beispielsweise so aus: „Kan vaskes i vaskemaskin/vaskemaskine på 60 C.“ Oder so: „Til broderier og oppbretter/kantsømme.“ Beides gesehen auf einer Tube Textil-Klebstoff.)

Dank der Verpackung der Doppel-Steckdose weiß ich jetzt, daß so ein Ding auf schwedisch „Zweigstöpsel“ (grenpropp) heißt.

Soweit, so gut.

Die Finnen sagen haaroitin, also „Verzweiger“. (Im Finnischen gibt es zwei Suffixe, die dem deutschen -er entsprechen; mit dem einen bildet man Bezeichnungen für Leute, die eine bestimmte Tätigkeit ausüben, mit dem anderen solche für Geräte, die eine bestimmte Funktion haben. So sieht bzw. hört man also gleich, ob es sich bei dem „Drucker“, von dem jemand erzählt, um einen Menschen (der in einer Druckerei arbeitet) oder um eine Maschine (Laserdrucker, was weiß ich) handelt. Ab und zu begegnen einem auch ganz lustige Sachen, wenn einem beispielsweise aufgeht, daß das Wort, das man im Finnischkurs als das finnische Wort für „Schlüssel“ kennengelernt hat (nämlich avain), eigentlich „Öffner“ („Öffnungs-Gerät“) heißt. Aber ich schweife ab.)

Auf dänisch heißt die Doppel-Steckdose einfach „Doppel-Stöpsel“. Allerdings schreiben sie auf lustig skandinavische Weise: Dobbel-Støpsel.

Darüber habe ich mich noch ein wenig mehr gefreut als über haaroitin. :-)

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Montag, 6. September 2010
Der Spion in meiner Wohnung
Themen: Computer, Sicherheit
Bruce Schneier hat letzte Woche etwas über ein Paper gebloggt, in dem beschrieben wird, wie einige Wissenschaftler es geschafft haben, durch das Abhören der Aktivitäten diverser „intelligenter“ Haushaltstechnik so einiges über die Aktivitäten der Hausbewohner herauszufinden.

Das Interessante daran: Sie haben die verschlüsselten Signale, die diese Haushaltstechnik so von sich gab, zwar aufgefangen, aber nicht entschlüsselt. Sie haben also beispielsweise nicht mitbekommen, daß der Herd zur Spülmaschine funkte: „Huch, da ist was angebrannt, du mußt dich nachher also anstrengen, um das sauberzukriegen“ (nein, ich habe echt keine Ahnung, worüber solche „intelligenten“ Haushaltsgeräte so reden), sondern nur, daß der Herd etwas gefunkt hat.

Aber daraus kann man ja auch schon eine Menge ableiten.

Das ist genau wie mit den Kommunikationsprofilen; wenn ich mit jemandem monatelang nicht telefoniere und dann auf einmal gleich mehrmals innerhalb weniger Tage, kann man daraus auch ohne Kenntnis über den Inhalt der Gespräche gewisse Schlüsse ziehen. Beispielsweise, daß wir uns vielleicht bald mal treffen wollen. Oder wenn ich mit jemandem bis zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr oft (sogar mehrmals täglich) telefoniert habe und dann auf einmal gar nicht mehr oder nur noch sporadisch, dann deutet das auf eine in die Brüche gegangene Beziehung (welcher Art auch immer – Liebesbeziehung zerbrochen, mit dem Kumpel zerstritten oder einfach „nur“ auf der Arbeit, für die ich vielleicht viel im Team herumtelefonieren muß, einem neuen Team zugeteilt worden).

Ich selber habe zwar keine solchen „intelligenten“ Geräte in der Wohnung (die kommen mir so schnell auch nicht ins Haus, allerdings aus völlig anderen Gründen als denen, die ich hier nenne), aber wenn jemand es schafft, das Verhalten der Geräte in der Wohnung irgendwie zu beobachten, kann der daraus auch ableiten, ob ich gerade zu Hause bin oder nicht oder ob ich wach bin oder nicht oder – je nach Gerät – sogar, was ich womöglich gerade mache.

