Mittwoch, 8. April 2009
Unter Räubern
Themen: Was mich nervt, Schweden
Radiotjänst, mit denen ich mich schon vor einiger Zeit herumgeärgert habe, läßt nicht locker. Meine Vermieterin hat schon wieder eine Mahnung gekriegt, man solle doch endlich den Fernseher in meiner Wohnung anmelden und die ausstehenden Gebühren zahlen. (Nein, ich weiß immer noch nicht, warum die ganzen Briefe an sie gerichtet sind und nicht an mich – denn wenn ich hier einen Fernseher hätte, wäre ich es, die die Gebühren zahlen müßte. Selbst wenn der Fernseher Eigentum meiner Vermieterin wäre und ich ihn zusammen mit der Wohnung gemietet hätte.)

Jetzt habe ich denen mal eine böse Mail geschrieben. Erstens: Ich habe keinen Fernseher (und auch kein anderes Gerät, das unter die gesetzlich festgelegte Definition von „Empfänger“ fallen könnte), bitte hört endlich auf, immer neue Rechnungen zu schicken. Zweitens: Der Mensch, der angeblich durch das Fenster bei mir einen Fernseher gesehen hat, müßte dazu erstens auf ein Privatgrundstück eingedrungen sein und zweitens technische Hilfsmittel (Leiter, Periskop) benutzt haben, um durch das Fenster irgend etwas gesehen haben zu können (beziehungsweise: etwas anderes als die Zimmerdecke sowie die Blumenstöcke auf dem Fensterbrett); und zweieinhalbtens sollte auch mit Leiter und Periskop niemand einen Laptop mit einem Fernseher verwechseln können. Was die Schlußfolgerung nahelegt, daß dieser Mensch entweder grenzenlos bescheuert ist oder schlicht und einfach lügt (OK, ich hab’s in der Mail ein bißchen diplomatischer formuliert).

Zum Schluß habe ich sie noch darauf hingewiesen, daß derartiges Verhalten ein schlechtes Licht auf die gesamte schwedische Verwaltung wirft (da sie sich auf ihrer Website vollmundig als „a part of Swedish public service“ bezeichnen).

Mal sehen, wie (bzw. ob) sie reagieren... Auf jeden Fall weiß ich jetzt, warum diese Organisation im Volksmund auch „Rånartjänst“ („Räuberdienst“) genannt wird...

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Donnerstag, 26. Februar 2009
Was mich nervt (4)
Themen: Was mich nervt, Schweden
Eigentlich wollte ich heute ja über einen interessanten Film bloggen, den ich gestern abend gesehen habe, aber das kann warten.

Was mich ganz aktuell nervt: Radiotjänst, das schwedische Äquivalent zur guten alten GEZ.

Vor ungefähr einer Woche erwähnte meine hiesige Vermieterin zufällig (ich hatte sie eigentlich wegen einer ganz anderen Sache angerufen, und wo sie mich schon mal am Telefon hatte...), daß sie eine Rechnung von Radiotjänst bekommen hatte. Da sie sich nicht daran erinnern konnte, in der letzten Zeit einen neuen Fernseher angemeldet zu haben oder so, fragte sie mich, ob ich vielleicht einen angemeldet hätte und die Rechnung versehentlich nicht an den Bewohner, sondern an den Besitzer der Wohnung gegangen war.

Hatte ich aber nicht. Ich habe zwar einen Fernseher, aber der steht in Finnland (und ist dort auch ordentlich gemeldet; nebenbei bemerkt: in Finnland zahle ich gerne Rundfunkgebühren, weil die damit finanzierten öffentlich-rechtlichen Kanäle tatsächlich vollkommen werbefrei sind).

Gerade hat sie mich wieder angerufen: Inzwischen hat sie mit Radiotjänst telefoniert und erfahren, daß ein Kontrolleur von denen der Meinung war, mich durch ein Fenster meiner Wohnung (!) beim Fernsehen (!) beobachtet zu haben (!).

