Donnerstag, 9. Juni 2011
Rezept: Sima (finnischer Zitronenmet)
Themen: Kochen, Finnland
Neuerdings betätige ich mich als Brauerin. Damit folge ich einer alten Familientradition, denn mein Ur-Urgroßvater hat seinerzeit zusammen mit seinem Bruder eine Brauerei gegründet, die sich bis in die Jugendjahre meines Vaters im Familienbesitz befand. (Das ist auch einer der Gründe, warum bei mir in der Familie väterlicherseits ungefähr die Hälfte der Leute Chemie studiert hat.)

Ich habe mich bislang beim Brauen ja am ehesten für das Ergebnis interessiert – will sagen: ich trinke gerne Bier. Aber jetzt habe ich endlich angefangen, selber Sachen zu vergären. Und sogar mit einigem Erfolg!

Hier ist das erste Rezept. Sima ist in Finnland ein beliebtes Sommergetränk, das man im Spätfrühjahr bzw. Frühsommer in allen Lebensmittelgeschäften kaufen kann, weil es ein wichtiger Bestandteil der Feiern zum 1. Mai ist. Danach gibt es in den Geschäften leider meist nur noch Restposten, wenn überhaupt. Aber macht ja nichts; man kann es sich schließlich auch recht einfach selber brauen.

(Nein, im Ernst: Wenn ich das Zeugs brauen kann, könnt ihr das auch.)

Zuvor aber noch eine Warnung: Nach dem folgenden Rezept gebrautes Sima enthält mit sehr großer Wahrscheinlichkeit etwas Alkohol – größenordnungsmäßig ungefähr soviel wie Bier. Oder wie es eine finnische Bekannte mal ausdrückte: „Das Sima, das meine Oma nach diesem Rezept braut, ist garantiert alkoholfrei! Meine Oma trinkt nämlich grundsätzlich keinen Alkohol. Hicks!“ ;-)

Jetzt aber mal los!

Zutaten:
  • 4 l Wasser
  • 500 g Zucker (bzw. eigentlich ein wenig mehr; siehe unten)
  • Saft von 1–2 Zitronen
  • ⅕ TL Frischhefe
  • einige Rosinen
⅕ TL Frischhefe ist ein etwa erbsengroßes Stück. Man kann natürlich auch eine entsprechende Menge Trockenhefe (das wäre dann wohl ein halberbsengroßes Häufchen...?) nehmen.

Je nachdem, was für eine Zuckersorte man verwendet, wird das fertige Sima heller oder dunkler. Der Geschmack wird durch die Wahl der Zuckersorte(n) natürlich ebenfalls beeinflußt... Wer sich nicht entscheiden kann, nimmt beim ersten Mal am besten 250 g hellen („normalen“) Zucker und 250 g braunen Zucker.

Ich persönlich nehme am liebsten Farin. Der ist zwar im Vergleich zum normalen weißen Kristallzucker fürchterlich teuer, aber ich finde den Geschmack einfach unwiderstehlich... :-) Wer etwas abenteuerlich drauf ist, darf natürlich auch mit Honig, Glukosesirup usw. experimentieren! (Irgendwann, wenn ich reich bin, will ich mich mal an ein Sima auf Ahornsirupbasis heranwagen... <träum>)

Nun gut.

Zuerst wird das Wasser gekocht, der Zucker darin aufgelöst und der Zitronensaft dazugerührt. Dann muß man eine Weile warten, bis die Mischung auf eine Temperatur abgekühlt ist, die der Hefe genehm ist – das sind so um die 40 Grad. Am einfachsten mißt sich die Temperatur mit einem elektronischen (Fieber-) Thermometer. Außerdem gibt es noch den folgenden Trick: Wenn ein auf die Innenseite des Handgelenks gegebener Tropfen sich weder warm noch kalt anfühlt, dann hat die Flüssigkeit eine für Hefe passende Temperatur.

