Dienstag, 10. Mai 2011
Steuerfrei
Themen: Bürokratie
Heute ist der Stichtag für die Einkommenssteuererklärung hier in Finnland. Beziehungsweise heute und nächsten Dienstag; eine Hälfte der Bevölkerung hat noch eine Woche Zeit.

Gerade ist mir klargeworden, daß ich dieses Jahr zum ersten Mal, seit ich in Finnland lebe, keine Steuererklärung machen muß.

Aaaaah, diese FREIHEIT! ;-)

Normalerweise läuft das nämlich so mit der Einkommenssteuererklärung hierzulande:

Wenn man noch nicht lang im Lande ist oder noch nicht lang arbeitet, muß man ein kompliziertes Formular mit mehreren Seiten ausfüllen. Danach ist dann das Finanzamt der Meinung, es hätte Eckdaten über einen, und schickt einem in den darauffolgenden Jahren ein wesentlich kürzeres Formular (ein A4-Blatt, Vorder- und Rückseite), in dem die meisten Sachen, die zählen, schon eingetragen sind. Da muß man dann nur noch gucken, ob das einem alles irgendwie plausibel scheint, und im Falle eines Falles Fehler korrigieren und fehlende Angaben ergänzen.

Das ging dann bei mir in allen Jahren nach dem ersten, in dem ich dieses komplizierte Formular bekam und, wie sich herausstellte, mangels Einkommen (ich war Vollzeitstudentin ohne Nebenjob) gar nicht ausfüllen mußte, in etwa so:
  • Haben die meinen Namen und meine Kontonummer (für die erhoffte Steuerrückvergütung im Herbst) richtig geschrieben? Gut.
  • Wo war noch schnell das Feld für die Fahrtkosten zum und vom Arbeitsplatz? Ach ja, hier. Schnell zusammenrechnen, was ich im letzten Jahr für Busfahrkarten ausgegeben habe, und eintragen.
  • Habe ich alles nach bestem Wissen und Gewissen ausgefüllt? Klar doch. Datum und Unterschrift.
  • Auf zum Briefkasten, nach Möglichkeit vor dem Stichtag.
Letztes Jahr war es etwas anders, weil sie einem damals erstmals die Möglichkeit gaben, seine Steuern online zu erklären. Aber im großen und ganzen war’s dieselbe Prozedur, bloß halt mit so einem Online-Formular statt des Papierbogens. Und authentifizieren mußte ich mich vorher, da eine eigenhändige Unterschrift ohne gewisse grafiktechnische Verrenkungen nicht so leicht in ein Online-Formular gesetzt werden kann. Tja, und dieses Jahr komme ich um die Steuererklärung ganz herum! Denn ich hatte keine Einkünfte, über die der Staat (dank Lohnsteuerkarte und Einkommenssteuer-Vorabzug) nicht sowieso schon Bescheid wüßte, und leider schafft es der Betrag, den ich im letzten Jahr für die Fahrt zum und vom Arbeitsplatz ausgegeben habe, nicht über die Grenze, ab der man die Kosten erst absetzen kann.

Naja gut. Vor ein paar Jahren hat das Finanzministerium anscheinend beschlossen, ich hätte im vorangegangenen Jahr einen unverhältnismäßig hohen Betrag für ärztliche Behandlungen und Arzneimittel ausgegeben, und trug in dem halb-vorausgefüllten Formular eigenmächtig einen Posten von etwa 300 Euro für „Behinderung“ ein, den ich nach Meinung der Beamten von der Steuer absetzen konnte. Vielleicht machen sie das dieses Jahr ja wieder...? <hoff>

Aber selbst wenn nicht, wäre das immer noch besser als der Fall einer Bekannten von mir in den Niederlanden. Die bekam vom Finanzamt nämlich mal einen Brief, sie solle gefälligst ihre ausstehenden Steuerschulden von 0 Euro begleichen. Ihre Reaktion: Würde ich ja gerne, wenn mir mal jemand erklärt, wie man einen Betrag von NULLKOMMANICHTS überweist...! Wie gut, daß das finnische Finanzamt eine Regel hat, daß man geringfügige Steuerschulden (ich glaube, alles unterhalb von 10 Euro oder so) automatisch erlassen bekommt; leider bedeutet das auch, daß man geringfügige Rückvergütungen (in derselben Größenordnung) nicht ausgezahlt bekommt. Aber damit kann ich leben. Solange die mir bloß keine Rechnungen über einen Betrag schicken, der niedriger ist als der Wert der Briefmarke auf dem Umschlag mit der Rechnung.

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