Freitag, 8. April 2011
Virtueller Rundgang durch Helsinki
Themen: Finnland
Heute machen wir mal einen virtuellen Stadtrundgang durch Helsinki. :-)

Vorsicht, der Artikel ist extrem lang und enthält viele Anekdoten und noch viel mehr Links, also nehmt euch vielleicht etwas Zeit zum Lesen...

Ich hatte ja vor einiger Zeit schon mal die Website korttelit.fi erwähnt. „Kortteli“ heißt „Stadtviertel“ oder „Block“. Die Site enthält Fotos von Häusern aus einigen – leider nicht allen – Teilen von Helsinki, und man kann sie nach Stadtteil, Straße, Baujahr oder Architekt suchen.

Leider gibt’s die Site nur auf finnisch...

(Hmm, vielleicht wären die ja an einer Übersetzung interessiert? Ich könnte ihnen zumindest Deutsch und Englisch machen, und notfalls auch Schwedisch, wenn sie einen haben, der mir das korrekturliest... der muß dazu ja weder besonders gut formulieren können noch irgendwas über HTML wissen, nur Schwedisch muß er können.)

Wenn jemand Mutiges trotzdem dort herumstöbern will: Auf der Startseite ist eine Suchmaske, in der man (von oben nach unten) einen der Top-50-Architekten („Arkkitehdit top-50“) auswählen oder das Baujahr („Rakennusvuosi“) eingeben oder den (Familien-) Namen eines Architekten („Kaikki arkkitehtit (sukunimi)“) oder den Straßennamen („Kadunnimi“) eingeben oder den Namen eines Stadtteils („Kaupunginosat“) direkt anklicken kann. Wie man sich aufgrund des Gesamtlayouts leicht denken kann, ist der Button mit der Aufschrift „Hae“ der „Such“-Button.

Am spannendsten finde ich es, Stadtteil für Stadtteil vorzugehen. Wenn man den Namen eines Stadtteils anklickt, kriegt man eine anklickbare Karte des Stadtteils angezeigt. Die beigefarbenen Quadrate auf der Karte sind Gebäude, von denen Fotos vorhanden sind. So kommt man dann auf die Seiten der einzelnen Häuser. Von da aus kann man dann mit Hilfe der Pfeile am linken Rand in der Nachbarschaft herumstöbern (wobei mir nicht ganz klar ist, nach welchem System einen die waagerechten Pfeile weiterbringen; meistens geht’s zum Nachbarhaus, manchmal aber ganz woandershin) oder durch Klicken auf den nach oben zeigenden Pfeil zur Übersicht über den gerade besuchten Stadtteil gehen. Über „Haku“ („Suche“, oben links in der Ecke) kommt man jederzeit auf die Startseite mit der Suchmaske zurück.

Zu jedem der abgebildeten Gebäude gibt es (direkt unter dem Foto) ein paar Informationen. Viele Häuser gerade in den älteren Teilen der Stadt tragen einen Namen; der ist (falls vorhanden) zuerst angegeben.

Dann kommt die Anschrift („Osoite“). Bei vielen Gebäuden stehen da zwei Straßenanschriften, weil sie an einer Straßenecke stehen... Die Straßennamen sind jeweils anklickbar; so kann man sich dann eine Seite mit allen vorhandenen Bildern von Gebäuden aus dieser bestimmten Straße ansehen.

Danach kommt der Architekt („Arkkitehti“), falls bekannt. Der Name ist ebenfalls anklickbar, und darüber kommt man, wer hätte das gedacht, zu einer Liste der Gebäude, an denen dieser Architekt beteiligt war.

Dann kommt das Baujahr („Rakennusvuosi“), falls bekannt. Auch das kann man anklicken und bekommt dann eine Liste der Gebäude aus diesem Jahr.

(Unter „Architekt“ und „Baujahr“ steht manchmal „ei tiedossa“, das heißt „unbekannt“.)

Dann kommt der Stadtteil („Kaupunginosa“), ebenfalls anklickbar.

Und ganz zum Schluß kommt der Block („Kortteli“). Viele der Häuserblocks in Helsinki haben einen Namen; diese gehen teilweise bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Die meisten dieser Namen sind Tier- oder Pflanzennamen, und in der Innenstadt sieht man an einigen Häusern auch Schilder oder Fahnen mit dem Namen und Symbol des jeweiligen Blocks. Die neueren Blocks, die keinen Namen mehr abbekommen haben (nach 1900 wurden keine solchen Namen mehr vergeben), haben stattdessen eine Nummer. Namen bzw. Nummer kann man auch wieder anklicken.

