Mittwoch, 25. Februar 2009
Systemverwalter-Lektionen
Themen: Computer
Gerade durch einen Link im Heise-Forum entdeckt: Unix Admin. Horror Story Summary, version 1.0. Ist zwar von 1992, aber in weiten Teilen auch heute noch gültig und lehrreich. :-)

Unter anderem enthält die Seite (fast am Ende) eine Geschichte, wie ein etwas geistesabwesender Systemverwalter zuerst fast das gesamte System zerlegte (er hatte vergessen, daß er erstens als root eingeloggt war und sich zweitens im Root-Verzeichnis befand, als er „rm -rf *“ oder etwas Derartiges eintippte) und es dann zusammen mit ein paar Kollegen dann tatsächlich schaffte, das System wieder in Ordnung zu bringen, ohne neu booten zu müssen (das hätte die verbleibenden Reste des Systems mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch zerstört) und ohne am Ende allzu viele Daten verloren zu haben.

Als Moral (Moralen? Hat das Wort überhaupt einen Plural? Wo habe ich meinen Duden jetzt schon wieder hingelegt?) von der Geschichte wird aufgezählt:
  1. Keine Panik. Ruhe bewahren. Und vor allem nicht gleich neu booten, bloß weil man den Impuls verspürt. – Das kann ich nur bestätigen. Ich habe es letzte Woche doch glatt fertiggebracht, auf meinem Rechner den Kernel zu löschen, konnte ihn aber zum Glück relativ problemlos wiederherstellen (da zahlt es sich auf einmal aus, daß ich solche Sachen wie Installationsdateien, Sourcen usw. aus purer Faulheit so gut wie nie lösche) und war dann froh, nicht meinem ersten Impuls (oh Scheiße! Panik! Schnell das System booten, dann wird bestimmt alles wieder gut!) nicht nachgegeben hatte.
  2. Es ist erstaunlich, auf welche Weise man Unix-Kommandos bei Bedarf zweckentfremden kann. Als Beispiel wird grep als Ersatz für ein versehentlich gelöschtes cat angeführt. – Stimmt. So sehr habe ich zwar noch nichts zweckentfremdet, aber so ein bißchen... naja... irgend etwas in der Art benutzt wohl jeder, der sich Unix im Selbststudium (lies: Trial and Error, und falls etwas schiefgeht, guckt man vielleicht doch mal ins Handbuch) angeeignet hat. Oder?
  3. Es ist außerdem erstaunlich, wie weite Teile eines Unix-Systems man zerstören kann, ohne daß das System vollständig abstürzt. Wörtlich steht da: „Apart from the fact that nobody could login (/bin/login?), and most of the useful commands had gone, everything else seemed normal.“ Allerdings möchte ich wirklich nie in eine Situation geraten, wo ich ohne „most of the useful commands“ etwas Sinnvolles zustandebringen soll... selbst wenn ich, wie einer der Systemverwalter in der Geschichte, zufällig einen Emacs offen hätte und damit zumindest einen Teil der verlorenen System-Funktionalität ausgleichen könnte.
Die restlichen „Gruselgeschichten“ sind aber auch ziemlich interessant. Peinlich: etliche davon sind mir auch schon passiert oder wären mir fast passiert, wenn ich nicht im letzten Moment (mit dem Finger schon auf der Return-Taste) gemerkt hätte, was ich da für ein Kommando getippt hatte... Unter anderem ein paar Sachen, bei denen ich mich heute wundere, wie es denn sein kann, daß ich jemals dermaßen doof war: ja, auch ich habe schon mal ein versehentlich gelöschtes Binary durch eins ersetzen wollen, das auf einem völlig anderen System kompiliert worden war, und mich dann gewundert, daß es nicht lief...

Weniger peinlich: bis auf die Sache mit dem gelöschten Kernel ist mir sowas schon längere Zeit nicht passiert. Uff.

Trotzdem werde ich auch weiterhin, für alle Fälle, meine gute alte Knoppix-CD in der Laptoptasche haben...

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