... newer stories
Mittwoch, 18. Mai 2011
Computerfreud, Computerleid
Themen: Computer
sileas, 20:39h
Eigentlich wollte ich mich aus der ganzen Sache um Osama bin Laden ja heraushalten. Aber jetzt habe ich erfahren, daß seine Daten- und Kommunikationssicherheitsstrategie unter anderem auch einen Air gap beinhaltete.
Oh Mist. Meine Daten- und Kommunikationsstrategie beinhaltet auch unter anderem einen Air gap. Bin ich jetzt verdächtig? <mißtrauischumguck>. . .
Naja, ich glaube, soooooo verdächtig bin ich nun auch wieder nicht.
Und überhaupt: Eigentlich wollte ich ja über ein ganz anderes Computerthema schreiben. ;-)
(Nur noch eine kurze Abschweifung zurück: Mannomann, ich bin echt beeindruckt. Der hatte gar kein Internet auf dem Grundstück und schrieb und las seine E-Post auf einem nicht vernetzten Rechner und kopierte Antworten auf einen USB-Stick, der dann von einem reitenden Boten (jaja, ich habe da gewisse romantische Vorstellungen) in ein Internet-Café gebracht und abgeschickt wurde. Die Antworten kamen dann auf dem umgekehrten Weg rein. Ich habe hier nur ein popliges Ubuntu auf einem USB-Stick, mit dem ich boote, wenn ich ins Internet will, und eine Festplatte, die allen Ernstes noch nie ein Netz von innen gesehen hat, weil ich von ihr nur boote (und sie auch nur mounte), wenn ich offline bin und das auch einige Zeit lang bleiben will. Aber immerhin. <seufz>)
Aber eigentlich wollte ich ja... siehe oben. Also:
Neulich ist mir eine Festplatte abgestürzt. Dummerweise ausgerechnet die, auf der ich unter anderem Backups abzulegen pflege. Und noch-dümmerweise geschah das zu einem Zeitpunkt, wo ich eins dieser Backups eigentlich dringend gebraucht hätte.
Ich hatte mir das so schön vorgestellt:
Aber alles ging dann doch noch gut aus. Es dauerte bloß etwas länger, weil ichin meiner Paranoia in meinem Bedürfnis, bei allem, was mit Daten zu tun hat, auf Nummer Sicher zu gehen, ein paar zusätzliche Datencheck- und -gegencheck-Schritte in den normalen Datenrettungsprozeß eingebaut habe.
Glücklicherweise hatte ich eine Festplatte herumliegen, die genauso groß war wie die problematische und zufällig gerade frei war. Darauf habe ich die problematische Festplatte (bzw. ihren Inhalt) zuallererst einmal gespiegelt.
Das war übrigens nicht so leicht, wie es sich anhört. Die normalen Datenspiegelungsprogramme (dd und so) lasen alle kurz im ersten Block herum und wollten dann aufgrund eines Lesefehlers nicht weitermachen. Die üblichen Tricks, mit denen man so ein Programm erst im soundsovielten Sektor zu lesen lassen anfängt, funktionierten auch nicht. Anscheinend müssen auch die davorliegenden Sektoren zumindest angeguckt werden, bevor der Rechner sich dazu entschließt, mit dem Lesen irgendwo weiter hinten anzufangen.
Aber zum Glück gibt es ja ddrescue. :-) Das liest auch kaputte Festplatten. Leider liest es sehr langsam und ich mußte es über Nacht laufen lassen... Aber am Morgen hatte ich dann eine 1:1-Kopie der problematischen Platte.
Zu meinem großen Erstaunen ließ die sich sogar mounten. Und lesen. Bis auf ein paar Dateien und Verzeichnisse, aber das Wichtigste (lies: die Daten, die ich selbst erstellt hatte und mir nicht z. B. durch Wieder-Runterladen wiederherstellen konnte) war alles noch vorhanden. :-D
Ich ließ zur Sicherheit noch ein paar Testprogramme über die problematische Platte drüberlaufen, bevor (und auch nachdem) ich sie neu formatierte, um ganz sicher sein zu können, daß es sich wirklich nur um einen Softwarefehler gehandelt hatte und die Hardware der Festplatte noch in Ordnung war. (Für Interessierte: natürlich das gute alte fsck und seinen Kumpel badblocks und außerdem das ganz vortreffliche testdisk, das ich vorher noch nicht gekannt hatte.)
