Sonntag, 13. März 2011
Brettchenwebstuhl
Themen: Handarbeit
(Hui, heute bin ich schreibfreudig.)

Ich habe schon vor etlichen Monaten von meiner lieben Freundin mit dem Handarbeitsladen eine sogenannte „Inklette“ geschenkt bekommen. Das ist eine Art Webstuhl, aber kein normaler, sondern eine Art Mini-Webstuhl, den man unter anderem zum Brettchenweben benutzen kann.

Wikipedia hat einen Artikel mit mehreren Bildern; ein weiteres Bild gibt’s beim Hersteller.

Wie man sehen kann, ist das Ding zwar recht klein (man kann es z. B. vor sich auf den Tisch stellen oder man kann sich, wie ich es tue, mit ausgestreckten Beinen auf den Boden oder quer aufs Sofa setzen und den Webstuhl zwischen den Beinen halten), aber da die Kettfäden zwischen zahlreichen Stäben hin- und hergespannt werden, kann man damit erstaunlich lange Stücke weben.

Tja, und vor ein paar Tagen habe ich endlich die Energie gefunden, auf dieser Inklette, die bei mir schon seit etlichen Monaten herumstand und Staub sammelte, ein Brettchen-Webprojekt aufzuspannen, das ebenfalls schon seit Monaten Staub sammelte – bzw. zum Glück nicht, denn ich hatte es seinerzeit in einer Tüte verpackt, so daß zwar die Tüte außen staubig war, das eigentliche Projekt aber nicht. Uff. ;-)

Jetzt habe ich schon wieder mehrere Zentimeter gewebt. :-)

Aus der Sicht des Webers sieht sowas ungefähr so aus:

[Bild: bespannte Inklette vom Weber aus gesehen]

Hier steht die Inklette aber natürlich nicht auf meinem Schoß! Aber immerhin ist das da links unten meine Hand.

Das Band hat ein hübsches Rauten-und-Winkelhaken-Muster. Allerdings habe ich noch etwas Probleme mit der gleichmäßigen Spannung, jedenfalls an den Stellen, wo sich die Drehrichtung der Brettchen ändert.

[Bild: brettchengewebtes Band mit Rautenmuster]

Bisher mußte ich solche Webprojekte ja immer quer durch den Raum spannen. Oder zumindest bis zum nächstgelegenen geeigneten Möbelstück.

[Bild: Brettchenweberei an einem "richtigen" Stuhl]

Aber so ein „Webstühlchen“ ist doch wesentlich handlicher als ein richtiger Stuhl!

Nächster großer Handarbeits-Wunsch: ein Strickerwebrahmen. Spenden können an die „Gesellschaft zur Förderung des Handwebens auf Julias Sofa“ überwiesen werden, sind aber leider nicht von der Steuer absetzbar, da ich vom Staat nicht als gemeinnützig anerkannt bin. ;-)

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Kleine Freuden des Alltags (2)
Themen: Wellness
Na sowas, das wird jetzt ja eine Serie. :-)

Gestern also der Tee und heute das hier:

[Bild: Preiselbeer-Karamel-Shampoo und -Haarpflegepackung]

Preiselbeer-Karamel-Shampoo und Preiselbeer-Karamel-Conditioner. Mmmmm. :-D

Jetzt riechen meine Haare gut...

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Ich fühl mich so alt (5)
Themen: Älterwerden
Gestern habe ich den Lebenslauf eines Menschen korrekturgelesen, der gerade seinen Bachelor gemacht hat. Der Mann ist ungefähr um die Zeit geboren, zu der ich das Abitur gemacht habe.

Und jetzt bewirbt der sich also zum ersten Mal irgendwo auf englisch (deshalb landete die „bitte korrekturlesen?“-Anfrage auch bei mir und nicht sonstwo) und ich kann mich kaum noch an das letzte Mal erinnern, daß ich mich irgendwo auf deutsch beworben habe.

Und ich habe ein graues Nasenhaar gefunden! An die vereinzelten grauen Haare auf dem Kopf habe ich mich ja schon vor Jahren gewöhnt, aber jetzt auch noch im Kopf? ;-(

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Samstag, 12. März 2011
Kleine Freuden des Alltags
Themen: Haushalt, Wellness

[Bild: gestapelte Teekartons]

Das ist ein Teil meiner Teesammlung. Da meine Wohnung bekanntermaßen klein ist und die Küche natürlich noch kleiner, stapele ich die Teekartons an der Wand, wo auch die Handtücher hängen... wie man oben auf dem Bild sehen kann. ;-)

Links von oben nach unten: Früchtetee aus roten Beeren, Grüntee mit Pfefferminze, Grüntee mit Zitrone (große Packung), Früchtetee-Mischung, äh, und das ganz unten ist, glaube ich, irgendein Kräutertee der Marke Yogi Tea. (Diese Marke kann ich übrigens Abenteuerlustigen empfehlen; da gibt es neben ganz normalen Kräuter- und Gesundheitstees auch so nette Sachen wie Chilitee, Lakritztee oder Schokotee.)

Rechts von oben nach unten: Grüntee mit Ingwer und Zimt und irgendwelchen exotischen Gewürzen, Grüntee mit Orange, Grüntee mit Apfel, Grüntee mit Vanille, Grüntee mit Preiselbeeren oder wie die Dinger heißen.

Den Grüntee mit Ingwer und Zimt (usw.) habe ich erst heute morgen gekauft; vorher hatte ich diese Sorte noch nie in einem Geschäft gesehen, aber heute stand sie auf einmal im Supermarktregal. Lecker. :-) Und natürlich trinke ich den Tee aus der Schneckentasse.

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Freitag, 11. März 2011
Anonym unterwegs...
Themen: Computer, Sicherheit
Ich wollte als Überschrift ja eigentlich „Where in the World is Julia Sandiego?“ nehmen, aber dann ist mir eingefallen, daß dieser dezente Hinweis auf amerikanische Popkultur an den meisten deutschsprachigen Lesern wohl unerkannt vorübergeht. Naja, egal.

Eben hat mir GMail recht deutlich vor Augen geführt, wie gut mein lieber anonymisierender Proxy TOR funktioniert.