Und dann wird die Hefe dazugegeben und das Ganze gut umgerührt. Das Gefäß anschließend abdecken und bei Zimmertemperatur über Nacht ruhen lassen.

Am nächsten Tag wird die Flüssigkeit in saubere Flaschen gefüllt. Die Flaschen sollten dabei nicht vollständig, sondern nur zu etwa drei Vierteln gefüllt werden, damit sie später beim Öffnen nicht überschäumen... Vor dem Verschließen kommen in jede Flasche noch 1 TL Zucker sowie mehrere Rosinen.

Die Flaschen sollten an einem kühlen Ort stehen, beispielsweise im Keller. Je niedriger die Temperatur, desto langsamer gärt das Sima, und je langsamer der Gärvorgang, desto besser das Ergebnis. (Für die Fachleute: Bei Sima handelt es sich also anscheinend um ein untergäriges Getränk.)

Durch alkoholische Gärung wandelt die Hefe den Zucker nach und nach in Alkohol plus Kohlensäure um. Dadurch baut sich in den Flaschen ein gewisser Gasdruck auf. Das bedeutet zweierlei: Erstens ist es besser, wenn man die Flaschen zum Gären nicht allzu fest verschließt. Zweitens sollte man ein- bis zweimal täglich die Flaschen kurz öffnen, damit überschüssiges Gas entweichen kann. (Wenn ihr Letzteres nicht tut, kann es im schlimmsten Fall passieren, daß euch die Flaschen explodieren. Und glaubt mir, klebrige und halb angetrocknete Zucker-Hefe-Flüssigkeit vom Kellerboden aufwischen ist keine angenehme Tätigkeit.)

Bei Kellertemperaturen braucht das Sima zum Vergären etwa eine Woche. Daß es fertig ist, merkt man daran, daß alle Rosinen an die Oberfläche gestiegen sind.

Irgendwann sollte das Sima gefiltert bzw. durch ein Sieb gegossen werden. Wann man das tut, ist Geschmackssache. Manche tun es vor dem Umfüllen in Flaschen; andere erst ganz am Schluß, wenn es schon fertig vergoren ist. Das hat natürlich wieder einen gewissen Einfluß auf den Geschmack... Aber die Hauptsache ist, daß die Zitronen-Fruchtfleischreste (und -kerne) im fertigen Getränk nichts zu suchen haben. Die meisten Leute fischen nach der Gärung auch noch die Rosinen raus.

Sima wird gekühlt serviert. Ohne Zusatz irgendwelcher Konservierungsstoffe hält es sich im Kühlschrank etwa eine Woche lang.

(Quelle des Rezepts: die Rückseite von so ziemlich jeder in Finnland verkauften Packung brauner Zucker sowie meine eigenen Erfahrungen und die diverser Freunde)

. . .

Damit ihr euch das Ganze besser vorstellen könnt, hier noch ein paar Fotos:

[Bild: Sima-Grundflüssigkeit in einer Schüssel]

So sieht die Flüssigkeit ganz am Anfang aus, bevor die Hefe dazukommt. Das Ding, das da schwimmt, ist ein Stück Ingwer. (Ja, ich habe schon einige Sima-Experimente gemacht...) Und das, was sich da spiegelt, ist der Wandschrank in meiner Küche.

[Bild: Sima nach der ersten Nacht]

Ungefähr so sollte das Sima aussehen, nachdem es die erste Nacht bei Zimmertemperatur verbracht hat. Der Schaum sieht etwas eklig aus, aber in diesem Zustand soll man das Ganze ja auch noch nicht trinken...

[Bild: Blick in mein Badezimmer unmittelbar nach dem Befüllen von Sima-Flaschen]

Da ich außer einem Putzeimer kein Gefäß besitze, in das auch nur annähernd 5 l hineinpassen, rühre ich die Grundflüssigkeit in mehreren kleineren Gefäßen an – zu sehen am oberen Bildrand. Links stehen die Flaschen, in denen das Sima nun gären wird. Ich fülle das Sima immer im Badezimmer um, weil das der Raum ist, der am leichtesten zu reinigen ist, falls ich versehentlich etwas verschütten sollte...