Also, erstens wohne ich zwar nominell im Erdgeschoß. Man muß aber von der Haustür (= Straßenniveau) aus sechs oder sieben Stufen nach oben steigen, um zur Wohnungstür zu gelangen; ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Kontrolleur von draußen aus etwas anderes als die Zimmerdecke gesehen haben will. Es sei denn, er war entweder sehr groß oder hat ein Periskop benutzt. Wenn ich im Wohnzimmer sitze, kann ich ohne aufzustehen auch nicht sehen, ob jemand draußen vorbeigeht o. ä.

Mal ganz abgesehen davon, daß keins der Fenster in der Wohnung von einer öffentlichen Straße aus einzusehen ist (außer vielleicht mit einem Fernglas); er hat sich also auf ein privates Grundstück begeben, um bei mir durchs Fenster zu gucken.

Zweitens scheint der Kontrolleur nicht besonders helle gewesen zu sein. Sonst hätte er nämlich bemerkt, daß der sogenannte „Fernseher“ sich auf meinem Schoß befand. Der einzige Bildschirm in der Wohnung gehört nämlich zu meinem Laptop. (Auf dem gucke ich recht oft Filme an, aber nicht über eine TV-Karte (habe ich gar nicht), sondern von DVD oder Festplatte. Aber wenn jemand schon so doof ist, einen Laptop für einen Fernseher zu halten, ist er vermutlich auch doof genug, X Window mit Fluxbox für ein Fernsehbild zu halten.)

Jetzt ruft meine Vermieterin wieder beim Radiotjänst an und erzählt ihnen, was ich ihr gesagt habe (Laptop, Periskop). Natürlich ohne die ganzen Schimpfwörter („verdammte Deppen“, „Spanner“, „Saupreußen, schwedische“). ;-)

Ich hoffe, sie werden Ruhe geben und nicht noch eine weitere Rechnung schicken... sonst muß ich noch zu einem Rechtsanwalt gehen und mich in punkto Hausfriedensbruchklage(drohung) beraten lassen... denn wenn jemand behauptet, mich durchs Fenster beim Fernsehen beobachtet zu haben, kann das ja nur bedeuten, daß er unbefugt auf unser Grundstück eingedrungen ist (und außerdem noch irgendwelche weiteren Anstrengungen unternommen hat, um durchs Fenster etwas mehr als nur die Zimmerdecke zu sehen).

Nachtrag: Ein Bekannter von mir in Deutschland schwört Stein und Bein, daß sich in seiner Pfarrgemeinde (die Kirche heißt „Maria Hilf“) Folgendes zugetragen hat:

Im Pfarramt kam eines Tages ein Brief von der GEZ an: Frau Hilf, Vorname Maria, solle doch bitte endlich ihren Fernseher anmelden und die ganzen ausstehenden Gebühren zahlen.

Der Pfarrer hat offenbar Humor. Als er bei der GEZ anrief, um sich zu beschweren, lief das nämlich angeblich ungefähr so:

Pfarrer: Wir haben hier eine Rechnung von Ihnen für Frau Hilf, Vorname Maria. Die hat aber gar keinen Fernseher.

GEZ: Sie wollen also den Fernseher von Frau Hilf abmelden? Warum macht sie das nicht selber?

Pfarrer: Sie ist leider verstorben.

GEZ: (ganz betroffen) Oh, das tut mir leid... Wann denn?

Pfarrer: Ist schon ’ne Weile her... so etwa 2000 Jahre.

GEZ: (verärgert) Jetzt wollen Sie mich auf den Arm nehmen.

Pfarrer: Nein, Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen! Unsere Kirche heißt Maria Hilf! Und die heilige Maria, Mutter Gottes, ist schon vor ungefähr 2000 Jahren gestorben! Wie kommen Sie auf die Idee, die könnte einen Fernseher besitzen?

GEZ: <aufleg>

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