Wie gesagt, das ist für die Abenteuerlustigen und für die, die zufällig Finnisch können. :-) Für alle anderen (und auch für die Abenteuerlustigen und die Finnischsprecher, wenn sie wollen) veranstalte ich jetzt meine kleine Stadtführung, garniert mit Anekdoten aus meinem ereignisreichen Leben...

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Gehen wir mal chronologisch vor.

Das erste finnische Gebäude überhaupt, das ich betreten habe, ist dieses hier: Fabianinkatu 33, die neue Seite des Hauptgebäudes der Helsinkier Uni. Ich war mit der Fähre aus Deutschland gekommen und hätte am Terminal eigentlich von einer Finnin abgeholt werden sollen, aber wir haben uns verpaßt, da ich nicht wußte, daß mich jemand erwartete, und sie nicht wußte, daß ich nicht als Fußgängerin zusammen mit den meisten anderen Passagieren oben aus dem Schiff rauskommen würde, sondern als Radfahrerin (bzw. Radschieberin) zusammen mit den ganzen Autos unten. Ich war außer mit einem Fahrrad (und etwas Gepäck) auch noch mit einem Stadtplan bewaffnet, also fand ich auch so den Weg ins Stadtzentrum. Als ich in der Fabianinkatu ankam, sah ich allerdings offenbar doch etwas verloren aus (wie man halt aussieht, wenn man in der richtigen Straße ist und jetzt nach Hausnummern guckt) und wurde prompt von jemandem auf englisch angesprochen: „Du siehst so verloren aus, komm doch rein und trink bei uns eine Tasse Kaffee und iß ein paar Kekse.“ Das war da, wo auf dem Foto die ganzen Fahrräder stehen. Der Mann, der mich angesprochen hatte, gehörte zu einer Studentengruppe, die sich speziell um ausländische Studierende kümmerte; wie praktisch, daß ich ausgerechnet dem in die Arme gelaufen war...

Ich saß dann also erst einmal eine Weile bei dieser Gruppe im Büro, das eher einer Wohnküche mit Schreibecke ähnelte (und der Kaffee und die Kekse waren in der Tat sehr lecker), und nach und nach kamen auch noch ein paar andere Ausländer vorbei, die gerade in Finnland angekommen waren. Und dann kam eine völlig aufgelöste Finnin hereingeplatzt und rief, sie wisse nicht, was sie jetzt tun solle, sie habe ewig am Fährterminal gewartet und diese Deutsche sei einfach nicht aufgetaucht. (Wie man an diesem Detail erkennen kann, war das lange vor der Zeit, als jeder ganz selbstverständlich immer ein Mobiltelefon dabeihatte...) Wir merkten dann ziemlich schnell, daß ich es war, die sie meinte. Uff, große Erleichterung. Wie sich herausstellte, hatte die Uni mir zwar per Mail mitgeteilt, daß ich am Terminal abgeholt werden würde, aber leider erst, als ich schon unterwegs war – ich war nämlich nicht direkt von Saarbrücken nach Helsinki gereist, sondern fast eine ganze Woche lang unterwegs gewesen, und da kam ich natürlich nicht an meine Mails heran... Ich hatte zuerst ein paar Tage in Hamburg bei Verwandten verbracht und war dann noch zwei Tage lang auf der Fähre unterwegs gewesen, die schön gemütlich durch die Ostsee Richtung Helsinki tuckerte (eine wirklich hübsche Strecke mit den ganzen Inselchen und allem). Aber naja, auf die Weise hatte ich immerhin Gelegenheit gehabt, die schöne Gegend um das Fährterminal und den alten Stadtkern zu erkunden. Und gut zu Fuß bin ich ja durchaus. ;-)

Tja, da saßen wir also und tranken Kaffee und futterten Kekse und unterhielten uns in einem bunten Sprachgemisch. Am frühen Nachmittag nahm dann eine andere Finnin mich und zwei weitere Ausländer unter ihre Fittiche und brachte uns zuerst zu den diversen Uni-Stellen, wo wir uns immatrikulieren und sonstwie anmelden mußten und wo wir auch Vorlesungsverzeichnisse und anderes nützliche Informationsmaterial bekamen, und dann fuhren wir raus ins Grüne nach Vantaa, wo das Wohnheim stand, wo wir alle drei wohnen sollten. Dort half sie uns dann noch, zuerst den Hausmeister (zwecks Abholung von Matratzen und Bettzeug) und dann unsere Wohnheimzimmer zu finden. Tja, und das war mein erster Tag in Finnland. 29. August 1994. Lang, lang ist’s her...