Wenn jemand so vorm Haus steht, daß er zwar sieht, ob bei mir das Licht brennt oder nicht, aber mich nicht sehen kann, kann er beispielsweise solche Sachen ableiten wie: Aha, eben ist das Licht an-/ausgegangen, also wird wohl jemand zu Hause sein. Oder: Es ist Tag und relativ düster (bewölkt, was weiß ich) und nirgends ist das Licht an, also ist sie entweder nicht zu Hause oder sie schläft. Solche Sachen halt. Wenn derjenige außerdem (oder stattdessen) mitbekommt, wann welches Gerät an- oder ausgeht, kann er natürlich auch erraten, daß ich mir jetzt gerade eine Tasse Tee (oder eine Tütensuppe) zubereite (Wasserkocher läuft) oder etwas Größeres koche (Herd läuft) oder unter der Dusche stehe (im Bad läuft Wasser, und zwar ausgiebiger als beim Händewaschen o. ä.).

Sogar aus den Metadaten meiner Blogeinträge kann man gewisse Schlüsse über meinen Tagesablauf ziehen. Zu Uhrzeiten, wo hier nie Artikel auftauchen, werde ich wohl schlafen oder aus einem anderen Grund (Arbeit, Behördengänge, was weiß ich) nicht online sein. Bevor ich zu Hause einen Internetanschluß hatte, konnte man aus meinen üblichen Blog-Zeiten auch ableiten, ob ich gerade zu Hause war oder nicht (wenn ich am Bloggen saß, saß ich gerade im Büro und hatte entweder Feierabend oder Pause). Undsoweiter.

(Jetzt blogge ich zwar normalerweise von zu Hause aus, aber ich habe einen Laptop und mein Modem ist kabellos und läuft über das Mobilfunknetz, also könnte ich theoretisch sonstwo sein. <fiesgrins>)

Und genau solche Sachen haben die Leute in dieser Studie abgeleitet. Wer ist wann zu Hause, wer ist gerade am Schlafen oder wach.

Und da ich mich schon seit längerem mit Sicherheitstechnik befasse, bin ich immer wieder überrascht, daß den meisten Leuten nicht klar ist, daß man aus so einfachen Sachen wie „gerade ist eine Lampe angegangen“ oder „der Wasserhahn in der Küche ist von warm auf kalt umgesprungen“ oder „es ist soundsoviel Uhr und drinnen brennt kein Licht“ schließen kann, wer gerade was macht...

Wenn man schlau ist, braucht man gar nicht zu gucken, wo welche Lampe brennt, sondern man guckt einfach auf den Stromzähler im Keller. Ah, jetzt hängen auf einmal soundsoviel Watt mehr/weniger am Netz, das heißt, sie hat gerade entweder Gerät X oder Gerät Y (die beide soundsoviel Watt verbrauchen) an-/ausgeschaltet...

(Ach ja, warum will ich keine „intelligente“ Haushaltstechnik, wenn nicht aus diesem Schutz-der-Privatsphäre-Grund? Weil alles, was elektronisch ist und irgendwie am Netz hängt und kommuniziert, gehackt werden kann. Und ich will nicht aus dem Urlaub zurückkommen und einen gehackten Herd (der inzwischen beinahe einen Küchenbrand verursacht hätte) und einen gehackten Wasserhahn (der dank des ungeschickten Timings der beiden Hackerteams den Küchenbrand gerade noch so verhindert hat) und vielleicht auch noch einen viel zu detailliert programmierten Kühlschrank (der der Meinung war, ich ernähre mich nicht gesund genug, weil ich in den letzten drei Wochen keine neue Milch gekauft habe, und mich deshalb bei der Krankenkasse verpetzt hat) vorfinden. Ach ja, und 20 Liter inzwischen vergammelte Milch, die mir mein fürsorglicher Kühlschrank bei Amazon bestellt hat, weil er sich Sorgen um mich machte, weil ich ja seit drei Wochen keine Milch gekauft habe und doch mein Kalzium und meine wertvollen Spurenelemente brauche. Woher der Kühlschrank weiß, daß ich so-und-so lange keine Milch gekauft habe? Weil er so-und-so lange keine neuen Verpackungen mehr eingeladen bekommen hat, deren RFID-Tags ihm „Hallo, in mir ist Milch drin!“ signalisierten.)

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Vollkornschrift
Themen: Typographie
Als Font-Fan muß ich jetzt natürlich etwas über Alternativlos sagen, den Podcast (oder wie sie es nennen: die Netzbeschallung) von Fefe von Leitner und Frank Rieger.