[Bild: Sima während des Gärvorgangs im Keller]

Nun stehen die Flaschen im Keller und die Hefe blubbert vor sich hin. Die beiden Flaschen links enthalten Sima, die beiden rechts im Vordergrund ein leider mißlungenes Experiment mit vergorenem Fruchtsaft.

[Bild: fertig vergorenes Sima mit schwimmenden Rosinen]

Das Sima ist fertig vergoren! Hier guckt die Kamera direkt von oben in die Flasche hinein. Die Rosinen sind deutlich sichtbar von der Kohlensäure aufgebläht.

Nachtrag: Wenn man das Sima in den Flaschen nach dem eigentlichen Gärvorgang noch ein wenig im Kühlschrank reifen läßt, entsteht innerhalb weniger Tage eine recht beachtliche Menge Alkohol. Zum Starkwein-Äquivalent wird das Sima dadurch nicht, aber es steigt doch deutlich schneller zu Kopfe als das frisch vergorene, aus dem man eben erst die Rosinen rausgefischt hat...

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Sonntag, 24. April 2011
Rezept: Osterkuchen
Themen: Kochen, Finnland

[Bild: Käsekuchen in der Form]

Ein ziemlich einfaches Rezept; im Prinzip ein ganz normaler Käsekuchen, allerdings mit einigen etwas ungewöhnlichen Zutaten. Der „Käse“, der vor dem Backen auf den Teig geschüttet wird, ist nämlich im Prinzip eine rohe, also noch nicht abgehangene, Pasha; also ein süßer Osterquark, wie man ihn vor allem in orthodoxen Gemeinden, aber (zumindest in Finnland) auch als Nicht-Orthodoxer (ja, womöglich sogar als Nicht-Christ) zu Ostern ißt.

Der Boden besteht aus ganz normalem Mürbeteig. Für die Füllung habe ich zwar ein Rezept, aber natürlich sind dieselben Abwandlungen wie bei einer „richtigen“ Pasha möglich. Beispielsweise kann man als „Fruchteinlage“ nur Rosinen nehmen (wie im Rezept) oder nur Zitronat (wie ich es getan habe) oder eine entsprechende Menge kleingehackte gemischte kandierte Früchte oder eine Mischung aus Rosinen und Zitronat (oder Rosinen und kandierten Früchten) oder... Und statt der gehackten Mandeln kann man auch gemahlene Mandeln nehmen und statt der Crème fraîche Schmand. (Im letzteren Fall muß man sich dann aber damit abfinden, daß der ohnehin schon kalorienreiche Kuchen noch kalorienreicher wird.)

Genau wie eine Pasha kann man auch diesen Pasha-Kuchen dekorieren, wenn man will; beispielsweise mit geschälten Mandeln oder mit kandierten Kirschen. Bei Irina gibt’s ein wunderschönes Foto einer traditionellen russischen Pasha (links oben auf der Seite); auf dieser Pasha ist ein orthodoxes Kreuz zu sehen (aus halbierten grünen Cocktailkirschen) und die russischen Buchstaben „Х“ und „В“ (für „Христосъ Воскресе“, „Christus ist auferstanden“; aus halbierten roten Cocktailkirschen).

Mein Pasha-Kuchen sieht natürlich ein klein wenig prosaischer aus... aber lecker ist er!

Nun aber endlich zum Rezept. Stört euch nicht an den vielen „Deziliter dies und Deziliter das“; die Finnen mögen Hohlmaße. Hierzulande kauft man sogar auf dem Wochenmarkt das Obst nicht nach Gewicht, sondern nach Rauminhalt (z. B. 1 l Erdbeeren)...