Aber zurück nach Helsinki. :-)

Das hier, Unioninkatu 34, ist die andere Seite des Hauptgebäudes der Uni. Die neuere Hälfte stammt aus den 1930er Jahren und ist innen... naja... was man damals halt „modern“ nannte. Vor allem die Aufzüge sind sehr gewöhnungsbedürftig; sie sehen echt gefährlich aus und machen gar gruselige Geräusche, funktionieren aber einwandfrei. Diese ältere Hälfte hingegen stammt aus dem Jahr 1832 und ist innen wunderschön, mit Marmor und allem Drum und Dran. Säulen und Statuen und so weiter. Und in diesem Luxusbau werden ganz normale Vorlesungen gehalten! Außerdem befinden sich im Gebäude noch eine Menge Büros sowie eine der Mensen.

In der Umgebung gibt es noch ein paar weitere schöne alte Gebäude, die von der Uni genutzt werden. Beispielsweise Unioninkatu 36, die Uni-Bibliothek – beziehungsweise heutzutage nur noch ein Teil der Uni-Bibliothek, die inzwischen doch etwas größer ist, als dieses schöne alte Haus verkraften kann. Oder Snellmaninkatu 9–11, das „Säätytalo“ oder „Ständehaus“, in dem ich einige Veranstaltungen auf einem Forschungskongreß besuchte und das innen fast genauso prunkvoll ist wie außen.

Die Uni nutzt aber auch neuere Gebäude. Beispielsweise das, in dem ich immer Schwedischunterricht hatte; es wurde 1923 erbaut.

Oder „Porthania“, eine Gruseligkeit aus dem Jahre 1957. Das Gebäude ist nach Henrik Gabriel Porthan benannt, dem „Vater der finnischen Geschichtsschreibung“ (außer mit Geschichtswissenschaft befaßte er sich auch noch mit Philosophie und Linguistik), und enthält einige Uni-Institute, ein paar große Hörsäle, eine Mensa und einen Schreibwarenladen und vermutlich noch eine Menge andere Sachen, die mir jetzt gerade nicht einfallen.

Unser Institut befand sich damals im „Makkaratalo“, also dem „Wursthaus“, so genannt wegen des wurstartigen Wulstes direkt oberhalb der Arkaden. In der Zwischenzeit ist es allerdings in ein anderes Gebäude (eins der schönen, alten) umgezogen, aber das war schon nach meiner Zeit dort...

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Leider ist das Gebäude, in dem ich meinen ersten Job in Finnland hatte, nicht auf der Website vertreten. Schade; es ist ein schönes altes...

Aber ein paar Jahre, nachdem ich dort angefangen hatte, zog die Firma in dieses Schmuckstück um: „Mestaritalo“, das „Meisterhaus“, ein ehemaliges Fabrikgebäude (erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts), in dem sich heute vor allem Büros befinden. Zuerst saßen wir im 1. Stock an der Ecke, später zogen wir in einen anderen Teil des Gebäudes um, und zwar hierher, ganz nach oben in den 5. Stock. Der Aufzug ging, wenn ich mich recht entsinne, nur bis zum 4. Stock...

Die nächste Firma, bei der ich arbeitete, hatte ihre Räume nacheinander in verschiedenen Gebäuden, die alle nicht auf der Website zu sehen sind. Aber macht nichts, das waren größtenteils so häßliche moderne. ;-)

Aber in meiner Zeit dort saß ich fast ein Jahr lang in den Räumlichkeiten einer anderen Firma, mit der wir zusammen an einem Projekt arbeiteten. Zuerst arbeitete ich da ein paar Monate lang in diesem für die 1930er Jahre typischen Gebäude. Das war recht spannend, denn im selben Gebäude befindet sich auch das finnische Innenministerium und wir mußten auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Weg nach draußen entsprechende Sicherheitsmaßnahmen über uns ergehen lassen. Dann zog unsere Partnerfirma um, und zwar ausgerechnet in das bereits erwähnte „Wursthaus“. Da fühlte ich mich dann auf einmal zehn Jahre jünger, weil ich da ja mal studiert hatte... wenn auch in einem anderen Teil des Gebäudes, aber die Heizkörper und Fensterrahmen sahen überall gleich aus. ;-) Und ich hatte von meinem Schreibtisch aus einen schönen Blick auf den Hauptbahnhof...

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Gleich am Anfang habe ich ausgedehnte Streifzüge durch die Innenstadt unternommen und dabei nach und nach diverse Sehenswürdigkeiten entdeckt. Und einige gute Restaurants. :-) Praktischerweise hatte ich ja all meine Uni-Veranstaltungen im Stadtzentrum...