Da gucke ich einmal die Woche rein, um zu sehen, ob es einen neuen Podcast gibt. Gab es diesmal nicht (den neuesten hatte ich schon). Dafür erschien alles auf einmal optisch viel... äh, anders als letzte Woche.

Sie benutzen jetzt nämlich einen neuen Font! Und zwar Vollkorn von Friedrich Althausen.

Wie sich herausstellt, fiel die Wahl unter anderem deshalb ausgerechnet auf diesen Font, weil Fefe genau wie ich Fan von Minuskelziffern ist. (Ich habe mir seinerzeit ja extra ein neues LaTeX-Paket installiert, damit ich ohne große Verrenkungen Minuskelziffern in meinem Lebenslauf verwenden konnte... Das ist ja eine Textsorte, in der naturgemäß ein gewisses Maß an Zahlen vorkommt: Jahreszahlen, Kontaktinformationen (von mir und von meinen Referenzen) mit Telefonnummern und/oder Postleitzahlen... Ich benutze allerdings nicht Vollkorn, sondern einen anderen Font. Sieht aber auch ausgesprochen hübsch aus, nicht nur wegen der Minuskelziffern, sondern auch wegen des großen Q, dessen „Schweif“ sich (dank desselben LaTeX-Pakets) bis unter den Folgebuchstaben streckt. Aber ich schweife ab.)

Mein erster Gedanke war ja: Na sowas, die benutzen jetzt also Vollkorn im Stylesheet und ich habe das installiert. Wußte ich gar nicht. Muß wohl in irgendeinem Fontpaket dabeigewesen sein, das ich mir mal runtergeladen habe. (Auf diese Weise habe ich unter anderem auch den Font im Banner oben auf den Rechner bekommen, ohne ihn mir speziell ausgesucht zu haben.)

Dann habe ich mir das Stylesheet von Alternativlos mal genauer angesehen und weiß jetzt, daß man Fonts per CSS nicht nur dadurch einstellen kann, daß man irgendwo etwas in der Art von „font=Times New Roman, Roman, Serif“ (oder so, ich habe von Fonteinstellungen per Style bis jetzt aus Prinzip die Finger gelassen) hinschreibt, sondern man kann einen ganzen Font serverseitig vorhalten und per CSS in sein Layout einbinden und dann ist der Leser nicht mehr darauf angewiesen, diesen oder einen verwandten Font (wie in meinem Beispiel: „nimm Times New Roman; wenn du das nicht hast, nimm irgendeine Roman; wenn du keine hast, nimm den nächstbesten Font mit Serifen“) clientseitig installiert zu haben.

(Natürlich haben sie den Font aus Datenschutzgründen nicht über das Google-Web-API eingebunden, sondern haben tatsächlich auf ihrem Server ein Exemplar vorliegen, das zur Darstellung der Seite benutzt wird.)

Muß ich mir für meine Homepage merken. Da war bis jetzt der Hauptgrund, warum ich nicht an Fonts geschraubt habe, immer gewesen: „aber ich will meinen Lesern nicht vorschreiben, was für Fonts sie gefälligst installiert haben sollen!“ Aber jetzt, wo ich ein Beispiel gesehen habe, wie man sowas so einbindet, daß der Leser meinen Lieblingsfont nicht installiert zu haben braucht... <händereib>

Gut, jetzt muß ich für die Homepage also einen freien (z. B. frei wie Vollkorn, das unter einer Creative-Commons-Lizenz steht) Font finden, der mir erstens gefällt und der zweitens nicht nur die üblichen europäischen Buchstaben (A bis Z groß und klein sowie Vokale mit Akzenten und Umlautpunkten, das deutsche ß und ähnliche nützliche Sachen) enthält, sondern auch die ganzen komischen Knoddelzeichen, die ich für meine IPA-Umschriften brauche. Ich glaube, das wird eine Weile dauern...

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Spaß mit ADHS
Themen: Neuro-Psycho
Am Samstag hatte ich so einen ADHS-Moment, bzw. eigentlich mehrere, die sich über den Nachmittag verteilten.

Am Morgen hatte ich eingekauft und aus irgendeinem Grund beim Heimkommen die Einkaufstasche zwar ausgepackt, aber einige Kleinigkeiten dringelassen. Die Einkaufstasche stand außerdem etwas blöd in der Gegend herum.

