Montag, 5. Oktober 2009
Ämter-Tournee
Themen: Arbeitslos, Finnland
In den letzten Tagen mußte ich gleich zu mehreren Ämtern. Eigentlich hatte ich gedacht, ich müßte nur zum Arbeitsamt (zum Arbeitslosmelden), aber die schickten mich dann weiter zur Ausländerpolizei (ach ja, stimmt, ich bin ja EU-Ausländerin...) und dann zu KELA. (KELA ist sozusagen das staatliche Geld-Verteil-Amt. Von denen kriegt man sein BAföG, sein Krankengeld, seine Rente, sein Arbeitslosengeld, seine Sozialhilfe, sein Kindergeld usw. usf. Außerdem ist es die einzige gesetzliche Krankenkasse in Finnland; alle anderen Krankenversicherungen bieten nur private und freiwillige Zusatzversicherungen. In KELA ist man automatisch drin, als Finne anscheinend qua Geburt, als Ausländer spätestens dann, wenn man Geld verdient (wovon dann zusammen mit der Einkommenssteuer usw. automatisch der KELA-Beitrag abgezogen wird).)

Zum Glück waren die Beamten, an die ich geriet, alle sehr nett und hilfsbereit. Vor allem letzteres ist wichtig, wenn es die Formulare nur auf finnisch und schwedisch gibt und man trotz Sprachkenntnissen auf jeder Seite über ein Dutzend Fachausdrücke stolpert, die man noch nie gehört hat...

Die Frau beim Arbeitsamt war der Meinung, ich spreche fließend Finnisch. Einerseits ist das natürlich sehr schmeichelhaft. Andererseits bin ich nicht ganz glücklich damit, daß in meiner Akte jetzt „spricht fließend Finnisch“ steht, denn erstens gibt es jenseits von „fließend“ nicht mehr viel, womit sich meine Englischkenntnisse beschreiben ließen (im Englischen kommuniziere ich immerhin auf Muttersprachniveau), und zweitens kann ich mich jetzt nicht mehr auf meinen Status als „ich-dummes-Ausländer-nix-sprechen-Finnisch“ (oder „en puhutteko suomeeksi“, wie es eine Bekannte von mir mal ausdrückte) berufen, wenn ich irgendwann von denen ein in komplizierter Amtssprache abgefaßtes Schreiben bekommen sollte. Mist. ;-) Daß sie von meinen Schwedischkenntnissen (ich bin eigentlich der Meinung, Schwedisch nur geringfügig schlechter zu sprechen als Finnisch) wesentlich weniger beeindruckt war, fand ich auch nicht so lustig. Aber wir hatten insgesamt ein ziemlich gutes Gespräch, in dem sie mir den Eindruck vermittelte, ich sei Kundin und nicht (wie es heutzutage anscheinend in Deutschland ist) Bittstellerin oder so etwas.

Die unter anderem für meinen Wohnort zuständige Ausländerpolizeidienststelle ist in Tikkurila. Da ich vor vielen, vielen Jahren mal ganz in der Nähe gewohnt habe, war es natürlich interessant, da mal wieder hinzukommen. Auch wenn die Busreise dorthin etwa eine Stunde dauert (und zurück nochmal eine Stunde) und damit zuzüglich der Wartezeit im Amt der Vormittag dann gelaufen war... Zusätzlich zu einem offiziellen Zettel, der belegt, daß ich legal im Lande bin, und zwar unbefristet, bekam ich ein weiteres Blatt mit einer Belehrung über mein Widerspruchsrecht. Die Polizistin konnte sich auch nicht richtig vorstellen, warum ich ausgerechnet gegen einen Beleg für mein Aufenthaltsrecht Widerspruch einlegen wollen könnte („die böse Polizistin hat gesagt, ich darf in Finnland wohnen, aber das will ich doch gar nicht! *schnief*“ oder wie?), aber sie müssen halt zu jedem Beleg und jedem Bescheid, der rausgeht, so ein Ding dazustecken. Damit mußten wir uns beide abfinden.

Bei KELA (von dort komme ich gerade zurück) bekam ich ein mehrseitiges und sehr kompliziert aussehendes Formular, von dem ich nur die Hälfte verstand. Zum Glück stellte sich heraus, daß der größte Teil der Punkte, die ich nicht verstand, auf mich sowieso nicht zutraf. Glück gehabt. ;-)

Alles in allem habe ich mal wieder gemerkt: Die Finnen stehen zwar mindestens genau so sehr wie die Deutschen auf Bürokratie, aber die Beamten sind im Durchschnitt viel freundlicher. :-)