Da gibt es beispielsweise den Esplanadenpark, einen langgestreckten schmalen Park, der (wer hätte das gedacht?) zwischen der „Nördlichen Esplanadenstraße“ und der „Südlichen Esplanadenstraße“ liegt. Darin befindet sich unter anderem „Esplanadikappeli“ („Esplanadenkapelle“), ein schickes Café (Restaurant?), vor dem im Sommer oft kleine Freiluftkonzerte stattfinden.

Das hier ist der Eingang zu Yrjönkadun uimahalli, einem wunderschönen Jugendstil-Schwimmbad. Früher, als ich noch im Stadtzentrum arbeitete, bin ich da mindestens einmal pro Woche hingegangen. Das Gebäude ist Baujahr 1928 und wesentlich geräumiger, als es von außen aussieht – immerhin sind mehrere Schwimmbecken mit dazugehörigen Umkleideräumen, Duschen und Saunen drin!

Ebenfalls nahe des Stadtzentrums befindet sich der Botanische Garten. Dort gibt es unter anderem dieses hübsche Jugendstilhaus sowie dieses große Gewächshaus, den sogenannten „Palmusali“ („Palmensaal“), der durch die ganzen tropischen Gewächse auch innen ziemlich beeindruckend aussieht...

Ach, übrigens: Die meisten Leute wissen das nicht, aber auch in Helsinki gibt es ein World Trade Center. ;-)

Und da wir gerade von Hochhäusern reden: Wesentlich höher als dieses hier werden die Häuser in Helsinki nicht. Dieses Gebäude befindet sich neben dem Hauptbahnhof und enthält unter anderem ein Kaufhaus, ein Hotel und ein Restaurant, das früher mal „Zum 10. Stock“ oder so ähnlich hieß, komplett mit Dachterrasse.

Direkt daneben steht das Posthaus, das so glatt und modern aussieht, obwohl es bereits 1938 erbaut wurde. Drinnen befinden sich außer der Helsinkier Hauptpost auch eine Filiale der Helsinkier Stadtbücherei, ein Café und das Postmuseum.

A propos Essen: Hier sieht man mein Lieblingscafé, das Café Ekberg, und hier, im „Lääkäreiden talo“ („Ärztehaus“), ist ein ganz ausgezeichnetes Restaurant im Keller versteckt, das sinnigerweise „Kellarikrouvi“, also „Kellerschenke“, heißt. Man sitzt da sehr gemütlich und sehr urig. Leider ist das Essen nicht nur sehr lecker, sondern auch sehr teuer, deshalb gehe ich da nur an ganz, ganz hohen Feiertagen hin oder wenn man mich einlädt... zuletzt war das vor einigen Jahren beim Polterabend einer Freundin.

Und jetzt zur Abwechslung mal etwas Kultur. :-) Die Helsinkier Stadtbibliothek hat ja viele Zweigstellen, und die, in die ich am liebsten gehe, wenn ich mal in Helsinki in die Bibliothek gehe (was zugegebenermaßen selten genug vorkommt), befindet sich in diesem herrlichen Bau aus dem Jahre 1881. Außer der Stadtbibliothek (und der Uni-Bibliothek) gibt es in Helsinki unter anderem auch noch eine Deutsche Bibliothek, und zwar in diesem wunderbaren Jugendstilbau namens „Sirius“. Und das Türmchen im Logo des Hufvudstadsbladet ist ein richtiges echtes Gebäude, und zwar das hier, wieder in der Nähe des Bahnhofes. Die Redaktion befindet sich immer noch in diesem Gebäude.

In diesem schönen Gebäude aus dem Jahre 1905 befindet sich, kaum zu glauben, ein kleines Krankenhaus. Früher dachte ich immer, dieses Krankenhaus hieße „Eira-Krankenhaus“, weil es im Stadtteil Eira liegt, aber dann habe ich erfahren, daß es umgekehrt ist: Das Krankenhaus hat dem Stadtteil seinen Namen gegeben. In Wirklichkeit ist das Krankenhaus nach einem gleichnamigen Krankenhaus in Schweden benannt und das wiederum nach der altnordischen Göttin der Heilkunst. Das hat mich doch ziemlich überrascht, denn die gehört nicht eben zu den bekanntesten Gottheiten des Pantheons...