Zutaten:
  • für den Boden:
    • 100 g Butter
    • ½ dl Zucker
    • 1 Ei
    • 2 dl Mehl
    • 1 TL Backpulver
  • für die Quarkfüllung:
    • abgeriebene Schale einer Zitrone
    • 3 EL Zitronensaft (laut Rezept ist das der Saft einer halben Zitrone, aber das nehme ich ihnen nicht so ganz ab)
    • 1 dl Rosinen
    • 3 Eier
    • 1 dl Zucker
    • 500 g Quark
    • 150 g Crème fraîche
    • 3 EL Maisstärke
    • 2 TL Vanillinzucker
    • ½ dl gehackte Mandeln
Außerdem braucht man eine Springform (Durchmesser ca. 24 cm) oder ähnliche Backform, z. B. eine Backschale.

(Die Finnen backen im Sommer gerne flache Obstkuchen in einer aus Jenaer Glas oder aus glasiertem Steingut gefertigten Backschale. Da fungiert die Backform dann gleich auch als dekorative Servierplatte. Hmm, vielleicht sollte ich mir so ein Ding auch mal zulegen.)

Zuerst wird logischerweise der Boden zubereitet. Dazu rührt man Butter und Zucker schaumig, rührt dann das Ei dazu und schließlich auch noch das Mehl und das Backpulver. In der gut eingefetteten Backform wird der Teig mit den Fingern auf dem Boden flach- und die Wände etwas hinaufgedrückt. Sollte der Teig dazu zu weich sein, stellt man einfach die Form samt Teig eine Weile in den Kühlschrank, damit der Teig fester wird, und versucht’s danach noch einmal.

Dann kommt die Füllung dran: Eier und Zucker schaumig rühren, Quark und Crème fraîche dazugeben, alles gut vermischen. Dann die restlichen Zutaten hinzugeben und wieder gut vermischen. In die Form füllen.

(Wenn man will, kann man die Rosinen noch kleinhacken, bevor man sie in die Quarkmischung rührt.)

Der Kuchen wird bei 175 Grad auf der untersten Ebene des Backofens etwa 45 Minuten lang gebacken. Behauptet zumindest das Rezept; bei mir sah er erst nach etwa einer Stunde „reif“ aus.

Aber wie dem auch sei; hinterher muß er jedenfalls in der Form abkühlen, bevor man auch nur daran denken darf, ihn herauszunehmen oder gar zu servieren.

Das Rezept schlägt vor, diesen Kuchen nicht einfach nur so, sondern zusammen mit frischem Obst zu servieren.

(Quelle: Pirkka 4/2011)

Weil ich ich bin, habe ich den Kuchen natürlich nicht ganz nach Rezept gebacken. Beispielsweise habe ich wesentlich mehr Mandeln benutzt (es bringt ja nichts, wenn ich bis zum nächsten Backtag eine Tüte mit einem Restchen Mandeln herumliegen habe, denn wer weiß schon, wann das sein wird) und statt der Rosinen Zitronat genommen, weil ich in meine Pasha auch immer Zitronat (und keine Rosinen) tue.

Aber das hat dem Kuchen nicht geschadet. Ein ganzes Viertel habe ich schon verputzt!

[Bild: Stück Käsekuchen auf Teller]

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Samstag, 9. April 2011
Ostervorbereitungen
Themen: Kochen, Finnland
Heute beim Einkaufen habe ich mir ein paar finnische Osterleckereien gekauft.

Erstens: zwei verschiedene Sorten Osterbrot.

[Bild: finnische Osterbrote mit Verpackung]

Auf der Verpackung sieht man übrigens so eine freundliche Osterhexe, komplett mit schwarzer Katze.

Osterbrot ist eins dieser finnischen „Jahreszeit-Brote“; ein süßes Hefebrot mit Gewürzen. Die beiden, die ich jetzt vorrätig habe, unterscheiden sich ein bißchen in der Würzung; außerdem ist das helle mit hellem Zuckersirup und das dunkle mit dunklem Zuckersirup gebacken.

Am oberen Bildrand sieht man ein paar Marmeladengläser, die ich mit Hilfe des Osterbrots womöglich sogar ganz leerkriegen werde. ;-)

(Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, daß man auf so süßes Brot nicht unbedingt etwas Süßes drauftun muß; mit einem Spiegelei drauf oder einfach nur mit Butter schmeckt’s ebenfalls gut!)

