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Samstag, 2. Oktober 2010
Übersetzungsfragen
Themen: Schreiben, Sprachen
sileas, 15:19h
Neulich habe ich eine Kurzgeschichte gelesen, die irgendwie... naja... französisch war.
Sie befand sich in einem englischsprachigen Sammelband mit lauter Geschichten von Leuten mit mehr oder weniger englischsprachig (britisch oder amerikanisch) klingenden Namen. Nur der Verfasser dieser einen Geschichte hieß irgendwie belgisch oder so. Und das Ganze spielte in Brüssel.
Leider ging aus dem Buch nicht hervor, ob er die Geschichte auf englisch geschrieben hatte oder ob er sie auf französisch geschrieben hatte und sie dann von jemand anderem ins Englische übersetzt worden war. Auf jeden Fall war der Schreibstil so, daß man ganz deutlich merkte: Diese Geschichte wurde von jemandem geschrieben, der auf französisch denkt.
(Natürlich mußte ich sofort darüber nachdenken, ob man meinem Schreibstil vielleicht anmerkt, daß ich Deutsch-Muttersprachlerin bin. Ganz auf deutsch denke ich ja nicht, sondern eher so halb deutsch, halb englisch. Aber ich glaube, man merkt mir bzw. meinen Texten doch meine Muttersprache an, egal, in welcher Sprache ich schreibe; ich habe nämlich die „Semikolon-Krankheit“. Ich schreibe, wenn ich nicht arg aufpasse, lauter entsetzlich lange Sätze mit vielen, vielen Strichpunkten drin. Das ist ganz typisch deutsch. Wobei ich allerdings nicht sicher bin, ob meine Leser, wenn ich etwas auf englisch schreibe, angesichts der vielen Strichpunkte tatsächlich „Deutsch-Muttersprachlerin“ denken oder (weil ich mich auf englisch ansonsten eigentlich ausdrücke wie eine Englisch-Muttersprachlerin) nicht vielleicht eher „hoffnungslos intellektuell“...)
Was an dieser Kurzgeschichte noch interessant war und worauf ich hier jetzt eigentlich hinauswill, waren die Stellen, die auch im englischen Text französischsprachig waren. An einer Stelle wurde der Inhalt eines Bücherregals beschrieben. Zuerst kamen ein paar Bücher, die im Original französisch sind (ich sag jetzt mal: De la terre à la lune von Jules Verne), und man dachte sich: ach ja, die Geschichte spielt irgendwie in Belgien oder so, da liest man sowas natürlich im Original. Aber dann kamen ein paar Bücher, die im Original nicht französisch sind (ich sag jetzt mal: Le crime de l’Orient-Express von Agatha Christie), und ich dachte: Moment, was?
Ach ja, stimmt: das ist natürlich wegen des Lokalkolorit. ;-)
Eine Bekannte von mir, die Übersetzungswissenschaft studiert hat, erzählte mir mal, wie sie in einem Seminar gemeinsam Auszüge aus einem finnischen Roman ins Deutsche übersetzt haben. Eins der Probleme, die dabei auftraten und dann natürlich eifrig diskutiert wurden, war: Was macht man mit Eigennamen wie z. B. Straßennamen oder eben Buchtiteln? Soll man die ganz übersetzen (Kruunukatu → „Kronenstraße“) oder teilweise (Kruunukatu → „Kruunu-Straße“, oweia...) oder lieber gar nicht (so daß der finnischsprachige Protagonist in seiner finnischen Heimatstadt auch in der deutschen Übersetzung noch in der Kruunukatu wohnt)?
Ich weiß nicht mehr, wie sie sich damals entschieden haben, aber in dieser Kurzgeschichte jedenfalls fand ich es gut, daß da alle Buchtitel auf französisch standen. Eine der Regeln beim Schreiben ist ja „show, don’t tell“, und mit solchen kleinen Tricks kann man den Leser ständig daran erinnern, daß die Geschichte in einer französischsprachigen Weltgegend spielt, ohne dauernd direkt sagen zu müssen „... und dieses Gespräch fand übrigens auf französisch statt“ oder „wir befinden uns immer noch in Belgien“.
