Samstag, 2. Oktober 2010
Übersetzungsfragen
Themen: Schreiben, Sprachen
Neulich habe ich eine Kurzgeschichte gelesen, die irgendwie... naja... französisch war.

Sie befand sich in einem englischsprachigen Sammelband mit lauter Geschichten von Leuten mit mehr oder weniger englischsprachig (britisch oder amerikanisch) klingenden Namen. Nur der Verfasser dieser einen Geschichte hieß irgendwie belgisch oder so. Und das Ganze spielte in Brüssel.

Leider ging aus dem Buch nicht hervor, ob er die Geschichte auf englisch geschrieben hatte oder ob er sie auf französisch geschrieben hatte und sie dann von jemand anderem ins Englische übersetzt worden war. Auf jeden Fall war der Schreibstil so, daß man ganz deutlich merkte: Diese Geschichte wurde von jemandem geschrieben, der auf französisch denkt.

(Natürlich mußte ich sofort darüber nachdenken, ob man meinem Schreibstil vielleicht anmerkt, daß ich Deutsch-Muttersprachlerin bin. Ganz auf deutsch denke ich ja nicht, sondern eher so halb deutsch, halb englisch. Aber ich glaube, man merkt mir bzw. meinen Texten doch meine Muttersprache an, egal, in welcher Sprache ich schreibe; ich habe nämlich die „Semikolon-Krankheit“. Ich schreibe, wenn ich nicht arg aufpasse, lauter entsetzlich lange Sätze mit vielen, vielen Strichpunkten drin. Das ist ganz typisch deutsch. Wobei ich allerdings nicht sicher bin, ob meine Leser, wenn ich etwas auf englisch schreibe, angesichts der vielen Strichpunkte tatsächlich „Deutsch-Muttersprachlerin“ denken oder (weil ich mich auf englisch ansonsten eigentlich ausdrücke wie eine Englisch-Muttersprachlerin) nicht vielleicht eher „hoffnungslos intellektuell“...)

Was an dieser Kurzgeschichte noch interessant war und worauf ich hier jetzt eigentlich hinauswill, waren die Stellen, die auch im englischen Text französischsprachig waren. An einer Stelle wurde der Inhalt eines Bücherregals beschrieben. Zuerst kamen ein paar Bücher, die im Original französisch sind (ich sag jetzt mal: De la terre à la lune von Jules Verne), und man dachte sich: ach ja, die Geschichte spielt irgendwie in Belgien oder so, da liest man sowas natürlich im Original. Aber dann kamen ein paar Bücher, die im Original nicht französisch sind (ich sag jetzt mal: Le crime de l’Orient-Express von Agatha Christie), und ich dachte: Moment, was?

Ach ja, stimmt: das ist natürlich wegen des Lokalkolorit. ;-)

Eine Bekannte von mir, die Übersetzungswissenschaft studiert hat, erzählte mir mal, wie sie in einem Seminar gemeinsam Auszüge aus einem finnischen Roman ins Deutsche übersetzt haben. Eins der Probleme, die dabei auftraten und dann natürlich eifrig diskutiert wurden, war: Was macht man mit Eigennamen wie z. B. Straßennamen oder eben Buchtiteln? Soll man die ganz übersetzen (Kruunukatu → „Kronenstraße“) oder teilweise (Kruunukatu → „Kruunu-Straße“, oweia...) oder lieber gar nicht (so daß der finnischsprachige Protagonist in seiner finnischen Heimatstadt auch in der deutschen Übersetzung noch in der Kruunukatu wohnt)?

Ich weiß nicht mehr, wie sie sich damals entschieden haben, aber in dieser Kurzgeschichte jedenfalls fand ich es gut, daß da alle Buchtitel auf französisch standen. Eine der Regeln beim Schreiben ist ja „show, don’t tell“, und mit solchen kleinen Tricks kann man den Leser ständig daran erinnern, daß die Geschichte in einer französischsprachigen Weltgegend spielt, ohne dauernd direkt sagen zu müssen „... und dieses Gespräch fand übrigens auf französisch statt“ oder „wir befinden uns immer noch in Belgien“.

Allerdings kann man sowas wohl mit französischen Sprachfetzen in einem englischsprachigen Text wohl eher machen als mit finnischen Sprachfetzen in einem deutschen Text... ich meine: wer kann in Deutschland schon Finnisch?

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Freitag, 19. März 2010
Täglich
Themen: Schreiben, Sprachen
In der letzten Zeit war ich ja echt schreibfaul. Nicht nur hier im Blog, sondern grundsätzlich... die unbeantworteten Mails stapeln sich nur so... also, wenn man elektronische Dokumente stapeln könnte... nun gut.

Jetzt habe ich mir vorgenommen, jeden Tag wenigstens etwas zu schreiben. Also: einen Blogeintrag, eine E-Mail, ein... irgendwas... Jedenfalls etwas mehr als nur einen Einkaufszettel oder eine SMS oder etwas in der Art. Etwas mit Substanz.

Mal sehen, wie lange ich das durchhalte. ;-) Noch bin ich hoffnungsvoll; das tägliche Vokabellernen halte ich ja auch schon seit mehreren Wochen durch. (Naja, fast täglich. Immerhin merke ich, wie es vorangeht.)

Die Sache mit dem täglichen Schreiben habe ich vor Jahren mal in einem Buch gefunden, in dem es eigentlich um das Schreiben von Geschichten und Gedichten ging. Da hieß es unter anderem: Wenn man viel schreiben will, muß man (logischerweise) viel schreiben. Man solle sich am besten jeden Tag eine halbe Stunde oder so zum Schreiben reservieren und dann tatsächlich auch schreiben; wenn einem nichts einfällt, was man schreiben könnte, solle man einfach etwas zum Thema „ich fühl mich heute so uninspiriert“ schreiben.

Hoffentlich funktioniert das. ;-)

Und die Vokabeln? Tja, ich mache mal wieder einen Anlauf zum Nāhuatl-Lernen. An dieser Sprache knabbere ich inzwischen schon seit mehr als fünf Jahren und komme einfach nicht über „Lektion 3: Der Plural des Substantivs“ hinaus. Naja, vielleicht klappt’s diesmal endlich... Ich will endlich weiterkommen und an die Verben randürfen! Dann wird’s nämlich richtig interessant; Nāhuatl ist eine inkorporierende Sprache, und in solchen Sprachen lassen sich mit Verben echt tolle Sachen anstellen.

Darauf kann ich mich jetzt ja schon mal freuen – in der Hoffnung, daß ich es diesmal endlich bis zum Ende von Lektion 3 schaffe... Zumindest mache ich mit den Vokabeln von Lektion 2 („Der Grundwortschatz“; Lektion 1 war „Aussprache und Rechtschreibung“) ganz gute Fortschritte.

Und dank Grundwortschatz kann ich auch schon so nützliche Sachen sagen wie „ich verstehe nicht“ (ahmō nicmati, ein extrem wichtiger Satz in jeder Fremdsprache) oder „vielen Dank“ (tlazohcāmati huel miac). „Sprechen Sie Deutsch?“ (oder womöglich sogar „Sprechen Sie bitte langsamer, ich bin erst in Lektion 2 im Lehrbuch“) kann ich leider noch nicht sagen. Aber dafür kann ich ziemlich weit zählen, das sollte ja auch etwas wert sein...

Nachtrag: Upps, natürlich heißt ahmō nicmati nicht „ich verstehe nicht“, sondern „ich weiß nicht“. Allerdings ist auch das ein ziemlich wichtiger Satz.

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