Ich hob sie hoch, um sie wegzuräumen, und dachte: die ist aber schwerer, als eine leere Einkaufstasche sein sollte. Mal reingucken. Heeeee, da ist ja eine Tüte Bonbons drin! <freu>

Durch die Freude über die Bonbons vergaß ich zwei wichtige Sachen: erstens die Tüte irgendwo hinzutun, wo sich Bonbons etwas sinnvoller aufhalten können als in einer Einkaufstasche (beispielsweise an einem Ort, wo ich sie sehen und irgendwann bei Bedarf vielleicht auch mal essen kann), und zweitens die Einkaufstasche wegzuräumen.

Ein paar Stunden später sah ich wieder die Einkaufstasche herumstehen und dachte: die sollte ich wegräumen. Oha, sie ist schwerer als erwartet. Mal reingucken. Heeeee, da ist ja eine Tüte Bonbons drin! <freu>

Man kann sich jetzt vielleicht schon denken, wie es weiterging. Über die Freude an den Bonbons vergaß ich wieder, Bonbons und/oder Tasche wegzuräumen. Mit dem Ergebnis, daß ich am Abend wieder auf die Tasche stieß und dachte: die sollte ich wegräumen. Oha, sie ist schwerer als erwartet... siehe oben.

Dann fiel mir ein, daß mir dasselbe an diesem Nachmittag schon zweimal passiert war, und mußte erst einmal lachen. Und dann rief zufällig eine Freundin an, die ebenfalls ADHS hat und die sich über meine „Heeeee, da sind ja Bonbons drin!“-Geschichte sehr amüsierte.

Irgendwo habe ich noch eine (scherzhafte) Liste herumliegen, die „50 Reasons Why ADHD Makes Life Better“ oder so ähnlich heißt. Da stehen solche Sachen drin wie (die Nummern habe ich frei erfunden, da ich die Liste im Moment nicht finden kann)
3. Constantly and pleasantly surprised by discovering clothes you had forgotten you had.
oder
17. Constantly and pleasantly surprised by discovering money you had forgotten you had.
oder
41. Constantly and pleasantly surprised by discovering spouses you had forgotten you had.
Irgendwie trifft das doch den Nagel auf den Kopf. Man sieht also: Schusseligkeit kann auch ihre guten Seiten haben... ;-)

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Lob der Tagebuchbloggerei (mit Gratis-Beilage: Warum der Feminismus nicht mehr mein Lebensinhalt ist, obwohl er es mal war)
Themen: Neuro-Psycho, Computer, Männer und Frauen
Heute morgen wurde ich durch einen Eintrag bei Anne Roth darauf aufmerksam: Es gibt mal wieder Diskussionen in der Blogosphäre darüber, warum es angeblich so wenige weibliche Blogger gibt. Oder warum von den vielen weiblichen Bloggern, die es so gibt, so wenige wahrgenommen werden. Und dies und das und überhaupt und sowieso.

Als ich noch jünger war („früher war ich jung und hübsch, jetzt bin ich nur noch und“, oder wie war das), habe ich mich an solchen Diskussionen mit Freude beteiligt. Damals gab es allerdings noch keine Blogs. Und kein WWW. Das Internet gab’s schon, aber nur an Universitäten, und da auch nur bei den Informatikern und den E-Technikern (alle anderen Institute, und die Universitätsleitung natürlich sowieso, hielten diesen ganzen Kabelkram für Teufelszeug).

Also stellte sich die ganze Blog-Frage damals überhaupt nicht.

Und irgendwann seitdem habe ich für mich beschlossen, daß mir jetzt andere Sachen wichtiger sind als das Wie und Warum des Geschlechterkampfes. Sicherheitstechnik beispielsweise. (Wer dem Link folgen will: ganz runterscrollen, da gibt’s ein ganzes – übrigens sehr gutes – Buch zum Thema „Einführung in die Sicherheitstechnik“ als PDF runterzuladen. Ganz legal. Leider nur auf englisch, aber das ist ja schon mal was. Daß das Buch sehr gut ist, weiß ich, weil ich mir die (inzwischen herunterladbare) erste Ausgabe seinerzeit in Buchform gekauft und mit großer Begeisterung gelesen habe.)