Das hier ist die Kaufhalle in Hietalahti, ein ganz typisches Gebäude... So sieht sie von der anderen Seite aus. In Helsinki gibt es noch weitere solche Kaufhallen, die ungefähr im selben Stil erbaut sind und ebenfalls direkt neben einem Marktplatz liegen. So eine Kaufhalle ist ja eigentlich auch nur eine Art überdachter Marktplatz mit fest eingebauten Ständen. ;-) In solchen Hallen kann man ganz herrlich bummeln! Ich weiß gar nicht, wie viele Kaufhallen es in Helsinki insgesamt gibt; ich kenne außer der in Hietalahti auch noch die am Kauppatori und die in Hakaniemi.

Und gleich um die Ecke von der Kaufhalle in Hietalahti findet man ein von außen nicht sonderlich ungewöhnliches Haus, das ich aber dennoch erwähne, weil da nämlich mein Laptop-Spezialist drinsitzt. :-)

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Jetzt kommen ein paar Kirchen. Das sind ja auch Sehenswürdigkeiten, die zu einem Stadtrundgang gehören. Den (evangelischen) Dom und die (orthodoxe) Uspenski-Kathedrale kennt ja jeder. Oder zumindest gehören sie zum Standardprogramm für Touristen. Laaaaaangweilig! Deshalb habe ich jetzt mal ein paar weniger bekannte rausgesucht.

Beispielsweise die (orthodoxe) Dreieinigkeitskirche, die etwas versteckt hinterm Dom steht.

Oder die methodistische Kirche, die einfach zwischen den anderen Häusern steht, als wäre sie selber auch nur ein ganz normales Haus.

Oder die (evangelische) Johanniskirche, die zwar in der Nähe des Stadtzentrums liegt, aber etwas abseits der ausgelatschten Pfade, so daß sie wahrscheinlich von Touristen eher selten heimgesucht wird.

Wir Deutschen bzw. Deutschsprachigen sind zwar eine relativ kleine Minderheit in Finnland, aber wir haben unsere eigene Kirche! Und zwar ist das diese hier. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich meine erste finnische Lohnsteuerkarte bekam. Ich mußte ein paar Formulare ausfüllen und da auch irgendwo ankreuzen, ob ich evangelisch, orthodox, „deutsche Protestantin“ oder „Sonstige“ bin. Natürlich verwirrte mich das ein wenig – bin ich als evangelisch getaufte und später aus der Kirche ausgetretene deutsche Staatsbürgerin nun „deutsche“ oder „normale“ Protestantin? Oder vielleicht doch „Sonstige“? Mit Sicherheit konnte ich nur sagen, daß ich vermutlich auch in Finnland nicht als „orthodox“ zähle. Eine Beamtin klärte mich schließlich auf: Da ich keiner finnischen Kirchengemeinde offiziell beigetreten war, zählte ich natürlich in den Augen des finnischen Staates als „Sonstige“, ganz unabhängig davon, wo und wie (und ob) ich getauft bin oder welches Wappen vorne auf meinem Paß drauf ist. Ach so.

Die St.-Henriks-Kirche ist eine der wenigen katholischen Kirchen in Helsinki. Die Finnen sind nämlich, soweit sie offiziell einer Glaubensgemeinschaft angehören, fast alle evangelisch. In dieser Kirche hat ein Bekannter von mir mal ein Wunder erlebt! ;-) Und das begab sich wie folgt: Eines Samstags im Herbst war er auf einer Fete gewesen und ziemlich spät erst heimgekommen. Dennoch wollte er am folgenden Morgen, wie jeden Sonntag, in die Messe gehen. Weil er aber erst so spät ins Bett gekommen war, verschlief er und wachte irgendwann viel zu spät auf, warf einen Blick auf die Uhr, kriegte einen Riesenschreck, war plötzlich hellwach, sprang in seine Kleider und rannte zur Kirche. Drinnen war alles dunkel und außer ihm war niemand zu sehen. Er dachte natürlich, er hätte die Messe verschlafen, und war so verzweifelt, daß er auf der Stelle anfing zu beten: Lieber Gott, bitte verzeih mir, daß ich so lange gefeiert und deswegen die Messe verschlafen habe... Auf einmal gingen die Lichter an, und er dachte: juhu, Gott hat mir verziehen! – Dann wurde ihm klar, daß in der Nacht die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit stattgefunden hatte und er nicht, wie er dachte, zu spät dran war, sondern fast eine halbe Stunde zu früh.

Was meiner Meinung zeigt, daß Gott nicht immer nur „lieb“ ist, sondern den Menschen ab und zu auch mal einen lustigen Streich spielt.

Es gibt in Finnland allerdings auch noch eine ganze Menge andere Glaubensgemeinschaften außer den diversen christlichen und den „Sonstigen“, und einige davon haben auch ihre eigenen Gebäude. Allerdings nicht alle im Stadtzentrum von Helsinki...

