Freitag, 26. Juni 2009
Von Missionaren umzingelt
Themen: Religion
Übernächste Woche fahre ich zurück nach Finnland. Dort hat neuesten Meldungen zufolge gerade so eine Atheist Bus Campaign begonnen.

Eigentlich könnte mir das ja egal sein. Ich weiß selber, woran ich glaube und woran ich nicht glaube. Allerdings gehen mir Missionierungsversuche egal welcher Couleur grundsätzlich auf die Nerven. (Das betrifft übrigens nicht nur religiös motivierte Missionierungsversuche, sondern ganz allgemein weltanschaulich motivierte, also auch z. B. Wahlkampf.)

Mein erster Gedanke war also: „Na super – jetzt werde ich nicht mehr nur von christlichen, sondern auch von atheistischen Missionskampagnen genervt. Sozusagen in Stereo.“

Jetzt verstehe ich auf einmal die jüdische Kommilitonin, die mir vor Jahren sagte: „Ihr Gojim habt’s gut. Ihr werdet nur von christlichen Missionaren belästigt, wir kriegen dazu noch die jüdischen.” (Anscheinend missionieren Juden sich nur gegenseitig, und deshalb kriegt man als Nichtjude kaum etwas von der jüdischen Missionsarbeit mit und bekommt deshalb den Eindruck, beim Judentum handele es sich um eine Religion ohne jegliche Mission. Für mich sind z. B. die Lubawitscher diese netten Leute, die alle möglichen Informationen über das Judentum ins Netz stellen; für meine Kommilitonin sind sie diese Nervensägen, die ihr andauernd irgendwelche aus ihrer Sicht völlig abstrusen Bibelinterpretationen aufschwatzen wollen.)

Nachtrag: Ich würde mich übrigens wahrscheinlich auch von Missionaren meiner eigenen Religion genervt fühlen. Aber da wir unter anderem für unsere, sagen wir mal, gesunde Streitkultur bekannt sind, wäre das eine völlig natürliche Reaktion und kein Grund zur Beunruhigung. Zum Glück missionieren wir nicht...

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