Das dauerte ein bißchen. Vor allem badblocks. :-/ Hätte ich mir eigentlich vorher denken können, daß ein Programm, das eine ganze Festplatte byteweise durchgeht und in jedes Byte ein bestimmtes Muster schreibt (in meinem Fall: 1010) und dann die ganze Festplatte noch einmal byteweise durchgeht und nachguckt, ob da wirklich überall dieses Muster steht, eine Weile am Schaffen sein würde.
320 GB. Das sind über drei Millionen Byte. Wenn ich die unter allen Menschen in Finnland aufteilen wollte, würde jeder vier oder fünf Bits abbekommen. :-o
Und die hat das Ding einzeln beschrieben. Und danach einzeln kontrolliert. <schnarch>
Aber immerhin weiß ich jetzt ganz sicher, daß die Platte an sich in Ordnung ist.
Und jetzt sind fast alle alten Daten wieder drauf und die, die sich nicht wiederherstellen lassen und auf die ich nicht verzichten will, suche ich mir gerade wieder aus den altvertrauten Quellen (öhömm... Internet) zusammen. :-)
Und ich bin jetzt total superschlau und voll kompetent auf dem Gebiet der Datenrettung und -wiederherstellung.
Naja, ziemlich schlau und einigermaßen kompetent. Aber für den Hausgebrauch langt’s. :-)
Und ich weiß, wie ein MBR von innen aussieht! <freu> Also falls ich irgendwann mal einen von Hand editieren muß oder so...
(Wer sich mal richtig gruseln will: Auf dem letzten Chaos Communication Congress gab’s einen Vortrag über Datenrettung, bei dem einige sehr, äh, interessante Bilder kaputter Festplatten gezeigt wurden. Die direkten Links zur Filmdatei (in diversen Formaten und Aufnahmequalitäten) und die Torrentlinks gibt’s hier (jeweils die Dateien, deren Namen mit „27c3-4231“ beginnen). Oweia, diese Bilder... <gruselwusel> Erste gute Nachricht: Keiner dieser ehemals magnetisch speichernden Trümmerhaufen gehört mir. Zweite gute Nachricht: Wenn mal eine speichermedientechnische Katastrophe passiert, gibt es Leute, die helfen können.)
So, jetzt geh ich mich noch ’ne Runde superschlau und systemverwalterisch unschlagbar fühlen... <träller>
Oh Mist. Meine Daten- und Kommunikationsstrategie beinhaltet auch unter anderem einen Air gap. Bin ich jetzt verdächtig? <mißtrauischumguck>
Und überhaupt: Eigentlich wollte ich ja über ein ganz anderes Computerthema schreiben. ;-)
(Nur noch eine kurze Abschweifung zurück: Mannomann, ich bin echt beeindruckt. Der hatte gar kein Internet auf dem Grundstück und schrieb und las seine E-Post auf einem nicht vernetzten Rechner und kopierte Antworten auf einen USB-Stick, der dann von einem reitenden Boten (jaja, ich habe da gewisse romantische Vorstellungen) in ein Internet-Café gebracht und abgeschickt wurde. Die Antworten kamen dann auf dem umgekehrten Weg rein. Ich habe hier nur ein popliges Ubuntu auf einem USB-Stick, mit dem ich boote, wenn ich ins Internet will, und eine Festplatte, die allen Ernstes noch nie ein Netz von innen gesehen hat, weil ich von ihr nur boote (und sie auch nur mounte), wenn ich offline bin und das auch einige Zeit lang bleiben will. Aber immerhin. <seufz>)
Aber eigentlich wollte ich ja... siehe oben. Also:
Neulich ist mir eine Festplatte abgestürzt. Dummerweise ausgerechnet die, auf der ich unter anderem Backups abzulegen pflege. Und noch-dümmerweise geschah das zu einem Zeitpunkt, wo ich eins dieser Backups eigentlich dringend gebraucht hätte.
Ich hatte mir das so schön vorgestellt:
- Inhalt eines USB-Sticks backuppen. Upbacken. Wie auch immer. Sicherungskopieren.
- USB-Stick neu partitionieren.
- Backup auf eine der Partitionen einspielen.
- Freuen.
- Inhalt des USB-Sticks... äh... sicherungskopieren.
- USB-Stick neu partitionieren.
- Wundern über die seltsamen Geräusche, die die Festplatte auf einmal macht.
- Ärgern.