Immerhin ist die Helsinkier Synagoge in dieser Fotosammlung vertreten! Leider ist das Foto aus einem ungünstigen Winkel aufgenommen; in Wirklichkeit ist das Gebäude viel schöner. Aber wegen der Bäume davor kann man es wohl nur im Winter aus einem günstigeren Winkel fotografieren, wenn nicht das ganze Laub im Weg ist... ;-)

In Helsinki gibt es auch mehrere Moscheen, aber die einzige mir bekannte, die man von außen tatsächlich als solche erkennen kann, ist die der Rābiṭa (ﺭﺍﺑﻄﺔ), und die befindet sich leider in einem nicht so hübschen Gebäude aus den 1960ern. Immerhin haben sie aber hübsche arabische Kalligraphie an der Hauswand. :-)

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Die Skandinavier bauen ja (zumindest dem Klischee zufolge) gerne mit Holz. Wer kennt nicht diese Bilder von finnischen oder schwedischen roten Holzhäuschen mit weißen Tür- und Fensterrahmen? (Wie ich vor ein paar Monaten schon geschrieben habe, bin ich der Meinung, daß die so bunt angemalt werden, damit man sie im Winter auch wiederfindet. Allerdings gibt es durchaus auch Holzhäuschen in anderen Farben als ausgerechnet Rot.)

Manche Städte haben auch heute noch einen historischen Stadtkern mit vielen Holzhäusern; daher sind die Vorschriften zum Feuerwerk an Silvester aus deutscher Sicht ungewohnt streng. In manchen Städten darf man nämlich wegen der Brandgefahr überhaupt nicht feuerwerken. Das ist so ziemlich das Gegenteil von unserem Stadtviertel, wo an Silvester die Leute mit großen Tüten voller Feuerwerkskörper spazierengehen und ab und zu eine Rakete in einen Schneehaufen stecken und abfeuern... aber unser Stadtviertel besteht ja auch aus Beton und nicht aus Holz.

Die wohl berühmtesten Holzhäuser Finnlands stehen in der Altstadt von Porvoo und sind, wie man sich denken kann, eine ziemliche Touristenattraktion. Wer schon mal Bücher von Mauri Kunnas gelesen hat, kennt sich vermutlich ein bißchen in Porvoo aus, ohne es zu wissen; viele seiner Illustrationen sind nämlich von Szenen und Gebäuden in der dortigen Altstadt inspiriert...

In Helsinki gibt es unter anderem noch diese Holzgebäude:

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Wer sich durch die ganzen Links bis jetzt durchgeklickt hat, der kann sich schon denken, daß ich Jugendstilhäuser mag und daß es diese in Helsinki reichlich gibt! :-D

Hier sind noch ein paar – falls jemand noch nicht genug haben sollte. ;-)

Wer danach immer noch nicht genug hat, möge auf der Startseite von korttelit.fi nach Häusern mit entsprechendem Baujahr suchen... Wir erinnern uns: das ist das Suchfeld „Rakennusvuosi“ oben rechts.

Diese schönen alten Häuser sind übrigens zum größten Teil ganz normale Wohnhäuser! Die Mieten will ich lieber nicht wissen. Es langt mir zu wissen, daß einige davon sich in den teuersten Gegenden Helsinkis (Ullanlinna und überhaupt die Gegend um Kaivopuisto herum) befinden.

OK, andererseits: Ich war mal in so einem Haus zu Besuch und weiß daher, daß sie zumindest teilweise auch innen noch „alt“ sind – also zwar modernisiert mit Doppelglasfenstern und halbwegs neuen Wasserleitungen usw., aber in der Grundsubstanz und vor allem im Grundriß noch mehr oder weniger im Urzustand. Ich bin eigentlich ganz froh, daß ich mir die Mieten dort nicht leisten kann, denn so hohe Räume will ich gar nicht heizen müssen.

Auch wenn es dort natürlich sehr schön ist... <seufz>

Und hinter diesen dicken alten Mauern ist es im Sommer sicher angenehm kühl.

<tagträum>

<aufwach>

So, die restlichen schönen Häuser kommen jetzt nach dem Alter geordnet.

Unioninkatu 28b könnte das schmalste Haus der Stadt mit eigener Hausnummer sein. Keine Ahnung. Auf jeden Fall finde ich es trotz des schlichten Äußeren recht goldig. Erbaut wurde es 1816.