Zweitens: eine Flasche Met.

[Bild: eine Flasche "Sima", finnischer Met]

Dieses Jahr war ich mal mutig und kaufte mir keinen „normalen“ Met, sondern welchen mit Ingwer. :-)

Das, was die Finnen „Met“ nennen, ist übrigens nicht ganz dasselbe wie das, was man in Deutschland z. B. auf Weihnachtsmärken unter diesem Namen trinken kann. Naja, immerhin ist die Farbe ungefähr dieselbe... Der in Deutschland übliche Met ist ziemlich alkoholhaltig und wird meist warm getrunken – genau das Richtige für einen Weihnachtsmarkt! Der finnische Met hingegen ist ein Getränk mit relativ niedrigem Alkoholgehalt. Außerdem enthält er etwas Kohlensäure und wird gut gekühlt getrunken, daher umschreibe ich dieses Getränk Ausländern gegenüber oft als „Honiglimonade“.

Ich habe sogar mal selber finnischen Met gebraut! Leider habe ich die Mengenverhältnisse nicht mehr im Kopf (und das Rezept nicht bei der Hand), aber im Prinzip löst man Zucker und/oder Honig in Wasser auf. (Wenn man dunkleren Met will, nimmt man braunen Zucker oder dunklen Honig; wenn man helleren Met will, nimmt man weißen Zucker oder hellen Honig; natürlich kann man die Zucker- und Honigsorten auch nach eigenem Ermessen mischen.) Die Mischung wird gekocht, bis sich der Zucker aufgelöst hat, und dann soweit abgekühlt, daß man Hefe hinzugeben kann. Außerdem kommen noch ein paar Zitronenscheiben rein. Dann wartet man eine Weile, bis die Gärung eingesetzt hat (ich glaube, ich habe die Pötte mit dem Met und den Zitronenscheiben damals sogar über Nacht stehenlassen), und dann kann man das Zeug in Flaschen füllen. In jede Flasche kommen eine oder mehrere Rosinen. Die Flaschen werden gut verschlossen und an einen kühlen und dunklen Ort gestellt (lies: Keller), wo sie eine Weile bleiben dürfen. Alle paar Tage guckt man nach, ob sich schon etwas getan hat; und wenn die Rosinen oben schwimmen, ist der Met fertig vergoren.

Ich habe oben behauptet, finnischer Met habe einen niedrigen Alkoholgehalt; das stimmt allerdings nicht immer. Der, den man in Lebensmittelgeschäften kaufen kann, enthält tatsächlich so wenig Alkohol, daß manche Sorten sogar (wie in Deutschland Malzbier) als „alkoholfrei“ beworben werden dürfen. Aber selbstgebrauter enthält, je nach dem Mengenverhältnis von Zucker und Wasser und der Gärzeit, durchaus auch mal etwas mehr Alkohol als Malzbier...

Oder wie es eine finnische Bekannte von mir mal ausdrückte: „Nach dem Rezept meiner Oma gebrauter Met enthält garantiert keinen Alkohol! Meine Oma trinkt nämlich grundsätzlich nichts Alkoholisches. Prost!“ <zwinker>

So, jetzt kann Ostern kommen...

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Sonntag, 6. Februar 2011
Rezept: Runeberg-Schnittchen
Themen: Kochen, Finnland
Gestern wurde hier in Finnland der Runeberg-Tag begangen. Johan Ludvig Runeberg ist der finnische Nationaldichter. Von ihm stammt unter anderem der Text der finnischen Nationalhymne.

Am und um den Runeberg-Tag herum gibt es in Bäckereien und Cafés eine besondere Art von Törtchen zu kaufen, die sogenannten Runeberg-Törtchen. Auf dem nach Runeberg benannten Ausflugsschiff werden diese Törtchen das ganze Jahr über serviert.