Oder Linux-Evangelismus (lies: Julia läuft rum und quatscht alle, die nicht schnell genug weglaufen, bezüglich „Warum der Umstieg auf Linux auch dein Leben drastisch verbessern könnte“ zu und wirft denen, die weglaufen, selbstgebrannte Gratis-Ubuntu-Live-CDs hinterher).

Vor einigen Jahren habe ich nämlich die Persönlichkeitstests von Simon Baron-Cohen und seinem Team gemacht (EQ, SQ und AQ) und festgestellt, daß ich bzw. meine typischen Denk- und Verhaltensweisen viel weiter von denen der „typischen Frau“ und denen des „typischen Mannes“ entfernt sind als diese beiden voneinander. Daraufhin beschloß ich, daß Geschlechtsrollenunterschiede und -erwartungen zu den Sachen gehören, die nur anderen Leuten passieren, und das alles mit mir jedenfalls nichts zu tun hat. ;-)

Jetzt darf ich mich ganz legitim um andere Sachen kümmern.

Und es ist mir auch nicht mehr peinlich, im Bücherregal „Kochen mit dem Römertopf“ und „1000 neue Kreuzstichvorlagen“ direkt neben „Programmierung mathematischer Anwendungen in Emacs-LISP“ und „PPP richtig konfigurieren“ stehen zu haben. Oder im Kino bei einem Actionfilm mit tollen Effekten die einzige Frau zu sein, die nicht ganz offensichtlich die weibliche Hälfte eines Paares ist, wo diese Woche der Mann an der Reihe war, den Film auszusuchen. Oder umgekehrt „Emanze“ zu sein (ja, bin ich trotz allem) und mich trotzdem für so „eklig weibliche“ Sachen wie Kochen und Handarbeiten zu interessieren. Geschlechterrollen? Hab ich nicht, brauch ich nicht. Aaaah, FREIHEIT. Ich muß mich nicht mit „was bedeutet es heutzutage, eine Frau zu sein, und bin ich eine gute?“-Themen herumschlagen, bloß weil ich zufällig biologisch weiblich und politisch interessiert bin, wenn ich mich mit diesen Themen nicht unbedingt herumschlagen will.

Aber zurück zu den fehlenden oder verborgenen Bloggerinnen. :-)

Eine der Theorien, warum weibliche Blogger nicht so sichtbar sind wie männliche, ist: Männer schreiben über „wichtige“ Themen (Gänsefüßchen deshalb, weil das nicht unbedingt automatisch Themen sind, die objektiv wichtig sind, sondern vor allem Themen, die einfach nur von hinreichend vielen Leuten als wichtig empfunden werden, also teilweise auch völlig bescheuerte Themen, die zufällig gerade „in“ sind). Frauen dagegen schreiben Tagebuchblogs.

Oh Mist, dachte ich an dieser Stelle, reden die etwa von mir?

<unterm Schreibtisch versteck>

Anne hat eine Menge Zeitungsartikel und Blogeinträge zum Thema verlinkt, es lohnt sich also, dem Link da oben zu folgen. :-)

Unter einem dieser Links fand ich im Blog von Susanne Englmayer diesen schönen Eintrag, der mein Weltbild wieder geraderückte und meine Stimmung drastisch verbesserte und der in etwa auf Folgendes hinausläuft: Frauen schreiben Tagebuchblogs. Na und? Da geht’s wenigstens um das wahre Leben und nicht um solche Scheinprobleme wie das ständige Gerangel um die vorderen Plätze in den Blogger-A-Lists usw. usf.

Jetzt fühle ich mich rehabilitiert. Denn schließlich schreibe ich eins von diesen unglaublich wichtigen Tagebuchblogs und nicht etwa, wie zuerst gedacht, eins von diesen blödsinnigen und total irrelevanten Tagebuchblogs. ;-)

Danke, Susanne. :-D

. . .

Noch etwas: In der Diskussion tauchte außerdem die Frage auf, warum Frauen (bzw. konkret Bloggerinnen) (angeblich) glauben, nichts zu sagen zu haben.

Hmmtja, ich glaube schon, etwas zu sagen zu haben. Sonst würde ich’s ja nicht tun. Oder?