Aleksanterinkatu 14, ein niedliches Häuschen in der Nähe des Domes. Das Baujahr ist leider unbekannt, aber vom Stil her tippe ich so größenordnungsmäßig auf 1840.

Pohjoisranta 4, das „Standertskjöld-Haus“ mit herrlicher Angeberfassade aus dem Jahre 1885.

Zwei Ansichten des Chirurgischen Krankenhauses mit seinen schönen Holzveranden, das 1888 erbaut wurde.

Eteläesplanadi 1, ein großes Haus mit herrlicher Fassade (Baujahr 1892, vor ca. 10 Jahren renoviert) mitten im Zentrum, an dem ich eine Zeitlang jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbeikam. :-)

Helenankatu, eins der schnuckeligen Gäßchen, die Richtung Kauppatori führen. Das Gebäude im Fokus wurde 1895 erbaut.

Rauhankatu 13, ein Haus mit dem Namen „Helios“. So, spätestens hier geht’s jetzt los mit dem Jugendstil... Das Haus ist Jahrgang 1898.

Eteläesplanadi 12, das „Wasa-Aktienbank-Haus“ mit netten pseudogotischen Elementen an der Fassade. Erbaut wurde es 1899.

Rauhankatu 1, erbaut 1900. Wie man sehen kann, haben die Leute damals den Spruch „My home is my castle“ wörtlich genommen.

Kapteeninkatu 11, das „Schalin-Haus“ mit aus heutiger Sicht eigenartiger Balkonanordnung. Das Haus wurde 1902 gebaut.

Katajanokankatu 1, die „Olofsburg“, Baujahr 1903 und ein weiteres Beispiel des „My home is my castle“-Stils.

Perämiehenkatu 13, das „Betania-Haus“, ein Ziegelbau aus dem Jahre 1904 mit, wie ich finde, sehr interessanten Fenstern.

Kauppiaankatu 4, der malerische Hofeingang zu einem Haus namens „Kolmio“, also „Dreieck“, erbaut 1904.

Muukalaiskatu 4, die „Villa Sonnenschein“ in Ullanlinna, einer der teuersten Wohngegenden in Helsinki. Das Haus wurde 1905 erbaut.

Laivurinkatu 23–25, die „Villa Johanna“, Baujahr 1906, deren Architekt anscheinend ein wenig exzentrisch war. Jedenfalls kann ich mir anders nicht erklären, wie er auf dieses Design mit dem Turm gekommen sein könnte...

Erottajankatu 11. Keine Ahnung, ob der Name des Hauses „Tanhua“ auf das finnische Wort für „Viehpferch“ zurückzuführen ist oder auf den gleichnamigen Ort in Lappland. Auf jeden Fall finde ich die Fassade sehr interessant, und das Haus wurde 1909 erbaut.

Huvilakatu ist angeblich die schönste Straße Helsinkis. Die Häuser auf dem Bild stammen alle aus der Zeit um 1910.

Laivasillankatu 10, „Villa Luna“ aus dem Jahre 1910.

Tehtaankatu 34c, ein 1911 erbautes Jugendstilhaus mit recht eigenwilliger Formgebung.

Ratakatu 11–13, ein Jugendstilbau aus dem Jahre 1912, der sich mit den moderneren Ziegelbauten links und rechts erstaunlich gut verträgt.

Engelinaukio 7, ein schmuckes Jugendstilhaus, das 1913 gebaut wurde.

Eerikinkatu 50, ein 1926 erbautes Haus mit, wie ich finde, sehr coolen Balkons.

Jetzt kommt etwas ganz Schlimmes. ;-) Das Haus Pursimiehenkatu 20 ist eine architektonische Verirrung aus dem Jahre 1957 und taucht in dieser Sammlung nur deshalb auf, weil eine Freundin von mir da mal wohnte. Immerhin ist es drinnen im Haus schön. Sie meinte damals, sie hätte sich die Wohnung vor allem wegen der schönen Türen und des Parkettbodens ausgesucht.

Aber Häuser wie Lönnrotinkatu 12, erbaut 1992, liefern einen Beweis dafür, daß auch moderne Häuser nicht ganz häßlich aussehen müssen und sich sogar zwischen schönen alten Häusern gut einfügen können. Nur die Fassade hätten sie wegen mir nicht unbedingt ganz so spiegelblank polieren müssen. (Ist das nicht schlechtes Feng Shui? Das Glück wird von den spiegelnden Fassadenteilen nach außen reflektiert und drinnen bekommt man nichts davon ab, oder so ähnlich? Naja, ich muß ja nicht drin wohnen...)

Und Pohjoisranta 2 wurde erst 1996 erbaut, aber anscheinend ein wenig vom Jugendstil der Umgebung inspiriert.