[Foto: Runeberg-Törtchen vom Bäcker]

Hübsch, nicht wahr? Leider braucht man für solche zylinderförmigen Törtchen spezielle zylinderförmige Backformen. Wenn man sie zu Hause backen will, kann man beispielsweise ein Muffinblech benutzen. Dann werden sie aber natürlich muffinförmig. ;-)

Mir flattert ja ungefähr einmal im Monat so eine kostenlose Zeitschrift ins Haus, die eigentlich als Werbung für eine Einzelhandelskette gedacht ist. Ich glaube, ich habe schon mal erwähnt, daß das zumindest in meinem Falle nach hinten losgeht, da der Supermarkt, der von meiner Wohnung aus am leichtesten zu erreichen ist und wo ich daher den größten Teil meiner Einkäufe erledige, zu einer ganz anderen Kette gehört. ;-)

Tja, dumm gelaufen.

Aber diese Zeitschrift ist gar nicht so übel (sie ist einer der beiden Gründe, warum ich trotz der werktäglichen Flut von Pizzadienst-Werbeflyern kein „Bitte keine Werbung“-Schild am Briefkasten habe; der andere ist der IKEA-Katalog). Unter anderem stehen meist ganz gute Rezepte drin; diesmal auch ein jahreszeitlich passender Kuchen, nämlich ein Runeberg-Kuchen. Also für all die Leute, die (wie ich) keine Spezial-Runeberg-Backzylinder haben und sich mit Runeberg-Muffins irgendwie blöd vorkommen.

Eigentlich ist das Rezept für einen Runeberg-Kastenkuchen. Ich war aber abenteuerlustig und habe statt der Kastenform eine große flache Backform benutzt, die (wie ich nach einigem Googeln zu meinem Erstaunen feststellte) keinen besonderen Namen zu haben scheint. Jedenfalls ist das Ding etwa 23 auf 33 cm groß. Stellt euch vor, man würde eine Kastenform auf das Doppelte verbreitern und gleichzeitig auf die halbe Höhe reduzieren. Ursprünglich habe ich mir das Ding mal für Brownies gekauft.

Da diese namenlose rechteckige Form von Grundfläche und Volumen her ungefähr einer Springform entspricht, könnte man auch eine Springform verwenden und einen runden Runeberg-Kuchen backen.

Wie dem auch sei; hier ist das Rezept.

Zutaten:
  • für den Teig:
    • 150 g Butter oder Margarine
    • 1 ½ dl (ca. 150 g) Zucker
    • 2 Eier
    • 3 dl (ca. 220 g) Mehl
    • 2 TL Backpulver
    • 2 TL Vanillinzucker
    • 1 EL dunkles Kakaopulver
    • 1 dl Himbeermarmelade
    • 1 dl Pfefferkuchenkrümel
    • Öl und Semmelbrösel für die Backform
  • zum Tränken des Kuchens:
    • ½ dl Wasser
    • ½ dl Rum
    • 2 EL Zucker
  • für den Guß:
    • 1 EL Himbeermarmelade
    • 2 TL Wasser
    • 1 dl (ca. 100 g) Puderzucker
1 dl Himbeermarmelade entspricht so Pi mal Daumen ungefähr 6 gehäuften Eßlöffeln. Insgesamt habe ich für diesen Kuchen knapp 400 g Himbeermarmelade verbraucht; bzw. ich hatte vorher ein frisches 400-Gramm-Glas Himbeermarmelade und das ist jetzt fast leer. Nur damit ihr eine ungefähre Vorstellung davon habt, wieviel Himbeermarmelade „1 dl plus 1 EL“ sind.