Die eigentliche Intention des Fragestellers war anscheinend eher etwas in der Art von „Warum schreiben Frauen nicht über ‚wichtige‘ Themen (in Gänsefüßchen, siehe oben) bzw. trauen sich das nicht?“ Da kann ich natürlich nicht für alle Frauen sprechen, aber ich persönlich schreibe kein dediziertes Politik- oder Technik- oder sonstwie „relevantes“ Blog, weil mir das einfach viel zuviel Arbeit wäre. Da müßte ich ja ständig irgendwelchem Kram hinterherrecherchieren. Und das ist etwas, was man als technische Redakteurin nicht auch noch in seiner Freizeit tun will. Jedenfalls nicht mehr als unbedingt nötig, und auch dann am liebsten nur, wenn es mir zufällig gerade Spaß macht. Mein Blog ist mein Hobby und nicht meine Arbeit. Außerdem könnte ich in einem dedizierten <irgendein Thema>-Blog über viele Sachen, die mich interessieren, nicht schreiben, weil sie einfach nicht zum Thema gehören. Und das fände ich schade. Wie gesagt: Hobby, nicht Arbeit, siehe oben.

Mit „trauen“ hat das nichts zu tun. Zumindest nicht in meinem Fall.

Aber dank Susanne kann ich mich jetzt ja auch als Tagebuch-Bloggerin wichtig und relevant fühlen. :-D

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Samstag, 4. September 2010
FAQ erweitert
Themen: meta
In den letzten Tagen habe ich mal wieder eifrig geschrieben, mit dem Ergebnis, daß es jetzt zwei neue Punkte in der FAQ gibt (und zwei weitere Punkte habe ich ein wenig erweitert).

Außerdem habe ich eine kurze Blogbeschreibung für eventuelle internationale (= nicht des Deutschen kundige) Besucher geschrieben, und zwar auf englisch, finnisch und schwedisch. Nur für den Fall, daß mal jemand von den englisch-, finnisch- oder schwedischsprachigen Seiten, auf die ich verlinke, hierher zurücklinkt und jemand anderes dann so einem Link folgt... und dann verwirrt ist, weil er kein Deutsch kann...

Aber keine Sorge: Ich werde jetzt nicht anfangen, in irgendwelchen mehr oder weniger exotischen Fremdsprachen zu bloggen, sondern weiterhin auf deutsch schreiben.

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Freitag, 3. September 2010
Der freundliche Paketdienst
Themen: Usability
Seit gestern habe ich ein neues Telefon. Das Ding unterscheidet sich von dem alten durch einige nützliche Features. Unter anderem hat es einen eingebauten Lautsprecher, so daß ich, wenn ich mit jemandem telefoniere und gleichzeitig etwas im Internet recherchiere (kommt ja mal vor – „ich weiß die Antwort auf deine Frage leider nicht, aber mal gucken, was Google/Wikipedia/mein Lieblings-Blogger dazu meint“), mir den Hörer jetzt nicht mehr zwischen Ohr und Schulter klemmen muß.

Große Freude.

Allerdings ist es so ein DECT-Telefon mit Basisstation und Mobileinheit. Das bedeutet, daß es zwei Stecker braucht: einen fürs Telefonnetz und einen fürs Stromnetz. Und in der Gebrauchsanleitung steht auch groß und deutlich, daß das Gerät bei einem Stromausfall nicht funktioniert.

(Eigentlich hatte ich ja das alte Telefon an meine Telefongesellschaft zurückgeben wollen, aber ich glaube, ich behalte es lieber und investiere dann halt weiterhin die doch recht geringe Gebühr, die die Telefongesellschaft als Miete für das Gerät verlangt. Denn das alte Gerät ist ein „normales“, braucht also nur ans Telefonnetz angeschlossen zu werden und funktioniert daher auch bei Stromausfall. Nicht daß es bei uns besonders viele Stromausfälle gäbe, aber man kann ja nie wissen. Wenn das mal passiert, dann garantiert zu einem Zeitpunkt, wo gerade das Akku im Mobiltelefon fast leer ist.)

Als Frau vom Fach lese ich ja bei Neuanschaffungen immer gerne die Gebrauchsanleitungen. Als Sprachwissenschaftlerin tue ich das natürlich um so lieber, wenn diese mehrsprachig sind. Bei diesem Gerät konnte ich mich über eine dreisprachige Gebrauchsanleitung freuen: finnisch, schwedisch, dänisch.