Allerdings kann man sowas wohl mit französischen Sprachfetzen in einem englischsprachigen Text wohl eher machen als mit finnischen Sprachfetzen in einem deutschen Text... ich meine: wer kann in Deutschland schon Finnisch?
Sie befand sich in einem englischsprachigen Sammelband mit lauter Geschichten von Leuten mit mehr oder weniger englischsprachig (britisch oder amerikanisch) klingenden Namen. Nur der Verfasser dieser einen Geschichte hieß irgendwie belgisch oder so. Und das Ganze spielte in Brüssel.
Leider ging aus dem Buch nicht hervor, ob er die Geschichte auf englisch geschrieben hatte oder ob er sie auf französisch geschrieben hatte und sie dann von jemand anderem ins Englische übersetzt worden war. Auf jeden Fall war der Schreibstil so, daß man ganz deutlich merkte: Diese Geschichte wurde von jemandem geschrieben, der auf französisch denkt.
(Natürlich mußte ich sofort darüber nachdenken, ob man meinem Schreibstil vielleicht anmerkt, daß ich Deutsch-Muttersprachlerin bin. Ganz auf deutsch denke ich ja nicht, sondern eher so halb deutsch, halb englisch. Aber ich glaube, man merkt mir bzw. meinen Texten doch meine Muttersprache an, egal, in welcher Sprache ich schreibe; ich habe nämlich die „Semikolon-Krankheit“. Ich schreibe, wenn ich nicht arg aufpasse, lauter entsetzlich lange Sätze mit vielen, vielen Strichpunkten drin. Das ist ganz typisch deutsch. Wobei ich allerdings nicht sicher bin, ob meine Leser, wenn ich etwas auf englisch schreibe, angesichts der vielen Strichpunkte tatsächlich „Deutsch-Muttersprachlerin“ denken oder (weil ich mich auf englisch ansonsten eigentlich ausdrücke wie eine Englisch-Muttersprachlerin) nicht vielleicht eher „hoffnungslos intellektuell“...)
Was an dieser Kurzgeschichte noch interessant war und worauf ich hier jetzt eigentlich hinauswill, waren die Stellen, die auch im englischen Text französischsprachig waren. An einer Stelle wurde der Inhalt eines Bücherregals beschrieben. Zuerst kamen ein paar Bücher, die im Original französisch sind (ich sag jetzt mal: De la terre à la lune von Jules Verne), und man dachte sich: ach ja, die Geschichte spielt irgendwie in Belgien oder so, da liest man sowas natürlich im Original. Aber dann kamen ein paar Bücher, die im Original nicht französisch sind (ich sag jetzt mal: Le crime de l’Orient-Express von Agatha Christie), und ich dachte: Moment, was?
Ach ja, stimmt: das ist natürlich wegen des Lokalkolorit. ;-)
Eine Bekannte von mir, die Übersetzungswissenschaft studiert hat, erzählte mir mal, wie sie in einem Seminar gemeinsam Auszüge aus einem finnischen Roman ins Deutsche übersetzt haben. Eins der Probleme, die dabei auftraten und dann natürlich eifrig diskutiert wurden, war: Was macht man mit Eigennamen wie z. B. Straßennamen oder eben Buchtiteln? Soll man die ganz übersetzen (Kruunukatu → „Kronenstraße“) oder teilweise (Kruunukatu → „Kruunu-Straße“, oweia...) oder lieber gar nicht (so daß der finnischsprachige Protagonist in seiner finnischen Heimatstadt auch in der deutschen Übersetzung noch in der Kruunukatu wohnt)?
Ich weiß nicht mehr, wie sie sich damals entschieden haben, aber in dieser Kurzgeschichte jedenfalls fand ich es gut, daß da alle Buchtitel auf französisch standen. Eine der Regeln beim Schreiben ist ja „show, don’t tell“, und mit solchen kleinen Tricks kann man den Leser ständig daran erinnern, daß die Geschichte in einer französischsprachigen Weltgegend spielt, ohne dauernd direkt sagen zu müssen „... und dieses Gespräch fand übrigens auf französisch statt“ oder „wir befinden uns immer noch in Belgien“.