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Wer gerne spazierengeht, sei auf die folgenden Seiten verwiesen, die mit dieser „Stadtviertel-Site“ nichts zu tun haben: der „Central Park“ von Helsinki und die Inselgruppe Suomenlinna.

Vom „Central Park“ kenne ich persönlich nur den südlichsten Teil so richtig; am Ufer der Töölö-Bucht, die von der Innenstadt aus leicht zu Fuß zu erreichen ist, gibt es immer wieder kleine Veranstaltungen, außerdem hat es schöne Blumenbeete und Hecken und dazwischen steht das eine oder andere Kunstwerk. An einer Stelle gibt es einen kleinen künstlichen Teich, der im Winter (da beheizt) nie zufriert und bei den ortsansässigen Enten entsprechend beliebt ist. Ich frage mich allerdings, was im Kopf von so einer Ente vorgeht, wenn sie an einem dunklen Winterabend auf diesem heimelig warmen Wasser herumschwimmt und von unten angestrahlt wird. ;-) Für uns Menschen sieht das schön und elegant aus, aber was für ein Ästhetikempfinden haben eigentlich Enten? Oder freuen die sich viel zu sehr über das warme Wasser, um noch groß über Ästhetik nachdenken zu können?

Suomenlinna war ursprünglich eine Festung, die den Hafen von Helsinki schützen sollte; heute ist es eher eine der „grünen Lungen“ der Stadt, auch wenn dort noch viele Leute wohnen und sich dort außerdem die Marineschule der finnischen Streitkräfte befindet. Man kann dort schön spazierengehen und im Sommer auch im Meer baden; außerdem gibt es einiges zu besichtigen und ein paar Cafés und Restaurants.

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Zum Schluß noch etwas Jahreszeitliches! Es geht ja auf Ostern zu, und in Finnland verkleiden sich kleine Mädchen in der Osterzeit als Hexen und gehen von Haus zu Haus, um einen Segensspruch aufzusagen und dafür Süßigkeiten einzusacken. Hier wollte der Fotograf anscheinend eigentlich das ehemalige Gefängnis in Katajanokka fotografieren, aber die Osterhexen erwiesen sich als schöneres Motiv. ;-)

Wie man sehen kann, tragen finnische Hexen meist lange Kleider oder Röcke und Kopftücher und haben außer einem Besen auch einen Topf oder Kessel dabei. Die Hexe ganz links auf dem Bild hält einen Korb mit Weidenzweigen, die mit bunten Federn geschmückt sind; das ist eine traditionelle finnische Osterdekoration.

Hier vermischen sich verschiedene christliche und heidnische Traditionen. Der Segensspruch und die Weidenzweige haben etwas mit der Segnung am Palmsonntag mit Palmzweigen zu tun. Vor Ostern – speziell: zwischen Karfreitag und Ostersonntag, also zwischen Jesu Tod und Auferstehung – ist die Welt schlechter als sonst vor „bösen Mächten“ geschützt, weil, naja, ihr wißt schon... in dieser Zeit hat Jesus doch wirklich Dringenderes zu tun. Also den Tod besiegen und so. Deshalb können in dieser Zeit Hexen und andere „böse“ Wesen ungehindert herumlaufen. Aber zum Glück gibt es auch liebe Hexen, die den Menschen nichts tun, sondern ihnen den Segen geben, den sie in dieser aus religiöser Sicht so problematischen Zeit des Jahres so dringend brauchen. Und außerdem gab’s anscheinend früher auch mal eine Tradition, daß Frauen, die sich mit jemandem verkracht hatten, in der Vor-Osterzeit zu dessen Haus kamen und sein Vieh segneten und dadurch zum Ausdruck brachten, daß sie den Streit gerne begraben würden.

Tja, und aus der Mischung von alledem haben wir jetzt diese Hexenmädchen, die einen vor Ostern mit ihren Weidenzweigen bewedeln und dafür gefälligst etwas Naschbares haben wollen.

Ich habe gehört, daß manchmal in solchen Gruppen auch Jungen dabeisind, die dann natürlich nicht als Hexen verkleidet sind, sondern als schwarze Katzen (in punkto Katzen haben finnische Hexen nämlich genau dieselben Vorlieben wie alle anderen Hexen auch). In den letzten Jahren wurden angeblich vereinzelt auch ein paar kleine Harry Potters gesichtet. Sowas habe ich selber allerdings noch nie gesehen – weder die Katzenjungs noch die Zauberschüler. Aber vielleicht ja dieses Jahr...?

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