Ich schaute in meine E-Mail und bekam als allererstes eine Warnung angezeigt, richtig dramatisch in rot: Auf meinen Account hätte es verdächtige Zugriffe gegeben.

Oweia, dachte ich, und klickte auf „Mehr Informationen anzeigen“.

Daraufhin bekam ich unter anderem das hier:

[Bild: GMail-Log meiner Account-Zugriffe über einen anonymisienden Proxy]

(Quelle: GMail)

Die Uhrzeiten sind konsistent mit meinen Surfgewohnheiten.

Aber schaut euch mal die Länder an. :-) TOR wechselt von sich aus in gewissen Abständen die Route, über die er mich ins Netz bringt. So ist es natürlich nur logisch, daß ich bei jedem neuen Zugriff auf dieselbe Seite aus einer anderen Richtung zu kommen scheine. Daß die Zugriffe überhaupt alle von mir kamen, kann nur daraus geschlossen werden, daß sie jeweils mit derselben Benutzerkennung erfolgen. (Seiten, bei denen ich mich gar nicht einlogge bzw. keine Benutzerkennung habe, wissen natürlich nicht mal das. Allerdings kann man sich da nicht in allen Fällen drauf verlassen; beispielsweise bin ich anscheinend so ziemlich der einzige Mensch, der (1) fast ständig mit TOR surft und (2) ab und zu mal auf der Homepage einer Freundin von mir vorbeischaut. Jedesmal, wenn die in ihren Logs einen dedizierten TOR-„Ausgang“ sieht, schickt sie mir eine Mail: warst du das? Und meistens war ich’s dann auch. – TOR-Server haben nämlich oft einen sprechenden Namen, z. B. torserver1234 oder etwas kreativer petras-tor-zur-welt. Allerdings nicht immer... Meiner beispielsweise heißt bluerose, und das wäre auch der Name, der in Logs auftauchen würde, wenn ich den von mir betriebenen TOR-Knoten als „Ausgang“ konfiguriert hätte.)

Zu dem Zeitpunkt, als ich die obigen Informationen von GMail abrief und aus deren Sicht aus Österreich kam und die IP-Adresse 84.114.175.62 hatte, befand ich mich übrigens immer noch in Finnland und hatte von meinem Provider gerade die IP-Adresse 85.76.137.36 zugeteilt bekommen.

Jetzt bleibt nur noch die Frage, warum GMail erst jetzt, nach bald einem Jahr TOR-Benutzung meinerseits, auf die Idee kommt, hier wäre irgendwas seltsam...

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Montag, 7. März 2011
Meerschweinchen-Erinnerungen
Themen: Meerschweinchen
Gestern hat Milla in ihrem Comic-Blog von ihrer neuen Mitbewohnerin, dem Meerschweinchen Alma, erzählt.

Der Comic ist zwar auf finnisch, aber ich erzähle mal, was drinsteht, damit ihr keine unnötigen Hemmungen habt, ihn euch anzusehen... die Bilder sind nämlich echt goldig und sehr treffend. :-)

Auf dem großen Bild oben wird Alma vorgestellt. Der Kommentar in der Sprechblase macht sich über die Körperform des Meerschweinchens lustig; pötkylä ist ein Slangausdruck für einen kurzen und runden Gegenstand. „Haha! Was für ein tolles pötkylä!“ (Der erste Kommentar unten bestätigt das. „Ja, Meerschweinchen sind echt tolle pötkyläs.“ Dem kann ich mich nur anschließen; Meerschweinchen sind toll, und ihre typische Körperform läßt sich auch nicht bestreiten.)

Dann erzählt Milla, daß Alma Freunden gehört und zur Zeit bei ihr in Pflege ist. Was für Milla eine spannende Angelegenheit ist, weil sie vorher noch nie ein Meerschweinchen hatte. Die weiteren vier Bilder zeigen etwas, was Meerschweinchen-Fans vertraut sein sollte:

Bild oben links: „Was? Was hast du gesagt?“ (Alma macht das Geräusch, das ein zufriedenes Meerschweinchen macht. Das hört sich ein bißchen wie Gurren an. Der deutsche Ausdruck ist „murmeln“.)

Bild oben rechts: „Nee, echt? Ist ja interessant!“ (Alma murmelt weiter.)

Bild unten links: „Jetzt erzähle ich dir auch ein Geheimnis...“ (Milla ahmt Meerschweinchenlaute nach.)

Bild unten rechts: (Alma antwortet.)

Beachtet auch den Gesichtsausdruck des Meerschweinchens auf dem letzten Bild. ;-) Dieses Meerschweinchen fühlt sich geborgen!

Ja, es ist schön, wenn man mit seinem Meerschweinchen redet und es antwortet... :-D Meerschweinchen sind sehr gesprächige Tiere, vor allem, wenn sie sich wohlfühlen.

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Als ich klein war, hatten wir auch Meerschweinchen. Zuerst eins namens Dagobert, das wir von dem Kindergarten übernommen hatten, in den ich damals ging – keine Ahnung, warum sie das abgeben wollten (mußten?), aber auf jeden Fall hat es dann bei uns gewohnt. Und wir haben uns daran gewöhnt, mit einem Meerschweinchen zusammenzuleben. Ich kann mich allerdings kaum an Dagobert erinnern, denn ich war damals erst vier Jahre alt...

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Als dieses Meerschweinchen gestorben war, besorgten wir uns schnell ein neues: Dagobert II, das Super-Meerschweinchen. (Rückblickend frage ich mich, wie es passieren konnte, daß wir bei der Namenswahl dermaßen wenig Phantasie zeigten... aber egal.)

Dago war ja eigentlich eine Meerschweinchen-Dame. Eine Meersau, sozusagen. Das haben wir allerdings erst herausgefunden, als der Name schon feststand.

Dago war zwar „nur“ ein ganz gewöhnliches mehrfarbiges Kurzhaar-Meerschweinchen (weißer Streifen auf der Nase, schwarzbraune Bäckchen und der restliche Körper weiß-braun-schwarz geringelt), aber sie war dennoch ein ganz besonderes Meerschweinchen. Sie wurde stolze neun Jahre alt und betrachtete unsere Familie sozusagen als ihre Herde. Damals arbeitete meine Mutter halbtags zu Hause, und ihr Schreibtisch stand, wie auch das Meerschweinchen-Ställchen, im Wohnzimmer. So war Dago tagsüber fast nie allein; vormittags saß meine Mutter am Schreibtisch, nachmittags saß sie oft auf dem Sofa und las oder strickte, und ich saß nachmittags, wenn ich sonst nichts vorhatte, ebenfalls gerne im Wohnzimmer. Und abends (und natürlich feiertags und am Wochenende) war auch mein Vater oft im Wohnzimmer zu finden.

