Mittwoch, 29. September 2010
Technikalitäten des nichttechnischen Schreibens
Themen: Schreiben
Oder so ähnlich. ;-)

Gleich noch etwas zum Thema Schreiben und Details:

Ich versuche jetzt ja ganz ernsthaft, Kurzgeschichten zu schreiben.

Die gute Nachricht: Ich habe Handlungen für sechs Geschichten (bzw. sechs ziemlich komplette und detaillierte Handlungsbögen richtig mit Anfang und Ende und so) sowie Ansätze für weitere mindestens vier Geschichten. (Genauer: Ich habe vier Anfänge und ein paar Szenen für „irgendwo nach diesen Anfängen“. Enden fallen mir irgendwie nicht so leicht.)

Die schlechte Nachricht: Ich habe noch kein einziges Wort geschrieben. Oder genauer: nur ein einziges. Ich komme mir vor wie Spongebob in der Folge, wo er einen Aufsatz über Ampeln schreiben soll und drei Tage lang verzweifelt ein Blatt Papier mit dem einzigen Wort The drauf anstarrt und einfach nicht weiterkommt. ;-)

Nur daß „mein“ eines Wort zufällig nicht „The“ ist. Und auch nicht „der“, „die“ oder „das“.

<seufz> Bei technischen Texten (bislang habe ich ja ausschließlich sowas geschrieben) kann man sich im allergrößten Notfall immerhin noch damit behelfen, daß man den Anfang („Ein <Thema des Textes> ist ein <Definition>, mit dem man...“ usw. usf.) von irgendwo anders abkupfert (<hüstel> Wikipedia) und dann zu seinen Bedürfnissen passend umformuliert („Das <Thema des Textes> von Siemens ist ein Gerät, das <Definition>“ usw. usf.). Copyright-Probleme treten bei sowas typischerweise eher nicht auf, da diese Texte nach den üblichen x Korrekturlesungsrunden dem, was da am Anfang stand, sowieso nicht mehr sonderlich ähnlich sehen... ;-)

Aber bei „richtiger“ Literatur, also Belletristik? Ich kann doch nicht den Anfang einer anderen Geschichte nehmen und dann irgendwie auf eigene Faust weiterschreiben... Gut, das wäre eine gute Schreibübung, aber eine, bei der ich vermutlich alles Mögliche lernen werde, außer wie das mit dem Anfänge-Aufschreiben funktioniert. (Das Nervige daran ist: Die Anfänge habe ich ja! Sogar ziemlich komplett ausformuliert! Allerdings halt nur im Kopf... Keine Ahnung, warum das mit dem „Gehirndump auf Papier“ bzw. in den Texteditor noch nicht geklappt hat...)

Dafür habe ich jetzt immerhin mehr Hintergrundmaterial. Die Hintergründe meiner Hauptfiguren sind jetzt noch etwas vollständiger geworden und ich habe auch entsprechende Informationen über einige Nebenfiguren (etwas weniger ausführlich natürlich). Und ich habe „Kochbücher gelesen“, wie es Erich Kästner im (glaube ich) Vorwort zu „Emil und die Detektive“ nannte; nämlich Informationen zu Themen, die in den Geschichten irgendwie wichtig sind und die ich nicht aus eigener Erfahrung kenne. (Beispiel: Jemand schreibt eine Geschichte, die in der Schweiz spielt. Er selber war noch nie in der Schweiz und hat auch keine Gelegenheit, bald mal hinzukommen. Also liest er zuerst ein paar Reiseführer und danach alle mögliche andere Literatur über die Schweiz. Und natürlich besorgt er sich Stadtpläne für die Schweizer Stadt, in der sein Protagonist wohnt. Undsoweiter.)

Bei der Gelegenheit habe ich gemerkt, daß das Fiction-Schreiben mit dem Nonfiction-Schreiben in dieser Hinsicht ziemlich viel gemeinsam hat. Nicht nur, daß auch Sachtexte (wie eigentlich überhaupt alle Texte) einen Anfang und ein Ende und dazwischen irgendeine möglichst sinnvolle Abfolge von Informationen brauchen; auch für Belletristik muß man gewisse (sagen wir mal) technische Skizzen und solche Sachen machen.

Wenn ich als technische Redakteurin ein (sagen wir mal) Auto beschreiben soll, brauche ich ja unter anderem Fotos und Zeichnungen dieses Autos und seiner Bestandteile, sowohl als Quellmaterial (damit ich weiß, daß Einzelteil X links oberhalb von Einzelteil Y ist, und das im Text entsprechend erwähnen kann) als auch als Illustrationen für meinen Text.

Wenn ich als (hoffentlich irgendwann mal) Autorin einer Geschichte Protagonisten habe, die sich irgendwann irgendwo aufhalten (wie Protagonisten es so zu tun pflegen), brauche ich davon Skizzen. Also damit es nicht passiert, daß mein Protagonist in einer Szene morgens in der Küche steht, die von den Strahlen der Morgensonne beleuchtet wird, und zwei Szenen später steht er abends in derselben Küche und da scheint jetzt die Abendsonne rein. (Es sei denn, die Küche hat Fenster sowohl nach Osten als auch nach Westen!)

Oder daß er von seiner Wohnung zu seinem Arbeitsplatz in einer Szene 10 Minuten braucht und in einer späteren Szene eine halbe Stunde, ohne daß ich dazu erwähne, warum es auf einmal so lange dauert (Straßensperre, Stau, was weiß ich – oder er ist inzwischen umgezogen oder arbeitet jetzt woanders).

Aufmerksame Leser merken sowas nämlich durchaus und fühlen sich dann vergackeiert.

Das heißt: Jetzt bin ich am Wohnungen- und Büros-Skizzieren. Und fühle mich irgendwie so als technische Redakteurin... ;-)

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Interessant an der ganzen Sache ist auch, daß mir meine Protagonisten und die Ansätze für die Geschichten ja eines Tages mehr oder weniger komplett und völlig unerwartet sozusagen ins Gehirn gefallen sind. Das heißt, wenn ich jetzt an Charakterisierungen und Hintergrundbeschreibungen arbeite, kommt es mir eher so vor, als würde ich mir diese Leute nicht ausdenken, sondern sie eher kennenlernen.

Verrücktes Gefühl... ;-)

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Außerdem habe ich in den letzten Tagen übrigens wieder einmal fleißig für meine Homepage geschrieben. Unter anderem 4500 Wörter über Linux (hatte eigentlich viel weniger werden sollen). Aber sowas geht leicht von der Hand; das sind immerhin Sachen, über die ich sowieso ständig rede – wenn man mich läßt...