Im schwedischsprachigen Teil findet sich unter anderem diese deutliche Instruktion, wie man das Telefonkabel anzuschließen hat:

[Bild: Wie man ein Telefonkabel richtig ans Telefon anschließt.]

Hehe. :-)

(Dasselbe Bild findet sich auch in den beiden anderen Teilen, aber auf finnisch und auf dänisch ist es, wie soll ich sagen, weniger goldig.)

Außerdem stehen da noch so geniale Sachen wie „Während des Telefonats abwechselnd sprechen.“ drin.

Aber eigentlich wollte ich ja vom Paketdienst erzählen.

Ich mußte schon oft bei Bestellungen eine Telefonnummer „für die Kontaktaufnahme bei der Lieferung“ angeben. Bis jetzt wußte ich allerdings nicht so recht, wozu das gut sein sollte. Denn niemand hat diese Nummer je benutzt.

Gut, manche Versandhäuser halten einen ja per SMS darüber auf dem laufenden, was gerade mit der Bestellung passiert. Bestellung entgegengenommen, Bestellung bearbeitet, Bestellung hat unser Lager verlassen. Aber von den Zustellern kam immer nur Schweigen und dann plötzlich ein Paket.

Bis vorgestern. Da kam eine SMS vom Paketdienst: „Ihre Bestellung Nr. soundso vom Versandhaus Soundso wird von uns morgen zugestellt, und zwar voraussichtlich in der Zeit zwischen 15 Uhr 51 und 17 Uhr 51.“ (Was benutzen die denn für eine krumme Zeitrechnung? Aber egal.) „Bitte setzen Sie sich mit uns unter der folgenden Telefonnummer in Verbindung, falls Ihnen diese Uhrzeit nicht paßt, damit wir eine andere vereinbaren können.“

Und gestern gegen halb fünf kam dann ein Anruf direkt aus dem Lieferwagen: „Ich bin in etwa 10 Minuten bei Ihnen, sind Sie zu Hause? Sonst fahre ich eine etwas andere Strecke und komme später vorbei.“

Ich war zu Hause. Und zehn Minuten später hatte ich dann mein Paket. :-D

Den Rest des Nachmittags durfte ich mich mit dem Zusammenbau elektronischer Einzelteile (gut: Basisstation, Mobilteil, zwei Kabel, so furchtbar kompliziert war’s nicht) und, wie gesagt, einer dreisprachigen Gebrauchsanleitung amüsieren.

Über die gute Kommunikation mit dem Paketdienst freue ich mich immer noch. Das war das erste Mal, daß ich ein Paket von diesem bestimmten Dienst bekommen habe: Matkahuolto, eine Firma, die eigentlich Reisebusse betreibt. Vor einigen Jahren (ich kann mich noch gut an die Werbekampagne erinnern) erweiterten sie ihr Leistungsangebot dahingehend, daß sie nun nicht mehr nur Passagiere, sondern auch Fracht befördern. Allerdings hatte ich mit ihnen bislang nur als Reisende, nicht als Absenderin oder Empfängerin von Fracht zu tun gehabt. Als Reisende war ich immer recht zufrieden (die Busse sind sauber und bequem und pünktlich, die Fahrkarten sind erschwinglich). Als Empfängerin von Fracht bin ich es jetzt auch. Zugegeben, nach einem einzigen Vorgang sollte man noch keine Empfehlung aussprechen, aber hey: 100 % Erfolgsrate. ;-)

Nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß die Konkurrenz von DHL gleich ihre erste Lieferung an mich recht ordentlich in den Sand setzte. (DHL liefert anscheinend nur zwischen 11 und 13 Uhr aus, was etwas ungeschickt ist angesichts der Tatsache, daß viele Leute zu dieser Zeit nicht zu Hause sind. Und dann findet man, wenn man von der Arbeit, vom Einkaufen, vom Arzt, von seinen Behördengängen oder was-auch-immer zurückkommt, einen Zettel im Briefkasten: „Wir waren hier, Sie nicht. Morgen versuchen wir’s um dieselbe Zeit nochmal, obwohl wir jetzt ja wissen, daß die für Sie vielleicht nicht so günstig ist. Oder rufen Sie uns an und vereinbaren Sie etwas anderes.“ Naiv, wie ich war, rief ich an und vereinbarte, daß die Lieferung nicht an meine Privatadresse, sondern ins Büro gehen sollte. Und was passierte? Nichts kam ins Büro, stattdessen fand ich beim Heimkommen wieder so einen Zettel: „Wir waren hier, Sie nicht.“ Nach einigem weiteren Hin und Her fuhr ich entnervt raus zum Flughafen, wo sich die DHL-Zentrale befindet, und holte das Päckchen selber ab. Seitdem lasse ich mir nach Möglichkeit nichts mehr von DHL liefern oder kalkuliere gleich mit ein, daß ich in absehbarer Zeit wieder zum Flughafen rausjappeln muß – ist ja nur eine gute Stunde im Bus hin und dann nochmal eine gute Stunde zurück – und bloß, weil ich zwischen 11 und 13 Uhr nicht unbedingt immer zu Hause bin, vor allem, wenn ich nicht genau weiß, ob das Päckchen heute oder morgen oder vielleicht übermorgen kommt. (Und falls jetzt jemand etwas von Sendungsverfolgung im Internet sagen will: Die ist auch nicht so toll, wie man sich das vorstellt. Neulich habe ich ein Einschreiben nach Deutschland geschickt, das zufällig von DHL transportiert wurde, und im Internet konnte ich minutengenau verfolgen, was mit dem Ding passierte. Bis sie es ins Flugzeug luden. Die letzte Information, die ich bekam, war: Sendung hat das Land verlassen. „Sendung wird voraussichtlich morgen ausgeliefert“? Nein, natürlich nicht, das wäre ja hilfreich gewesen. Daß das Ding unbeschadet sein Ziel erreichte, erfuhr ich schließlich telefonisch vom Empfänger.) Das Verrückte an der ganzen Sache ist ja, daß meine Mutter mir dieses erste Päckchen seinerzeit mit DHL geschickt hatte, weil man ihr in Deutschland in der Post gesagt hatte, diese Versendemethode sei die schnellste. Wie sich zeigte (komische Uhrzeit, Fehllieferung, Flughafen, siehe oben), hätte ich das Ding wesentlich schneller bekommen, wenn sie es mit der normalen „Schneckenpost“ geschickt hätte...)

(Uff, das waren jetzt viele geschachtelte Klammern. Da kommt man sich vor wie beim LISP-Programmieren. Aber ich schweife ab.)

A propos Schneckenpost: Mit der finnischen Post habe ich auch eher positive Erfahrungen gemacht. Ich bin allerdings nicht sicher, ob das wirklich nur daran liegt, daß die so gut sind, oder nicht vielleicht auch (und womöglich vor allem) daran, daß ich in meiner ganzen Zeit in Finnland immer in der Nähe einer Postfiliale wohnte und deshalb problemlos, wenn von denen so ein „Wir waren hier, Sie nicht.“-Zettel im Briefkasten lag, bei der nächsten Gelegenheit schnell rüberlaufen und das Paket abholen konnte... so stellen sich gewisse Zustellungsprobleme (<hüstel> Uhrzeit... Flughafen...) gar nicht erst.

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Sonntag, 29. August 2010
Korrespondenz in alle Welt
Themen: Postcrossing, Sprachen
Ich kriege von Postcrossing dermaßen oft Leute in den Niederlanden zugeteilt, daß ich mir allen Ernstes überlege, mein Niederländisch ein wenig aufzupolieren. Dann könnte ich wenigstens solche Sachen wie „Viele Grüße aus Finnland!“ schreiben.

Außerdem habe ich gestern aus der Datenbank eine Russin gezogen und heute in einem Anfall von Größenwahn die Karte an sie auf russisch geschrieben. Hoffentlich habe ich nicht mein ganzes Schulrussisch vergessen; es wäre peinlich, wenn sie vor lauter Grammatikfehlern nicht versteht, was ich ihr mitteilen will (was im Prinzip auf „Viele Grüße aus Finnland und ich glaube, ich habe mein ganzes Schulrussisch vergessen“ hinausläuft).

Immerhin bin ich noch so gut, daß ich für ein bißchen allgemeines Blabla im Sinne von „viele Grüße aus Finnland, ich hoffe, du kannst das hier trotz all der Grammatikfehler lesen“ kaum mehr als eine Stunde gebraucht habe. <stolzsei>

Aber ich bin doch froh, daß es in der Online-Wörterbuchsammlung von LEO seit dem Frühjahr auch ein russisches gibt...

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