Meerschweinchen sind ja Herdentiere, deshalb sollte man sie ja eigentlich immer zu mehreren halten, aber Dago betrachtete, wie gesagt, uns als ihre Herde. Sie „redete“ gern mit uns; sobald sich mehrere Menschen im Zimmer befanden und irgendjemand etwas sagte, mußte auch Dago ihren Senf dazugeben und begann (je nach Stimmung) zu quieken oder zu murmeln. (Wer wissen will, wie sich das anhört, möge sich die folgenden beiden Dateien bei Wikimedia anhören: freudig erregtes Meerschweinchen, zufriedenes Meerschweinchen.) Dieses Murmeln war auch Dagos übliche Reaktion auf Musik; wir sagten immer: sie singt mit. ;-)

(Dieses zufriedene Murmeln ist wohl auch das Geräusch, das Milla in ihrem Comic mit „kurr“ wiedergibt.)

So ein Meerschweinchen will ja nicht sein ganzes Leben im Ställchen verbringen, egal, wie komfortabel man ihm das einrichtet. Also durfte Dago natürlich ab und zu auch im Wohnzimmer frei herumlaufen. (Dann mußten wir immer aufpassen, wenn wir die Tür öffneten, daß das Meerschweinchen in sicherer Entfernung war; da ging’s nämlich direkt ins Treppenhaus, und die Kombination aus einem neugierigen Meerschweinchen und einer nach unten führenden Treppe war uns nicht ganz geheuer.) Allerdings sitzen Meerschweinchen gerne unter Sachen – da fühlen sie sich sicher und geborgen. Also hielt Dago sich an solchen „Freilauftagen“ meist in Wandnähe hinter einer Gardine auf oder hockte unter dem Sofa.

Und wenn meine Mutter am Schreibtisch saß, saß Dago unterm Schreibtisch. Wenn sie da in ihrer Höhle saß, duldete sie keine Gesellschaft außer den Füßen meiner Mutter; ich habe ein paarmal versucht, zu ihr hineinzukrabbeln, und das wurde jedes Mal mit drohendem Zähneklappern quittiert. (Ja, Zähneklappern ist bei Meerschweinchen ein Drohgeräusch: „hör mal, was ich für scharfe Zähne habe, willst du die etwa auch fühlen?“ – und nicht etwa ein Angstgeräusch wie bei uns Menschen.)

Aber wenn meine Mutter aufstand, um sich beispielsweise etwas zu trinken zu holen, lief Dago ihr (murmelnd – mit diesem Geräusch zeigen Meerschweinchen nicht nur an, daß sie sich wohlfühlen, sondern sie teilen auch allen eventuell in Hörweite befindlichen anderen Meerschweinchen mit: hallo, ich befinde mich hier) hinterher. An der Wohnzimmertür drehte meine Mutter sich um, um sicherzugehen, daß ihr das Meerschweinchen nicht ins Treppenhaus folgte. Und das Meerschweinchen blieb stehen und guckte sie an. Dann fragte meine Mutter beispielsweise: „Willst du Salat?“ Und Dago bejahte diese Frage mit lautem Quieken.

(Dieses Quieken hört man als Meerschweinchenbesitzer vor allem im Zusammenhang mit Futter. Dago hatte sehr schnell gelernt, die Bezeichnungen ihrer „Lieblingsgerichte“ (Salat, Körner, Heu) zu erkennen, und reagierte auf diese Wörter immer ziemlich begeistert. Bei anderen Meerschweinchen habe ich solches Quieken als Reaktion auf andere mit Futter assoziierte Reize erlebt; wenn ein Meerschweinchen beispielsweise sein Futter oft in Tüten oder anderen Papier- oder Plastikverpackungen gebracht (bzw. aus solchen serviert) bekommt, wird es beim Rascheln von Plastikfolie oder Papier erwartungsvoll quieken.)

Dann ging meine Mutter in die Küche und brachte auf dem Rückweg ein paar Blätter Kopfsalat zurück. Oder sie ging in die Küche und erledigte dies und das und jenes und vergaß darüber das Meerschweinchen, das bei ihrer Rückkehr natürlich noch an der Tür saß und sie erwartungsvoll anguckte. Und von diesem Blick bekam sie so ein schlechtes Gewissen, daß sie sofort zurücklief und den versprochenen Salat holte. ;-)

Wie schon erwähnt, sitzen Meerschweinchen gerne unter Sachen drunter. Bei Dago und einigen anderen Meerschweinchen im Bekanntenkreis äußerte sich das unter anderem darin, daß sie mir, wenn ich sie auf dem Schoß hielt, gerne unter den Pullover krabbelten. Irgendwo gibt es noch ein Foto von mir mit einem aus dem Kragen lugenden Meerschweinchen... Dago kam hinterher immer freiwillig aus diesem Versteck hervor, aber das Meerschweinchen einer Freundin von mir fühlte sich zwischen meinem Pullover und meinem Unterhemd (merke: Meerschweinchenkrallen auf nackter Bauchhaut können ziemliche Kratzer hinterlassen!) dermaßen geborgen, daß wir es nur mit Gewalt wieder herausbekamen; ich lüftete den Pullover und meine Freundin griff schnell mit beiden Händen das Meerschweinchen und hob es weg, möglichst bevor es sich festkrallen konnte. (Wie gesagt: Meerschweinchenkrallen...)

