Donnerstag, 14. Januar 2010
Multiboot: Folge 1 (Koexistenz von Ubuntu und Debian)
Themen: Computer
Die Vorgeschichte gibt’s hier.

Das Schöne an der Ubuntu/Debian-Kombination ist, daß sich die beiden Systeme ziemlich ähneln (klar; schließlich ist Ubuntu eine Art selbständiger Branch von Debian) und ich daher auf beiden Systemen so ziemlich dieselben Applikationen mit denselben Konfigurationen verwende.

Dank der gemeinsamen /home-Partition sind auch gemeinsame Konfigurationsdateien kein Problem. Das heißt, meistens ist es kein Problem; da Debian meine Festplatte als „/dev/hda“ identifiziert und Ubuntu auf „/dev/sda“ besteht, gibt es in den Konfigurationsdateien an den Stellen, wo Devices direkt angesprochen werden, ein paar Unterschiede und ich brauche in diesen Fällen getrennte Konfigurationsdateien für Debian und Ubuntu. Aber das ist kein besonders schlimmes Problem, da es vor allem solche Sachen wie /etc/fstab betrifft, und die Sachen liegen sowieso nicht auf der gemeinsamen /home-Partition, sondern schön fein säuberlich getrennt auf der Debian- bzw. Ubuntu-Rootpartition.

Die Partitionen des jeweils anderen Systems werden übrigens automatisch gemountet, so daß ich, wenn ich mir z. B. Debian kaputtkonfiguriert habe, von Ubuntu aus die kaputten Konfigurationen reparieren kann. Oder wenn ich eine bestimmte Applikation oder einen bestimmten Dienst in dem einen System konfiguriert habe, brauche ich die betreffenden Dateien einfach nur auf die passende Partition des anderen Systems zu kopieren (manchmal mit kleinen Änderungen). Also falls sie nicht sowieso irgendwo unter /home liegen... (So bin ich auch darum herumgekommen, mein problematisches Modem unter Debian konfigurieren zu müssen. Ich habe mir einfach genau die gleiche Internet-Applikation installiert, die ich schon unter Ubuntu hatte, und die griff schön brav auf die existierenden Konfigurationsdateien zu und brachte mich ohne weitere Bemühungen meinerseits online.)

Glücklicherweise benutzen Debian und Ubuntu dieselben Zahlenbereiche für ihre User IDs; der erste angelegte Benutzer (also ich) hat immer die Nummer 1000. So mußte ich das nicht nachträglich ändern, damit ich von beiden Systemen aus auf meine Dateien in /home zugreifen kann.

Was mich am Anfang aber stark verwirrt hat, war das Booten. Jedesmal, wenn ich auf einem der beiden Systeme am Bootloader herumschraubte, waren im Bootmenü hinterher nur noch Kernels dieses Systems aufgelistet und die des anderen Systems waren verschwunden. Inzwischen bin ich schlauer und bewahre in einem völlig anderen Verzeichnis eine Kopie des letzten richtigen Bootmenüs auf, damit ich bei Bedarf (lies: immer, wenn ich am Bootloader herumschraube) die fehlenden Teile (also die Einträge für die Kernels des jeweils anderen Systems) in die „richtige“ Menüdatei – die im /boot-Verzeichnis – copy-pasten kann. (Ich hoffe, irgendwann noch eine elegantere Lösung dafür zu finden.)

Falls es jemanden interessiert, hier meine Partitionstabelle:
  • aus Sicht von Ubuntu:

    /dev/sda1 on /alter/debian_boot type ext2 (rw,relatime)
    /dev/sda2 on /boot type ext2 (rw,relatime)
    /dev/sda5 on /alter/debian_root type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda6 on / type ext3 (rw,relatime,errors=remount-ro)
    /dev/sda7 on /alter/debian_tmp type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda8 on /tmp type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda9 on /alter/debian_var type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda10 on /var type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda13 on /home type ext3 (rw,relatime)
  • aus Sicht von Debian:

    /dev/sda1 on /boot type ext2 (rw,relatime)
    /dev/sda2 on /alter/ubuntu_boot type ext2 (rw,relatime)
    /dev/sda5 on / type ext3 (rw,relatime,errors=remount-ro)
    /dev/sda6 on /alter/ubuntu_root type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda7 on /tmp type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda8 on /alter/ubuntu_tmp type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda9 on /var type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda10 on /alter/ubuntu_var type ext3 (rw,relatime)
    /dev/sda13 on /home type ext3 (rw,relatime)
(Die beiden, die zwischen 10 und 13 fehlen, sind Swap-Partitionen. Und „alter“ steht für „alternativ“. Und für die ganz Neugierigen: für die /boot-Partitionen habe ich jeweils 1 GB reserviert, für die Root-Partitionen jeweils 17 GB, für die /var- und /tmp-Partitionen jeweils 2 GB, für die Swap-Partitionen jeweils 1,5 GB, und auf den restlichen 13 GB breitet sich /home aus.)

In der nächsten Folge: ein paar Details über die nicht ganz unproblematische Installation von Debian.