Pfefferkuchen sind, anderslautenden Gerüchten zum Trotz, nicht dasselbe wie Lebkuchen. Allerdings kann man für diesen Kuchen, wenn man keine skandinavischen Pfefferkuchen bei der Hand hat, bestimmt auch Lebkuchenkrümel nehmen – also statt der (sowieso schon trockenen) Pfefferkuchen eine entsprechende Menge Lebkuchen trocknen lassen und dann im Mixer zerkleinern. Pfefferkuchen sind nicht, wie der typische Lebkuchen, kuchenartig, sondern eher plätzchenartig. Die Würzung ist ganz ähnlich, aber der Teig ist, wie gesagt, plätzchenteigartig fest und wird auch nicht auf Oblaten gelöffelt oder in einer Form oder auf dem Blech gebacken, sondern ausgerollt und dann in hübschen Formen ausgestochen. Ein Rezept (auf englisch) gibt’s beispielsweise hier (unter dem Namen „gingersnaps“).

Noch eine Anmerkung: Der Guß ist für einen Runeberg-Kastenkuchen berechnet. Wenn ihr den Kuchen stattdessen in so einer großen flachen Form backt wie ich, oder in einer Springform, solltet ihr die doppelte Menge Guß zubereiten.

Jetzt aber zur eigentlichen Zubereitung. :-)

Den Ofen auf 175 Grad vorheizen.

Zucker und Butter schaumig rühren, dann nacheinander die Eier und die Marmelade hinzugeben. Mehl, Backpulver, Vanillinzucker und Kakaopulver gründlich miteinander vermischen, dann ebenfalls zum Teig hinzugeben. Zum Schluß die Pfefferkuchenkrümel untermischen.

Die Backform einfetten und dann mit Semmelbröseln ausschwenken. (Ja, im Ernst. Der Sinn der Sache ist, daß der Kuchen nach dem Backen außen mit Semmelbröseln bedeckt ist.) Den Teig in die Form füllen und glattstreichen. In den Ofen stellen.

Wenn man eine Kastenform benutzt, muß der Kuchen ungefähr 45 Minuten lang im Ofen bleiben. Wenn man eine Springform oder eine große rechteckige Form verwendet, wird der Kuchen nur ungefähr halb so hoch (und dafür doppelt so breit) und muß daher nur ungefähr 20 Minuten lang im Ofen bleiben. In beiden Fällen ist der Kuchen fertig, wenn an einem hineingesteckten Zahnstocher kein Teig klebenbleibt.

Den Kuchen nach dem Backen etwas abkühlen lassen, dann mit einer Gabel Löcher in die Kruste stechen, damit der Kuchen sich gleichmäßig vollsaugen kann. Wasser, Rum und Zucker in einem kleinen Topf erwärmen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Die Mischung mit einem Löffel gleichmäßig über den Kuchen gießen.

Den Kuchen abdecken und mindestens einige Stunden, am besten aber über Nacht ruhen lassen.

Den Kuchen vorsichtig aus der Form lösen und auf eine feste Unterlage legen. Himbeermarmelade, Wasser und Puderzucker zu einem festen Guß vermischen. (Bei Bedarf kann man etwas mehr oder etwas weniger Wasser verwenden, damit der Guß nicht zu dünnflüssig, aber auch nicht zu steif wird.) Gleichmäßig auf dem Kuchen verteilen und erstarren lassen.

(Quelle: Pirkka 1–2/2011)

In dem Heft kam dann am Ende ein wunderschöner Kuchen heraus:

[Foto: Runeberg-Kuchen aus der Zeitschrift "Pirkka"]

(Quelle: Pirkka 1–2/2011)

Meine Schnitten sind natürlich nicht ganz so hübsch. Das liegt bestimmt daran, daß ich keine frischen Pfefferminzblätter im Haus hatte. ;-)

[Foto: selbstgebackene Runeberg-Schnitten]

Aber lecker sind sie trotzdem.