Meerschweinchen sind auch ein gutes Beruhigungsmittel! Irgendjemand in einer Meerschweinchen-Newsgruppe hat mal gesagt: Nichts ist beruhigender als ein Meerschweinchen, das auf deinem Schoß eingeschlafen ist. Dem kann ich zustimmen; allerdings nur bis zu dem Punkt, wo man merkt, daß man eigentlich dringend auf die Toilette müßte und nun vor dem schrecklichen Problem steht, daß man dann ja das Meerschweinchen wecken muß. Oweh. ;-)

Als ich das allererste Mal allein abends zu Hause bleiben durfte, während meine Eltern ausgingen, fühlte ich mich nach einer Weile einsam. Also ging ich ins Wohnzimmer und nahm Dago auf den Arm. So saß ich dann eine Weile auf dem Sofa mit einem zufrieden murmelnden Meerschweinchen auf dem Schoß, und danach fühlte ich mich wieder besser und ging zurück ins Bett.

Meerschweinchentherapie, sozusagen.

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Oh Mann, ich könnte noch stundenlang Dago-Geschichten erzählen.

Beispielsweise darüber, wie wir in einer Zeit, in der es noch keine Transportkörbe oder -käfige für Kleintiere zu kaufen gab, mit einem kranken Meerschweinchen im Bus oder Taxi zum Tierarzt fuhren. Meine Mutter hatte eine große Korbtasche, die wir dazu mit Strickwaren (Pullover, Schals, was uns halt in die Finger kam) füllten, und dann wurde das Meerschweinchen draufgesetzt. So war es einigermaßen geschützt (und vor allem: es fühlte sich geschützt und geborgen) und konnte gleichzeitig gut transportiert werden.

Ein paarmal ist Dago auch auf diese Weise mit mir verreist. Da fuhren wir mit dem Auto – Meerschweinchenställchen und Futtervorräte im Kofferraum, Korbtasche mit Strickwaren (siehe oben) und Meerschweinchen neben mir auf dem Rücksitz – zu meinen Großeltern und dann blieben Dago und ich eine Woche dort, während meine Eltern beispielsweise zur Buchmesse nach Frankfurt oder nach Leipzig fuhren.

Oder ich könnte davon erzählen, wie Dago immer „mitsang“, wenn ich Klavier spielte. Wenn sie Freilauf hatte und hinter irgendeinem Vorhang saß, kam sie immer freundlich murmelnd hervorgelaufen, sobald ich eine Weile gespielt hatte. Und als sie ganz zum Schluß ins Koma gefallen war (wir hatten damals eine Nachbarin, die Krankenschwester war und uns zeigte, wie man bei einem Meerschweinchen den Puls fühlt, daher wußten wir, daß sie allem Anschein zum Trotz noch lebte) und auf Heu aufgebettet lag, konnte man sie immer noch ab und zu murmeln hören, wenn ich auf dem Klavier übte... <schnief>

(OK, kleine Pause. Ich muß eine Schweigeminute einlegen...)

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Einige Wochen nach Dagos Tod stand auf einmal ein Freund meiner Eltern, der im Zoo arbeitete, vor der Tür; in der einen Hand hielt er eine kleine Pappschachtel mit Luftlöchern im Deckel und in der anderen einen riesigen Sack. In dem Sack war Heu, in der Schachtel zwei kleine Meerschweinchen, gerade mal ein paar Wochen alt und somit alt genug, um auf eigene Faust zu leben bzw. ohne die Mutter klarzukommen.

Das waren Mischi und Amanda.

Für die beiden mußten wir zuallererst einmal ein größeres Ställchen besorgen – zwei Meerschweinchen, und seien sie auch noch so klein, brauchen nun mal mehr Platz als eins. Außerdem brauchten sie ein anderes Häuschen; das alte „Dago-Häuschen“ war für zwei so kleine Meerschweinchenmädchen (Meerferkel?) viel zu groß. Also bekamen sie ein Hamsterhäuschen, das sie auch gern benutzten.

Als sie zu uns kamen, waren Mischi und Amanda noch so klein, daß sie zusammen auf die Handfläche eines Erwachsenen paßten. Aber natürlich wuchsen sie, wie Kinder es nun mal zu tun pflegen. Und da sie sich, wie Meerschweinchen es nun mal zu tun pflegen, gerne unter Sachen druntersetzten, benutzten sie das Hamsterhäuschen auch dann noch mit Begeisterung, als sie schon so groß waren, daß wir uns später rückblickend fragten, wie sie es überhaupt durch den Eingang schafften. Auch das Innere des Häuschens war für zwei halb ausgewachsene Meerschweinchen einfach zu klein. Als wir einmal das Hamsterhäuschen hochhoben und darunter ein mehr oder weniger würfelförmiges pelziges Etwas zum Vorschein kam, das quiekend in zwei verschiedene Richtungen davonstob, wurde das Hamsterhäuschen ganz schnell eingemottet und die beiden bekamen das alte „Dago-Häuschen“, für das sie nun anscheinend groß genug waren. Die beiden hatten in dem Hamsterhäuschen tatsächlich fast aufeinander gesessen...

Leider hatten wir Mischi und Amanda nur recht kurz, nicht viel länger als ein Jahr. Dann wurden die Allergien meines Vaters so schlimm, daß er nicht mehr im selben Haushalt wie ein Tier mit Fell oder Federn wohnen konnte. Zum Glück fand sich im erweiterten Bekanntenkreis eine Familie, die die beiden aufnahm. Wir haben sie dort auch ein paarmal besucht.

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Ich habe ja seit dem Sommer ein Meerschweinchen namens Joep als Hintergrundbild auf dem Rechner. Der Kleine scheint sich auf dem Bild richtig wohl zu fühlen; und zu Recht, denn er hat offensichtlich einen Menschen, der sich gut um ihn kümmert und ihm ein Ställchen mit ordentlich Heu und Stroh und auch etwas Sonnenschein zur Verfügung stellt. Wenn ein Meerschweinchen so entspannt auf der Seite liegt, geht es ihm gut. :-)

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Dienstag, 1. März 2011
Fremde Federn
Themen: Politik
(Vorsicht: längerer politischer Rant. Lesen auf eigene Gefahr.)