Aber alles ging dann doch noch gut aus. Es dauerte bloß etwas länger, weil ich
Glücklicherweise hatte ich eine Festplatte herumliegen, die genauso groß war wie die problematische und zufällig gerade frei war. Darauf habe ich die problematische Festplatte (bzw. ihren Inhalt) zuallererst einmal gespiegelt.
Das war übrigens nicht so leicht, wie es sich anhört. Die normalen Datenspiegelungsprogramme (dd und so) lasen alle kurz im ersten Block herum und wollten dann aufgrund eines Lesefehlers nicht weitermachen. Die üblichen Tricks, mit denen man so ein Programm erst im soundsovielten Sektor zu lesen lassen anfängt, funktionierten auch nicht. Anscheinend müssen auch die davorliegenden Sektoren zumindest angeguckt werden, bevor der Rechner sich dazu entschließt, mit dem Lesen irgendwo weiter hinten anzufangen.
Aber zum Glück gibt es ja ddrescue. :-) Das liest auch kaputte Festplatten. Leider liest es sehr langsam und ich mußte es über Nacht laufen lassen... Aber am Morgen hatte ich dann eine 1:1-Kopie der problematischen Platte.
Zu meinem großen Erstaunen ließ die sich sogar mounten. Und lesen. Bis auf ein paar Dateien und Verzeichnisse, aber das Wichtigste (lies: die Daten, die ich selbst erstellt hatte und mir nicht z. B. durch Wieder-Runterladen wiederherstellen konnte) war alles noch vorhanden. :-D
Ich ließ zur Sicherheit noch ein paar Testprogramme über die problematische Platte drüberlaufen, bevor (und auch nachdem) ich sie neu formatierte, um ganz sicher sein zu können, daß es sich wirklich nur um einen Softwarefehler gehandelt hatte und die Hardware der Festplatte noch in Ordnung war. (Für Interessierte: natürlich das gute alte fsck und seinen Kumpel badblocks und außerdem das ganz vortreffliche testdisk, das ich vorher noch nicht gekannt hatte.)
Das dauerte ein bißchen. Vor allem badblocks. :-/ Hätte ich mir eigentlich vorher denken können, daß ein Programm, das eine ganze Festplatte byteweise durchgeht und in jedes Byte ein bestimmtes Muster schreibt (in meinem Fall: 1010) und dann die ganze Festplatte noch einmal byteweise durchgeht und nachguckt, ob da wirklich überall dieses Muster steht, eine Weile am Schaffen sein würde.
320 GB. Das sind über drei Millionen Byte. Wenn ich die unter allen Menschen in Finnland aufteilen wollte, würde jeder vier oder fünf Bits abbekommen. :-o
Und die hat das Ding einzeln beschrieben. Und danach einzeln kontrolliert. <schnarch>
Aber immerhin weiß ich jetzt ganz sicher, daß die Platte an sich in Ordnung ist.
Und jetzt sind fast alle alten Daten wieder drauf und die, die sich nicht wiederherstellen lassen und auf die ich nicht verzichten will, suche ich mir gerade wieder aus den altvertrauten Quellen (öhömm... Internet) zusammen. :-)
Und ich bin jetzt total superschlau und voll kompetent auf dem Gebiet der Datenrettung und -wiederherstellung.
Naja, ziemlich schlau und einigermaßen kompetent. Aber für den Hausgebrauch langt’s. :-)
Und ich weiß, wie ein MBR von innen aussieht! <freu> Also falls ich irgendwann mal einen von Hand editieren muß oder so...
(Wer sich mal richtig gruseln will: Auf dem letzten Chaos Communication Congress gab’s einen Vortrag über Datenrettung, bei dem einige sehr, äh, interessante Bilder kaputter Festplatten gezeigt wurden. Die direkten Links zur Filmdatei (in diversen Formaten und Aufnahmequalitäten) und die Torrentlinks gibt’s hier (jeweils die Dateien, deren Namen mit „27c3-4231“ beginnen). Oweia, diese Bilder... <gruselwusel> Erste gute Nachricht: Keiner dieser ehemals magnetisch speichernden Trümmerhaufen gehört mir. Zweite gute Nachricht: Wenn mal eine speichermedientechnische Katastrophe passiert, gibt es Leute, die helfen können.)
So, jetzt geh ich mich noch ’ne Runde superschlau und systemverwalterisch unschlagbar fühlen... <träller>
... Permalink
... older stories