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Mittwoch, 29. Dezember 2010
Weihnachtsrezepte: Rosolli (Finnischer Wintersalat)
Themen: Kochen, Finnland
Von diesem Gericht gibt es zwei Varianten: eine mit und eine ohne Hering. Meine Quellen sind sich nicht ganz einig, welche der beiden wie heißt... Das Kochbuch, aus dem dieses Rezept stammt, behauptet, daß die Variante mit Hering „Rosolli“ heißt und die ohne Hering „Rote-Bete-Salat“. Allerdings wird in den Geschäften, in denen ich normalerweise einkaufe, die Variante ohne Hering als „Rosolli“ verkauft und die mit Hering als „Heringssalat“. <grübel>

Ich persönlich nenne die beiden Varianten normalerweise „Rosolli mit Hering“ und „Rosolli ohne Hering“. :-)

Rosolli ist eins der Gerichte, die zu einem authentischen finnischen Weihnachtsmenü gehören.

Die Bete färben die restlichen Zutaten sehr schnell sehr rot. Bei der Zubereitung müßt ihr sie also von dem Rest des Salats getrennt halten und wirklich erst unmittelbar vor dem Servieren untermischen! Manche Leute servieren diesen Salat sogar in zwei getrennten Schüsseln, so daß jeder die Roten Bete erst auf seinem eigenen Teller untermischt. Bei Bekannten von mir werden sogar alle Zutaten jeweils in einer eigenen Schüssel serviert, weil jedes Familienmitglied irgendeine andere Zutat des Salats nicht mag. Aber das ist natürlich ein Extremfall. ;-)

Die Mengenangaben in diesem Rezept sind für 8 bis 10 Portionen berechnet.

Zutaten:
  • 2 mittelgroße Kartoffeln, geschält, gekocht und in Würfel geschnitten
  • 2 Äpfel, geschält und in Würfel geschnitten
  • 2 Möhren, in Würfel geschnitten
  • 1 kleine Zwiebel, gehackt
  • 2 große Essiggurken, in Würfel geschnitten
  • ¾ T Fisch (siehe unten)
  • eine Prise weißer Pfeffer
  • 2 T Rote Bete, geschält, gekocht und in Würfel geschnitten
(Wie man sehen kann, stammt das Rezept aus einem amerikanischen Kochbuch. 1 T(asse) entspricht etwa einem Viertelliter.)

Zum Thema Fisch: Für einen authentischen Rosolli nimmt man Hering, und zwar eingelegten oder Salzhering. Der wird, genau wie die diversen Gemüsezutaten, in kleine Stückchen bzw. Würfel geschnitten. Ersatzweise kann man aber auch Sardinen oder Sardellen nehmen.

Wenn man die ganzen Zutaten erst einmal alle in kleine Würfel geschnitten hat, ist die Zubereitung (bzw. der Rest der Zubereitung) ganz einfach: Alle Zutaten bis auf die Roten Bete gut miteinander vermischen und kurz vor dem Servieren auch die Roten Bete dazutun und alles gründlich mischen.

Finnische eingelegte Gurken sehen den in Deutschland üblichen Gürkchen im Glas nur entfernt ähnlich; hierzulande haben die Dinger – die Gurken, nicht die Gläser! – einen Durchmesser von mehreren Zentimetern und sind entsprechend lang. Man darf in diesem Rezept, wenn man so kleine Gürkchen im Glas verwendet, also durchaus wesentlich mehr als nur zwei nehmen! – In finnischen Lebensmittelgeschäften fischt man sich die eingelegten Gurken (und auch die Roten Bete) übrigens mit großen Zangen aus Fässern und packt sie dann zum Wiegen (und Nach-Hause-Tragen) in Plastiktütchen. Sehr urig!

Mit etwas Rote-Bete-Saft kann man noch eine der folgenden zwei Salatsoßen zubereiten und zum Rosolli reichen:
  1. Rote-Bete-und-Sahne-Soße
    • 1 T Schlagsahne
    • 2 EL Zitronensaft
    • 2 TL Rote-Bete-Saft
    • eine Prise Salz
    • eine Prise Zucker
  2. Sauerrahmsoße
    • 1 T Sauerrahm
    • 1 EL Zitronensaft
    • 2 TL Rote-Bete-Saft
    • ¼ TL Salz
    • eine Prise Zucker
(Quelle: The Finnish Cookbook von Beatrice A. Ojakangas)

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