Anläßlich der Guttenberg-Affäre habe ich mir in den letzten Tagen ein paar Gedanken zum Thema Copyright, Zitieren usw. gemacht und zu meinem Schrecken festgestellt, daß ich mir zwar schon diesbezügliche Gedanken zu meinem Blog gemacht habe, die allerdings noch nicht aufgeschrieben hatte. Das habe ich schleunigst nachgeholt; zu meiner FAQ-Liste hat sich jetzt auch ein Eintrag gesellt, in dem ich erkläre, wer unter welchen Umständen was aus diesem Blog zitieren darf. (Kurzfassung: Es darf zitiert werden, was das Zeug hält, und auch Remixen ist erlaubt, aber bitte mit Quellenangabe. Die nichtkommerzielle Nutzung meiner Texte und Bilder steht allen ohne weiteres offen; aber falls jemand meine Inhalte (Texte und/oder Bilder) irgendwie kommerziell verwenden will, braucht er dazu meine Erlaubnis.)

An dieser Stelle stellt ihr euch jetzt bitte eine längere Lobeshymne auf das Konzept „Creative Commons“ und die dazugehörige Organisation vor. Ich bin zu faul, die selber zu schreiben. ;-)

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Der plagiierende Freiherr (öhm, ich dachte, der Adel sei abgeschafft? Oder war das nur in Österreich? <grübel> Aber ich schweife ab) ist ja heute endlich zurückgetreten. Gut so; jemand, der die Geisteswerke anderer als seine eigenen ausgibt, hat in einem Bundeskabinett nichts zu suchen.

Oder Moment mal... Meiner Meinung hat so jemand ja nicht einmal in einem Stadtrat oder in einem anderen noch so geringfügigen öffentlichen Amt etwas zu suchen. Aber vor allem gehört er nicht in das Kabinett einer Kanzlerin, die selber promovierte Wissenschaftlerin ist! Ganz egal, wie man zur CDU/CSU stehen mag.

(Kleine Abschweifung: Ich habe vor einigen Jahren mal ein Interview mit Frau Merkel gesehen, das sich ausnahmsweise mal nicht um Politik drehte, sondern um Physik, das Fach, das sie dunnemals studiert hat. Da konnte man richtig merken, wie sehr ihr die Wissenschaft am Herzen liegt! Wie so jemand in seinem Kabinett so lange jemanden dulden konnte, der sich seinen Doktortitel erschwindelt hat, ist mir wirklich ein Rätsel.)

Vor einigen Tagen gab es zu diesem Thema bei Alternativlos eine sehr interessante Diskussion zwischen Fefe, Frank Rieger und Constanze Kurz. Anscheinend kommt es im Uni-Bereich gar nicht so selten vor, daß jemand ein Plagiat als seine eigene Arbeit auszugeben versucht – das fängt schon bei Proseminararbeiten an. Constanze erzählte von einem besonders drastischen Fall, in dem einer ihrer Studenten ihr ein Paper, das sie selber geschrieben hatte, als seine eigene Arbeit anzudrehen versuchte...

(Und während der ganzen knapp anderthalb Stunden, die dieser Podcast dauerte, dachte ich mir: Hmm, automatische oder halbautomatische Erkennung von Plagiaten... das ist eigentlich ein prima Anwendungsbereich für die Computerlinguistik. Fürwahr, ein Fach mit Zukunft. Ich habe das Richtige studiert. – Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, Texte von bereits vorhandenen und neu eingereichten Publikationen, Abschlußarbeiten usw. automatisch zu vergleichen; man könnte beispielsweise auch Software entwickeln, die die typischen Stilbrüche, Terminologiebrüche und dergleichen aufspürt, die in Plagiaten so gerne auftreten.)

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Ich selber habe mein Studium ja seinerzeit abgebrochen, aber immerhin habe ich etliche Seminar- und Proseminararbeiten verfaßt. Ja, ganz alleine. Und alle Zitate und sonstigen „fremden Federn“, mit denen ich mich selber hätte schmücken können, ordnungsgemäß markiert.

(Bei einigen dieser Arbeiten wäre es auch schwierig gewesen, die teilweise oder gar ganz von jemand anderem zu übernehmen; schließlich habe ich mir mit Vorliebe solche Themen wie „Parallelen zum römischen ‚sanctus‘-‚sacer‘-Gegensatz in der finnischen heidnischen Überlieferung“. Ich glaube nicht, daß es sonderlich viele Arbeiten zum gleichen Thema gibt, die ich hätte abschreiben können... Zu meiner Verteidigung muß ich allerdings sagen, daß dieses bestimmte Paper eigentlich die Idee des Dozenten (seines Zeichens Religionswissenschaftler), also nicht meine Schuld, war: „Was, du bist Sprachwissenschaftlerin im Hauptfach? Und du hast das Große Latinum? Super! Willst du was über Terminologie schreiben?“ Bei anderen Arbeiten war das Thema solcherart, daß man gar nichts von anderen abschreiben konnte, weil es sozusagen automatisch individuell war; beispielsweise bekam in einem Seminar zum Thema „Maschinelle Übersetzung“ jeder dasselbe Thema für seine Seminararbeit, nämlich „Füttere dem auf den Institutsrechnern installierten Übersetzungsprogramm einen Sachtext deiner Wahl und analysiere die Fehler, die die Übersetzung enthält“. Wenn man da einen Test-Text verwendet hätte, den schon jemand anderes verwendet hatte, wäre das zu leicht aufgefallen... Und außerdem war dieses bestimmte Programm unglaublich fehlerhaft, und es machte viel zuviel Spaß, da alle möglichen Texte einzugeben und Wetten darauf abzuschließen, welche kreativen Übersetzungsfehler es diesmal machen würde. Da kam man gar nicht erst auf die Idee, eigene Forschungsarbeit zu vermeiden... Hach, wenn doch alle Lehrveranstaltungen so unterhaltsam wären...)

In der Alternativlos-Diskussion erwähnte Constanze unter anderem, daß viele Studenten heutzutage gar keine Ahnung mehr haben, wie man eine wissenschaftliche Arbeit verfaßt und wie man richtig zitiert. Beziehungsweise: Früher hat man das wohl auch nicht unbedingt an jeder Schule gelernt; aber es ist halt etwas, was man eigentlich irgendwann während der ersten Semester lernen sollte (und wozu auch an vielen Unis speziell Kurse angeboten werden), was aber leider immer mehr Studenten auch in fortgeschrittenen Semestern nicht hinzukriegen scheinen.

Wie schade.