Allerdings kann man sowas wohl mit französischen Sprachfetzen in einem englischsprachigen Text wohl eher machen als mit finnischen Sprachfetzen in einem deutschen Text... ich meine: wer kann in Deutschland schon Finnisch?
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Heute, beim Einkaufen...
Themen: Finnland
sileas, 14:54h
... beziehungsweise eigentlich auf dem Weg zum Supermarkt und wieder zurück...
Ich wunderte mich, daß fast alle Leute, die mir unterwegs begegneten, wattierte Jacken trugen. Viele trugen auch Mützen, einige sogar Handschuhe.
Ich dagegen hatte einen knöchellangen Rock an und am Oberkörper ein T-Shirt (ohne Unterhemd!) und darüber eine kurzärmelige Cordbluse als Jackenersatz. Und auf dem Kopf eine Baskenmütze, aber die trage ich eigentlich nicht zum Gehirn-Warmhalten, sondern vor allem, damit meine Haare nicht auf dumme Gedanken kommen. (Ich habe extrem feine Haare und sehe, wenn ich draußen keine Kopfbedeckung trage, selbst bei Windstille spätestens nach 10 Minuten aus wie Urban Priol.)
Als ich wieder heimkam, fiel mein Blick beim Einkäufe-Wegräumen zufällig auf das Thermometer vorm Küchenfenster. Vier Grad...! Ach, deshalb waren die anderen alle so dick angezogen...
Ich persönlich hatte es draußen ja eher angenehm kühl gefunden.
Ich hoffe, das sind nicht die ersten Vorboten der Wechseljahre. Dafür fühle ich mich noch ein bißchen zu jung. ;-)
Im Moment ist das Wetter hier übrigens sehr schön herbstlich. Als ich heute morgen in Richtung Supermarkt losgezogen bin, hatten wir leichten Nebel; der hat sich inzwischen aufgelöst, und jetzt hat’s herrlichen Sonnenschein. Laut Wetterdienst ging die Temperatur heute nacht allerdings bis auf den Gefrierpunkt runter.
Und die Bäume sind schön bunt. Ich muß wohl bald mal wieder mit der Kamera losziehen...
Ich wunderte mich, daß fast alle Leute, die mir unterwegs begegneten, wattierte Jacken trugen. Viele trugen auch Mützen, einige sogar Handschuhe.
Ich dagegen hatte einen knöchellangen Rock an und am Oberkörper ein T-Shirt (ohne Unterhemd!) und darüber eine kurzärmelige Cordbluse als Jackenersatz. Und auf dem Kopf eine Baskenmütze, aber die trage ich eigentlich nicht zum Gehirn-Warmhalten, sondern vor allem, damit meine Haare nicht auf dumme Gedanken kommen. (Ich habe extrem feine Haare und sehe, wenn ich draußen keine Kopfbedeckung trage, selbst bei Windstille spätestens nach 10 Minuten aus wie Urban Priol.)
Als ich wieder heimkam, fiel mein Blick beim Einkäufe-Wegräumen zufällig auf das Thermometer vorm Küchenfenster. Vier Grad...! Ach, deshalb waren die anderen alle so dick angezogen...
Ich persönlich hatte es draußen ja eher angenehm kühl gefunden.
Ich hoffe, das sind nicht die ersten Vorboten der Wechseljahre. Dafür fühle ich mich noch ein bißchen zu jung. ;-)
Im Moment ist das Wetter hier übrigens sehr schön herbstlich. Als ich heute morgen in Richtung Supermarkt losgezogen bin, hatten wir leichten Nebel; der hat sich inzwischen aufgelöst, und jetzt hat’s herrlichen Sonnenschein. Laut Wetterdienst ging die Temperatur heute nacht allerdings bis auf den Gefrierpunkt runter.
Und die Bäume sind schön bunt. Ich muß wohl bald mal wieder mit der Kamera losziehen...
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