Ich habe ja das große Glück, von Buchhändlern abzustammen. Mein Vater hatte – äh – ich glaube, immerhin ein Vordiplom (ursprünglich hatte er Chemie studieren wollen, hat sich dann aber mitten im Studium umentschieden und fing eine Buchhändlerausbildung an) und meine Mutter hat überhaupt nicht studiert, aber die beiden haben es doch immerhin geschafft, mir sogar schon während meiner Schulzeit (Mittelstufe, glaube ich) beizubringen, wie man wissenschaftlich recherchiert und schreibt und natürlich auch, wie man richtig zitiert (oder ganz allgemein: wie man Quellen verwendet).

Daher wunderte es mich zuerst, zu hören, daß das nicht alle Leute können, bloß weil sie zufällig Abitur haben. Mir ist das alles so selbstverständlich... Aber natürlich fiel mir sehr bald ein, daß nicht alle Leute von Buchhändlern abstammen. Das erklärt vieles. ;-)

Aber ich verstehe immer noch nicht, wie es sein kann, daß Leute es bis ins Hauptstudium schaffen, ohne in der Lage zu sein, Fußnoten richtig zu verwenden (oder überhaupt einzusehen, wozu Fußnoten da sind) oder selbständig mehrere Sätze hintereinander so zu formulieren, daß man sich tatsächlich traut, die auch aufzuschreiben...

Ein häufiger Grund, warum Studenten anderer Leute Arbeiten plagiieren, ist natürlich, daß sie sich (akut, also z. B. wegen eines gerade anstehenden Problems im privaten Bereich, oder chronisch, also durch den ganzen Studienbetrieb) überfordert fühlen und daher nicht die Energie zum selbständigen Recherchieren und/oder Formulieren haben. Dafür habe ich sogar so etwas Ähnliches wie Verständnis. (Zumindest für die Fälle mit akuten Krisen. Bei chronischen Problemen mit dem Studienbetrieb sollte man sich doch irgendwann fragen, ob man wirklich das richtige Fach gewählt hat oder ob man womöglich besser für einen anderen Hochschultyp (z. B. Fachhochschule statt Uni) oder einen anderen Ausbildungstyp geeignet wäre.)

Ein anderer Grund ist, daß sie es sich nicht zutrauen, eine halbwegs akzeptable Arbeit selber zu verfassen. („Die anderen schreiben alle soooo schön und meine Formulierungen sind immer total hanebüchen!“) Das kann ich zwar nachfühlen, aber so hart es klingt: Zum Erwachsenwerden gehört auch, daß man sich auch mal traut, Fehler zu machen bzw. „suboptimale“ Arbeiten abzuliefern. Und einzusehen, daß man bei seinen eigenen Werken oft viel kritischer ist als mit denen anderer und daß der Dozent solche „hanebüchenen“ Formulierungen vielleicht als gar nicht so schlecht erkennt.

Und dann gibt es noch die, denen es überhaupt nicht klar ist, daß eine Seminararbeit (oder auch eine Diplom-, Magister- oder Doktorarbeit) eigentlich dazu da ist, daß man mal zeigen kann, wie toll man selber forschen oder recherchieren kann, und daß die Arbeiten, die andere vor einem verfaßt haben, aus deren (mehr oder weniger) harter Forschungs- und Recherchearbeit entstanden sind.

Das sind diejenigen, für die mir jegliches Verständnis fehlt.

Das liegt unter anderem wieder an meinen Buchhändler-Eltern, aber auch an meiner Persönlichkeit.

Ich habe einen Mordsrespekt vor den Ergebnissen der geistigen Arbeit anderer.

Das ist das, was zumindest teilweise von meinen Eltern bzw. deren Berufsumfeld kommt. Buchhändler und auch Verlage leben ja im Prinzip vom Respekt vor den Ergebnissen der geistigen Arbeit anderer. (Zumindest würden sie in einer idealen Welt; aber das ist eine andere Geschichte und sollte ein anderes Mal erzählt werden, wie Michael Ende so schön schrieb.) (Seht ihr? Quellenangabe.)

Außerdem habe ich für Lügen jeglicher Art, zumindest für das, was über kleine Notlügen hinausgeht, extrem wenig Toleranz.

Das ist das, was an meiner Persönlichkeit liegt, bzw. genauer: Es ist einer meiner autistischen Züge. Das absichtliche Verbreiten von Unwahrheiten und damit auch solche Sachen wie Meineid (bei einer Studienabschlußarbeit oder gar Promotion muß man ja normalerweise schriftlich versichern, daß man die Arbeit selber angefertigt und alle Quellen ordnungsgemäß angegeben hat) liegt in meinem persönlichen Wertesystem nicht allzu weit von vorsätzlicher Mord entfernt. Ganz im Ernst; das eine ist mir ebenso unvorstellbar wie das andere. Das bewußte Lügen ist für mich eine starke körperliche (!) Anstrengung...

Gut für die Leute in meiner Umgebung ist, daß sie ohne weiteres davon ausgehen können, daß sie von mir nicht angelogen werden. Schlecht für sie ist, daß ich sie, wenn ich sie beim vorsätzlichen Lügen (wie gesagt: wenn es keine relativ kleine Notlüge ist) erwische, auf längere Zeit verachten werde und es in solchen Fällen ziemlich schwierig ist, mein Vertrauen wiederzugewinnen.

(Ähm... also wenn ich den Herrn Guttenberg nicht schon vorher für einen gelverschmierten Lackaffen gehalten hätte und nicht sowieso schon gewohnheitsmäßig bei Politikern (mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen) davon ausgehen würde, daß sie lügen, sobald sie den Mund aufmachen... ähm... naja gut.)

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Dazu muß ich noch anmerken, daß mein oben erwähnter Mordsrespekt ausdrücklich der Leistung der jeweiligen Urheber gilt und nicht so sehr dem sogenannten „geistigen Eigentum“. Beziehungsweise: dem, was gewisse Verlage und Verwertungsgesellschaften (ihr wißt, wer ihr seid) daraus gemacht haben. :-P

Ich habe nicht die geringsten Hemmungen, Auszüge aus einem Buch zu fotokopieren. (Beim Abtippen sind die Hemmungen nur deshalb spürbar größer, weil das ja Arbeit ist. Anstrengend. Igittigitt.) Und ich habe auch nicht die geringsten Hemmungen, für meine Freunde meine Lieblings-Platten zu kopieren und Mixed Tapes anzufertigen – bzw. heutzutage eher: von meinen Lieblings-CDs für meine Freunde Mixed CDs zu brennen.

Allerdings ist das wirklich nur für meine Freunde und nicht für „meine 5000 engsten Freunde im Peer-to-Peer-Netzwerk“. ;-)

Aber ich würde niemals etwas kopieren oder (bewußt) zitieren, ohne die Quelle anzugeben. Und schon gar nicht etwas, was jemand anderes geschrieben/gedichtet/gemalt/... hat, als mein eigenes Werk ausgeben.

Wozu denn auch? Wie soll ich denn meinen Freunden meine Lieblings-Schriftsteller, -Wissenschaftler, -Musiker usw. empfehlen, wenn ich nicht bereit bin, deren Namen zu nennen?

(Rätsel über Rätsel. Ich glaube, ich sollte diesen ganzen Themenbereich unter „Menschen sind ganz schön seltsam“ ablegen.)

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Montag, 28. Februar 2011
Die „Winterseele“ Finnlands
Themen: Finnland
Ich habe gerade bei thisisFinland eine wunderschöne Fotoserie über den Winter in Finnland (speziell: Helsinki und Südküste) entdeckt. Viel Spaß beim Angucken.

Scrollt nach unten und klickt auf eins der kleinen Fotos, um die Slideshow zu starten. Die „Weiter“- und „Zurück“-Buttons erscheinen, wenn man mit der Maus ein bißchen in der oberen rechten bzw. linken Ecke des gerade angezeigten Bildes herumsucht. <motz> <mecker> Die Usability könnte also gerne etwas besser sein, aber <beruhig> die Bilder sind echt schön!

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Ein paar Gedanken zur Benutzerfreundlichkeit...
Themen: Usability
Ich war gerade bei meiner Online-Bank, um die Miete für März zu überweisen.

Für deren normale Online-Banking-Seiten braucht man Java. Also habe ich mir auf meinem Online-System irgendwann mal Java installiert, damit ich auch vom heimischen Sofa aus Geld durch die Welt schicken kann.

Leider kam der Server irgendwann im letzten Herbst auf die Idee, das auf meinem Rechner installierte Java wäre gar keins. Oder würde nicht funktionieren. Oder könnte nicht gefunden werden. Oder was diesen Dingern halt so einfällt. Auf jeden Fall konnte ich mich aus rätselhaften Gründen nicht mehr einloggen, weil an der Stelle, wo irgendein Java-Applet geladen werden sollte, dieses eben nicht geladen wurde und leider auch keine Fehlermeldung kam, sondern es wurde behauptet: „Java wird geladen. Bitte warten.“

Die üblichen Reparaturmethoden (Browser neu starten, Rechner neu starten, Java neu installieren, eine andere Java-Version installieren, einen anderen Browser benutzen) brachten auch nichts. Meine verzweifelten Griffe nach Strohhalmen (unterschiedliche Proxys benutzen, Cookies anschalten, Cookies abschalten usw.) auch nicht.

Grummel. :-P

Aber glücklicherweise sind die Finnen ja ganz große Fans von mobilen Endgeräten. Deshalb hat die Bank auch eine spezielle Version der Online-Banking-Seiten für Mobiltelefone, die im Vergleich zu den normalen ein extrem abgespecktes Layout haben und – juhu! – auch ohne Java funktionieren.

Als ich das vor ein paar Monaten entdeckte (leider ist der Link auf der Homepage der Bank nicht so schön deutlich plaziert wie der zu den normalen, javabehafteten, Online-Banking-Seiten), habe ich zuallererst Java deinstalliert. Denn das hatte ich bis dahin nur zum Online-Banking gebraucht, und es nahm auf meinem Online-System (das sich, wie ich vor längerer Zeit schon mal erwähnt habe, auf einem USB-Stick befindet und daher nicht ganz soviel freien Platz für überflüssige Software bietet wie eine normale Festplatte) ziemlich viel Platz weg.

Irgendwann sollte ich der Bank vielleicht mal einen Brief schreiben, um ihr erstens dafür zu danken, daß sie gewisse Bemühungen in punkto Barrierefreiheit unternommen hat, und sie zweitens zu bitten, den Link zum häßlichen abgespeckten barrierefreien Interface doch bitte etwas stärker hervorzuheben, damit er auch von anderen Leuten, die sozusagen in einer Barriere hängengeblieben sind, gefunden werden kann...

Allerdings stellt sich mir jetzt natürlich die Frage, warum zum Geier das normale Interface denn Java überhaupt braucht. Schließlich bietet das Mobil-Interface genau dieselbe Funktionalität, nur in weniger buntem und „hübschem“ (naja, Geschmackssache) Design... Und ich weiß ja aus eigener Erfahrung, daß man hübsche Farben und Formen ganz leicht mit ganz gewöhnlichen Stylesheets hinkriegt, also eigentlich keine Programmiersprachen (Java oder was auch immer) braucht. Lustige Animationen oder andere Sachen, für die man womöglich eine Programmiersprache wie Java benötigen könnte, gibt es bei dieser Bank auch nicht... Also: Wie sind die überhaupt erst auf die Idee gekommen, da Java einzubauen? <rätsel>

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Robin hat in einem seiner Blogs (ja, der Mann hat außer diesem Technikblog auch noch ein privates) schon vor längerem eine anscheinend recht frustrierende Erfahrung mit einem E-Book-Lesegerät beschrieben (auf englisch). Tja, genau solche Sachen gehören zu den Gründen, warum ich Leseratte und Technikfreak bisher noch kein solches Gerät habe. (Weitere Gründe sind beispielsweise „richtige Bücher aus Papier kriegen keinen Kurzschluß, wenn ich in der Badewanne lese und versehentlich das Buch fallenlasse“ und „richtige Bücher aus Papier funktionieren auch bei Stromausfall und leerem Akku“. Als Kinästhetikerin und „Nasentier“ genieße ich natürlich auch die sinnlichen Erfahrungen, die mit dem Lesen eines solchen richtigen Buches aus Papier verbunden sind. Walter Moers hat die in einem seiner Romane sehr gut beschrieben... Aber ich schweife ab.) Dieser Artikel ist einer aus einer ziemlich großen Sammlung von Sachen, die ich im Lauf der Monate online entdeckt habe und über die ich uuuuuunbedingt noch bloggen wollte... Hat etwas länger gedauert. Sorry.

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Ich hatte neulich ebenfalls eine frustrierende Erfahrung in punkto Benutzerfreundlichkeit, allerdings in der Offline-Welt.

Eins der Medikamente, die ich zur Zeit nehme, gibt es in verschiedenen Dosierungen: Tabletten à 20 mg, Tabletten à 40 mg usw. (OK, diese beiden sind die einzigen, mit denen ich es bis jetzt zu tun hatte. Aber immerhin: verschiedene Dosierungen.) Die 40-mg-Tabletten wären fast schon selber einen Eintrag wert; die sind nämlich recht groß und klobig und nicht ganz leicht zu schlucken. :-P

Aber eigentlich wollte ich ja von den Verpackungen erzählen.

Die 20-mg-Tabletten kriegt man in einer runden Dose mit blauem Streifen. Die 40-mg-Tabletten kriegt man in einer etwas dünneren und dafür deutlich höheren Dose mit grünem Streifen. Soweit, so gut.

Von den 20-mg-Tabletten wurden mir zuerst nur ganz wenige verschrieben – am Anfang wußte mein Arzt ja noch nicht, wie gut ich auf den Wirkstoff anspreche und ob ich den überhaupt vertrage. Da bekam ich also in der Apotheke eine runde Dose mit blauem Streifen überreicht, in der sich ganz unten am Boden der größtenteils leeren Dose 20 Tabletten tummelten. Und durfte in den ersten zwei Wochen gar keine ganzen einnehmen, sondern nur jeden Tag eine halbe.

Als die alle waren und mein Gesundheitszustand sich eher verbessert als verschlechtert hatte, bekam ich eine größere Menge verschrieben. Da bekam ich dann in der Apotheke zu meiner Verwunderung eine identische Dose überreicht; gleiche Form, gleiche Färbung, nur daß an der Stelle, wo beim letzten Mal eher unauffällig „20 Tabletten“ gestanden hatte, diesmal ebenso unauffällig „100 Tabletten“ stand. (Diesmal war die Dose ganz voll.)

Als ich die Apothekerin darauf ansprach, daß das ja ein ziemlich gutes Rezept zu peinlichen Verwechslungen ist, guckte sie die Dose noch einmal von allen Seiten an und meinte dann, ja, das stimmt. Leider kann sie auch nichts daran ändern. Aber ich hege die leise Hoffnung, daß es noch ein paar mehr Apothekern und/oder Kunden auffällt und der Hersteller irgendwann anfängt, die verschiedenen Packungsvarianten besser zu kennzeichnen. Immerhin haben sie es ja geschafft, die Packungen mit unterschiedlichen Dosierungen in unterschiedlichen Farben und Formen zu gestalten... Wie schwer kann es sein, das Design so umzubauen, daß da z. B. eine große „20“ oder „100“ oder sowas draufgedruckt wird? Nur für den Fall, daß sowas mal nicht Leuten wie mir, sondern kurzsichtigen kleinen Großmütterchen verschrieben wird? Ich sehe ja ein, daß es einfacher und billiger ist, weniger verschiedene Dosenformen (dafür in größeren Stückzahlen) herzustellen bzw. einzukaufen; aber wenn man die schon unterschiedlich bedrucken muß, kann es doch nicht so furchtbar schwierig sein, sie auch deutlich unterscheidbar zu bedrucken?

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Donnerstag, 24. Februar 2011
Schnecken-Terminologie
Themen: Schnecken, Sprachen
Vor ein paar Tagen fiel mir auf der Suche nach dem finnischen Wort für „Nacktschnecke“ auf, daß diese Tiere im Deutschen ja eigentlich ganz arm dran sind. Denn so eine Nacktschnecke ist ja nicht nur nackt, sondern hat außerdem kein Haus, ist also obdachlos. Und kriegt bestimmt nicht einmal Sozialhilfe!

Das arme Tierchen.

Auf der Suche nach dem finnischen Wort habe ich schließlich am Ende herausgefunden, daß man im Alltag zwar das Wort etana (das ich in der Bedeutung „Schnecke“ gelernt habe) sowohl für „behauste“ als auch für hauslose Schnecken verwendet (man kann dann noch zur Verdeutlichung „mit Haus“ oder „ohne Haus“ dazusagen), daß dieses Wort aber strenggenommen nur die Nacktschnecke bezeichnet. Für die „Hausschnecke“ scheint es keinen eigenen Begriff zu geben. Der Oberbegriff für Schnecken mit und ohne Haus ist in der Alltagssprache, wie gesagt, etana, für den Wissenschaftler aber kotelo.

Wieder was gelernt. Ich hatte immer gedacht, kotelo hieße „Weichtier“ oder sowas in der Art.

Außerdem habe ich herausgefunden, daß das russische Wort улиточка, das ich mir vor Jahren aus dem russischen Wort улитка, „Schnecke“, selber gebastelt hatte, um meinen Nick „schnecki“ zu übersetzen, tatsächlich das sozusagen legitime russische Wort für eine kleine und/oder niedliche Schnecke ist. Es gibt sogar einen Spielwaren-Versandhandel in St. Petersburg, der so heißt. Hefeschnecken nennt der Russe ebenfalls so. Und hier ist ein ganzes Fotoalbum mit handgenähten Stoffschnecken in allen Größen, Formen und Farben. (Wenn ihr wie ich nicht von jeder hergelaufenen Site Cookies akzeptiert, kriegt ihr bei dem Fotoalbum ein Popup, das euch auf russisch darüber informiert, daß ihr anscheinend keine Cookies akzeptiert. Das könnt ihr einfach wegklicken.)

Wunderbar; hübsche Schneckchen allüberall... :-)

Hier sind noch ein paar recht, äh, psychedelische: nämlich diese Nudibranchien, also in Korallenriffen lebende sogenannte „Nacktkiemer“, eine Schneckenart, die als rebellische Teenager nach dem Larvenstadium ihr Haus abwerfen und von da an nackt (und, wie man sehen kann, bunt!) durch die Welt schwimmen.

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